Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. zu reden/ billig ist/ daß er seines Ampts dereins bey seiner Gnädigsten Königin rechenschastablege. Also ließ sie Neda zu ihr ruffen/ und erteilete ihm/ in ihrem und ihrer Eltern Nah- men Befehl/ was er zu Prag verrichten solte; und als sie solches geendiget hatte/ fiel ihr Libussen Posse ein/ daß sie sich lachens nicht enthalten kunte; er aber die Ursach merkend/ sagte zu ihr: Ihre Gn. lachen ohn zweiffel meines Unglüks; damit ging das algemeine Gelächter erst an/ welches Libussa durch ihre wunderliche Auffzüge stets häuffete; Fr. So- phia aber sagete zu ihm: Verzeihet mir Neda/ daß ich eure hintige Gedanken gerne wis- sen möchte. Die wahren sehr wunderlich und mannigsalt/ antwortete er; doch/ hätte ich das versperrete Gemach öffnen können/ wahr mein ganzes vornehmen/ ich wolte das heß- liche Geschöpff ins Bette Tuch eingewickelt/ sie vor allen anwesenden Gästen mitten im Saal nidergelegt/ und mit meiner Wasen umb sie her getanzet haben. Dem hatte eure Wase vorgebauet/ antwortete sie/ hoffe doch/ sie werde Bescheidenheit gebrauchet/ und euch Zeit gegönnet haben nach solchem Schrecken des heßlichen Wunder Tiehrs/ an eu- rer Liebsten Schönheit euch wieder zuerhohlen. Ich bin mit allem wol zufrieden/ sagte er/ nachdem der heßliche Wuhl nicht erwachet/ noch meiner inne worden ist/ mag auch wol seyn/ daß er noch in schnarchender und stinkender Ruhe lieget/ welcher Beschluß ein neues Gelächter erweckete. Klodius und Markus hatten gleich diesen Morgen sich beredet/ wie sie ihren liebsten Herren ein dankbares Gemüht erzeigen möchten/ funden auch ihre Ehe- liebsten darzu ganz willig/ daher sie Leches und Neda in den innersten Plaz fodern liessen/ und sie verständigten/ welcher gestalt sie auff ihre Wiederkunfft von Prage/ willens wäh- ren/ mit in Persen zureisen/ und ihren Herren 1000 Römische wolverfuchte Reuter auff eigenen Kosten zuzuführen/ da ihre Eheliebsten ihnen auff der ganzen Reise Geselschafft leisten/ und sich Fräulein Valisken zu dienste und untertähnigster Auffwartung darstellen wolten. Solches werden unsere gnädigste Herren mit gebührlicher Vergeltung erkennen/ antwortete Leches/ und habe ich ohn das von ihnen Befehl/ etliche Völker hieselbst zuwer- ben/ da Fr. Sophia (wie ich mit ihr abgeredet) die Anreits Gelder alsbald auszahlen wird. So werde ich so liebe Freunde ohn mich nicht zihen lassen/ sagte Neda/ sondern von Prag ab/ mich nach Teutschland erheben/ und so viel in der Eile geschehen kan/ eine versuchte Reuterey samlen/ damit wir ein gestaltes Heer mitbringen/ und unserer Herren Hocheit daraus von den fremden in etwas erkennet werde. Mir ist sehr liebe/ sagte Leches/ daß ich gelegene Freyheit bekomme/ ausser den Befehl (welcher sich nur auff 4000 Reuter zum höchsten erstrecket) zuschreiten/ und diese Völker mit Böhmischer guter Anzahl zustärcken. Der Stathalter hatte schon sechs Werber bestellet/ denen Fr. Sophia auff 6000 wol versuchte Reuter drey Tonnen Goldes auszählete/ und weil sie Klodius und Markus vor- nehmen von Leches verstund/ boht sie ihnen zu dessen behueff eine Tonne Goldes; welches sie aber nebest ihren Ehe Liebesten beständig ausschlugen/ vorwendend/ sie wolten ihre eige- ne Leute/ zu ihrer Herren Dienst in Persien führen. So wolte auch Neda keinen Heller von ihr empfangen/ weil ihm Ladisla und Herkules Danlourkeit gnug bekant wahr/ und daß sie ihm alles reichlich erstatten würden. Aber Lechen empfing sechs Tonnen Goldes von ihr/ gingen ingesamt zum Frühstücke/ und setzeten die beyde junge Ehemänner mit ih- ren Liebsten (denen Fr. Saphia 50 Reuter zur Begleitung gab) ihre Reise auffs schleu- nigste
Vierdes Buch. zu reden/ billig iſt/ daß er ſeines Ampts dereins bey ſeiner Gnaͤdigſten Koͤnigin rechenſchaſtablege. Alſo ließ ſie Neda zu ihr ruffen/ und erteilete ihm/ in ihrem uñ ihrer Eltern Nah- men Befehl/ was er zu Prag verrichten ſolte; und als ſie ſolches geendiget hatte/ fiel ihr Libuſſen Poſſe ein/ daß ſie ſich lachens nicht enthalten kunte; er aber die Urſach merkend/ ſagte zu ihr: Ihre Gn. lachen ohn zweiffel meines Ungluͤks; damit ging das algemeine Gelaͤchter erſt an/ welches Libuſſa durch ihre wunderliche Auffzuͤge ſtets haͤuffete; Fr. So- phia aber ſagete zu ihm: Verzeihet mir Neda/ daß ich eure hintige Gedanken gerne wiſ- ſen moͤchte. Die wahren ſehr wunderlich und mannigſalt/ antwortete er; doch/ haͤtte ich das verſperrete Gemach oͤffnen koͤnnen/ wahr mein ganzes vornehmen/ ich wolte das heß- liche Geſchoͤpff ins Bette Tuch eingewickelt/ ſie vor allen anweſenden Gaͤſten mitten im Saal nidergelegt/ und mit meiner Waſen umb ſie her getanzet haben. Dem hatte eure Waſe vorgebauet/ antwortete ſie/ hoffe doch/ ſie werde Beſcheidenheit gebrauchet/ und euch Zeit gegoͤnnet haben nach ſolchem Schrecken des heßlichen Wunder Tiehrs/ an eu- rer Liebſten Schoͤnheit euch wieder zuerhohlen. Ich bin mit allem wol zufrieden/ ſagte er/ nachdem der heßliche Wuhl nicht erwachet/ noch meiner inne worden iſt/ mag auch wol ſeyn/ daß er noch in ſchnarchender und ſtinkender Ruhe lieget/ welcher Beſchluß ein neues Gelaͤchter erweckete. Klodius und Markus hatten gleich dieſen Morgen ſich beredet/ wie ſie ihren liebſten Herren ein dankbares Gemuͤht erzeigen moͤchten/ funden auch ihre Ehe- liebſten darzu ganz willig/ daher ſie Leches und Neda in den innerſten Plaz fodern lieſſen/ und ſie verſtaͤndigten/ welcher geſtalt ſie auff ihre Wiederkunfft von Prage/ willens waͤh- ren/ mit in Perſen zureiſen/ und ihren Herren 1000 Roͤmiſche wolverfuchte Reuter auff eigenen Koſten zuzufuͤhren/ da ihre Eheliebſten ihnen auff der ganzen Reiſe Geſelſchafft leiſten/ und ſich Fraͤulein Valiſken zu dienſte und untertaͤhnigſter Auffwartung darſtellen wolten. Solches werden unſere gnaͤdigſte Herren mit gebuͤhrlicher Vergeltung erkeñen/ antwortete Leches/ und habe ich ohn das von ihnen Befehl/ etliche Voͤlker hieſelbſt zuwer- ben/ da Fr. Sophia (wie ich mit ihr abgeredet) die Anreits Gelder alsbald auszahlẽ wird. So werde ich ſo liebe Freunde ohn mich nicht zihen laſſen/ ſagte Neda/ ſondern von Prag ab/ mich nach Teutſchland erheben/ und ſo viel in der Eile geſchehen kan/ eine verſuchte Reuterey ſamlen/ damit wir ein geſtaltes Heer mitbringen/ und unſerer Herren Hocheit daraus von den fremden in etwas erkennet werde. Mir iſt ſehr liebe/ ſagte Leches/ daß ich gelegene Freyheit bekomme/ auſſer den Befehl (welcher ſich nur auff 4000 Reuter zum hoͤchſten erſtrecket) zuſchreiten/ und dieſe Voͤlker mit Boͤhmiſcher guter Anzahl zuſtaͤrckẽ. Der Stathalter hatte ſchon ſechs Werber beſtellet/ denen Fr. Sophia auff 6000 wol verſuchte Reuter drey Tonnen Goldes auszaͤhlete/ und weil ſie Klodius und Markus vor- nehmen von Leches verſtund/ boht ſie ihnen zu deſſen behueff eine Tonne Goldes; welches ſie aber nebeſt ihren Ehe Liebeſten beſtaͤndig ausſchlugen/ vorwendend/ ſie wolten ihre eige- ne Leute/ zu ihrer Herren Dienſt in Perſien fuͤhren. So wolte auch Neda keinen Heller von ihr empfangen/ weil ihm Ladiſla und Herkules Danlourkeit gnug bekant wahr/ und daß ſie ihm alles reichlich erſtatten wuͤrden. Aber Lechen empfing ſechs Tonnen Goldes von ihr/ gingen ingeſamt zum Fruͤhſtuͤcke/ und ſetzeten die beyde junge Ehemaͤnner mit ih- ren Liebſten (denen Fr. Saphia 50 Reuter zur Begleitung gab) ihre Reiſe auffs ſchleu- nigſte
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Vierdes Buch.
zu reden/ billig iſt/ daß er ſeines Ampts dereins bey ſeiner Gnaͤdigſten Koͤnigin rechenſchaſt
ablege. Alſo ließ ſie Neda zu ihr ruffen/ und erteilete ihm/ in ihrem uñ ihrer Eltern Nah-
men Befehl/ was er zu Prag verrichten ſolte; und als ſie ſolches geendiget hatte/ fiel ihr
Libuſſen Poſſe ein/ daß ſie ſich lachens nicht enthalten kunte; er aber die Urſach merkend/
ſagte zu ihr: Ihre Gn. lachen ohn zweiffel meines Ungluͤks; damit ging das algemeine
Gelaͤchter erſt an/ welches Libuſſa durch ihre wunderliche Auffzuͤge ſtets haͤuffete; Fr. So-
phia aber ſagete zu ihm: Verzeihet mir Neda/ daß ich eure hintige Gedanken gerne wiſ-
ſen moͤchte. Die wahren ſehr wunderlich und mannigſalt/ antwortete er; doch/ haͤtte ich
das verſperrete Gemach oͤffnen koͤnnen/ wahr mein ganzes vornehmen/ ich wolte das heß-
liche Geſchoͤpff ins Bette Tuch eingewickelt/ ſie vor allen anweſenden Gaͤſten mitten im
Saal nidergelegt/ und mit meiner Waſen umb ſie her getanzet haben. Dem hatte eure
Waſe vorgebauet/ antwortete ſie/ hoffe doch/ ſie werde Beſcheidenheit gebrauchet/ und
euch Zeit gegoͤnnet haben nach ſolchem Schrecken des heßlichen Wunder Tiehrs/ an eu-
rer Liebſten Schoͤnheit euch wieder zuerhohlen. Ich bin mit allem wol zufrieden/ ſagte er/
nachdem der heßliche Wuhl nicht erwachet/ noch meiner inne worden iſt/ mag auch wol
ſeyn/ daß er noch in ſchnarchender und ſtinkender Ruhe lieget/ welcher Beſchluß ein neues
Gelaͤchter erweckete. Klodius und Markus hatten gleich dieſen Morgen ſich beredet/ wie
ſie ihren liebſten Herren ein dankbares Gemuͤht erzeigen moͤchten/ funden auch ihre Ehe-
liebſten darzu ganz willig/ daher ſie Leches und Neda in den innerſten Plaz fodern lieſſen/
und ſie verſtaͤndigten/ welcher geſtalt ſie auff ihre Wiederkunfft von Prage/ willens waͤh-
ren/ mit in Perſen zureiſen/ und ihren Herren 1000 Roͤmiſche wolverfuchte Reuter auff
eigenen Koſten zuzufuͤhren/ da ihre Eheliebſten ihnen auff der ganzen Reiſe Geſelſchafft
leiſten/ und ſich Fraͤulein Valiſken zu dienſte und untertaͤhnigſter Auffwartung darſtellen
wolten. Solches werden unſere gnaͤdigſte Herren mit gebuͤhrlicher Vergeltung erkeñen/
antwortete Leches/ und habe ich ohn das von ihnen Befehl/ etliche Voͤlker hieſelbſt zuwer-
ben/ da Fr. Sophia (wie ich mit ihr abgeredet) die Anreits Gelder alsbald auszahlẽ wird.
So werde ich ſo liebe Freunde ohn mich nicht zihen laſſen/ ſagte Neda/ ſondern von Prag
ab/ mich nach Teutſchland erheben/ und ſo viel in der Eile geſchehen kan/ eine verſuchte
Reuterey ſamlen/ damit wir ein geſtaltes Heer mitbringen/ und unſerer Herren Hocheit
daraus von den fremden in etwas erkennet werde. Mir iſt ſehr liebe/ ſagte Leches/ daß ich
gelegene Freyheit bekomme/ auſſer den Befehl (welcher ſich nur auff 4000 Reuter zum
hoͤchſten erſtrecket) zuſchreiten/ und dieſe Voͤlker mit Boͤhmiſcher guter Anzahl zuſtaͤrckẽ.
Der Stathalter hatte ſchon ſechs Werber beſtellet/ denen Fr. Sophia auff 6000 wol
verſuchte Reuter drey Tonnen Goldes auszaͤhlete/ und weil ſie Klodius und Markus vor-
nehmen von Leches verſtund/ boht ſie ihnen zu deſſen behueff eine Tonne Goldes; welches
ſie aber nebeſt ihren Ehe Liebeſten beſtaͤndig ausſchlugen/ vorwendend/ ſie wolten ihre eige-
ne Leute/ zu ihrer Herren Dienſt in Perſien fuͤhren. So wolte auch Neda keinen Heller
von ihr empfangen/ weil ihm Ladiſla und Herkules Danlourkeit gnug bekant wahr/ und
daß ſie ihm alles reichlich erſtatten wuͤrden. Aber Lechen empfing ſechs Tonnen Goldes
von ihr/ gingen ingeſamt zum Fruͤhſtuͤcke/ und ſetzeten die beyde junge Ehemaͤnner mit ih-
ren Liebſten (denen Fr. Saphia 50 Reuter zur Begleitung gab) ihre Reiſe auffs ſchleu-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/888>, abgerufen am 16.06.2024. |