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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
seyn. Dieses Heer/ stark 19 tausend Reuter/ kam des Morgens vor Padua an/ und lagen
die folgenden beyden Tage daselbst stille. Des Tages vor ihrem Auffbruch empfingen Le-
ches und seine Gesellen/ wie auch deren Eheliebsten von dem Stathalter und Fr. Sophien/
Brieffe und Befehl/ was bey unsern Heldensolte bestellet werden/ und schenkete der Stat-
halter Leches eine grosse güldene Kette mit des Käysers Brustbilde/ als einem Fürstlichen
Abgesanten/ da Fr. Sophia zu demselben sagete: Ich darff mein liebes Söhnlein/ welches
erst drey Monat alt ist/ weder verlassen/ noch auff dem ungestümen Meere wagen/ sonst
dürfte ich in Geselschafft mit reisen; was ich aber eurer Liebsten schon anbefohlen/ wil ich
euch auch fest eingebunden haben/ daß ihr eurem Könige und Groß Fürsten/ meinem Ge-
mahl und Bruder saget/ ich lasse sie geträulich warnen/ daß sie nicht/ ihrer Art nach/ sich
in den grösten Gefährligkeiten ohn Noht zu tieff wagen/ und nach der Fräulein erlösung
sich durch anderer Leute Freundschaft nicht auffhalten lassen; ich nebest meiner Fr. Mut-
ter und allen Christen zu Padua wollen vor sie zu Gott im Himmel fleissig behten/ welcher
auch unsere Seufzer erhören wird; gönnet uns dann der barmherzige JEsus/ daß wir
frölich wieder zusammen kommen sollen/ werde ich schon darauff bedacht seyn/ euch eine
sonderliche Belohnung bey meinem Gemahl zuerwerben; vor dißmahl bin ich nur auff der
Völker Unterhalt bedacht/ dero behueff ihr acht Tonnen Goldes zuempfangen habet/ und
sind die Schiffe mit Speise/ Trank/ und Futterung überflüssig versehen. Hernach ließ sie
etliche fuder Wein hinauß vor das Tohr auff den Plaz führen/ woselbst Fulvius von La-
disla erleget wahr/ da die Teutschen und Böhmen sich in zwo Hauffen lagerten/ und mit
grossen Humpen dergestalt auffeinander stürmeten/ ob wolten sie einander zu Tode sauf-
fen/ doch wurden die Teutschen endlich der andern Meister und erstritten den Sauffpreiß.
Da hätte man nun bey diesem Gelage ein Gesinge hören sollen von ihren alten Helden/
welches so wüste und verwirret durch einander ging auch so gar ohn Liebligkeit/ daß es al-
len Zusehern ein Grausen verursachete/ und ins gemein wünscheten/ der Himmel möchte
sie vor der Teutschen Feindschaft behüten. Unterschiedliche Teutschen wurden über dem
Trunk uneins/ meineten/ ihnen währe nicht gebührlich bescheid getahn/ sonderlich beim
Gesundheit-Trinken; nicht/ daß nicht alles rein außgesoffen währe/ dann dieses hätten sie
vor einen unablöschlichen Schimpff gerechnet/ welcher ihnen in allen ehrlichen Gelagen
verweißlich auffgerücket werden müssen; sondern nur/ daß dieser oder jener Gebrauch aus
unacht unterlassen/ oder das weite Gefäß nicht auff einmahl und in einem Athem außgelee-
ret/ oder etwas neben hin getrüpfet währe; hierüber zanketen sie sich an fangs/ folgete dann
ein Scheltwort/ zog der ander die Faust/ und schlug jenen übers Maul daß die rohte Sup-
pe folgete; dieser verblutete sich zuvor/ und nach dem er sich gewaschen hatte/ foderte er je-
nen aus/ und zerschlugen sich mit Fäusten drey unterschiedliche gänge/ daß ihnen die Au-
gen im Kopffe zuschwollen/ meineten dann/ sie hätten ihren Ehren gnug getahn/ und ver-
trugen sich mit einem Handschlage/ so daß ihres Streites weder von ihnen selbsten noch
von einigen andern gedacht ward. Ein einfältiger/ doch handfester teutscher Ritter/ da
ihm der Wein zu Häupte stieg/ ließ ihm ein Glaß von zwey Massen einschenken/ fassete es
in den Arm und ging der Schau Bühne zu/ auff welcher der Stathalter mit den Padua-
nischen Rahts Herren und vornehmen Frauenzimmer saß/ kniete vor dem Stathalter ni-

der

Vierdes Buch.
ſeyn. Dieſes Heer/ ſtark 19 tauſend Reuter/ kam des Morgens vor Padua an/ und lagen
die folgenden beyden Tage daſelbſt ſtille. Des Tages vor ihrem Auffbruch empfingen Le-
ches uñ ſeine Geſellen/ wie auch deren Eheliebſten von dem Stathalter und Fr. Sophien/
Brieffe und Befehl/ was bey unſern Heldenſolte beſtellet werden/ und ſchenkete der Stat-
halter Leches eine groſſe guͤldene Kette mit des Kaͤyſers Bruſtbilde/ als einem Fuͤrſtlichen
Abgeſanten/ da Fr. Sophia zu demſelben ſagete: Ich darff mein liebes Soͤhnlein/ welches
erſt drey Monat alt iſt/ weder verlaſſen/ noch auff dem ungeſtümen Meere wagen/ ſonſt
dürfte ich in Geſelſchafft mit reiſen; was ich aber eurer Liebſten ſchon anbefohlen/ wil ich
euch auch feſt eingebunden haben/ daß ihr eurem Koͤnige und Groß Fuͤrſten/ meinem Ge-
mahl und Bruder ſaget/ ich laſſe ſie getraͤulich warnen/ daß ſie nicht/ ihrer Art nach/ ſich
in den groͤſten Gefaͤhrligkeiten ohn Noht zu tieff wagen/ und nach der Fraͤulein erloͤſung
ſich durch anderer Leute Freundſchaft nicht auffhalten laſſen; ich nebeſt meiner Fr. Mut-
ter und allen Chriſten zu Padua wollen vor ſie zu Gott im Himmel fleiſſig behten/ welcher
auch unſere Seufzer erhoͤren wird; goͤnnet uns dann der barmherzige JEſus/ daß wir
froͤlich wieder zuſammen kommen ſollen/ werde ich ſchon darauff bedacht ſeyn/ euch eine
ſonderliche Belohnung bey meinem Gemahl zuerwerben; vor dißmahl bin ich nur auff deꝛ
Voͤlker Unterhalt bedacht/ dero behueff ihr acht Tonnen Goldes zuempfangen habet/ und
ſind die Schiffe mit Speiſe/ Trank/ und Futterung uͤberfluͤſſig verſehen. Hernach ließ ſie
etliche fuder Wein hinauß vor das Tohr auff den Plaz fuͤhren/ woſelbſt Fulvius von La-
diſla erleget wahr/ da die Teutſchen und Boͤhmen ſich in zwo Hauffen lagerten/ und mit
groſſen Humpen dergeſtalt auffeinander ſtuͤrmeten/ ob wolten ſie einander zu Tode ſauf-
fen/ doch wurden die Teutſchen endlich der andern Meiſter und erſtritten den Sauffpreiß.
Da haͤtte man nun bey dieſem Gelage ein Geſinge hoͤren ſollen von ihren alten Helden/
welches ſo wuͤſte und verwirret durch einander ging auch ſo gar ohn Liebligkeit/ daß es al-
len Zuſehern ein Grauſen verurſachete/ und ins gemein wuͤnſcheten/ der Himmel moͤchte
ſie vor der Teutſchen Feindſchaft behuͤten. Unterſchiedliche Teutſchen wurden uͤber dem
Trunk uneins/ meineten/ ihnen waͤhre nicht gebuͤhrlich beſcheid getahn/ ſonderlich beim
Geſundheit-Trinken; nicht/ daß nicht alles rein außgeſoffen waͤhre/ dann dieſes haͤtten ſie
vor einen unabloͤſchlichen Schimpff gerechnet/ welcher ihnen in allen ehrlichen Gelagen
verweißlich auffgeruͤcket werden muͤſſen; ſondern nur/ daß dieſer oder jener Gebrauch aus
unacht unterlaſſen/ oder das weite Gefaͤß nicht auff einmahl und in einem Athem außgelee-
ret/ oder etwas neben hin getruͤpfet waͤhre; hieruͤber zanketen ſie ſich an fangs/ folgete dañ
ein Scheltwort/ zog der ander die Fauſt/ und ſchlug jenen uͤbers Maul daß die rohte Sup-
pe folgete; dieſer verblutete ſich zuvor/ und nach dem er ſich gewaſchen hatte/ foderte er je-
nen aus/ und zerſchlugen ſich mit Faͤuſten drey unterſchiedliche gaͤnge/ daß ihnen die Au-
gen im Kopffe zuſchwollen/ meineten dann/ ſie haͤtten ihren Ehren gnug getahn/ und ver-
trugen ſich mit einem Handſchlage/ ſo daß ihres Streites weder von ihnen ſelbſten noch
von einigen andern gedacht ward. Ein einfaͤltiger/ doch handfeſter teutſcher Ritter/ da
ihm der Wein zu Haͤupte ſtieg/ ließ ihm ein Glaß von zwey Maſſen einſchenken/ faſſete es
in den Arm und ging der Schau Bühne zu/ auff welcher der Stathalter mit den Padua-
niſchen Rahts Herren und vornehmen Frauenzimmer ſaß/ kniete vor dem Stathalter ni-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/900>, abgerufen am 16.06.2024.