Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. tihr hat dich gesäuget und aufferzogen/ daß du diese Sonne der Vollkommenheit hast fesselnund binden können? Verzeihet/ bitte ich/ Durchleuchtiges und unvergleichliches Fräulein/ mir/ euer Durchl. untertähnigst-ergebener Magd Euphrosynen/ daß dieselbe ohn Ihrer Durchl. Befehl sich zur Bedien- und Auffwartung antraget/ ehe sie vor düchtig erkläret ist/ und lasset gnädigst wissen/ womit Euer Durchl. sie etwa möchte dienen können. A- ber O ich unbesonnene/ sagte sie; lief hin nach der Gutsche/ in welcher ihre Kleider Lade stund/ daraus nam sie einen Himmelblauen Unter Rok mit Silber durch und durch gesticket/ und ein Oberkleid aus einem hellscheinen den Silber Stücke gemacht; auch gestickete Schuch und Seidene Strümpffe/ und trug ihr solches alles zu/ da inzwischen die anwesende Man- nesbilder einen Abtrit nahmen/ und Euphrosyne nach gebehtener Verzeihung den Reit- Rok hinweg warff/ und ihrer vollkommenen Leibes Schönheit sich nit gnug verwundern kunte/ da dz Fräulein also zu ihr anfing: Allerliebste Freundin/ mein Oheim Herkules hat eure Tugend und Freundligkeit mir nicht vergeblich gerühmet; aber was hat euch meine geliebte doch immer und ewig bewogen/ diese beschwerliche Reise zutuhn/ vor welcher sich auch die herzhaftesten Männer entsetzen. Durchl. Fräulein/ antwortete sie: Diese Frage wil ich hernach weitleuftig beantworten; welches sie in Gedanken redete/ dann sie hatte sich an ihrer Schönheit gar vergaffet/ und des Strickes an ihren Füssen nicht wahr genommen/ daß Valiska endlich zu ihr sagete: Herzgeliebete Freundin/ leihet mir ein Messer/ daß ich meine Füsse frey mache/ welche fieder hinte umb zwolff Uhr also gebunden sind. O du blin- de Euphrosyne/ fing sie zu ihr selber an/ wo hastu deine Augen und Gedanken? zog hiemit ihr kleines Messerlein hervor/ und sägete damit/ biß sie endlich gewan; küssete hernach die Füsse/ und sagete: O Durchleuchtigster Groß Fürst Herkules/ was vor ein Meister-Bilde hat der Himmel euch vorbehalten? und wann dieses Fräulein ungebohren währe/ wür de keine andere dieser Welt euer Liebe wirdig seyn. Valiska trug grosse beliebung an ihrem Liebko- sen/ weil sie sahe/ dz es ohn falsch von Herzen ging/ und antwortete ihr: Allerliebste Freun- din/ ihr erhebt mich weit über meine gültigkeit/ dann ich selbst schätze mich dieses Fürsten/ ach dieses teuren Fürsten/ noch lange nicht wert. So tuhe ichs aber/ gnädigstes Fräulein/ sagte sie/ und alle Menschen/ welche eure Durchl. kennen/ werden solches tuhn; dann ob gleich Groß Fürst Herkules ohn seines gleichen/ so viel Mannesbilder betrift/ lebet/ so hat er doch/ Gott Lob/ eine gleiche unter den Fräulein/ welches dem ganzen weiblichen Geschlechte ein unsterblicher Ruhm seyn und ewig bleiben muß. Als nun Valiska ihr die Kleider wolte an- legen lassen/ hatte Agatha durch viel bemühung und zutuhn etlicher ihrer Mägde/ Libussen und Brelen wieder zu sich selber gebracht/ welche sich erhoben/ und über das Fräulein her- fielen/ ob hätten sie dieselbe erdrücken wollen/ welches/ angesehen ihrer geträuen Liebe/ sie ihnen durchaus nicht vor übel hielt; nur erinnerte sie dieselben/ sich in der Heftigkeit ihrer Freude zu mässigen. Wie? sagte sie zu ihnen; kommet ihr deßwegen zu mir/ mich mit eurer Ohmacht zubetrüben/ und mit euren Trähnen zuersticken/ da ich meinete/ an euch als mei- nen vertrautesten Freundinnen/ und eine Zeitlang mitgefangenen/ nun aber miterlöseten mich frölich zuergetzen? Zwar wann der barmherzige Gott euch und das Heer nicht zu so glüklicher Stunde hätte hergeführet/ würdet ihr Ursach zu euren Trähnen gefunden haben/ nehmlich entweder meinen todten Leichnam/ oder mich als eine geschändete/ oder wol bey- des zubeweinen; aber gleich wie der Menschen Dieb mit solchem Vorsaz umbging/ hat ihn E e e e e e iij
Vierdes Buch. tihr hat dich geſaͤuget und aufferzogen/ daß du dieſe Soñe der Vollkommenheit haſt feſſelnund binden koͤnnen? Verzeihet/ bitte ich/ Durchleuchtiges uñ unvergleichliches Fraͤulein/ mir/ euer Durchl. untertaͤhnigſt-ergebener Magd Euphroſynen/ daß dieſelbe ohn Ihrer Durchl. Befehl ſich zur Bedien- und Auffwartung antråget/ ehe ſie vor düchtig erklaͤret iſt/ und laſſet gnaͤdigſt wiſſen/ womit Euer Durchl. ſie etwa moͤchte dienen koͤnnen. A- ber O ich unbeſoñene/ ſagte ſie; lief hin nach der Gutſche/ in welcher ihre Kleider Lade ſtund/ daraus nam ſie einen Himmelblauen Unter Rok mit Silber durch und durch geſticket/ uñ ein Oberkleid aus einem hellſcheinen den Silber Stuͤcke gemacht; auch geſtickete Schuch und Seidene Struͤmpffe/ und trug ihr ſolches alles zu/ da inzwiſchen die anweſende Man- nesbilder einen Abtrit nahmen/ und Euphroſyne nach gebehtener Verzeihung den Reit- Rok hinweg warff/ und ihrer vollkommenen Leibes Schoͤnheit ſich nit gnug verwundern kunte/ da dz Fraͤulein alſo zu ihr anfing: Allerliebſte Freundin/ mein Oheim Herkules hat eure Tugend und Freundligkeit mir nicht vergeblich geruͤhmet; aber was hat euch meine geliebte doch immer und ewig bewogen/ dieſe beſchwerliche Reiſe zutuhn/ vor welcher ſich auch die herzhafteſten Maͤnner entſetzen. Durchl. Fraͤulein/ antwortete ſie: Dieſe Frage wil ich hernach weitleuftig beantworten; welches ſie in Gedanken redete/ dañ ſie hatte ſich an ihrer Schoͤnheit gar vergaffet/ und des Strickes an ihren Fuͤſſen nicht wahr genom̃en/ daß Valiſka endlich zu ihr ſagete: Herzgeliebete Freundin/ leihet mir ein Meſſer/ daß ich meine Fuͤſſe frey mache/ welche fieder hinte umb zwolff Uhr alſo gebunden ſind. O du blin- de Euphroſyne/ fing ſie zu ihr ſelber an/ wo haſtu deine Augen und Gedanken? zog hiemit ihr kleines Meſſerlein hervor/ und ſaͤgete damit/ biß ſie endlich gewan; küſſete hernach die Fuͤſſe/ und ſagete: O Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt Herkules/ was vor ein Meiſter-Bilde hat der Him̃el euch vorbehalten? und wañ dieſes Fꝛaͤulein ungebohren waͤhre/ wuͤr de keine andere dieſer Welt euer Liebe wirdig ſeyn. Valiſka trug groſſe beliebung an ihrem Liebko- ſen/ weil ſie ſahe/ dz es ohn falſch von Herzen ging/ und antwortete ihr: Allerliebſte Freun- din/ ihr erhebt mich weit uͤber meine guͤltigkeit/ dann ich ſelbſt ſchaͤtze mich dieſes Fuͤrſten/ ach dieſes teuren Fuͤrſten/ noch lange nicht wert. So tuhe ichs aber/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/ ſagte ſie/ uñ alle Menſchen/ welche eure Durchl. keñen/ werden ſolches tuhn; dañ ob gleich Groß Fuͤrſt Herkules ohn ſeines gleichen/ ſo viel Mañesbilder betrift/ lebet/ ſo hat er doch/ Gott Lob/ eine gleiche unter den Fraͤulein/ welches dem ganzen weiblichen Geſchlechte ein unſterblicher Ruhm ſeyn und ewig bleiben muß. Als nun Valiſka ihꝛ die Kleider wolte an- legen laſſen/ hatte Agatha durch viel bemuͤhung und zutuhn etlicher ihrer Maͤgde/ Libuſſen und Brelen wieder zu ſich ſelber gebracht/ welche ſich erhoben/ und über das Fraͤulein her- fielen/ ob haͤtten ſie dieſelbe erdruͤcken wollen/ welches/ angeſehen ihrer getraͤuen Liebe/ ſie ihnen durchaus nicht vor uͤbel hielt; nur erinnerte ſie dieſelben/ ſich in der Heftigkeit ihreꝛ Freude zu maͤſſigen. Wie? ſagte ſie zu ihnen; kom̃et ihr deßwegen zu mir/ mich mit eurer Ohmacht zubetruͤben/ und mit euren Traͤhnen zuerſticken/ da ich meinete/ an euch als mei- nen vertrauteſten Freundiñen/ und eine Zeitlang mitgefangenen/ nun aber miterloͤſeten mich froͤlich zuergetzen? Zwar wañ der barmherzige Gott euch und das Heer nicht zu ſo gluͤklicher Stunde haͤtte hergeführet/ wuͤrdet ihr Urſach zu euren Traͤhnen gefunden habẽ/ nehmlich entweder meinen todten Leichnam/ oder mich als eine geſchaͤndete/ oder wol bey- des zubeweinen; aber gleich wie der Menſchen Dieb mit ſolchem Vorſaz umbging/ hat ihn E e e e e e iij
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tihr hat dich geſaͤuget und aufferzogen/ daß du dieſe Soñe der Vollkommenheit haſt feſſeln
und binden koͤnnen? Verzeihet/ bitte ich/ Durchleuchtiges uñ unvergleichliches Fraͤulein/
mir/ euer Durchl. untertaͤhnigſt-ergebener Magd Euphroſynen/ daß dieſelbe ohn Ihrer
Durchl. Befehl ſich zur Bedien- und Auffwartung antråget/ ehe ſie vor düchtig erklaͤret
iſt/ und laſſet gnaͤdigſt wiſſen/ womit Euer Durchl. ſie etwa moͤchte dienen koͤnnen. A-
ber O ich unbeſoñene/ ſagte ſie; lief hin nach der Gutſche/ in welcher ihre Kleider Lade ſtund/
daraus nam ſie einen Himmelblauen Unter Rok mit Silber durch und durch geſticket/ uñ
ein Oberkleid aus einem hellſcheinen den Silber Stuͤcke gemacht; auch geſtickete Schuch
und Seidene Struͤmpffe/ und trug ihr ſolches alles zu/ da inzwiſchen die anweſende Man-
nesbilder einen Abtrit nahmen/ und Euphroſyne nach gebehtener Verzeihung den Reit-
Rok hinweg warff/ und ihrer vollkommenen Leibes Schoͤnheit ſich nit gnug verwundern
kunte/ da dz Fraͤulein alſo zu ihr anfing: Allerliebſte Freundin/ mein Oheim Herkules hat
eure Tugend und Freundligkeit mir nicht vergeblich geruͤhmet; aber was hat euch meine
geliebte doch immer und ewig bewogen/ dieſe beſchwerliche Reiſe zutuhn/ vor welcher ſich
auch die herzhafteſten Maͤnner entſetzen. Durchl. Fraͤulein/ antwortete ſie: Dieſe Frage
wil ich hernach weitleuftig beantworten; welches ſie in Gedanken redete/ dañ ſie hatte ſich
an ihrer Schoͤnheit gar vergaffet/ und des Strickes an ihren Fuͤſſen nicht wahr genom̃en/
daß Valiſka endlich zu ihr ſagete: Herzgeliebete Freundin/ leihet mir ein Meſſer/ daß ich
meine Fuͤſſe frey mache/ welche fieder hinte umb zwolff Uhr alſo gebunden ſind. O du blin-
de Euphroſyne/ fing ſie zu ihr ſelber an/ wo haſtu deine Augen und Gedanken? zog hiemit
ihr kleines Meſſerlein hervor/ und ſaͤgete damit/ biß ſie endlich gewan; küſſete hernach die
Fuͤſſe/ und ſagete: O Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt Herkules/ was vor ein Meiſter-Bilde
hat der Him̃el euch vorbehalten? und wañ dieſes Fꝛaͤulein ungebohren waͤhre/ wuͤr de keine
andere dieſer Welt euer Liebe wirdig ſeyn. Valiſka trug groſſe beliebung an ihrem Liebko-
ſen/ weil ſie ſahe/ dz es ohn falſch von Herzen ging/ und antwortete ihr: Allerliebſte Freun-
din/ ihr erhebt mich weit uͤber meine guͤltigkeit/ dann ich ſelbſt ſchaͤtze mich dieſes Fuͤrſten/
ach dieſes teuren Fuͤrſten/ noch lange nicht wert. So tuhe ichs aber/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/
ſagte ſie/ uñ alle Menſchen/ welche eure Durchl. keñen/ werden ſolches tuhn; dañ ob gleich
Groß Fuͤrſt Herkules ohn ſeines gleichen/ ſo viel Mañesbilder betrift/ lebet/ ſo hat er doch/
Gott Lob/ eine gleiche unter den Fraͤulein/ welches dem ganzen weiblichen Geſchlechte ein
unſterblicher Ruhm ſeyn und ewig bleiben muß. Als nun Valiſka ihꝛ die Kleider wolte an-
legen laſſen/ hatte Agatha durch viel bemuͤhung und zutuhn etlicher ihrer Maͤgde/ Libuſſen
und Brelen wieder zu ſich ſelber gebracht/ welche ſich erhoben/ und über das Fraͤulein her-
fielen/ ob haͤtten ſie dieſelbe erdruͤcken wollen/ welches/ angeſehen ihrer getraͤuen Liebe/ ſie
ihnen durchaus nicht vor uͤbel hielt; nur erinnerte ſie dieſelben/ ſich in der Heftigkeit ihreꝛ
Freude zu maͤſſigen. Wie? ſagte ſie zu ihnen; kom̃et ihr deßwegen zu mir/ mich mit eurer
Ohmacht zubetruͤben/ und mit euren Traͤhnen zuerſticken/ da ich meinete/ an euch als mei-
nen vertrauteſten Freundiñen/ und eine Zeitlang mitgefangenen/ nun aber miterloͤſeten
mich froͤlich zuergetzen? Zwar wañ der barmherzige Gott euch und das Heer nicht zu ſo
gluͤklicher Stunde haͤtte hergeführet/ wuͤrdet ihr Urſach zu euren Traͤhnen gefunden habẽ/
nehmlich entweder meinen todten Leichnam/ oder mich als eine geſchaͤndete/ oder wol bey-
des zubeweinen; aber gleich wie der Menſchen Dieb mit ſolchem Vorſaz umbging/ hat
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/995>, abgerufen am 26.06.2024. |