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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
nig wegen meiner Wunden als Gefängnis traurig bin/ sondern mir vielmehr vor ein Glük
rechne/ daß hiedurch (weil auff andere weise es nicht geschehen können) ich die Gelegen-
heit funden/ des treflichen Helden/ ihres geliebten wirdigen Gemahls Kundschafft zuer-
langen. Und eben dieses beklaget mein Gemahl/ sagte sie/ daß mit euer Liebe er keinen höf-
lichern anfang der Freundschaft hat machen können. Die guten Frauen machten sich zu
ihren Gemahlen/ und bezeugeten ihr herzleid mit Trähnen/ dessen sie mit Worten sich nit
durfften merken lassen. Herkules hatte sich mit Artaxerxes schon beredet/ wie mans mit
den Gefangenen halten wolte; trat hin zu Pakorus/ der in einer Sänffte lag/ und sagte zu
ihm: Eure Liebe werden mir verzeihen/ daß ich die Ursach seiner Schwachheit seyn müs-
sen/ und sich versichern/ daß so lange ich lebe/ seyn und bleiben wil/ ausser dieser jetzigen Feh-
de/ Fürst Pakorus Diener und geträuer brüderlicher Freund/ und daß dieses versprechens
euer Liebe ich ein geringes Denkzeichen hinterlassen möge/ bitte ich dienstlich/ diesen
schlechten Ring von mir anzunehmen/ und zum Gedächtnis unser gemachten Freund-
schafft zu tragen/ auch nebest seinem lieben Gemahl alle Stunde und Augenblik zuzihen/
wohin ihm gelieben kan und mag/ nach dem seine Liebe stets frey/ und keines Menschen ge-
fangener ist; solte mir aber das Glük so günstig erscheinen/ meinen Herrn und geliebten
Freund dereins auff andere Gestalt in meine Geselschafft zubekommen/ werde ich densel-
ben so schleunig nicht von mir hinweg weichen lassen. Wann nun eure Liebe bey dem Herrn
Feldmarschalk dieses zubefodern unbeschweret seyn wolte/ dz mein geliebter Bruder Fürst
Pharnabazus/ und meine übrigen Leute alsbald loßgegeben werden möchten/ sollen dage-
gen Fürst Osazes/ und die andere Herren ohn argelist abgefolget werden. Pakorus/ nach-
dem er den Ring mit begierigen Händen angenommen hatte/ antwortete ihm: Durchl.
Groß Fürst/ unvergleichlicher Held/ als Wunderspiegel aller Tugend; ich bedanke mich
der hehen Ehren ganz dienstlich/ daß eure Durchl. mir ein so wertes Gedächtnis hinter-
lassen wollen/ welches mit noch mehr Wunden/ als ich schon empfangen/ zuerkäuffen/
mich nicht wegern wolte. Wegen meiner und meines Gemahls Freyheit bin ich eben-
mässig dank zusagen schuldig/ werde nicht unterlassen/ daß mir anbefohlne fleissig ins Werk
zu richten/ mit angehängter Bitte/ eure Durchl. wolle mich hinfüro unter die Zahl ihrer
Diener setzen/ wil mich auch bemühen/ dereins ein Gemüht sehen zulassen/ welches gut-
taht auffs minste erkennen kan. Artaxerxes ließ alsbald zwo trefliche Bu[r]schen herbringen/
auff deren eine Vologeses und Pakorus Gemahlen/ auff die andere Vonones und Ba-
gophanes ihre gesetzet wurden/ und Freyheit bekahmen mit fortzuzihen. In des Königes
Lager aber wahr gar ein elender und verwirreter Zustand; erselbst hermete sich über alle
masse/ daß ihm dieser Zug so gar mißlungen/ und alle Hoffnung der so hoch begehrten Hei-
raht abgeschnitten wahr/ verboht auch/ daß niemand ohn allein Bagophanes zu ihm in
sein Zelt kähme/ der ihm von dem Fräulein (wie er sie stets nennete) ihren Geberden und
Antwort etwas vorschwätzen solte. Aber Vologeses achtete des Verbots wenig/ nahm
Vonones und Karthasis zu sich/ ging hin zu ihm/ und ließ sich anmelden; da er zur Ant-
wort bekam; Königl. Hocheit währe jetzo unmüssig. Unmüssig? sagte er; trat mit seiner
Geselschaft ungefodert hinein/ und fing also an: Weß zeihen sich eure Königl. Hocheit/
oder was gedenken sie/ daß sie in diesem gefährlichen Stande niemand lieber/ als einen un-

nützen
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Fuͤnftes Buch.
nig wegen meiner Wunden als Gefaͤngnis traurig bin/ ſondern mir vielmehr vor ein Glük
rechne/ daß hiedurch (weil auff andere weiſe es nicht geſchehen koͤnnen) ich die Gelegen-
heit funden/ des treflichen Helden/ ihres geliebten wirdigen Gemahls Kundſchafft zuer-
langen. Und eben dieſes beklaget mein Gemahl/ ſagte ſie/ daß mit euer Liebe er keinen hoͤf-
lichern anfang der Freundſchaft hat machen koͤnnen. Die guten Frauen machten ſich zu
ihren Gemahlen/ und bezeugeten ihr herzleid mit Traͤhnen/ deſſen ſie mit Worten ſich nit
durfften merken laſſen. Herkules hatte ſich mit Artaxerxes ſchon beredet/ wie mans mit
den Gefangenen halten wolte; trat hin zu Pakorus/ der in einer Saͤnffte lag/ und ſagte zu
ihm: Eure Liebe werden mir verzeihen/ daß ich die Urſach ſeiner Schwachheit ſeyn muͤſ-
ſen/ und ſich verſichern/ daß ſo lange ich lebe/ ſeyn und bleiben wil/ auſſer dieſer jetzigen Feh-
de/ Fuͤrſt Pakorus Diener und getraͤuer bruͤderlicher Freund/ uñ daß dieſes verſprechens
euer Liebe ich ein geringes Denkzeichen hinterlaſſen moͤge/ bitte ich dienſtlich/ dieſen
ſchlechten Ring von mir anzunehmen/ und zum Gedaͤchtnis unſer gemachten Freund-
ſchafft zu tragen/ auch nebeſt ſeinem lieben Gemahl alle Stunde und Augenblik zuzihen/
wohin ihm gelieben kan und mag/ nach dem ſeine Liebe ſtets frey/ und keines Menſchen ge-
fangener iſt; ſolte mir aber das Gluͤk ſo guͤnſtig erſcheinen/ meinen Herrn und geliebten
Freund dereins auff andere Geſtalt in meine Geſelſchafft zubekommen/ werde ich denſel-
ben ſo ſchleunig nicht von mir hinweg weichen laſſen. Wañ nun eure Liebe bey dem Herꝛn
Feldmarſchalk dieſes zubefodern unbeſchweret ſeyn wolte/ dz mein geliebter Bruder Fuͤrſt
Pharnabazus/ und meine uͤbrigen Leute alsbald loßgegeben werden moͤchten/ ſollen dage-
gen Fuͤrſt Oſazes/ und die andere Herren ohn argeliſt abgefolget werden. Pakorus/ nach-
dem er den Ring mit begierigen Haͤnden angenommen hatte/ antwortete ihm: Durchl.
Groß Fuͤrſt/ unvergleichlicher Held/ als Wunderſpiegel aller Tugend; ich bedanke mich
der hehen Ehren ganz dienſtlich/ daß eure Durchl. mir ein ſo wertes Gedaͤchtnis hinter-
laſſen wollen/ welches mit noch mehr Wunden/ als ich ſchon empfangen/ zuerkaͤuffen/
mich nicht wegern wolte. Wegen meiner und meines Gemahls Freyheit bin ich eben-
maͤſſig dank zuſagẽ ſchuldig/ werde nicht unterlaſſen/ daß mir anbefohlne fleiſſig ins Werk
zu richten/ mit angehaͤngter Bitte/ eure Durchl. wolle mich hinfuͤro unter die Zahl ihrer
Diener ſetzen/ wil mich auch bemuͤhen/ dereins ein Gemuͤht ſehen zulaſſen/ welches gut-
taht auffs minſte erkennen kan. Artaxerxes ließ alsbald zwo trefliche Bu[r]ſchen herbringẽ/
auff deren eine Vologeſes und Pakorus Gemahlen/ auff die andere Vonones und Ba-
gophanes ihre geſetzet wurden/ und Freyheit bekahmen mit fortzuzihen. In des Koͤniges
Lager aber wahr gar ein elender und verwirreter Zuſtand; erſelbſt hermete ſich uͤber alle
maſſe/ daß ihm dieſer Zug ſo gar mißlungen/ und alle Hoffnung der ſo hoch begehrten Hei-
raht abgeſchnitten wahr/ verboht auch/ daß niemand ohn allein Bagophanes zu ihm in
ſein Zelt kaͤhme/ der ihm von dem Fraͤulein (wie er ſie ſtets nennete) ihren Geberden und
Antwort etwas vorſchwaͤtzen ſolte. Aber Vologeſes achtete des Verbots wenig/ nahm
Vonones und Karthaſis zu ſich/ ging hin zu ihm/ und ließ ſich anmelden; da er zur Ant-
wort bekam; Koͤnigl. Hocheit waͤhre jetzo unmuͤſſig. Unmuͤſſig? ſagte er; trat mit ſeiner
Geſelſchaft ungefodert hinein/ und fing alſo an: Weß zeihen ſich eure Koͤnigl. Hocheit/
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[125/0131] Fuͤnftes Buch. nig wegen meiner Wunden als Gefaͤngnis traurig bin/ ſondern mir vielmehr vor ein Glük rechne/ daß hiedurch (weil auff andere weiſe es nicht geſchehen koͤnnen) ich die Gelegen- heit funden/ des treflichen Helden/ ihres geliebten wirdigen Gemahls Kundſchafft zuer- langen. Und eben dieſes beklaget mein Gemahl/ ſagte ſie/ daß mit euer Liebe er keinen hoͤf- lichern anfang der Freundſchaft hat machen koͤnnen. Die guten Frauen machten ſich zu ihren Gemahlen/ und bezeugeten ihr herzleid mit Traͤhnen/ deſſen ſie mit Worten ſich nit durfften merken laſſen. Herkules hatte ſich mit Artaxerxes ſchon beredet/ wie mans mit den Gefangenen halten wolte; trat hin zu Pakorus/ der in einer Saͤnffte lag/ und ſagte zu ihm: Eure Liebe werden mir verzeihen/ daß ich die Urſach ſeiner Schwachheit ſeyn muͤſ- ſen/ und ſich verſichern/ daß ſo lange ich lebe/ ſeyn und bleiben wil/ auſſer dieſer jetzigen Feh- de/ Fuͤrſt Pakorus Diener und getraͤuer bruͤderlicher Freund/ uñ daß dieſes verſprechens euer Liebe ich ein geringes Denkzeichen hinterlaſſen moͤge/ bitte ich dienſtlich/ dieſen ſchlechten Ring von mir anzunehmen/ und zum Gedaͤchtnis unſer gemachten Freund- ſchafft zu tragen/ auch nebeſt ſeinem lieben Gemahl alle Stunde und Augenblik zuzihen/ wohin ihm gelieben kan und mag/ nach dem ſeine Liebe ſtets frey/ und keines Menſchen ge- fangener iſt; ſolte mir aber das Gluͤk ſo guͤnſtig erſcheinen/ meinen Herrn und geliebten Freund dereins auff andere Geſtalt in meine Geſelſchafft zubekommen/ werde ich denſel- ben ſo ſchleunig nicht von mir hinweg weichen laſſen. Wañ nun eure Liebe bey dem Herꝛn Feldmarſchalk dieſes zubefodern unbeſchweret ſeyn wolte/ dz mein geliebter Bruder Fuͤrſt Pharnabazus/ und meine uͤbrigen Leute alsbald loßgegeben werden moͤchten/ ſollen dage- gen Fuͤrſt Oſazes/ und die andere Herren ohn argeliſt abgefolget werden. Pakorus/ nach- dem er den Ring mit begierigen Haͤnden angenommen hatte/ antwortete ihm: Durchl. Groß Fuͤrſt/ unvergleichlicher Held/ als Wunderſpiegel aller Tugend; ich bedanke mich der hehen Ehren ganz dienſtlich/ daß eure Durchl. mir ein ſo wertes Gedaͤchtnis hinter- laſſen wollen/ welches mit noch mehr Wunden/ als ich ſchon empfangen/ zuerkaͤuffen/ mich nicht wegern wolte. Wegen meiner und meines Gemahls Freyheit bin ich eben- maͤſſig dank zuſagẽ ſchuldig/ werde nicht unterlaſſen/ daß mir anbefohlne fleiſſig ins Werk zu richten/ mit angehaͤngter Bitte/ eure Durchl. wolle mich hinfuͤro unter die Zahl ihrer Diener ſetzen/ wil mich auch bemuͤhen/ dereins ein Gemuͤht ſehen zulaſſen/ welches gut- taht auffs minſte erkennen kan. Artaxerxes ließ alsbald zwo trefliche Burſchen herbringẽ/ auff deren eine Vologeſes und Pakorus Gemahlen/ auff die andere Vonones und Ba- gophanes ihre geſetzet wurden/ und Freyheit bekahmen mit fortzuzihen. In des Koͤniges Lager aber wahr gar ein elender und verwirreter Zuſtand; erſelbſt hermete ſich uͤber alle maſſe/ daß ihm dieſer Zug ſo gar mißlungen/ und alle Hoffnung der ſo hoch begehrten Hei- raht abgeſchnitten wahr/ verboht auch/ daß niemand ohn allein Bagophanes zu ihm in ſein Zelt kaͤhme/ der ihm von dem Fraͤulein (wie er ſie ſtets nennete) ihren Geberden und Antwort etwas vorſchwaͤtzen ſolte. Aber Vologeſes achtete des Verbots wenig/ nahm Vonones und Karthaſis zu ſich/ ging hin zu ihm/ und ließ ſich anmelden; da er zur Ant- wort bekam; Koͤnigl. Hocheit waͤhre jetzo unmuͤſſig. Unmuͤſſig? ſagte er; trat mit ſeiner Geſelſchaft ungefodert hinein/ und fing alſo an: Weß zeihen ſich eure Koͤnigl. Hocheit/ oder was gedenken ſie/ daß ſie in dieſem gefaͤhrlichen Stande niemand lieber/ als einen un- nuͤtzen q iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/131>, abgerufen am 24.11.2024.