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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
tete seine Klage mit einem süssen gelächter/ und daß er inwendig Jahrsfrist nicht zufreie
Gedanken fassen müste; gönnete ihm doch die ehmaligen Küsse/ und weil sie der Arzney
wol erfahren wahr/ besahe sie seine Wunden/ und befand/ daß sie fleissiger auffsicht wol be-
nöhtiget wahren/ nahm hernach abscheid von ihm/ und ging hin dem Frauen zimmer Mi-
thridates Tod und Frl. Tarineen Leid anzumelden/ welche hingingen sie zu trösten/ dann
sie hatte sich von ihrem Bruder ab in ein Nebenzelt gemacht. Groß Fürstin Saptina
nöhtigte sie mit ihnen zugehen/ und die Abend Speise einzunehmen/ welches sie gerne be-
willigte/ in Hoffnung/ mit Atossen richtigen Abscheid zu machen/ wie auch geschahe/ daß
nehmlich Surinas/ so bald seine Wunden heile/ sie besuchen/ und von Artaxerxes einen
freien Geleitsbrieff/ nach belieben zureisen/ bitten solte/ weil er sich des Kriegs abtuhn/ und
seine Medischen Lehngüter bezihen wolte; dann sein Vater wahr ein gebohrner Medischer
Landsasse/ und hatte sich in Parthen verheirahtet/ auch daselbst seine durch Erbschaft sei-
nes Gemahls angefallene herliche Güter beherschet. Es lies aber Tarinea bey der Mahl-
zeit eine flehliche Bitte an das gesamte hohe Frauenzimmer ergehen/ sie möchten Fr. A-
tossen helffen bewägen/ daß sie ihren Zorn und Unwillen gegen ihren Bruder allerdinge
möchte fallen lassen/ nach dem der Unfall sich ganz unwissend zugetragen hätte; da dann
alle Anwesende/ insonderheit Groß Fürstin Saptina ihr so viel und hefftig zuredeten/ daß/
wie ungeneigt sie anfangs sich zu stellen wuste/ sich doch endlich erklärete/ in diesem Stücke
sehen zulassen/ wie gehorsam sie der Groß Fürstin währe. Welche ihr solches wolgefallen
ließ/ und auff Tarineen weiteres anhalten/ daß sie doch ihren Bruder folgenden Morgens
vor dem Auffbruche besuchen möchte/ damit er seine Abbitte und Entschuldigung bey ihr
ablegen könte/ befahl die Groß Fürstin/ zum Zeichen völligen Gehorsams auch dieses zu-
leisten; worauff sie zur Antwort gab; sie wolte diese Nacht es in bedenken nehmen/ ob sie
ein solches über ihr Herz bringen könte. Des Morgens stellete Tarinea sich gar früh bey
ihr ein/ und ward mit diesen Worten von ihr gewilkommet; Herzgeliebte Frl. Schwester;
ihr seid eine überal volkommene Täuscher in/ der gleichen in der Welt kaum zu finden; dann
anfangs habt ihr mich ganz umbgewendet; und hernach dem ganzen Frauenzimmer ein
artiges Näsichen angedrehet/ welches aber ausser zweiffel mir schier heut oder Morgen
zum sonderlichen Behelff dienen kan/ und versichert euch/ daß die ganze Zeit meines Le-
bens ihr an mir eine ganz ergebene Schwester haben sollet/ weil ohn eure hohe Klugheit
die ganze übrige Zeit meiner bevorstehenden Jahre/ ich ein unglükseliges Mensch blieben
währe. Meine herzgeliebte Fr. Schwester/ antwortete sie/ die Freude/ welche wegen ih-
rer Gewogenheit ich in meinem Herzen empfinde/ machet mich des verlustes meines Bräu-
tigams (der mir ohndas fast auffgedrungen ist) schier gar vergessen/ und ist mein einiger
Wunsch/ daß wir die Zeit unsers Lebens mögen bey einander wohnen; Aber herzen Frau
Schwester hat sie diese Nacht ihr Herz angesprochen/ der Groß Fürstin Willen zuerfüllen.
Diese lachete des auffzuges/ fassete sie bey der Hand/ und sagte: Ja kompt meine Freun-
din/ ich muß der Groß Fürstin gehorsamen/ oder ich verliere ihre Hulde gar. Da wahr sie
nun ihrem Liebsten sehr wilkommen/ mit dem sichs begunte zimlich zubessern/ hatten ihr
freundliches Gespräch in die zwo Stunden mit einander/ und trug Fr. Atossa dem Fräu-
lein ihren nahen Anverwanten Herr Arbazes zur Heyraht auff/ der ein reicher vornehmer

Herr

Fuͤnftes Buch.
tete ſeine Klage mit einem ſuͤſſen gelaͤchter/ und daß er inwendig Jahrsfriſt nicht zufreie
Gedanken faſſen müſte; goͤnnete ihm doch die ehmaligen Kuͤſſe/ und weil ſie der Arzney
wol erfahren wahr/ beſahe ſie ſeine Wunden/ und befand/ daß ſie fleiſſiger auffſicht wol be-
noͤhtiget wahren/ nahm hernach abſcheid von ihm/ und ging hin dem Frauen zim̃er Mi-
thridates Tod und Frl. Tarineen Leid anzumelden/ welche hingingen ſie zu troͤſten/ dann
ſie hatte ſich von ihrem Bruder ab in ein Nebenzelt gemacht. Groß Fuͤrſtin Saptina
noͤhtigte ſie mit ihnen zugehen/ und die Abend Speiſe einzunehmen/ welches ſie gerne be-
willigte/ in Hoffnung/ mit Atoſſen richtigen Abſcheid zu machen/ wie auch geſchahe/ daß
nehmlich Surinas/ ſo bald ſeine Wunden heile/ ſie beſuchen/ und von Artaxerxes einen
freien Geleitsbrieff/ nach belieben zureiſen/ bitten ſolte/ weil er ſich des Kriegs abtuhn/ uñ
ſeine Mediſchen Lehnguͤter bezihen wolte; dañ ſein Vater wahr ein gebohrner Mediſcher
Landſaſſe/ und hatte ſich in Parthen verheirahtet/ auch daſelbſt ſeine durch Erbſchaft ſei-
nes Gemahls angefallene herliche Güter beherſchet. Es lies aber Tarinea bey der Mahl-
zeit eine flehliche Bitte an das geſamte hohe Frauenzimmer ergehen/ ſie moͤchten Fr. A-
toſſen helffen bewaͤgen/ daß ſie ihren Zorn und Unwillen gegen ihren Bruder allerdinge
moͤchte fallen laſſen/ nach dem der Unfall ſich ganz unwiſſend zugetragen haͤtte; da dann
alle Anweſende/ inſonderheit Groß Fuͤrſtin Saptina ihr ſo viel und hefftig zuredeten/ daß/
wie ungeneigt ſie anfangs ſich zu ſtellen wuſte/ ſich doch endlich erklaͤrete/ in dieſem Stücke
ſehen zulaſſen/ wie gehorſam ſie der Groß Fuͤrſtin waͤhre. Welche ihr ſolches wolgefallen
ließ/ und auff Tarineen weiteres anhalten/ daß ſie doch ihren Bruder folgenden Morgens
vor dem Auffbruche beſuchen moͤchte/ damit er ſeine Abbitte und Entſchuldigung bey ihr
ablegen koͤnte/ befahl die Groß Fuͤrſtin/ zum Zeichen voͤlligen Gehorſams auch dieſes zu-
leiſten; worauff ſie zur Antwort gab; ſie wolte dieſe Nacht es in bedenken nehmen/ ob ſie
ein ſolches über ihr Herz bringen koͤnte. Des Morgens ſtellete Tarinea ſich gar fruͤh bey
ihr ein/ und ward mit dieſen Worten von ihr gewilkommet; Herzgeliebte Frl. Schweſteꝛ;
ihr ſeid eine uͤberal volkommene Taͤuſcher in/ der gleichen in der Welt kaum zu finden; dañ
anfangs habt ihr mich ganz umbgewendet; und hernach dem ganzen Frauenzimmer ein
artiges Naͤſichen angedrehet/ welches aber auſſer zweiffel mir ſchier heut oder Morgen
zum ſonderlichen Behelff dienen kan/ und verſichert euch/ daß die ganze Zeit meines Le-
bens ihr an mir eine ganz ergebene Schweſter haben ſollet/ weil ohn eure hohe Klugheit
die ganze uͤbrige Zeit meiner bevorſtehenden Jahre/ ich ein ungluͤkſeliges Menſch blieben
waͤhre. Meine herzgeliebte Fr. Schweſter/ antwortete ſie/ die Freude/ welche wegen ih-
rer Gewogenheit ich in meinem Herzẽ empfinde/ machet mich des verluſtes meines Braͤu-
tigams (der mir ohndas faſt auffgedrungen iſt) ſchier gar vergeſſen/ und iſt mein einiger
Wunſch/ daß wir die Zeit unſers Lebens moͤgen bey einander wohnen; Aber herzen Frau
Schweſter hat ſie dieſe Nacht ihr Herz angeſprochen/ der Groß Fuͤrſtin Willen zuerfuͤllẽ.
Dieſe lachete des auffzuges/ faſſete ſie bey der Hand/ und ſagte: Ja kompt meine Freun-
din/ ich muß der Groß Fuͤrſtin gehorſamen/ oder ich verliere ihre Hulde gar. Da wahr ſie
nun ihrem Liebſten ſehr wilkommen/ mit dem ſichs begunte zimlich zubeſſern/ hatten ihr
freundliches Geſpraͤch in die zwo Stunden mit einander/ und trug Fr. Atoſſa dem Fraͤu-
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Herr
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/148>, abgerufen am 21.11.2024.