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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
euch gleich alsbald ohnwegerlich durch einen äid verbinden werdet/ daß ihr auff der Rüt-
reise nichts durchaus/ als Wasser und grob Bauren-Brod/ welches man euch zustellen
wird/ geniessen/ und so bald ihr vor dem Stadtohr ankomt/ da der Baur sich auffhält/ ihr
euch auff einen Esel rüklings setzen/ gleich also biß zu diesem Bauren reiten/ und ihm diese
Mistgabel und Drösche Flegel im nahmen unser aller zustellen/ auch diese Antwort ihm
sagen wollet: Ob der Bauren Unflaht zwar billiger durch Henkers-als eines Fürsten
Schwert solte abgestraffet werden/ wil ich doch am fünfften Tage von diesem an zu rech-
nen/ auff bestimmetem Platze erscheinen/ und versuchen/ ob ich seine ungespitzete Bauren
Feder mit meinem Schwerte nicht beschneiden/ und ihm die ruhmrätige Ochsenzunge
spannen könne. Werdet ihr aber euch dessen zu verbinden nicht willig seyn/ so stehet der
Büttelknecht haussen vor dem Schlosse/ welcher euch an den Galgen knüpffen sol. Die-
ser entsetzete sich vor der Straffe/ wahr willig den äid zu leisten/ und alles geträulich zu ver-
richten; nur allein baht er/ ob die Antwort ihm nicht schriftlich könte gegeben werden. Aber
Herkules gab ihm zum abscheide dieses: Bald packe dich/ und bilde dir nicht ein/ daß eini-
ger Fürst mit einem bengelichten Baurwocken werde Schreiben wechseln. Also muste
dieser abzihen/ und auff der Reise sich kümmerlich gnug behelffen/ da ihm ein lahm geschos-
sener Parthischer Gefangener zugegeben ward/ welcher ihm den Flegel tragen/ er aber
selbst die Mistgabel zu sich nehmen muste.

Frau Atossa hatte nunmehr sich zur Reise nach Meden fertig gemacht/ und mit Ar-
bazes die Eheteidung mit Frl. Tarinea geschlossen/ wolte auch des folgenden morgens in
Geselschaft etlicher Medischen Herrn fortzihen; aber durch neue Wiederwertigkeit ward
sie noch vier Tage auffgehalten; dann Herr Pharnazes/ des Assyrischen Fürsten Arma-
methres Bruder Sohn/ der von grossen mitteln/ und in lezter Schlacht sich wolgehalten
hatte/ auch nach seines Vettern tode der näheste Erbe dieses Fürstentuhms wahr/ verlie-
bete sich hefftig in sie/ und als er sahe/ daß sie hinweg wolte/ brach die Begierde seine Furcht/
daß er sich an Groß Fürstin Saptina machete/ ihr seine Liebe zuwissen taht/ und fleissig an-
hielt/ ihm diese Heyraht zu werben; es stünde ihm auff der eile zwar nicht/ wann nur nach
abgelegter trauer ihm kein ander vorkommen möchte. Weil diese ihm nun gute vertrö-
stung gab/ und allen ihren fleiß versprach/ zweiffelte er am guten verfolg weiter nicht stelle-
te ihr auch ein köstliches Kleinot zu/ es Fr Atossen seinetwegen einzureichen. Die Groß-
Fürstin wolte diese Gelegenheit nicht verabseumen/ setzete nach gehaltenem Abendmahle
sich zu ihr/ und meldete an/ es fielen wichtige Ursachen ein/ daß man ihr abreisen noch nicht
ein willigen könte; sie solte den Unfal ihres Seel. Gemahls bey seit setzen/ die Götter wol-
ten ihren Willen haben/ und könte geschehen/ daß sie nach dieser trübsaal ein höher Glük
als vorhin zugewarten hätte. Fr. Atossa fürchtete sich alsbald/ sie ginge mit neuen Hey-
rahtsgedanken umb/ wovor sie den Tod zuwählen bedacht wahr/ und antwortete: Der
Himmel hätte den grösten teil ihrer Fröligkeit hinweg genommen/ und währe billich/ daß
sie den Tod ihres Seel. Gemahls betraurete/ welcher ja von dem Tähter selbst betraures
würde; bähte demnach untertähnig/ sie nicht auffzuhalten/ weil ihr nach ihrer betrübten
Fr. Mutter höchlich verlangete/ und dieser frölichen Geselschaft mit ihrer wehmühtigen
gegenwart nicht gedienet währe. Euer Mutter/ sagte die Groß Fürstin/ gehets noch wol/

und

Fuͤnftes Buch.
euch gleich alsbald ohnwegerlich durch einen aͤid verbinden werdet/ daß ihr auff der Ruͤt-
reiſe nichts durchaus/ als Waſſer und grob Bauren-Brod/ welches man euch zuſtellen
wird/ genieſſen/ und ſo bald ihr vor dem Stadtohr ankomt/ da der Baur ſich auffhaͤlt/ ihr
euch auff einen Eſel ruͤklings ſetzen/ gleich alſo biß zu dieſem Bauren reiten/ und ihm dieſe
Miſtgabel und Droͤſche Flegel im nahmen unſer aller zuſtellen/ auch dieſe Antwort ihm
ſagen wollet: Ob der Bauren Unflaht zwar billiger durch Henkers-als eines Fuͤrſten
Schwert ſolte abgeſtraffet werden/ wil ich doch am fuͤnfften Tage von dieſem an zu rech-
nen/ auff beſtimmetem Platze erſcheinen/ und verſuchen/ ob ich ſeine ungeſpitzete Bauren
Feder mit meinem Schwerte nicht beſchneiden/ und ihm die ruhmraͤtige Ochſenzunge
ſpannen koͤnne. Werdet ihr aber euch deſſen zu verbinden nicht willig ſeyn/ ſo ſtehet der
Buͤttelknecht hauſſen vor dem Schloſſe/ welcher euch an den Galgen knuͤpffen ſol. Die-
ſer entſetzete ſich vor der Straffe/ wahr willig den aͤid zu leiſten/ und alles getraͤulich zu ver-
richten; nur allein baht er/ ob die Antwort ihm nicht ſchriftlich koͤnte gegebẽ werden. Aber
Herkules gab ihm zum abſcheide dieſes: Bald packe dich/ und bilde dir nicht ein/ daß eini-
ger Fuͤrſt mit einem bengelichten Baurwocken werde Schreiben wechſeln. Alſo muſte
dieſer abzihen/ und auff der Reiſe ſich küm̃erlich gnug behelffen/ da ihm ein lahm geſchoſ-
ſener Parthiſcher Gefangener zugegeben ward/ welcher ihm den Flegel tragen/ er aber
ſelbſt die Miſtgabel zu ſich nehmen muſte.

Frau Atoſſa hatte nunmehr ſich zur Reiſe nach Meden fertig gemacht/ und mit Ar-
bazes die Eheteidung mit Frl. Tarinea geſchloſſen/ wolte auch des folgenden morgens in
Geſelſchaft etlicher Mediſchen Herrn fortzihen; aber durch neue Wiederwertigkeit ward
ſie noch vier Tage auffgehalten; dann Herr Pharnazes/ des Aſſyriſchen Fuͤrſten Arma-
methres Bruder Sohn/ der von groſſen mitteln/ und in lezter Schlacht ſich wolgehalten
hatte/ auch nach ſeines Vettern tode der naͤheſte Erbe dieſes Fuͤrſtentuhms wahr/ verlie-
bete ſich hefftig in ſie/ uñ als er ſahe/ daß ſie hinweg wolte/ brach die Begierde ſeine Furcht/
daß er ſich an Groß Fürſtin Saptina machete/ ihr ſeine Liebe zuwiſſen taht/ und fleiſſig an-
hielt/ ihm dieſe Heyraht zu werben; es ſtuͤnde ihm auff der eile zwar nicht/ wann nur nach
abgelegter trauer ihm kein ander vorkommen moͤchte. Weil dieſe ihm nun gute vertroͤ-
ſtung gab/ und allen ihren fleiß verſprach/ zweiffelte er am guten verfolg weiter nicht ſtelle-
te ihr auch ein koͤſtliches Kleinot zu/ es Fr Atoſſen ſeinetwegen einzureichen. Die Groß-
Fuͤrſtin wolte dieſe Gelegenheit nicht verabſeumen/ ſetzete nach gehaltenem Abendmahle
ſich zu ihr/ und meldete an/ es fielen wichtige Urſachen ein/ daß man ihr abreiſen noch nicht
ein willigen koͤnte; ſie ſolte den Unfal ihres Seel. Gemahls bey ſeit ſetzen/ die Goͤtter wol-
ten ihren Willen haben/ und koͤnte geſchehen/ daß ſie nach dieſer truͤbſaal ein hoͤher Gluͤk
als vorhin zugewarten haͤtte. Fr. Atoſſa fuͤrchtete ſich alsbald/ ſie ginge mit neuen Hey-
rahtsgedanken umb/ wovor ſie den Tod zuwaͤhlen bedacht wahr/ und antwortete: Der
Himmel haͤtte den groͤſten teil ihrer Froͤligkeit hinweg genommen/ und waͤhre billich/ daß
ſie den Tod ihres Seel. Gemahls betraurete/ welcher ja von dem Taͤhter ſelbſt betraures
wuͤrde; baͤhte demnach untertaͤhnig/ ſie nicht auffzuhalten/ weil ihr nach ihrer betruͤbten
Fr. Mutter hoͤchlich verlangete/ und dieſer froͤlichen Geſelſchaft mit ihrer wehmuͤhtigen
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[156/0162] Fuͤnftes Buch. euch gleich alsbald ohnwegerlich durch einen aͤid verbinden werdet/ daß ihr auff der Ruͤt- reiſe nichts durchaus/ als Waſſer und grob Bauren-Brod/ welches man euch zuſtellen wird/ genieſſen/ und ſo bald ihr vor dem Stadtohr ankomt/ da der Baur ſich auffhaͤlt/ ihr euch auff einen Eſel ruͤklings ſetzen/ gleich alſo biß zu dieſem Bauren reiten/ und ihm dieſe Miſtgabel und Droͤſche Flegel im nahmen unſer aller zuſtellen/ auch dieſe Antwort ihm ſagen wollet: Ob der Bauren Unflaht zwar billiger durch Henkers-als eines Fuͤrſten Schwert ſolte abgeſtraffet werden/ wil ich doch am fuͤnfften Tage von dieſem an zu rech- nen/ auff beſtimmetem Platze erſcheinen/ und verſuchen/ ob ich ſeine ungeſpitzete Bauren Feder mit meinem Schwerte nicht beſchneiden/ und ihm die ruhmraͤtige Ochſenzunge ſpannen koͤnne. Werdet ihr aber euch deſſen zu verbinden nicht willig ſeyn/ ſo ſtehet der Buͤttelknecht hauſſen vor dem Schloſſe/ welcher euch an den Galgen knuͤpffen ſol. Die- ſer entſetzete ſich vor der Straffe/ wahr willig den aͤid zu leiſten/ und alles getraͤulich zu ver- richten; nur allein baht er/ ob die Antwort ihm nicht ſchriftlich koͤnte gegebẽ werden. Aber Herkules gab ihm zum abſcheide dieſes: Bald packe dich/ und bilde dir nicht ein/ daß eini- ger Fuͤrſt mit einem bengelichten Baurwocken werde Schreiben wechſeln. Alſo muſte dieſer abzihen/ und auff der Reiſe ſich küm̃erlich gnug behelffen/ da ihm ein lahm geſchoſ- ſener Parthiſcher Gefangener zugegeben ward/ welcher ihm den Flegel tragen/ er aber ſelbſt die Miſtgabel zu ſich nehmen muſte. Frau Atoſſa hatte nunmehr ſich zur Reiſe nach Meden fertig gemacht/ und mit Ar- bazes die Eheteidung mit Frl. Tarinea geſchloſſen/ wolte auch des folgenden morgens in Geſelſchaft etlicher Mediſchen Herrn fortzihen; aber durch neue Wiederwertigkeit ward ſie noch vier Tage auffgehalten; dann Herr Pharnazes/ des Aſſyriſchen Fuͤrſten Arma- methres Bruder Sohn/ der von groſſen mitteln/ und in lezter Schlacht ſich wolgehalten hatte/ auch nach ſeines Vettern tode der naͤheſte Erbe dieſes Fuͤrſtentuhms wahr/ verlie- bete ſich hefftig in ſie/ uñ als er ſahe/ daß ſie hinweg wolte/ brach die Begierde ſeine Furcht/ daß er ſich an Groß Fürſtin Saptina machete/ ihr ſeine Liebe zuwiſſen taht/ und fleiſſig an- hielt/ ihm dieſe Heyraht zu werben; es ſtuͤnde ihm auff der eile zwar nicht/ wann nur nach abgelegter trauer ihm kein ander vorkommen moͤchte. Weil dieſe ihm nun gute vertroͤ- ſtung gab/ und allen ihren fleiß verſprach/ zweiffelte er am guten verfolg weiter nicht ſtelle- te ihr auch ein koͤſtliches Kleinot zu/ es Fr Atoſſen ſeinetwegen einzureichen. Die Groß- Fuͤrſtin wolte dieſe Gelegenheit nicht verabſeumen/ ſetzete nach gehaltenem Abendmahle ſich zu ihr/ und meldete an/ es fielen wichtige Urſachen ein/ daß man ihr abreiſen noch nicht ein willigen koͤnte; ſie ſolte den Unfal ihres Seel. Gemahls bey ſeit ſetzen/ die Goͤtter wol- ten ihren Willen haben/ und koͤnte geſchehen/ daß ſie nach dieſer truͤbſaal ein hoͤher Gluͤk als vorhin zugewarten haͤtte. Fr. Atoſſa fuͤrchtete ſich alsbald/ ſie ginge mit neuen Hey- rahtsgedanken umb/ wovor ſie den Tod zuwaͤhlen bedacht wahr/ und antwortete: Der Himmel haͤtte den groͤſten teil ihrer Froͤligkeit hinweg genommen/ und waͤhre billich/ daß ſie den Tod ihres Seel. Gemahls betraurete/ welcher ja von dem Taͤhter ſelbſt betraures wuͤrde; baͤhte demnach untertaͤhnig/ ſie nicht auffzuhalten/ weil ihr nach ihrer betruͤbten Fr. Mutter hoͤchlich verlangete/ und dieſer froͤlichen Geſelſchaft mit ihrer wehmuͤhtigen gegenwart nicht gedienet waͤhre. Euer Mutter/ ſagte die Groß Fuͤrſtin/ gehets noch wol/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/162>, abgerufen am 25.11.2024.