Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
und zu ihm sagte: Weil dich dann der hochmuhts Teuffel gar besessen hat/ mustu billiche
Straffe annehmen; gab ihm darauff mit dem erworbenen Schwerte einen Querhieb in
den dicken Wanst/ daß ihm das Gedärm umb die Füsse fiel/ führete alsbald mit der Rech-
ten einen kräfftigen Streich/ und schlug ihm den Schedel bey der Schulder glat hinweg/
daß er mit des niderstürzen den Blute über den ganzen Leib begossen ward/ da ich meine
Frl. Schwester ruffen hörete: Herzen Fr. Mutter/ erhebet euch/ der Pannonier ist schon
erschlagen/ sein Gedärm und Häupt liegen auff der Erde. Herkules in meiner und andrer
Ritter begleitung trat hin zu der Pannonischen Schaar/ welche 30 Mann stark wahr/ und
den Kampff angesehen hatten/ und redete sie also an: Dieser euer stolzer Herr/ da er von
seinem Könige außgeschicket wahr/ in dessen Nahmen bey meinem H. Vetter und Vater
dem Bömischen freien Könige etwas zuwerben/ hat mich/ einen gebohrnen Groß Fürsten
der Teutschen/ mit schmähe Worten angetastet/ und da ich solches gebührlich beantwor-
tet/ meiner zween im vollen Harnische gegen seinen nacketen Leib außgefodert/ dessen ich
ihn/ wie ihr gesehen/ im auffrichtigen Kampff gelohnet habe; so nehmet nun eures schon
nicht mehr so stolzen noch verwägenen Herrn Kopf/ Rumpf/ Gedärm/ Kleider/ Harnisch
und Pferd zu euch/ nur sein Schwert behalte ich mir zum Gedächtnis/ weil ichs ihm/ da
er noch lebete/ aus der Faust gebracht/ und redlich erobert habe. Damit kehrete er mit
beyden Schwertern umb nach dem Gemache/ seine Kleider anzulegen. Aber meine El-
tern und Fräulein Schwester kahmen gleich mit grossen freuden herunter gelauffen/ und
erschraken nicht wenig/ da sie ihn so blutig sahen; doch halff ich ihnen bald aus dem zwei-
fel/ und befahl Wasser zubringen/ damit wusch meine Fr. Mutter selbst und meine Fräu-
lein Schwester ihm das unsaubere Blut allenthalben ab/ dessen er sich zwar hefftig schä-
mete/ und sichs doch nicht entbrechen kunte. Die Pannonier wahren sehr betrübt und er-
kläreten sich/ ihrem Könige alles auffrichtig zuhinterbringen/ und ist derselbe des unfals so
hart erschrecken/ daß er von der Zeit an/ so viel mir bewust ist/ sich nicht unternehmen dür-
fen/ einige Schatzung zufodern/ wiewol ich mich eines gewissen Krieges mit ihm vermuh-
ten bin/ welcher nicht wenig Blut kosten dürfte. Auff mein Vorhaben wieder zu kommen/
so entstund bey den meinigen ein solches Frolocken/ als nur die geringe Schramwunde
sich an Herkules zeigete/ daß sichs schwerlich erzählen lässet. Mein Herr Va[t]er trat zu
ihm/ da er noch nacket wahr/ ümfieng ihn freundlich/ und sagete: Mein teurer Sohn Her-
kules/ gönnen die Götter euch Gesundheit und Leben/ werdet ihr die Siege und den Ruhm
turer ritterlichen Voreltern/ durch die eure verdunckeln/ und bey allen Menschen in ver-
geß bringen; so befinde ich mich auch gehalten/ bey euch umb Verzeihung zu bitten/ daß
diese eure Ehre zu hindern/ ich so emsig gewesen bin. Aber verzeihet mir mein Herr Bru-
der/ sagte Ladisla zu Ataxerxes/ daß in Erzehlung dieses Streits ich mich so lange aufhal-
te. Mein Herr Bruder/ antwortete er; nicht weniger hat mich die Erzehlung dieses
Kampfes belüstiget/ als der neuliche/ welchen ich zwischen diesem teuren Held und dem
Bauren Gamaxus mit Augen ansahe/ wil ihn auch erstes Tages in diesem grossen Gast-
Saal auff sechs grosse Tücher zu stetswärendem Gedächtnis abmahlen lassen/ so daß
auff dem ersten Tuche des Pannoniers fehlhieb/ und Herkules gerader außwich; auff
dem andern Herkules Bauch schram hieb/ und des Pannoniers linke verwundete Schul-

der;

Fuͤnftes Buch.
und zu ihm ſagte: Weil dich dann der hochmuhts Teuffel gar beſeſſen hat/ muſtu billiche
Straffe annehmen; gab ihm darauff mit dem erworbenen Schwerte einen Querhieb in
den dicken Wanſt/ daß ihm das Gedaͤrm umb die Fuͤſſe fiel/ fuͤhrete alsbald mit der Rech-
ten einen kraͤfftigen Streich/ und ſchlug ihm den Schedel bey der Schulder glat hinweg/
daß er mit des niderſtuͤrzen den Blute uͤber den ganzen Leib begoſſen ward/ da ich meine
Frl. Schweſter ruffen hoͤrete: Herzen Fr. Mutter/ erhebet euch/ der Pannonier iſt ſchon
erſchlagen/ ſein Gedaͤrm und Haͤupt liegen auff der Erde. Herkules in meiner und andrer
Ritter begleitung trat hin zu der Pannoniſchen Schaar/ welche 30 Mann ſtark wahr/ und
den Kampff angeſehen hatten/ und redete ſie alſo an: Dieſer euer ſtolzer Herr/ da er von
ſeinem Koͤnige außgeſchicket wahr/ in deſſen Nahmen bey meinem H. Vetter und Vater
dem Boͤmiſchen freien Koͤnige etwas zuwerben/ hat mich/ einen gebohrnen Groß Fuͤrſten
der Teutſchen/ mit ſchmaͤhe Worten angetaſtet/ und da ich ſolches gebuͤhrlich beantwor-
tet/ meiner zween im vollen Harniſche gegen ſeinen nacketen Leib außgefodert/ deſſen ich
ihn/ wie ihr geſehen/ im auffrichtigen Kampff gelohnet habe; ſo nehmet nun eures ſchon
nicht mehr ſo ſtolzen noch verwaͤgenen Herrn Kopf/ Rumpf/ Gedaͤrm/ Kleider/ Harniſch
und Pferd zu euch/ nur ſein Schwert behalte ich mir zum Gedaͤchtnis/ weil ichs ihm/ da
er noch lebete/ aus der Fauſt gebracht/ und redlich erobert habe. Damit kehrete er mit
beyden Schwertern umb nach dem Gemache/ ſeine Kleider anzulegen. Aber meine El-
tern und Fraͤulein Schweſter kahmen gleich mit groſſen freuden herunter gelauffen/ und
erſchraken nicht wenig/ da ſie ihn ſo blutig ſahen; doch halff ich ihnen bald aus dem zwei-
fel/ und befahl Waſſer zubringen/ damit wuſch meine Fr. Mutter ſelbſt und meine Fraͤu-
lein Schweſter ihm das unſaubere Blut allenthalben ab/ deſſen er ſich zwar hefftig ſchaͤ-
mete/ und ſichs doch nicht entbrechen kunte. Die Pannonier wahren ſehr betruͤbt und er-
klaͤreten ſich/ ihrem Koͤnige alles auffrichtig zuhinterbringen/ und iſt derſelbe des unfals ſo
hart erſchrecken/ daß er von der Zeit an/ ſo viel mir bewuſt iſt/ ſich nicht unternehmen duͤr-
fen/ einige Schatzung zufodern/ wiewol ich mich eines gewiſſen Krieges mit ihm vermuh-
ten bin/ welcher nicht wenig Blut koſten duͤrfte. Auff mein Vorhaben wieder zu kom̃en/
ſo entſtund bey den meinigen ein ſolches Frolocken/ als nur die geringe Schramwunde
ſich an Herkules zeigete/ daß ſichs ſchwerlich erzaͤhlen laͤſſet. Mein Herr Va[t]er trat zu
ihm/ da er noch nacket wahr/ uͤmfieng ihn freundlich/ und ſagete: Mein teurer Sohn Her-
kules/ goͤnnen die Goͤtter euch Geſundheit und Leben/ werdet ihr die Siege uñ den Ruhm
turer ritterlichen Voreltern/ durch die eure verdunckeln/ und bey allen Menſchen in ver-
geß bringen; ſo befinde ich mich auch gehalten/ bey euch umb Verzeihung zu bitten/ daß
dieſe eure Ehre zu hindern/ ich ſo emſig geweſen bin. Aber verzeihet mir mein Herr Bru-
der/ ſagte Ladiſla zu Ataxerxes/ daß in Erzehlung dieſes Streits ich mich ſo lange aufhal-
te. Mein Herr Bruder/ antwortete er; nicht weniger hat mich die Erzehlung dieſes
Kampfes beluͤſtiget/ als der neuliche/ welchen ich zwiſchen dieſem teuren Held und dem
Bauren Gamaxus mit Augen anſahe/ wil ihn auch erſtes Tages in dieſem groſſen Gaſt-
Saal auff ſechs groſſe Tuͤcher zu ſtetswaͤrendem Gedaͤchtnis abmahlen laſſen/ ſo daß
auff dem erſten Tuche des Pannoniers fehlhieb/ und Herkules gerader außwich; auff
dem andern Herkules Bauch ſchram hieb/ und des Pannoniers linke verwundete Schul-

der;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0189" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
und zu ihm &#x017F;agte: Weil dich dann der hochmuhts Teuffel gar be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hat/ mu&#x017F;tu billiche<lb/>
Straffe annehmen; gab ihm darauff mit dem erworbenen Schwerte einen Querhieb in<lb/>
den dicken Wan&#x017F;t/ daß ihm das Geda&#x0364;rm umb die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fiel/ fu&#x0364;hrete alsbald mit der Rech-<lb/>
ten einen kra&#x0364;fftigen Streich/ und &#x017F;chlug ihm den Schedel bey der Schulder glat hinweg/<lb/>
daß er mit des nider&#x017F;tu&#x0364;rzen den Blute u&#x0364;ber den ganzen Leib bego&#x017F;&#x017F;en ward/ da ich meine<lb/>
Frl. Schwe&#x017F;ter ruffen ho&#x0364;rete: Herzen Fr. Mutter/ erhebet euch/ der Pannonier i&#x017F;t &#x017F;chon<lb/>
er&#x017F;chlagen/ &#x017F;ein Geda&#x0364;rm und Ha&#x0364;upt liegen auff der Erde. Herkules in meiner und andrer<lb/>
Ritter begleitung trat hin zu der Pannoni&#x017F;chen Schaar/ welche 30 Mann &#x017F;tark wahr/ und<lb/>
den Kampff ange&#x017F;ehen hatten/ und redete &#x017F;ie al&#x017F;o an: Die&#x017F;er euer &#x017F;tolzer Herr/ da er von<lb/>
&#x017F;einem Ko&#x0364;nige außge&#x017F;chicket wahr/ in de&#x017F;&#x017F;en Nahmen bey meinem H. Vetter und Vater<lb/>
dem Bo&#x0364;mi&#x017F;chen freien Ko&#x0364;nige etwas zuwerben/ hat mich/ einen gebohrnen Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
der Teut&#x017F;chen/ mit &#x017F;chma&#x0364;he Worten angeta&#x017F;tet/ und da ich &#x017F;olches gebu&#x0364;hrlich beantwor-<lb/>
tet/ meiner zween im vollen Harni&#x017F;che gegen &#x017F;einen nacketen Leib außgefodert/ de&#x017F;&#x017F;en ich<lb/>
ihn/ wie ihr ge&#x017F;ehen/ im auffrichtigen Kampff gelohnet habe; &#x017F;o nehmet nun eures &#x017F;chon<lb/>
nicht mehr &#x017F;o &#x017F;tolzen noch verwa&#x0364;genen Herrn Kopf/ Rumpf/ Geda&#x0364;rm/ Kleider/ Harni&#x017F;ch<lb/>
und Pferd zu euch/ nur &#x017F;ein Schwert behalte ich mir zum Geda&#x0364;chtnis/ weil ichs ihm/ da<lb/>
er noch lebete/ aus der Fau&#x017F;t gebracht/ und redlich erobert habe. Damit kehrete er mit<lb/>
beyden Schwertern umb nach dem Gemache/ &#x017F;eine Kleider anzulegen. Aber meine El-<lb/>
tern und Fra&#x0364;ulein Schwe&#x017F;ter kahmen gleich mit gro&#x017F;&#x017F;en freuden herunter gelauffen/ und<lb/>
er&#x017F;chraken nicht wenig/ da &#x017F;ie ihn &#x017F;o blutig &#x017F;ahen; doch halff ich ihnen bald aus dem zwei-<lb/>
fel/ und befahl Wa&#x017F;&#x017F;er zubringen/ damit wu&#x017F;ch meine Fr. Mutter &#x017F;elb&#x017F;t und meine Fra&#x0364;u-<lb/>
lein Schwe&#x017F;ter ihm das un&#x017F;aubere Blut allenthalben ab/ de&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich zwar hefftig &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
mete/ und &#x017F;ichs doch nicht entbrechen kunte. Die Pannonier wahren &#x017F;ehr betru&#x0364;bt und er-<lb/>
kla&#x0364;reten &#x017F;ich/ ihrem Ko&#x0364;nige alles auffrichtig zuhinterbringen/ und i&#x017F;t der&#x017F;elbe des unfals &#x017F;o<lb/>
hart er&#x017F;chrecken/ daß er von der Zeit an/ &#x017F;o viel mir bewu&#x017F;t i&#x017F;t/ &#x017F;ich nicht unternehmen du&#x0364;r-<lb/>
fen/ einige Schatzung zufodern/ wiewol ich mich eines gewi&#x017F;&#x017F;en Krieges mit ihm vermuh-<lb/>
ten bin/ welcher nicht wenig Blut ko&#x017F;ten du&#x0364;rfte. Auff mein Vorhaben wieder zu kom&#x0303;en/<lb/>
&#x017F;o ent&#x017F;tund bey den meinigen ein &#x017F;olches Frolocken/ als nur die geringe Schramwunde<lb/>
&#x017F;ich an Herkules zeigete/ daß &#x017F;ichs &#x017F;chwerlich erza&#x0364;hlen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Mein Herr Va<supplied>t</supplied>er trat zu<lb/>
ihm/ da er noch nacket wahr/ u&#x0364;mfieng ihn freundlich/ und &#x017F;agete: Mein teurer Sohn Her-<lb/>
kules/ go&#x0364;nnen die Go&#x0364;tter euch Ge&#x017F;undheit und Leben/ werdet ihr die Siege un&#x0303; den Ruhm<lb/>
turer ritterlichen Voreltern/ durch die eure verdunckeln/ und bey allen Men&#x017F;chen in ver-<lb/>
geß bringen; &#x017F;o befinde ich mich auch gehalten/ bey euch umb Verzeihung zu bitten/ daß<lb/>
die&#x017F;e eure Ehre zu hindern/ ich &#x017F;o em&#x017F;ig gewe&#x017F;en bin. Aber verzeihet mir mein Herr Bru-<lb/>
der/ &#x017F;agte Ladi&#x017F;la zu Ataxerxes/ daß in Erzehlung die&#x017F;es Streits ich mich &#x017F;o lange aufhal-<lb/>
te. Mein Herr Bruder/ antwortete er; nicht weniger hat mich die Erzehlung die&#x017F;es<lb/>
Kampfes belu&#x0364;&#x017F;tiget/ als der neuliche/ welchen ich zwi&#x017F;chen die&#x017F;em teuren Held und dem<lb/>
Bauren Gamaxus mit Augen an&#x017F;ahe/ wil ihn auch er&#x017F;tes Tages in die&#x017F;em gro&#x017F;&#x017F;en Ga&#x017F;t-<lb/>
Saal auff &#x017F;echs gro&#x017F;&#x017F;e Tu&#x0364;cher zu &#x017F;tetswa&#x0364;rendem Geda&#x0364;chtnis abmahlen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o daß<lb/>
auff dem er&#x017F;ten Tuche des Pannoniers fehlhieb/ und Herkules gerader außwich; auff<lb/>
dem andern Herkules Bauch &#x017F;chram hieb/ und des Pannoniers linke verwundete Schul-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0189] Fuͤnftes Buch. und zu ihm ſagte: Weil dich dann der hochmuhts Teuffel gar beſeſſen hat/ muſtu billiche Straffe annehmen; gab ihm darauff mit dem erworbenen Schwerte einen Querhieb in den dicken Wanſt/ daß ihm das Gedaͤrm umb die Fuͤſſe fiel/ fuͤhrete alsbald mit der Rech- ten einen kraͤfftigen Streich/ und ſchlug ihm den Schedel bey der Schulder glat hinweg/ daß er mit des niderſtuͤrzen den Blute uͤber den ganzen Leib begoſſen ward/ da ich meine Frl. Schweſter ruffen hoͤrete: Herzen Fr. Mutter/ erhebet euch/ der Pannonier iſt ſchon erſchlagen/ ſein Gedaͤrm und Haͤupt liegen auff der Erde. Herkules in meiner und andrer Ritter begleitung trat hin zu der Pannoniſchen Schaar/ welche 30 Mann ſtark wahr/ und den Kampff angeſehen hatten/ und redete ſie alſo an: Dieſer euer ſtolzer Herr/ da er von ſeinem Koͤnige außgeſchicket wahr/ in deſſen Nahmen bey meinem H. Vetter und Vater dem Boͤmiſchen freien Koͤnige etwas zuwerben/ hat mich/ einen gebohrnen Groß Fuͤrſten der Teutſchen/ mit ſchmaͤhe Worten angetaſtet/ und da ich ſolches gebuͤhrlich beantwor- tet/ meiner zween im vollen Harniſche gegen ſeinen nacketen Leib außgefodert/ deſſen ich ihn/ wie ihr geſehen/ im auffrichtigen Kampff gelohnet habe; ſo nehmet nun eures ſchon nicht mehr ſo ſtolzen noch verwaͤgenen Herrn Kopf/ Rumpf/ Gedaͤrm/ Kleider/ Harniſch und Pferd zu euch/ nur ſein Schwert behalte ich mir zum Gedaͤchtnis/ weil ichs ihm/ da er noch lebete/ aus der Fauſt gebracht/ und redlich erobert habe. Damit kehrete er mit beyden Schwertern umb nach dem Gemache/ ſeine Kleider anzulegen. Aber meine El- tern und Fraͤulein Schweſter kahmen gleich mit groſſen freuden herunter gelauffen/ und erſchraken nicht wenig/ da ſie ihn ſo blutig ſahen; doch halff ich ihnen bald aus dem zwei- fel/ und befahl Waſſer zubringen/ damit wuſch meine Fr. Mutter ſelbſt und meine Fraͤu- lein Schweſter ihm das unſaubere Blut allenthalben ab/ deſſen er ſich zwar hefftig ſchaͤ- mete/ und ſichs doch nicht entbrechen kunte. Die Pannonier wahren ſehr betruͤbt und er- klaͤreten ſich/ ihrem Koͤnige alles auffrichtig zuhinterbringen/ und iſt derſelbe des unfals ſo hart erſchrecken/ daß er von der Zeit an/ ſo viel mir bewuſt iſt/ ſich nicht unternehmen duͤr- fen/ einige Schatzung zufodern/ wiewol ich mich eines gewiſſen Krieges mit ihm vermuh- ten bin/ welcher nicht wenig Blut koſten duͤrfte. Auff mein Vorhaben wieder zu kom̃en/ ſo entſtund bey den meinigen ein ſolches Frolocken/ als nur die geringe Schramwunde ſich an Herkules zeigete/ daß ſichs ſchwerlich erzaͤhlen laͤſſet. Mein Herr Vater trat zu ihm/ da er noch nacket wahr/ uͤmfieng ihn freundlich/ und ſagete: Mein teurer Sohn Her- kules/ goͤnnen die Goͤtter euch Geſundheit und Leben/ werdet ihr die Siege uñ den Ruhm turer ritterlichen Voreltern/ durch die eure verdunckeln/ und bey allen Menſchen in ver- geß bringen; ſo befinde ich mich auch gehalten/ bey euch umb Verzeihung zu bitten/ daß dieſe eure Ehre zu hindern/ ich ſo emſig geweſen bin. Aber verzeihet mir mein Herr Bru- der/ ſagte Ladiſla zu Ataxerxes/ daß in Erzehlung dieſes Streits ich mich ſo lange aufhal- te. Mein Herr Bruder/ antwortete er; nicht weniger hat mich die Erzehlung dieſes Kampfes beluͤſtiget/ als der neuliche/ welchen ich zwiſchen dieſem teuren Held und dem Bauren Gamaxus mit Augen anſahe/ wil ihn auch erſtes Tages in dieſem groſſen Gaſt- Saal auff ſechs groſſe Tuͤcher zu ſtetswaͤrendem Gedaͤchtnis abmahlen laſſen/ ſo daß auff dem erſten Tuche des Pannoniers fehlhieb/ und Herkules gerader außwich; auff dem andern Herkules Bauch ſchram hieb/ und des Pannoniers linke verwundete Schul- der;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/189
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/189>, abgerufen am 28.11.2024.