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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
se/ daß die beyde Fürstinnen sich darüber nicht allein gar nicht bewägeten/ sondern mit zim-
lichem Gelächter es anhöreten/ so daß Siegward sich nicht enthalten kunte/ sie zuerinnern/
sie möchten es nicht als ein Mährlein annehmen/ sondern sich versichern lassen/ daß sichs
in der Warheit also begeben hätte/ weil ihnen beyden zugleich solches begegnet wäre. Wel-
ches die Groß Fürstin beantwortete: Durchll. Herren Oheime und Brüder; nehmet/ bitte
ich/ unser beyden Gelächter nicht also auff/ als ob wir euch Lügen zumässen wolten/ sondern
vernehmet die wahre Ursach/ die uns hierzu bewäget; Es hat der leidige böse Teuffel aus
der Hölle/ ingestalt dieser zwölff ertichteten Götter euch ein Blärspiel angerichtet/ bloß daß
er euch von dem Christentuhm abschrecken/ und in dem eitelen Heidnischen Wahn stärken
und erhalten möge/ und weil er kein füglicher Mittel darzu gewust hat/ als eben dieses/ so
hat er diesen Schrek-pelz umbhängen/ und unter diesem ohmächtigen Gespenst euch äng-
stigen wollen/ welches ihm dann leicht zu tuhn wahr/ weil ihr keinen Gott kennet/ an dem
man sich in solchen fällen halten kan. Ich versichere euch aber/ daß wie dieses dz erstemahl
ist/ also sol es auch das leztemahl seyn/ und wollen wir ihm durch beystand und hülffe mei-
nes Gottes/ dieses Mittel/ euch ferner zuerschrecken/ schon benehmen. Ihr müsset aber zu-
vor ein Herz ergreiffen/ diesen Auffzug verlachen/ und euer vertrauen auff den wahren
Gott setzen/ alsdann sollet ihr ob Gott wil eben so leicht über diß Gespenste lachen/ wie ich
getahn habe. Jedoch/ weil eure Gemühter zimlich verwirret sind/ wollen wir diesen Tag
so hingehen lassen/ und werdet ihr auff mein wolgemeintes gutdünken euch heut diesen Tag
aller frölichen Geselschaft enthalten/ so wollen wir wils Gott/ morgen früh vornehmen was
wir heut zu tuhn willens waren. Damit ihr gleichwol aber nicht allein seyd/ sollen euch Le-
ches und Klodius auff diesem Gemache geselschaft leisten/ mit euch Speise nehmen/ und
allerhand heilige Gespräche in euer gegenwart halten/ ich wil eure abwesenheit bey der gan-
zen Geselschaft schon gebührlich zuentschuldigen wissen. Sie liessen sich dieses nicht allein
wolgefallen/ sondern auch den Schrecken algemach aus ihrem Herzen vergehen; da dann
die Groß Fürstin alles mit Leches abredete/ wie er nebest Klodius sich bey den Fürsten be-
zeigen solte; die solches auch wol in acht nahmen/ und den Fürsten ein solches Herz mache-
ten/ daß ihnen nach der Nacht verlangete; Als der späte Abend da wahr/ legten die beyden
Fürsten sich wieder zusammen/ Leches und Klodius aber auff das Nebenbette/ hiessen jene
in Gottes Nahmen sicher schlaffen/ und blieben sie inzwischen die ganze Nacht im andäch-
tigen Gebeht zu Gott. Den beyden Fräulein ward die rechte Ursach ihrer abwesenheit von
von der Groß Fürstin kund getahn/ denen ihre außgestandene Angst sehr zu Herzen ging/
und sie in ihr andächtiges Gebeht nahmen/ dessen die vier nahe Anverwanten auch unver-
gessen wahren. Die beyden Fürsten schlieffen die ganze Nacht hindurch sehr wol/ und so
bald die annoch hinter der Erden versteckete Sonnenstrahlen den Himmel begunten anzu-
röhten/ fing die Nachtigal unfern von ihrer Schlaffkammer auff einem lustigen Baume
ihr angebohrnes Stimlein sehr krauß und bund durcheinander zu zwitzern/ daß Siegward
da er erwachete/ eine sonderliche Lust darob empfand/ stieß auch seinen Gesellen an/ und fra-
gete/ ob er nicht schier außgeschlaffen hätte. Leches/ als er sie wache seyn vermerkete/ fragete
er nach getahnem Morgenwunsch/ wie ihre Durchll. geruhet hätten. Sehr wol und nach
allem Wunsche/ antwortete Siegward/ und so bald euchs geliebet/ wollet ihr der Durchl.

Groß-

Sechſtes Buch.
ſe/ daß die beyde Fuͤrſtinnen ſich daruͤber nicht allein gar nicht bewaͤgeten/ ſondern mit zim-
lichem Gelaͤchter es anhoͤreten/ ſo daß Siegward ſich nicht enthalten kunte/ ſie zuerinnern/
ſie moͤchten es nicht als ein Maͤhrlein annehmen/ ſondern ſich verſichern laſſen/ daß ſichs
in der Warheit alſo begeben haͤtte/ weil ihnen beyden zugleich ſolches begegnet waͤre. Wel-
ches die Groß Fuͤrſtin beantwortete: Durchll. Herren Oheime und Bruͤder; nehmet/ bitte
ich/ unſer beyden Gelaͤchter nicht alſo auff/ als ob wir euch Luͤgen zumaͤſſen wolten/ ſondern
vernehmet die wahre Urſach/ die uns hierzu bewaͤget; Es hat der leidige boͤſe Teuffel aus
der Hoͤlle/ ingeſtalt dieſer zwoͤlff ertichteten Goͤtter euch ein Blaͤrſpiel angerichtet/ bloß daß
er euch von dem Chriſtentuhm abſchrecken/ und in dem eitelen Heidniſchen Wahn ſtaͤrken
und erhalten moͤge/ und weil er kein fuͤglicher Mittel darzu gewuſt hat/ als eben dieſes/ ſo
hat er dieſen Schrek-pelz umbhaͤngen/ und unter dieſem ohmaͤchtigen Geſpenſt euch aͤng-
ſtigen wollen/ welches ihm dann leicht zu tuhn wahr/ weil ihr keinen Gott kennet/ an dem
man ſich in ſolchen faͤllen halten kan. Ich verſichere euch aber/ daß wie dieſes dz erſtemahl
iſt/ alſo ſol es auch das leztemahl ſeyn/ und wollen wir ihm durch beyſtand und hülffe mei-
nes Gottes/ dieſes Mittel/ euch ferner zuerſchrecken/ ſchon benehmen. Ihr muͤſſet aber zu-
vor ein Herz ergreiffen/ dieſen Auffzug verlachen/ und euer vertrauen auff den wahren
Gott ſetzen/ alsdann ſollet ihr ob Gott wil eben ſo leicht uͤber diß Geſpenſte lachen/ wie ich
getahn habe. Jedoch/ weil eure Gemuͤhter zimlich verwirret ſind/ wollen wir dieſen Tag
ſo hingehen laſſen/ uñ werdet ihr auff mein wolgemeintes gutduͤnken euch heut dieſen Tag
aller froͤlichen Geſelſchaft enthalten/ ſo wollen wir wils Gott/ morgen fruͤh vornehmẽ was
wir heut zu tuhn willens waren. Damit ihr gleichwol aber nicht allein ſeyd/ ſollen euch Le-
ches und Klodius auff dieſem Gemache geſelſchaft leiſten/ mit euch Speiſe nehmen/ und
allerhand heilige Geſpraͤche in euer gegenwart haltẽ/ ich wil eure abweſenheit bey der gan-
zen Geſelſchaft ſchon gebuͤhrlich zuentſchuldigen wiſſen. Sie lieſſen ſich dieſes nicht allein
wolgefallen/ ſondern auch den Schrecken algemach aus ihrem Herzen vergehen; da dann
die Groß Fuͤrſtin alles mit Leches abredete/ wie er nebeſt Klodius ſich bey den Fuͤrſten be-
zeigen ſolte; die ſolches auch wol in acht nahmen/ und den Fuͤrſten ein ſolches Herz mache-
ten/ daß ihnen nach der Nacht verlangete; Als der ſpaͤte Abend da wahr/ legten die beyden
Fuͤrſten ſich wieder zuſammen/ Leches und Klodius aber auff das Nebenbette/ hieſſen jene
in Gottes Nahmen ſicher ſchlaffen/ und blieben ſie inzwiſchen die ganze Nacht im andaͤch-
tigen Gebeht zu Gott. Den beyden Fraͤulein ward die rechte Urſach ihrer abweſenheit von
von der Groß Fuͤrſtin kund getahn/ denen ihre außgeſtandene Angſt ſehr zu Herzen ging/
und ſie in ihr andaͤchtiges Gebeht nahmen/ deſſen die vier nahe Anverwanten auch unver-
geſſen wahren. Die beyden Fuͤrſten ſchlieffen die ganze Nacht hindurch ſehr wol/ und ſo
bald die annoch hinter der Erden verſteckete Sonnenſtrahlen den Himmel begunten anzu-
roͤhten/ fing die Nachtigal unfern von ihrer Schlaffkammer auff einem luſtigen Baume
ihr angebohrnes Stimlein ſehr krauß und bund durcheinander zu zwitzern/ daß Siegward
da er erwachete/ eine ſonderliche Luſt darob empfand/ ſtieß auch ſeinen Geſellen an/ und fra-
gete/ ob er nicht ſchier außgeſchlaffen haͤtte. Leches/ als er ſie wache ſeyn vermerkete/ fragete
er nach getahnem Morgenwunſch/ wie ihre Durchll. geruhet haͤtten. Sehr wol und nach
allem Wunſche/ antwortete Siegward/ und ſo bald euchs geliebet/ wollet ihr der Durchl.

Groß-
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[335/0341] Sechſtes Buch. ſe/ daß die beyde Fuͤrſtinnen ſich daruͤber nicht allein gar nicht bewaͤgeten/ ſondern mit zim- lichem Gelaͤchter es anhoͤreten/ ſo daß Siegward ſich nicht enthalten kunte/ ſie zuerinnern/ ſie moͤchten es nicht als ein Maͤhrlein annehmen/ ſondern ſich verſichern laſſen/ daß ſichs in der Warheit alſo begeben haͤtte/ weil ihnen beyden zugleich ſolches begegnet waͤre. Wel- ches die Groß Fuͤrſtin beantwortete: Durchll. Herren Oheime und Bruͤder; nehmet/ bitte ich/ unſer beyden Gelaͤchter nicht alſo auff/ als ob wir euch Luͤgen zumaͤſſen wolten/ ſondern vernehmet die wahre Urſach/ die uns hierzu bewaͤget; Es hat der leidige boͤſe Teuffel aus der Hoͤlle/ ingeſtalt dieſer zwoͤlff ertichteten Goͤtter euch ein Blaͤrſpiel angerichtet/ bloß daß er euch von dem Chriſtentuhm abſchrecken/ und in dem eitelen Heidniſchen Wahn ſtaͤrken und erhalten moͤge/ und weil er kein fuͤglicher Mittel darzu gewuſt hat/ als eben dieſes/ ſo hat er dieſen Schrek-pelz umbhaͤngen/ und unter dieſem ohmaͤchtigen Geſpenſt euch aͤng- ſtigen wollen/ welches ihm dann leicht zu tuhn wahr/ weil ihr keinen Gott kennet/ an dem man ſich in ſolchen faͤllen halten kan. Ich verſichere euch aber/ daß wie dieſes dz erſtemahl iſt/ alſo ſol es auch das leztemahl ſeyn/ und wollen wir ihm durch beyſtand und hülffe mei- nes Gottes/ dieſes Mittel/ euch ferner zuerſchrecken/ ſchon benehmen. Ihr muͤſſet aber zu- vor ein Herz ergreiffen/ dieſen Auffzug verlachen/ und euer vertrauen auff den wahren Gott ſetzen/ alsdann ſollet ihr ob Gott wil eben ſo leicht uͤber diß Geſpenſte lachen/ wie ich getahn habe. Jedoch/ weil eure Gemuͤhter zimlich verwirret ſind/ wollen wir dieſen Tag ſo hingehen laſſen/ uñ werdet ihr auff mein wolgemeintes gutduͤnken euch heut dieſen Tag aller froͤlichen Geſelſchaft enthalten/ ſo wollen wir wils Gott/ morgen fruͤh vornehmẽ was wir heut zu tuhn willens waren. Damit ihr gleichwol aber nicht allein ſeyd/ ſollen euch Le- ches und Klodius auff dieſem Gemache geſelſchaft leiſten/ mit euch Speiſe nehmen/ und allerhand heilige Geſpraͤche in euer gegenwart haltẽ/ ich wil eure abweſenheit bey der gan- zen Geſelſchaft ſchon gebuͤhrlich zuentſchuldigen wiſſen. Sie lieſſen ſich dieſes nicht allein wolgefallen/ ſondern auch den Schrecken algemach aus ihrem Herzen vergehen; da dann die Groß Fuͤrſtin alles mit Leches abredete/ wie er nebeſt Klodius ſich bey den Fuͤrſten be- zeigen ſolte; die ſolches auch wol in acht nahmen/ und den Fuͤrſten ein ſolches Herz mache- ten/ daß ihnen nach der Nacht verlangete; Als der ſpaͤte Abend da wahr/ legten die beyden Fuͤrſten ſich wieder zuſammen/ Leches und Klodius aber auff das Nebenbette/ hieſſen jene in Gottes Nahmen ſicher ſchlaffen/ und blieben ſie inzwiſchen die ganze Nacht im andaͤch- tigen Gebeht zu Gott. Den beyden Fraͤulein ward die rechte Urſach ihrer abweſenheit von von der Groß Fuͤrſtin kund getahn/ denen ihre außgeſtandene Angſt ſehr zu Herzen ging/ und ſie in ihr andaͤchtiges Gebeht nahmen/ deſſen die vier nahe Anverwanten auch unver- geſſen wahren. Die beyden Fuͤrſten ſchlieffen die ganze Nacht hindurch ſehr wol/ und ſo bald die annoch hinter der Erden verſteckete Sonnenſtrahlen den Himmel begunten anzu- roͤhten/ fing die Nachtigal unfern von ihrer Schlaffkammer auff einem luſtigen Baume ihr angebohrnes Stimlein ſehr krauß und bund durcheinander zu zwitzern/ daß Siegward da er erwachete/ eine ſonderliche Luſt darob empfand/ ſtieß auch ſeinen Geſellen an/ und fra- gete/ ob er nicht ſchier außgeſchlaffen haͤtte. Leches/ als er ſie wache ſeyn vermerkete/ fragete er nach getahnem Morgenwunſch/ wie ihre Durchll. geruhet haͤtten. Sehr wol und nach allem Wunſche/ antwortete Siegward/ und ſo bald euchs geliebet/ wollet ihr der Durchl. Groß-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/341>, abgerufen am 22.11.2024.