Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
bitte ich freundlich/ und lasse ihn meiner Vorbittegeniessen. Das Fräulein lächelte hierauf/
und antwortete: Ich gläube schier/ Herzen Fr. Schwester/ du dürfftest mich gar bereden
wollen/ daß ich hin zu ihm lieffe/ und ihm meine Liebe und Hulde anböte; hastu es dann mit
deinem Fürsten auch so gemacht/ so muß das Paduanische Brod dein Gemüht gar ver-
endert/ und auß einer schamhaften die allerverwägenste gemacht haben. Uber das kan ich
ja Herrn Pupienus nicht ins Herz sehen/ oder aus seinem stilleschweigen vernehmen/ wie
er mir gewogen sey; befinde ich aber dereins seine Anwerbung also beschaffen/ daß ich ver-
wahret bin/ werde ich wissen mich zu erklären/ daß du mit mir guten Frieden haben solt;
dann meine Eltern haben mir freie Wahl gegeben/ einen Bräutigam zukiesen/ und weiß
schon wol/ daß ihnen keiner so angenehm/ als eben dieser sein würde. Hieraus vernam Si-
bylla/ daß das Herz schon gewonnen wahr/ baht demnach/ sie möchte bey diesem Vorsaz be-
stendig bleiben; es würde Pupienus/ dafern er Ehrerbietung halben nur könte/ sein ganzes
Herz vor ihr außschütten. Sie suchete darauf gelegenheit/ mit ihm zureden/ und erinnerte
ihn/ wie sehr er geirret hätte/ in dem er ihm so wiedrige Gedanken von dem Fräulein einge-
bildet; der ganze mangel läge an ihm selbst/ weil er gar zu blöde mit ihr ümgangen/ und sich
gar zu sehr gedemütiget hätte; solte demnach mit vernünftiger und bescheidener Herzhaf-
tigkeit sich zu ihr machen/ und am glüklichen Fortgange nicht zweifen. Pupienus ging auf
solche Rede in sich selber/ erkennete den Sachen zu wenig und zu viel getahn haben/ und be-
dachte sich in kurzer frist/ was gestalt er forthin sich verhalten wolte. Hierzu ward ihm nun
gute anlaß an die Hand gegeben/ dann Fr. Sophia foderte ihn auff/ mit dem Fräulein zu
tanzen/ welches er sehr wol verrichtete/ nachgehends sie wieder an ihren Ort führete/ und
sich/ weil Raum gnug da wahr/ zu ihr niedersetzete/ suchete auch gelegenheit/ auff seine Liebe
zukommen/ wozu sie selbst ihm gute Anleitung gab/ indem sie ihn fragete/ wie ihm die Pa-
duanischen Fräulein gefielen/ welche ihrer Urtel nach/ den Römerinnen in vielen stücken es
zuvor tähten; und ob er seinem Oheim Herrn Skaurus nicht folgen wolte/ dem/ wie der
Ausgang bezeugete/ kein Römisches Fräulein gut gnug gewesen/ und daher seine Liebe bey
dem vortreflichen Fräulein/ Frl. Helenen nidergelassen hätte/ als welcher/ müste sie gestehen/
nicht bald eine Römerin an Schönheit und höflichen geberden gleich wäre. Pupienus ant-
wortete ihr: Hochgebornes Fräulein/ ich habe mich wegen meines Oheims Skaurus umb
zweyerley hoch zuverwundern; als vor erst um seine schleunige Erklärung/ dz/ da er nie der
Liebe sich angenommen/ er so geschwinde und in eines Tagesfrist sich seinen Fräulein ergeben hat.
Virginia fiel ihm in die Rede/ und antwortete; Solches währe höchlich an ihm zu loben/
massen ihrer viel etliche Jahr lang mit der Wahl zubrächten/ und dannoch unter tausenden
ihnen nicht eine gerecht währe; diese/ sagte sie/ ist ihnen zu lang; jene zu kurz; diese zu feist;
jene zu mager; diese zu roht/ jene zu bleich; diese zu freundlich/ jene zu saur; diese lachet zu
viel/ jene mutzet zu sehr; ja es magsleicht ein Härlein an ihr versehen/ welches sie der Liebe
unwert machet; aber diese Wahl-Hansen trift doch zu lezt die bahre bezahlung/ daß sie dem
Glüke noch darzu danken/ wann sich eine über sie erbarmet/ und die eheliche Liebe ihnen nit
versaget. Seid aber gebehten/ Herr Pupienus/ sagte sie/ und lasset mich das andere auch
wissen/ dessen ihr euch wegen Herr Skaurus so hoch verwundert. Gar willig mein Fräu-
lein/ antwortete er; nur daß ich zuvor ihre Urtel bestätige/ und allen solchen Wählern das

zeit-

Sechſtes Buch.
bitte ich freundlich/ uñ laſſe ihn meiner Vorbittegenieſſen. Das Fraͤulein laͤchelte hierauf/
und antwortete: Ich glaͤube ſchier/ Herzen Fr. Schweſter/ du duͤrffteſt mich gar bereden
wollen/ daß ich hin zu ihm lieffe/ und ihm meine Liebe und Hulde anboͤte; haſtu es dañ mit
deinem Fuͤrſten auch ſo gemacht/ ſo muß das Paduaniſche Brod dein Gemuͤht gar ver-
endert/ und auß einer ſchamhaften die allerverwaͤgenſte gemacht haben. Uber das kan ich
ja Herrn Pupienus nicht ins Herz ſehen/ oder aus ſeinem ſtilleſchweigen vernehmen/ wie
er mir gewogen ſey; befinde ich aber dereins ſeine Anwerbung alſo beſchaffen/ daß ich ver-
wahret bin/ werde ich wiſſen mich zu erklaͤren/ daß du mit mir guten Frieden haben ſolt;
dann meine Eltern haben mir freie Wahl gegeben/ einen Braͤutigam zukieſen/ und weiß
ſchon wol/ daß ihnen keiner ſo angenehm/ als eben dieſer ſein wuͤrde. Hieraus vernam Si-
bylla/ daß das Herz ſchon gewonnen wahr/ baht demnach/ ſie moͤchte bey dieſem Vorſaz be-
ſtendig bleiben; es würde Pupienus/ dafern er Ehrerbietung halben nur koͤnte/ ſein ganzes
Herz vor ihr außſchuͤtten. Sie ſuchete darauf gelegenheit/ mit ihm zureden/ und erinnerte
ihn/ wie ſehr er geirret haͤtte/ in dem er ihm ſo wiedrige Gedanken von dem Fraͤulein einge-
bildet; der ganze mangel laͤge an ihm ſelbſt/ weil er gar zu bloͤde mit ihr uͤmgangen/ und ſich
gar zu ſehr gedemuͤtiget haͤtte; ſolte demnach mit vernuͤnftiger und beſcheidener Herzhaf-
tigkeit ſich zu ihr machen/ und am gluͤklichen Fortgange nicht zweifen. Pupienus ging auf
ſolche Rede in ſich ſelber/ erkennete den Sachen zu wenig und zu viel getahn haben/ und be-
dachte ſich in kurzer friſt/ was geſtalt er forthin ſich verhalten wolte. Hierzu ward ihm nun
gute anlaß an die Hand gegeben/ dann Fr. Sophia foderte ihn auff/ mit dem Fraͤulein zu
tanzen/ welches er ſehr wol verrichtete/ nachgehends ſie wieder an ihren Ort fuͤhrete/ und
ſich/ weil Raum gnug da wahr/ zu ihr niederſetzete/ ſuchete auch gelegenheit/ auff ſeine Liebe
zukommen/ wozu ſie ſelbſt ihm gute Anleitung gab/ indem ſie ihn fragete/ wie ihm die Pa-
duaniſchen Fraͤulein gefielen/ welche ihrer Urtel nach/ den Roͤmerinnen in vielen ſtuͤcken es
zuvor taͤhten; und ob er ſeinem Oheim Herrn Skaurus nicht folgen wolte/ dem/ wie der
Ausgang bezeugete/ kein Roͤmiſches Fraͤulein gut gnug geweſen/ und daher ſeine Liebe bey
dem vortreflichen Fraͤulein/ Frl. Helenẽ nidergelaſſen haͤtte/ als welcher/ muͤſte ſie geſtehẽ/
nicht bald eine Roͤmerin an Schoͤnheit uñ hoͤflichen geberden gleich waͤre. Pupienus ant-
wortete ihr: Hochgebornes Fraͤulein/ ich habe mich wegen meines Oheims Skaurus umb
zweyerley hoch zuverwundern; als vor erſt um ſeine ſchleunige Eꝛklaͤrung/ dz/ da er nie der
Liebe ſich angenom̃en/ eꝛ ſo geſchwinde uñ in eines Tagesfꝛiſt ſich ſeinẽ Fꝛaͤulein eꝛgebẽ hat.
Virginia fiel ihm in die Rede/ und antwortete; Solches waͤhre hoͤchlich an ihm zu loben/
maſſen ihrer viel etliche Jahr lang mit deꝛ Wahl zubraͤchten/ und dannoch unter tauſenden
ihnen nicht eine gerecht waͤhre; dieſe/ ſagte ſie/ iſt ihnen zu lang; jene zu kurz; dieſe zu feiſt;
jene zu mager; dieſe zu roht/ jene zu bleich; dieſe zu freundlich/ jene zu ſaur; dieſe lachet zu
viel/ jene mutzet zu ſehr; ja es magsleicht ein Haͤrlein an ihr verſehen/ welches ſie der Liebe
unwert machet; aber dieſe Wahl-Hanſen trift doch zu lezt die bahꝛe bezahlung/ daß ſie dem
Gluͤke noch darzu danken/ wann ſich eine uͤber ſie erbarmet/ und die eheliche Liebe ihnen nit
verſaget. Seid aber gebehten/ Herr Pupienus/ ſagte ſie/ und laſſet mich das andere auch
wiſſen/ deſſen ihr euch wegen Herr Skaurus ſo hoch verwundert. Gar willig mein Fraͤu-
lein/ antwortete er; nur daß ich zuvor ihre Urtel beſtaͤtige/ und allen ſolchen Waͤhlern das

zeit-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0404" n="398"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
bitte ich freundlich/ un&#x0303; la&#x017F;&#x017F;e ihn meiner Vorbittegenie&#x017F;&#x017F;en. Das Fra&#x0364;ulein la&#x0364;chelte hierauf/<lb/>
und antwortete: Ich gla&#x0364;ube &#x017F;chier/ Herzen Fr. Schwe&#x017F;ter/ du du&#x0364;rffte&#x017F;t mich gar bereden<lb/>
wollen/ daß ich hin zu ihm lieffe/ und ihm meine Liebe und Hulde anbo&#x0364;te; ha&#x017F;tu es dan&#x0303; mit<lb/>
deinem Fu&#x0364;r&#x017F;ten auch &#x017F;o gemacht/ &#x017F;o muß das Paduani&#x017F;che Brod dein Gemu&#x0364;ht gar ver-<lb/>
endert/ und auß einer &#x017F;chamhaften die allerverwa&#x0364;gen&#x017F;te gemacht haben. Uber das kan ich<lb/>
ja Herrn Pupienus nicht ins Herz &#x017F;ehen/ oder aus &#x017F;einem &#x017F;tille&#x017F;chweigen vernehmen/ wie<lb/>
er mir gewogen &#x017F;ey; befinde ich aber dereins &#x017F;eine Anwerbung al&#x017F;o be&#x017F;chaffen/ daß ich ver-<lb/>
wahret bin/ werde ich wi&#x017F;&#x017F;en mich zu erkla&#x0364;ren/ daß du mit mir guten Frieden haben &#x017F;olt;<lb/>
dann meine Eltern haben mir freie Wahl gegeben/ einen Bra&#x0364;utigam zukie&#x017F;en/ und weiß<lb/>
&#x017F;chon wol/ daß ihnen keiner &#x017F;o angenehm/ als eben die&#x017F;er &#x017F;ein wu&#x0364;rde. Hieraus vernam Si-<lb/>
bylla/ daß das Herz &#x017F;chon gewonnen wahr/ baht demnach/ &#x017F;ie mo&#x0364;chte bey die&#x017F;em Vor&#x017F;az be-<lb/>
&#x017F;tendig bleiben; es würde Pupienus/ dafern er Ehrerbietung halben nur ko&#x0364;nte/ &#x017F;ein ganzes<lb/>
Herz vor ihr auß&#x017F;chu&#x0364;tten. Sie &#x017F;uchete darauf gelegenheit/ mit ihm zureden/ und erinnerte<lb/>
ihn/ wie &#x017F;ehr er geirret ha&#x0364;tte/ in dem er ihm &#x017F;o wiedrige Gedanken von dem Fra&#x0364;ulein einge-<lb/>
bildet; der ganze mangel la&#x0364;ge an ihm &#x017F;elb&#x017F;t/ weil er gar zu blo&#x0364;de mit ihr u&#x0364;mgangen/ und &#x017F;ich<lb/>
gar zu &#x017F;ehr gedemu&#x0364;tiget ha&#x0364;tte; &#x017F;olte demnach mit vernu&#x0364;nftiger und be&#x017F;cheidener Herzhaf-<lb/>
tigkeit &#x017F;ich zu ihr machen/ und am glu&#x0364;klichen Fortgange nicht zweifen. Pupienus ging auf<lb/>
&#x017F;olche Rede in &#x017F;ich &#x017F;elber/ erkennete den Sachen zu wenig und zu viel getahn haben/ und be-<lb/>
dachte &#x017F;ich in kurzer fri&#x017F;t/ was ge&#x017F;talt er forthin &#x017F;ich verhalten wolte. Hierzu ward ihm nun<lb/>
gute anlaß an die Hand gegeben/ dann Fr. Sophia foderte ihn auff/ mit dem Fra&#x0364;ulein zu<lb/>
tanzen/ welches er &#x017F;ehr wol verrichtete/ nachgehends &#x017F;ie wieder an ihren Ort fu&#x0364;hrete/ und<lb/>
&#x017F;ich/ weil Raum gnug da wahr/ zu ihr nieder&#x017F;etzete/ &#x017F;uchete auch gelegenheit/ auff &#x017F;eine Liebe<lb/>
zukommen/ wozu &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ihm gute Anleitung gab/ indem &#x017F;ie ihn fragete/ wie ihm die Pa-<lb/>
duani&#x017F;chen Fra&#x0364;ulein gefielen/ welche ihrer Urtel nach/ den Ro&#x0364;merinnen in vielen &#x017F;tu&#x0364;cken es<lb/>
zuvor ta&#x0364;hten; und ob er &#x017F;einem Oheim Herrn Skaurus nicht folgen wolte/ dem/ wie der<lb/>
Ausgang bezeugete/ kein Ro&#x0364;mi&#x017F;ches Fra&#x0364;ulein gut gnug gewe&#x017F;en/ und daher &#x017F;eine Liebe bey<lb/>
dem vortreflichen Fra&#x0364;ulein/ Frl. Helene&#x0303; nidergela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte/ als welcher/ mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie ge&#x017F;tehe&#x0303;/<lb/>
nicht bald eine Ro&#x0364;merin an Scho&#x0364;nheit un&#x0303; ho&#x0364;flichen geberden gleich wa&#x0364;re. Pupienus ant-<lb/>
wortete ihr: Hochgebornes Fra&#x0364;ulein/ ich habe mich wegen meines Oheims Skaurus umb<lb/>
zweyerley hoch zuverwundern; als vor er&#x017F;t um &#x017F;eine &#x017F;chleunige E&#xA75B;kla&#x0364;rung/ dz/ da er nie der<lb/>
Liebe &#x017F;ich angenom&#x0303;en/ e&#xA75B; &#x017F;o ge&#x017F;chwinde un&#x0303; in eines Tagesf&#xA75B;i&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;eine&#x0303; F&#xA75B;a&#x0364;ulein e&#xA75B;gebe&#x0303; hat.<lb/>
Virginia fiel ihm in die Rede/ und antwortete; Solches wa&#x0364;hre ho&#x0364;chlich an ihm zu loben/<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ihrer viel etliche Jahr lang mit de&#xA75B; Wahl zubra&#x0364;chten/ und dannoch unter tau&#x017F;enden<lb/>
ihnen nicht eine gerecht wa&#x0364;hre; die&#x017F;e/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ i&#x017F;t ihnen zu lang; jene zu kurz; die&#x017F;e zu fei&#x017F;t;<lb/>
jene zu mager; die&#x017F;e zu roht/ jene zu bleich; die&#x017F;e zu freundlich/ jene zu &#x017F;aur; die&#x017F;e lachet zu<lb/>
viel/ jene mutzet zu &#x017F;ehr; ja es magsleicht ein Ha&#x0364;rlein an ihr ver&#x017F;ehen/ welches &#x017F;ie der Liebe<lb/>
unwert machet; aber die&#x017F;e Wahl-Han&#x017F;en trift doch zu lezt die bah&#xA75B;e bezahlung/ daß &#x017F;ie dem<lb/>
Glu&#x0364;ke noch darzu danken/ wann &#x017F;ich eine u&#x0364;ber &#x017F;ie erbarmet/ und die eheliche Liebe ihnen nit<lb/>
ver&#x017F;aget. Seid aber gebehten/ Herr Pupienus/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ und la&#x017F;&#x017F;et mich das andere auch<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ de&#x017F;&#x017F;en ihr euch wegen Herr Skaurus &#x017F;o hoch verwundert. Gar willig mein Fra&#x0364;u-<lb/>
lein/ antwortete er; nur daß ich zuvor ihre Urtel be&#x017F;ta&#x0364;tige/ und allen &#x017F;olchen Wa&#x0364;hlern das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zeit-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0404] Sechſtes Buch. bitte ich freundlich/ uñ laſſe ihn meiner Vorbittegenieſſen. Das Fraͤulein laͤchelte hierauf/ und antwortete: Ich glaͤube ſchier/ Herzen Fr. Schweſter/ du duͤrffteſt mich gar bereden wollen/ daß ich hin zu ihm lieffe/ und ihm meine Liebe und Hulde anboͤte; haſtu es dañ mit deinem Fuͤrſten auch ſo gemacht/ ſo muß das Paduaniſche Brod dein Gemuͤht gar ver- endert/ und auß einer ſchamhaften die allerverwaͤgenſte gemacht haben. Uber das kan ich ja Herrn Pupienus nicht ins Herz ſehen/ oder aus ſeinem ſtilleſchweigen vernehmen/ wie er mir gewogen ſey; befinde ich aber dereins ſeine Anwerbung alſo beſchaffen/ daß ich ver- wahret bin/ werde ich wiſſen mich zu erklaͤren/ daß du mit mir guten Frieden haben ſolt; dann meine Eltern haben mir freie Wahl gegeben/ einen Braͤutigam zukieſen/ und weiß ſchon wol/ daß ihnen keiner ſo angenehm/ als eben dieſer ſein wuͤrde. Hieraus vernam Si- bylla/ daß das Herz ſchon gewonnen wahr/ baht demnach/ ſie moͤchte bey dieſem Vorſaz be- ſtendig bleiben; es würde Pupienus/ dafern er Ehrerbietung halben nur koͤnte/ ſein ganzes Herz vor ihr außſchuͤtten. Sie ſuchete darauf gelegenheit/ mit ihm zureden/ und erinnerte ihn/ wie ſehr er geirret haͤtte/ in dem er ihm ſo wiedrige Gedanken von dem Fraͤulein einge- bildet; der ganze mangel laͤge an ihm ſelbſt/ weil er gar zu bloͤde mit ihr uͤmgangen/ und ſich gar zu ſehr gedemuͤtiget haͤtte; ſolte demnach mit vernuͤnftiger und beſcheidener Herzhaf- tigkeit ſich zu ihr machen/ und am gluͤklichen Fortgange nicht zweifen. Pupienus ging auf ſolche Rede in ſich ſelber/ erkennete den Sachen zu wenig und zu viel getahn haben/ und be- dachte ſich in kurzer friſt/ was geſtalt er forthin ſich verhalten wolte. Hierzu ward ihm nun gute anlaß an die Hand gegeben/ dann Fr. Sophia foderte ihn auff/ mit dem Fraͤulein zu tanzen/ welches er ſehr wol verrichtete/ nachgehends ſie wieder an ihren Ort fuͤhrete/ und ſich/ weil Raum gnug da wahr/ zu ihr niederſetzete/ ſuchete auch gelegenheit/ auff ſeine Liebe zukommen/ wozu ſie ſelbſt ihm gute Anleitung gab/ indem ſie ihn fragete/ wie ihm die Pa- duaniſchen Fraͤulein gefielen/ welche ihrer Urtel nach/ den Roͤmerinnen in vielen ſtuͤcken es zuvor taͤhten; und ob er ſeinem Oheim Herrn Skaurus nicht folgen wolte/ dem/ wie der Ausgang bezeugete/ kein Roͤmiſches Fraͤulein gut gnug geweſen/ und daher ſeine Liebe bey dem vortreflichen Fraͤulein/ Frl. Helenẽ nidergelaſſen haͤtte/ als welcher/ muͤſte ſie geſtehẽ/ nicht bald eine Roͤmerin an Schoͤnheit uñ hoͤflichen geberden gleich waͤre. Pupienus ant- wortete ihr: Hochgebornes Fraͤulein/ ich habe mich wegen meines Oheims Skaurus umb zweyerley hoch zuverwundern; als vor erſt um ſeine ſchleunige Eꝛklaͤrung/ dz/ da er nie der Liebe ſich angenom̃en/ eꝛ ſo geſchwinde uñ in eines Tagesfꝛiſt ſich ſeinẽ Fꝛaͤulein eꝛgebẽ hat. Virginia fiel ihm in die Rede/ und antwortete; Solches waͤhre hoͤchlich an ihm zu loben/ maſſen ihrer viel etliche Jahr lang mit deꝛ Wahl zubraͤchten/ und dannoch unter tauſenden ihnen nicht eine gerecht waͤhre; dieſe/ ſagte ſie/ iſt ihnen zu lang; jene zu kurz; dieſe zu feiſt; jene zu mager; dieſe zu roht/ jene zu bleich; dieſe zu freundlich/ jene zu ſaur; dieſe lachet zu viel/ jene mutzet zu ſehr; ja es magsleicht ein Haͤrlein an ihr verſehen/ welches ſie der Liebe unwert machet; aber dieſe Wahl-Hanſen trift doch zu lezt die bahꝛe bezahlung/ daß ſie dem Gluͤke noch darzu danken/ wann ſich eine uͤber ſie erbarmet/ und die eheliche Liebe ihnen nit verſaget. Seid aber gebehten/ Herr Pupienus/ ſagte ſie/ und laſſet mich das andere auch wiſſen/ deſſen ihr euch wegen Herr Skaurus ſo hoch verwundert. Gar willig mein Fraͤu- lein/ antwortete er; nur daß ich zuvor ihre Urtel beſtaͤtige/ und allen ſolchen Waͤhlern das zeit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/404
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/404>, abgerufen am 31.10.2024.