Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
den Römerinnen/ eigenhändigen Beweißtuhm hervor gebracht habe/ in welchem sie Son-
nenklar zuerkennen gegeben/ daß ich mehr von ihnen/ als sie von mir zur ehelichen Liebe er-
suchet bin/ wird und kann nichts mehr übrig seyn/ als daß mein gerechtester Richter in die-
ser Sache die Urtel felle/ welche/ angesehen der bestendigen Käyserlichen Gerechtigkeit/ nit
anders/ als vor mich und meine auffrichtige träue/ wieder die Falscheit dieser beyden Rö-
merinnen stehen mus. Allergerechtester Käyser/ fing darauff Furstin Sibylla an; daß ge-
genwärtiger Prokulus von etwa einem Schalke oder einer Schälkin frey auffgezogen/
und mit abgel[e]senen ersten Brieffen/ welche unser keine nie gesehen/ tapffer bey der Nase
umbgeführet sey/ liegt mehr als zu helle am Tage/ massen so wenig ich von dem Lelianus/
als meine Fr. Schwester von dem alten Greisen leisen ungenenneten Buhler ichtwas weis/
oder jemahls gehöret habe. Ob nun Prokulus die ertichteten Brieffe beantwortet habe
oder nicht/ kan uns weder Schaden noch Vortel geben/ und müste er ja beständig erweisen/
daß ihm die Brieffe von uns zugeschrieben und übergeschicket/ auch seine Antwort/ davon
wir nie etwas gehöret oder gesehen/ uns eingelieffert währen. Er bringe die Brieffeträger
an den Tag/ und lasse sie scharff fragen/ dann wird sichs finden/ wie weit sein Beweißtuhm
reiche. Weil ihm aber vielleicht solches unmöglig seyn wird/ und durch diesen possierlichen
Auffzug meiner Fr. Schwester und mir durchaus keine böse Nachrede erwachsen kan/
wiewol/ wann der Anstifter uns kund währe/ wir ihn aufs wenigste darüber zurede stellen
würden/ überdas auch Herr Prokulus durch seines Gehirns blödigkeit mag überschnellet
und zur leichtgläubigkeit angetrieben seyn/ als gelanget an ihre Käyserl. Hocheit meiner
Fr. Schwester und mein demühtigst-untertähnigstes bitten/ dieselbe wollen allen ungnä-
digen Willen gegen Herrn Prokulus fallen lassen/ und von dessen Wiz ein mehres nicht
fodern als der ungütige Himmel ihm verlihen hat. Daß währe wol eine wunderliche Sa-
che/ sagte Prokulus/ wann in diesem Gerichte ich unterliegen und den kürzern zihen solte;
und dafern diese Schreiben von irgend einem andern/ als von den beyden Fräulein her-
kommen währe/ würde ich solches eifern biß an mein Ende. Der Käyser fiel ihm hieselbst
ein/ und sagete: Ohn allen zweiffel hättestu verdienet/ das dein unbesonnenes Vornehmen
nicht mit Waffen/ sondern mit Hundepeitschen gestraffet würde/ und hätten wir solche gro-
be Narrey nimmermehr hinter dir gesuchet. Es mus aber dieser teuren Fürsten und Für-
stinnen vorbitte dir zum besten kommen/ mit denen/ wegen angelegten Schimpffes abtrag
zu machen/ befleissige dich ja bald/ oder du dürfftest nicht gar lange mehr Prokulus heissen.
Dieser kam zur erkäntnis/ taht vor dem Käyser einen Fußfall/ und baht seiner unbesonnen-
heit allergnädigste verzeihung; und weil er nicht wuste/ wer Baldrich und Siegward wah-
ren/ ließ er sich dieselbe zeigen/ da ihm Baldrich näher trat/ und zu ihm sagete: Ritter/ daß
ihr meinem geliebten Gemahl in ehren nicht abhold gewesen seid/ kan ich euch wol gönnen/
wie auch/ daß mit den ertichteten Liebes-Brieffen ihr euch bißher erlustiget; aber nunmehr
müsset ihr solcher Gedanken müssig gehen/ würde auch unritterlich gehandelt seyn/ wann ihr
einem andern sein Gemahl zuentwenden euch unterfangen woltet; ich vor mein Häupt
möchte euch noch viel eine schönere gönnen; aber daß ihr gleichwol mich habt unter dem
Schein einer guten Sache/ nicht ohn meine Beschimpfung ausfodern dürffen/ müste euch
so leicht nicht geschenket seyn/ wann es euch nicht leid währe. Jedoch/ wie jung ich bin/ ha-

be ich

Sechſtes Buch.
den Roͤmerinnen/ eigenhaͤndigen Beweißtuhm hervor gebracht habe/ in welchem ſie Son-
nenklar zuerkennen gegeben/ daß ich mehr von ihnen/ als ſie von mir zur ehelichen Liebe er-
ſuchet bin/ wird und kann nichts mehr uͤbrig ſeyn/ als daß mein gerechteſter Richter in die-
ſer Sache die Urtel felle/ welche/ angeſehen der beſtendigen Kaͤyſerlichen Gerechtigkeit/ nit
anders/ als vor mich und meine auffrichtige traͤue/ wieder die Falſcheit dieſer beyden Roͤ-
merinnen ſtehen mus. Allergerechteſter Kaͤyſer/ fing darauff Furſtin Sibylla an; daß ge-
genwaͤrtiger Prokulus von etwa einem Schalke oder einer Schaͤlkin frey auffgezogen/
und mit abgel[e]ſenen erſten Brieffen/ welche unſer keine nie geſehen/ tapffer bey der Naſe
umbgefuͤhret ſey/ liegt mehr als zu helle am Tage/ maſſen ſo wenig ich von dem Lelianus/
als meine Fr. Schweſter von dem alten Greiſen leiſen ungeneñeten Buhler ichtwas weis/
oder jemahls gehoͤret habe. Ob nun Prokulus die ertichteten Brieffe beantwortet habe
oder nicht/ kan uns weder Schaden noch Vortel geben/ und muͤſte er ja beſtaͤndig erweiſen/
daß ihm die Brieffe von uns zugeſchrieben und uͤbergeſchicket/ auch ſeine Antwort/ davon
wir nie etwas gehoͤret oder geſehen/ uns eingelieffert waͤhren. Er bringe die Brieffetraͤger
an den Tag/ und laſſe ſie ſcharff fragen/ dann wird ſichs finden/ wie weit ſein Beweißtuhm
reiche. Weil ihm aber vielleicht ſolches unmoͤglig ſeyn wird/ und durch dieſen poſſierlichen
Auffzug meiner Fr. Schweſter und mir durchaus keine boͤſe Nachrede erwachſen kan/
wiewol/ wann der Anſtifter uns kund waͤhre/ wir ihn aufs wenigſte daruͤber zurede ſtellen
wuͤrden/ uͤberdas auch Herr Prokulus durch ſeines Gehirns bloͤdigkeit mag uͤberſchnellet
und zur leichtglaͤubigkeit angetrieben ſeyn/ als gelanget an ihre Kaͤyſerl. Hocheit meiner
Fr. Schweſter und mein demuͤhtigſt-untertaͤhnigſtes bitten/ dieſelbe wollen allen ungnaͤ-
digen Willen gegen Herrn Prokulus fallen laſſen/ und von deſſen Wiz ein mehres nicht
fodern als der unguͤtige Himmel ihm verlihen hat. Daß waͤhre wol eine wunderliche Sa-
che/ ſagte Prokulus/ wann in dieſem Gerichte ich unterliegen und den kuͤrzern zihen ſolte;
und dafern dieſe Schreiben von irgend einem andern/ als von den beyden Fraͤulein her-
kommen waͤhre/ wuͤrde ich ſolches eifern biß an mein Ende. Der Kaͤyſer fiel ihm hieſelbſt
ein/ und ſagete: Ohn allen zweiffel haͤtteſtu verdienet/ das dein unbeſonnenes Vornehmen
nicht mit Waffen/ ſondern mit Hundepeitſchen geſtraffet wuͤrde/ und haͤtten wir ſolche gro-
be Narrey nimmermehr hinter dir geſuchet. Es mus aber dieſer teuren Fuͤrſten und Fuͤr-
ſtinnen vorbitte dir zum beſten kommen/ mit denen/ wegen angelegten Schimpffes abtrag
zu machen/ befleiſſige dich ja bald/ oder du duͤrffteſt nicht gar lange mehr Prokulus heiſſen.
Dieſer kam zur erkaͤntnis/ taht vor dem Kaͤyſer einen Fußfall/ und baht ſeiner unbeſonnen-
heit allergnaͤdigſte verzeihung; und weil er nicht wuſte/ wer Baldrich und Siegward wah-
ren/ ließ er ſich dieſelbe zeigen/ da ihm Baldrich naͤher trat/ und zu ihm ſagete: Ritter/ daß
ihr meinem geliebten Gemahl in ehren nicht abhold geweſen ſeid/ kan ich euch wol goͤnnen/
wie auch/ daß mit den ertichteten Liebes-Brieffen ihr euch bißher erluſtiget; aber nunmehꝛ
muͤſſet ihr ſolcher Gedanken muͤſſig gehen/ wuͤꝛde auch unritterlich gehandelt ſeyn/ wañ ihr
einem andern ſein Gemahl zuentwenden euch unterfangen woltet; ich vor mein Haͤupt
moͤchte euch noch viel eine ſchoͤnere goͤnnen; aber daß ihr gleichwol mich habt unter dem
Schein einer guten Sache/ nicht ohn meine Beſchimpfung ausfodern duͤrffen/ muͤſte euch
ſo leicht nicht geſchenket ſeyn/ wann es euch nicht leid waͤhre. Jedoch/ wie jung ich bin/ ha-

be ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0421" n="415"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
den Ro&#x0364;merinnen/ eigenha&#x0364;ndigen Beweißtuhm hervor gebracht habe/ in welchem &#x017F;ie Son-<lb/>
nenklar zuerkennen gegeben/ daß ich mehr von ihnen/ als &#x017F;ie von mir zur ehelichen Liebe er-<lb/>
&#x017F;uchet bin/ wird und kann nichts mehr u&#x0364;brig &#x017F;eyn/ als daß mein gerechte&#x017F;ter Richter in die-<lb/>
&#x017F;er Sache die Urtel felle/ welche/ ange&#x017F;ehen der be&#x017F;tendigen Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen Gerechtigkeit/ nit<lb/>
anders/ als vor mich und meine auffrichtige tra&#x0364;ue/ wieder die Fal&#x017F;cheit die&#x017F;er beyden Ro&#x0364;-<lb/>
merinnen &#x017F;tehen mus. Allergerechte&#x017F;ter Ka&#x0364;y&#x017F;er/ fing darauff Fur&#x017F;tin Sibylla an; daß ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtiger Prokulus von etwa einem Schalke oder einer Scha&#x0364;lkin frey auffgezogen/<lb/>
und mit abgel<supplied>e</supplied>&#x017F;enen er&#x017F;ten Brieffen/ welche un&#x017F;er keine nie ge&#x017F;ehen/ tapffer bey der Na&#x017F;e<lb/>
umbgefu&#x0364;hret &#x017F;ey/ liegt mehr als zu helle am Tage/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o wenig ich von dem Lelianus/<lb/>
als meine Fr. Schwe&#x017F;ter von dem alten Grei&#x017F;en lei&#x017F;en ungenen&#x0303;eten Buhler ichtwas weis/<lb/>
oder jemahls geho&#x0364;ret habe. Ob nun Prokulus die ertichteten Brieffe beantwortet habe<lb/>
oder nicht/ kan uns weder Schaden noch Vortel geben/ und mu&#x0364;&#x017F;te er ja be&#x017F;ta&#x0364;ndig erwei&#x017F;en/<lb/>
daß ihm die Brieffe von uns zuge&#x017F;chrieben und u&#x0364;berge&#x017F;chicket/ auch &#x017F;eine Antwort/ davon<lb/>
wir nie etwas geho&#x0364;ret oder ge&#x017F;ehen/ uns eingelieffert wa&#x0364;hren. Er bringe die Brieffetra&#x0364;ger<lb/>
an den Tag/ und la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie &#x017F;charff fragen/ dann wird &#x017F;ichs finden/ wie weit &#x017F;ein Beweißtuhm<lb/>
reiche. Weil ihm aber vielleicht &#x017F;olches unmo&#x0364;glig &#x017F;eyn wird/ und durch die&#x017F;en po&#x017F;&#x017F;ierlichen<lb/>
Auffzug meiner Fr. Schwe&#x017F;ter und mir durchaus keine bo&#x0364;&#x017F;e Nachrede erwach&#x017F;en kan/<lb/>
wiewol/ wann der An&#x017F;tifter uns kund wa&#x0364;hre/ wir ihn aufs wenig&#x017F;te daru&#x0364;ber zurede &#x017F;tellen<lb/>
wu&#x0364;rden/ u&#x0364;berdas auch Herr Prokulus durch &#x017F;eines Gehirns blo&#x0364;digkeit mag u&#x0364;ber&#x017F;chnellet<lb/>
und zur leichtgla&#x0364;ubigkeit angetrieben &#x017F;eyn/ als gelanget an ihre Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Hocheit meiner<lb/>
Fr. Schwe&#x017F;ter und mein demu&#x0364;htig&#x017F;t-unterta&#x0364;hnig&#x017F;tes bitten/ die&#x017F;elbe wollen allen ungna&#x0364;-<lb/>
digen Willen gegen Herrn Prokulus fallen la&#x017F;&#x017F;en/ und von de&#x017F;&#x017F;en Wiz ein mehres nicht<lb/>
fodern als der ungu&#x0364;tige Himmel ihm verlihen hat. Daß wa&#x0364;hre wol eine wunderliche Sa-<lb/>
che/ &#x017F;agte Prokulus/ wann in die&#x017F;em Gerichte ich unterliegen und den ku&#x0364;rzern zihen &#x017F;olte;<lb/>
und dafern die&#x017F;e Schreiben von irgend einem andern/ als von den beyden Fra&#x0364;ulein her-<lb/>
kommen wa&#x0364;hre/ wu&#x0364;rde ich &#x017F;olches eifern biß an mein Ende. Der Ka&#x0364;y&#x017F;er fiel ihm hie&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ein/ und &#x017F;agete: Ohn allen zweiffel ha&#x0364;tte&#x017F;tu verdienet/ das dein unbe&#x017F;onnenes Vornehmen<lb/>
nicht mit Waffen/ &#x017F;ondern mit Hundepeit&#x017F;chen ge&#x017F;traffet wu&#x0364;rde/ und ha&#x0364;tten wir &#x017F;olche gro-<lb/>
be Narrey nimmermehr hinter dir ge&#x017F;uchet. Es mus aber die&#x017F;er teuren Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tinnen vorbitte dir zum be&#x017F;ten kommen/ mit denen/ wegen angelegten Schimpffes abtrag<lb/>
zu machen/ beflei&#x017F;&#x017F;ige dich ja bald/ oder du du&#x0364;rffte&#x017F;t nicht gar lange mehr Prokulus hei&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die&#x017F;er kam zur erka&#x0364;ntnis/ taht vor dem Ka&#x0364;y&#x017F;er einen Fußfall/ und baht &#x017F;einer unbe&#x017F;onnen-<lb/>
heit allergna&#x0364;dig&#x017F;te verzeihung; und weil er nicht wu&#x017F;te/ wer Baldrich und Siegward wah-<lb/>
ren/ ließ er &#x017F;ich die&#x017F;elbe zeigen/ da ihm Baldrich na&#x0364;her trat/ und zu ihm &#x017F;agete: Ritter/ daß<lb/>
ihr meinem geliebten Gemahl in ehren nicht abhold gewe&#x017F;en &#x017F;eid/ kan ich euch wol go&#x0364;nnen/<lb/>
wie auch/ daß mit den ertichteten Liebes-Brieffen ihr euch bißher erlu&#x017F;tiget; aber nunmeh&#xA75B;<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr &#x017F;olcher Gedanken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gehen/ wu&#x0364;&#xA75B;de auch unritterlich gehandelt &#x017F;eyn/ wan&#x0303; ihr<lb/>
einem andern &#x017F;ein Gemahl zuentwenden euch unterfangen woltet; ich vor mein Ha&#x0364;upt<lb/>
mo&#x0364;chte euch noch viel eine &#x017F;cho&#x0364;nere go&#x0364;nnen; aber daß ihr gleichwol mich habt unter dem<lb/>
Schein einer guten Sache/ nicht ohn meine Be&#x017F;chimpfung ausfodern du&#x0364;rffen/ mu&#x0364;&#x017F;te euch<lb/>
&#x017F;o leicht nicht ge&#x017F;chenket &#x017F;eyn/ wann es euch nicht leid wa&#x0364;hre. Jedoch/ wie jung ich bin/ ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0421] Sechſtes Buch. den Roͤmerinnen/ eigenhaͤndigen Beweißtuhm hervor gebracht habe/ in welchem ſie Son- nenklar zuerkennen gegeben/ daß ich mehr von ihnen/ als ſie von mir zur ehelichen Liebe er- ſuchet bin/ wird und kann nichts mehr uͤbrig ſeyn/ als daß mein gerechteſter Richter in die- ſer Sache die Urtel felle/ welche/ angeſehen der beſtendigen Kaͤyſerlichen Gerechtigkeit/ nit anders/ als vor mich und meine auffrichtige traͤue/ wieder die Falſcheit dieſer beyden Roͤ- merinnen ſtehen mus. Allergerechteſter Kaͤyſer/ fing darauff Furſtin Sibylla an; daß ge- genwaͤrtiger Prokulus von etwa einem Schalke oder einer Schaͤlkin frey auffgezogen/ und mit abgeleſenen erſten Brieffen/ welche unſer keine nie geſehen/ tapffer bey der Naſe umbgefuͤhret ſey/ liegt mehr als zu helle am Tage/ maſſen ſo wenig ich von dem Lelianus/ als meine Fr. Schweſter von dem alten Greiſen leiſen ungeneñeten Buhler ichtwas weis/ oder jemahls gehoͤret habe. Ob nun Prokulus die ertichteten Brieffe beantwortet habe oder nicht/ kan uns weder Schaden noch Vortel geben/ und muͤſte er ja beſtaͤndig erweiſen/ daß ihm die Brieffe von uns zugeſchrieben und uͤbergeſchicket/ auch ſeine Antwort/ davon wir nie etwas gehoͤret oder geſehen/ uns eingelieffert waͤhren. Er bringe die Brieffetraͤger an den Tag/ und laſſe ſie ſcharff fragen/ dann wird ſichs finden/ wie weit ſein Beweißtuhm reiche. Weil ihm aber vielleicht ſolches unmoͤglig ſeyn wird/ und durch dieſen poſſierlichen Auffzug meiner Fr. Schweſter und mir durchaus keine boͤſe Nachrede erwachſen kan/ wiewol/ wann der Anſtifter uns kund waͤhre/ wir ihn aufs wenigſte daruͤber zurede ſtellen wuͤrden/ uͤberdas auch Herr Prokulus durch ſeines Gehirns bloͤdigkeit mag uͤberſchnellet und zur leichtglaͤubigkeit angetrieben ſeyn/ als gelanget an ihre Kaͤyſerl. Hocheit meiner Fr. Schweſter und mein demuͤhtigſt-untertaͤhnigſtes bitten/ dieſelbe wollen allen ungnaͤ- digen Willen gegen Herrn Prokulus fallen laſſen/ und von deſſen Wiz ein mehres nicht fodern als der unguͤtige Himmel ihm verlihen hat. Daß waͤhre wol eine wunderliche Sa- che/ ſagte Prokulus/ wann in dieſem Gerichte ich unterliegen und den kuͤrzern zihen ſolte; und dafern dieſe Schreiben von irgend einem andern/ als von den beyden Fraͤulein her- kommen waͤhre/ wuͤrde ich ſolches eifern biß an mein Ende. Der Kaͤyſer fiel ihm hieſelbſt ein/ und ſagete: Ohn allen zweiffel haͤtteſtu verdienet/ das dein unbeſonnenes Vornehmen nicht mit Waffen/ ſondern mit Hundepeitſchen geſtraffet wuͤrde/ und haͤtten wir ſolche gro- be Narrey nimmermehr hinter dir geſuchet. Es mus aber dieſer teuren Fuͤrſten und Fuͤr- ſtinnen vorbitte dir zum beſten kommen/ mit denen/ wegen angelegten Schimpffes abtrag zu machen/ befleiſſige dich ja bald/ oder du duͤrffteſt nicht gar lange mehr Prokulus heiſſen. Dieſer kam zur erkaͤntnis/ taht vor dem Kaͤyſer einen Fußfall/ und baht ſeiner unbeſonnen- heit allergnaͤdigſte verzeihung; und weil er nicht wuſte/ wer Baldrich und Siegward wah- ren/ ließ er ſich dieſelbe zeigen/ da ihm Baldrich naͤher trat/ und zu ihm ſagete: Ritter/ daß ihr meinem geliebten Gemahl in ehren nicht abhold geweſen ſeid/ kan ich euch wol goͤnnen/ wie auch/ daß mit den ertichteten Liebes-Brieffen ihr euch bißher erluſtiget; aber nunmehꝛ muͤſſet ihr ſolcher Gedanken muͤſſig gehen/ wuͤꝛde auch unritterlich gehandelt ſeyn/ wañ ihr einem andern ſein Gemahl zuentwenden euch unterfangen woltet; ich vor mein Haͤupt moͤchte euch noch viel eine ſchoͤnere goͤnnen; aber daß ihr gleichwol mich habt unter dem Schein einer guten Sache/ nicht ohn meine Beſchimpfung ausfodern duͤrffen/ muͤſte euch ſo leicht nicht geſchenket ſeyn/ wann es euch nicht leid waͤhre. Jedoch/ wie jung ich bin/ ha- be ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/421
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/421>, abgerufen am 22.11.2024.