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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Maul gesehen/ vielleicht herscheten die Arsazier noch über die grossen Morgenländer; weil
er aber den leidigen falschen einbildungen folgete/ muste er Leben und Reich mit einander
verlieren/ wie wol unsere Geschichte bißdahin sich nicht erstrecken wird. Als Sysimithres
von ihm gangen wahr/ trat Bagophanes Gemahl wieder hinein; sie hatte sich überaus
prächtig/ aber sehr leichtfertig gekleidet/ und hielt bey dem Könige an/ ihr allergnädigst zu-
erlauben/ daß sie mit dem Königl. Frauenzimmer reisen möchte/ damit sie seiner Feinde
und Auffrührer Niderlage ansehen/ und dem Königl. Fräulein/ so bald sie erlöset währe/
untertähnigst auffwarten möchte; welches ihr gerne gewilliget ward/ weil durch ihre süs-
se Reden und blinzende Augen/ die ihr sonderlich wol anstunden/ sie den König schon in
Liebesstricken gefangen hielt/ und seiner mehr als einige andere genoß; worzu Bagopha-
nes nicht allein durch die Finger sahe/ sondern sich groß dauchte/ daß er in solchen Gnaden
lebete. Inzwischen erhoben die unsern sich von Persepolis/ und führeten ihre muhtigen
Völker/ denen Herkules und Ladisla nichts als von grosser Beute vorschwatzeten/ nach den
Parthischen Grenzen in obgemeldeter Ordnung hin/ so daß das ganze Heer sich in die brei-
te fast einer Viertelmeile außdehnete. Des vierden Tages nach ihrem Auffbruche/ kam
Orsillos mit Fr. Statiren Dienern an/ lieferte alles/ samt dem Schreiben/ Herrn Fabius
ein/ und zeigete an/ wie sehr sie umb schriftliche Antwort bitten liesse. Dieser erinnerte sich
zwar seiner Sünde/ wozu sie ihn fast genöhtiget/ betrachtete doch daneben die empfangene
Woltaht/ deßwegen er alles annam/ und im nähesten Flecken dieses Antwortschreiben
auffsetzete.

Wolgebohrne Frau/ hochwerte Freundin; billich müste ich der Undankbarkeit beschuldiget
werden/ wann meines Lebens erhaltung derselben ich nicht zulegete/ und die vielfältigen Woltahten
nicht erkennete; und ob zwar unsere gar zu frey gebrauchete Kundschaft mir nicht gebühren wollen/
weil ich zu Padua mein liebes Gemahl habe/ so sind doch geschehene Dinge nicht zuendern/ daher wir
des verlauffenen vergessen/ und hinfüro einer anderen zulässigen Freundschaft uns befleissigen wol-
len. Gegen ihren Gemahl/ Herrn Nabarzanes/ den ich freundlich grüsse/ hätte sich meine Seele viel-
mehr zuentschuldigen/ werde mich auch bemühen/ solchen ungebührlichen Frevel in andere Wege zu-
ersetzen. Bedanke mich sonst wegen der übermachten Geschenke dienstlich/ und bitte sehr/ nach gehal-
tener Schlacht/ dafern ich lebe/ mich neben Herrn Nabarzanes zu Persepolis zubesuchen/ weil ich
zweiffeln muß/ ob meine Rükreise/ sie zusprechen/ erleiden werde. Im übrigen hat meine Freundin sich
zuversichern/ daß bey meinem Herr Bruder Fürst Pharnabazus ich nicht allein ihr guten Schuz und
versicherung aller ihrer jetzigen Güter/ sondern derselben vermehrung leicht erhalten werde. Vor diß-
mahl fodert mich der Trometenschal zu Pferde/ daher ich abbrechen muß. Empfele meine Freundin
samt ihrem Gemahl der Götter obacht/ verbleibend/ weil ich lebe/ derselben bereitwilliger Diener
Kajus Fabius/ ehmahls Kleon.

Bey diesem Schreiben versiegelte er ein Päklein Kleinot/ viel höheres werts/ als
ihm zugeschikt wahren/ stellete Orsillos alles zu/ und daß ers auffs schleunigste überbrächte/
schenkete ihm dabey 200 Kronen/ und hieß ihn mit nach Persepolis kommen/ dann wolte
er ihn der empfangenen Streiche ergetzen. Nach seinem Abscheide brach Fabius auff/ dann
er hatte den Vorzug mit seinen Völkern/ die schon vorhin wahren/ und nichts als des
Feindes schleunige Ankunft wünscheten; so nam auch Artaxerxes ein unfehlbares Zeichen
des künftigen Sieges daher/ daß alle Kriegs Obersten mutig und des Streits begierig
wahren; ohn der einige Arbianes kunte durch nichts zur Fröligkeit bewäget werden/ wo

er
g ij

Fuͤnftes Buch.
Maul geſehen/ vielleicht herſcheten die Arſazier noch uͤber die groſſen Morgenlaͤnder; weil
er aber den leidigen falſchen einbildungen folgete/ muſte er Leben und Reich mit einander
verlieren/ wie wol unſere Geſchichte bißdahin ſich nicht erſtrecken wird. Als Syſimithres
von ihm gangen wahr/ trat Bagophanes Gemahl wieder hinein; ſie hatte ſich uͤberaus
praͤchtig/ aber ſehr leichtfertig gekleidet/ und hielt bey dem Koͤnige an/ ihr allergnaͤdigſt zu-
erlauben/ daß ſie mit dem Koͤnigl. Frauenzimmer reiſen moͤchte/ damit ſie ſeiner Feinde
und Auffruͤhrer Niderlage anſehen/ und dem Koͤnigl. Fraͤulein/ ſo bald ſie erloͤſet waͤhre/
untertaͤhnigſt auffwarten moͤchte; welches ihr gerne gewilliget ward/ weil durch ihre ſuͤſ-
ſe Reden und blinzende Augen/ die ihr ſonderlich wol anſtunden/ ſie den Koͤnig ſchon in
Liebesſtricken gefangen hielt/ und ſeiner mehr als einige andere genoß; worzu Bagopha-
nes nicht allein durch die Finger ſahe/ ſondern ſich groß dauchte/ daß er in ſolchen Gnadẽ
lebete. Inzwiſchen erhoben die unſern ſich von Perſepolis/ und fuͤhreten ihre muhtigen
Voͤlker/ denen Herkules und Ladiſla nichts als von groſſer Beute vorſchwatzeten/ nach den
Parthiſchen Grenzen in obgemeldeter Ordnung hin/ ſo daß das ganze Heer ſich in die bꝛei-
te faſt einer Viertelmeile außdehnete. Des vierden Tages nach ihrem Auffbruche/ kam
Orſillos mit Fr. Statiren Dienern an/ lieferte alles/ ſamt dem Schreiben/ Herrn Fabius
ein/ und zeigete an/ wie ſehr ſie umb ſchriftliche Antwort bitten lieſſe. Dieſer erinnerte ſich
zwar ſeiner Suͤnde/ wozu ſie ihn faſt genoͤhtiget/ betrachtete doch daneben die empfangene
Woltaht/ deßwegen er alles annam/ und im naͤheſten Flecken dieſes Antwortſchreiben
auffſetzete.

Wolgebohrne Frau/ hochwerte Freundin; billich muͤſte ich der Undankbarkeit beſchuldiget
werden/ wann meines Lebens erhaltung derſelben ich nicht zulegete/ und die vielfaͤltigen Woltahten
nicht erkennete; und ob zwar unſere gar zu frey gebrauchete Kundſchaft mir nicht gebuͤhren wollen/
weil ich zu Padua mein liebes Gemahl habe/ ſo ſind doch geſchehene Dinge nicht zuendern/ daher wir
des verlauffenen vergeſſen/ und hinfuͤro einer anderen zulaͤſſigen Freundſchaft uns befleiſſigen wol-
len. Gegen ihren Gemahl/ Herrn Nabarzanes/ den ich freundlich gruͤſſe/ haͤtte ſich meine Seele viel-
mehr zuentſchuldigen/ werde mich auch bemuͤhen/ ſolchen ungebuͤhrlichen Frevel in andere Wege zu-
erſetzen. Bedanke mich ſonſt wegen der uͤbermachten Geſchenke dienſtlich/ und bitte ſehr/ nach gehal-
tener Schlacht/ dafern ich lebe/ mich neben Herrn Nabarzanes zu Perſepolis zubeſuchen/ weil ich
zweiffeln muß/ ob meine Ruͤkreiſe/ ſie zuſprechen/ erleiden werde. Im uͤbrigen hat meine Freundin ſich
zuverſichern/ daß bey meinem Herr Bruder Fuͤrſt Pharnabazus ich nicht allein ihr guten Schuz und
verſicherung aller ihrer jetzigen Guͤter/ ſondern derſelben vermehrung leicht erhalten werde. Vor diß-
mahl fodert mich der Trometenſchal zu Pferde/ daher ich abbrechen muß. Empfele meine Freundin
ſamt ihrem Gemahl der Goͤtter obacht/ verbleibend/ weil ich lebe/ derſelben bereitwilliger Diener
Kajus Fabius/ ehmahls Kleon.

Bey dieſem Schreiben verſiegelte er ein Paͤklein Kleinot/ viel hoͤheres werts/ als
ihm zugeſchikt wahren/ ſtellete Orſillos alles zu/ uñ daß ers auffs ſchleunigſte uͤberbraͤchte/
ſchenkete ihm dabey 200 Kronen/ und hieß ihn mit nach Perſepolis kommen/ dann wolte
er ihn der empfangenen Streiche ergetzen. Nach ſeinem Abſcheide brach Fabius auff/ dañ
er hatte den Vorzug mit ſeinen Voͤlkern/ die ſchon vorhin wahren/ und nichts als des
Feindes ſchleunige Ankunft wuͤnſcheten; ſo nam auch Artaxerxes ein unfehlbares Zeichen
des kuͤnftigen Sieges daher/ daß alle Kriegs Oberſten mutig und des Streits begierig
wahren; ohn der einige Arbianes kunte durch nichts zur Froͤligkeit bewaͤget werden/ wo

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[51/0057] Fuͤnftes Buch. Maul geſehen/ vielleicht herſcheten die Arſazier noch uͤber die groſſen Morgenlaͤnder; weil er aber den leidigen falſchen einbildungen folgete/ muſte er Leben und Reich mit einander verlieren/ wie wol unſere Geſchichte bißdahin ſich nicht erſtrecken wird. Als Syſimithres von ihm gangen wahr/ trat Bagophanes Gemahl wieder hinein; ſie hatte ſich uͤberaus praͤchtig/ aber ſehr leichtfertig gekleidet/ und hielt bey dem Koͤnige an/ ihr allergnaͤdigſt zu- erlauben/ daß ſie mit dem Koͤnigl. Frauenzimmer reiſen moͤchte/ damit ſie ſeiner Feinde und Auffruͤhrer Niderlage anſehen/ und dem Koͤnigl. Fraͤulein/ ſo bald ſie erloͤſet waͤhre/ untertaͤhnigſt auffwarten moͤchte; welches ihr gerne gewilliget ward/ weil durch ihre ſuͤſ- ſe Reden und blinzende Augen/ die ihr ſonderlich wol anſtunden/ ſie den Koͤnig ſchon in Liebesſtricken gefangen hielt/ und ſeiner mehr als einige andere genoß; worzu Bagopha- nes nicht allein durch die Finger ſahe/ ſondern ſich groß dauchte/ daß er in ſolchen Gnadẽ lebete. Inzwiſchen erhoben die unſern ſich von Perſepolis/ und fuͤhreten ihre muhtigen Voͤlker/ denen Herkules und Ladiſla nichts als von groſſer Beute vorſchwatzeten/ nach den Parthiſchen Grenzen in obgemeldeter Ordnung hin/ ſo daß das ganze Heer ſich in die bꝛei- te faſt einer Viertelmeile außdehnete. Des vierden Tages nach ihrem Auffbruche/ kam Orſillos mit Fr. Statiren Dienern an/ lieferte alles/ ſamt dem Schreiben/ Herrn Fabius ein/ und zeigete an/ wie ſehr ſie umb ſchriftliche Antwort bitten lieſſe. Dieſer erinnerte ſich zwar ſeiner Suͤnde/ wozu ſie ihn faſt genoͤhtiget/ betrachtete doch daneben die empfangene Woltaht/ deßwegen er alles annam/ und im naͤheſten Flecken dieſes Antwortſchreiben auffſetzete. Wolgebohrne Frau/ hochwerte Freundin; billich muͤſte ich der Undankbarkeit beſchuldiget werden/ wann meines Lebens erhaltung derſelben ich nicht zulegete/ und die vielfaͤltigen Woltahten nicht erkennete; und ob zwar unſere gar zu frey gebrauchete Kundſchaft mir nicht gebuͤhren wollen/ weil ich zu Padua mein liebes Gemahl habe/ ſo ſind doch geſchehene Dinge nicht zuendern/ daher wir des verlauffenen vergeſſen/ und hinfuͤro einer anderen zulaͤſſigen Freundſchaft uns befleiſſigen wol- len. Gegen ihren Gemahl/ Herrn Nabarzanes/ den ich freundlich gruͤſſe/ haͤtte ſich meine Seele viel- mehr zuentſchuldigen/ werde mich auch bemuͤhen/ ſolchen ungebuͤhrlichen Frevel in andere Wege zu- erſetzen. Bedanke mich ſonſt wegen der uͤbermachten Geſchenke dienſtlich/ und bitte ſehr/ nach gehal- tener Schlacht/ dafern ich lebe/ mich neben Herrn Nabarzanes zu Perſepolis zubeſuchen/ weil ich zweiffeln muß/ ob meine Ruͤkreiſe/ ſie zuſprechen/ erleiden werde. Im uͤbrigen hat meine Freundin ſich zuverſichern/ daß bey meinem Herr Bruder Fuͤrſt Pharnabazus ich nicht allein ihr guten Schuz und verſicherung aller ihrer jetzigen Guͤter/ ſondern derſelben vermehrung leicht erhalten werde. Vor diß- mahl fodert mich der Trometenſchal zu Pferde/ daher ich abbrechen muß. Empfele meine Freundin ſamt ihrem Gemahl der Goͤtter obacht/ verbleibend/ weil ich lebe/ derſelben bereitwilliger Diener Kajus Fabius/ ehmahls Kleon. Bey dieſem Schreiben verſiegelte er ein Paͤklein Kleinot/ viel hoͤheres werts/ als ihm zugeſchikt wahren/ ſtellete Orſillos alles zu/ uñ daß ers auffs ſchleunigſte uͤberbraͤchte/ ſchenkete ihm dabey 200 Kronen/ und hieß ihn mit nach Perſepolis kommen/ dann wolte er ihn der empfangenen Streiche ergetzen. Nach ſeinem Abſcheide brach Fabius auff/ dañ er hatte den Vorzug mit ſeinen Voͤlkern/ die ſchon vorhin wahren/ und nichts als des Feindes ſchleunige Ankunft wuͤnſcheten; ſo nam auch Artaxerxes ein unfehlbares Zeichen des kuͤnftigen Sieges daher/ daß alle Kriegs Oberſten mutig und des Streits begierig wahren; ohn der einige Arbianes kunte durch nichts zur Froͤligkeit bewaͤget werden/ wo er g ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/57>, abgerufen am 23.11.2024.