Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
Schanze acht zu haben/ ließ nach gehaltener algemeiner Heersbeschauung seinen Völkern
durch die Bank einen Monat-Sold erlegen/ welches über 40 Tonnen Goldes außtrug/
mit der Verheissung/ dafern sie frisch fechten und das Feld erstreiten würden/ solte ihnen
abermahl so viel außgezählet/ und doch am gebührlichen Solde nichts abgekürzet werden;
wodurch sie sehr willig und muhtig gemacht wurden; brachen auch bald auff/ und hielten
ihren Zug eine halbe Meile breit. Vologeses versahe alles durch gewisse vor sichtige Leu-
te/ und wolte nichts unbedachtsames vornehmen/ weil er der unsern wachsame Vorsich-
tigkeit gar zu wol erfahren hatte; taht auch so viel bey diesem Feldzuge/ daß wann seine
Gegenwart nicht gewesen währe/ alle Völker würden auf die Schlachtbank geliefert seyn;
dann Artabanus verließ sich auff die grosse Menge/ meynete es könte ihm nicht fehlen/
sondern müste eilen/ damit das Fräulein nicht vor seiner ankunft entführet würde; ja er
stund fest auff der meynung/ die Reuterey solte voraus zihen/ und das Fußvolk algemach
folgen; aber Vologeses zeigete die Gefahr/ und brachte alle Feld Obristen auff seine Sei-
te/ daß der König seinen Vorsaz endern muste. Er bekam aber auch Zeitung/ daß der Perse
mit allermacht fortrückete/ und nicht weit von den Parthischen Grenzen währe/ ginge gar
behutsam/ und würde die Reuterey in die 200000 stark von den beyden fremden Fürsten;
das Fußvolk/ etwa des vierdenteils geringer/ von Artaxerxes und Phraortes geführet.
Artabanus ließ sich darauff vernehmen/ es währe unmöglich/ daß die Auffrührer so stark
seyn könten/ doch es sey wie ihm wolle/ sagte er/ so ist doch der Sieg unser/ wann wir ihn nur
hohlen dürffen; unsere Macht ist über den vierdenteil grösser/ die Völker alle geübet und
mit waffen wol versehen; geschwinde lasset uns auff sie angehen/ daß die Fremdlinge uns
nicht entlauffen/ wann sie unsers anzuges gewahr werden; dann wir müsten uns immer
und ewig schämen/ daß die frechen Buben lebendig davon kommen/ und des uns zugefüg-
ten Schimpfs sich anderweit berümen solten. Vologeses sahe vor Augen/ daß auff solche
Weise die Niederlage gewißlich erfolgen würde/ welches nach mögligkeit zuverhüten/ er in
aller Feld Obristen Gegenwart den König also anredete: Ich bin zu wenig/ ihrer Königl.
Hocheit und gegenwärtigen hochverständigen Fürsten/ einigen Raht vorzutragen/ und
zwinget mich dannoch mein Gewissen/ und der schwer geleistete Aid/ das ich mein gutdün-
ken unangezeiget nicht lassen kan. Vor erst bleibe ich noch bey meinem festgelegeten Grun-
de/ daß wir vorsichtig spielen müssen/ wann wir nicht verspielen wollen; und wann wir die
Täg- und stündliche Kundschaft nicht fortsetzen/ werden wir diese tapffere Völker ins ver-
derben stürzen/ ehe sie es selbst inne werden. Es ist nicht der Perse Artaxerxes/ noch der
Mede Phraortes/ noch der Hirkaner Menapis/ die an jener Seite alles versehen; dann
diese/ wie frech und verwägen ihrer etliche seye mögen/ achte ich sie doch nicht eines Pfiffer-
linges wert; sondern es sind Herkules und Ladisla/ zween Strahlen und Donnerkeile/ die
ihre Stärke mit Wiz anwenden/ und ihren Wiz durch Vorsichtigkeit stärken. O lasset uns
ihre Jugend nicht verachten/ wie vor zeiten der großmächtige Darius den Mazedonischen
jungen Alexander verachtete/ und darüber Reich und Leben verlohr. Fraget Spitamenes/
Madates/ Bagophanes und mich/ wie sie fechten und zugleich befehlen. Haben sie so viel
Völker/ als gesagt wird/ und ich schwerlich gläuben kan/ ja haben sie gleich den drittenteil
weniger/ so wil ihrer Königl. Hocheit ich mein Leben zu pfande geben/ daß sie es nicht aufs

lauf-

Fuͤnftes Buch.
Schanze acht zu haben/ ließ nach gehaltener algemeiner Heersbeſchauung ſeinen Voͤlkern
durch die Bank einen Monat-Sold erlegen/ welches uͤber 40 Tonnen Goldes außtrug/
mit der Verheiſſung/ dafern ſie friſch fechten und das Feld erſtreiten würden/ ſolte ihnen
abermahl ſo viel außgezaͤhlet/ und doch am gebuͤhrlichen Solde nichts abgekuͤrzet werdẽ;
wodurch ſie ſehr willig und muhtig gemacht wurden; brachen auch bald auff/ und hielten
ihren Zug eine halbe Meile breit. Vologeſes verſahe alles durch gewiſſe vor ſichtige Leu-
te/ und wolte nichts unbedachtſames vornehmen/ weil er der unſern wachſame Vorſich-
tigkeit gar zu wol erfahren hatte; taht auch ſo viel bey dieſem Feldzuge/ daß wann ſeine
Gegenwart nicht geweſen waͤhre/ alle Voͤlker wuͤrden auf die Schlachtbank geliefert ſeyn;
dann Artabanus verließ ſich auff die groſſe Menge/ meynete es koͤnte ihm nicht fehlen/
ſondern muͤſte eilen/ damit das Fraͤulein nicht vor ſeiner ankunft entfuͤhret wuͤrde; ja er
ſtund feſt auff der meynung/ die Reuterey ſolte voraus zihen/ und das Fußvolk algemach
folgen; aber Vologeſes zeigete die Gefahr/ und brachte alle Feld Obriſten auff ſeine Sei-
te/ daß der Koͤnig ſeinen Vorſaz endern muſte. Er bekam aber auch Zeitung/ daß der Perſe
mit allermacht fortruͤckete/ und nicht weit von den Parthiſchen Grenzen waͤhre/ ginge gar
behutſam/ und wuͤrde die Reuterey in die 200000 ſtark von den beyden fremden Fuͤrſten;
das Fußvolk/ etwa des vierdenteils geringer/ von Artaxerxes und Phraortes geführet.
Artabanus ließ ſich darauff vernehmen/ es waͤhre unmoͤglich/ daß die Auffruͤhrer ſo ſtark
ſeyn koͤnten/ doch es ſey wie ihm wolle/ ſagte er/ ſo iſt doch der Sieg unſer/ wañ wir ihn nur
hohlen duͤrffen; unſere Macht iſt uͤber den vierdenteil groͤſſer/ die Voͤlker alle geuͤbet und
mit waffen wol verſehen; geſchwinde laſſet uns auff ſie angehen/ daß die Fremdlinge uns
nicht entlauffen/ wann ſie unſers anzuges gewahr werden; dann wir muͤſten uns immer
und ewig ſchaͤmen/ daß die frechen Buben lebendig davon kommen/ und des uns zugefuͤg-
ten Schimpfs ſich anderweit beruͤmen ſolten. Vologeſes ſahe vor Augen/ daß auff ſolche
Weiſe die Niederlage gewißlich erfolgen wuͤrde/ welches nach moͤgligkeit zuverhuͤten/ er in
aller Feld Obriſten Gegenwart den Koͤnig alſo anredete: Ich bin zu wenig/ ihrer Koͤnigl.
Hocheit und gegenwaͤrtigen hochverſtaͤndigen Fuͤrſten/ einigen Raht vorzutragen/ und
zwinget mich dannoch mein Gewiſſen/ und der ſchwer geleiſtete Aid/ das ich mein gutdün-
ken unangezeiget nicht laſſen kan. Vor erſt bleibe ich noch bey meinem feſtgelegeten Grun-
de/ daß wir vorſichtig ſpielen muͤſſen/ wann wir nicht verſpielen wollen; und wann wir die
Taͤg- und ſtuͤndliche Kundſchaft nicht fortſetzen/ werden wir dieſe tapffere Voͤlker ins ver-
derben ſtuͤrzen/ ehe ſie es ſelbſt inne werden. Es iſt nicht der Perſe Artaxerxes/ noch der
Mede Phraortes/ noch der Hirkaner Menapis/ die an jener Seite alles verſehen; dann
dieſe/ wie frech und verwaͤgen ihrer etliche ſeye moͤgen/ achte ich ſie doch nicht eines Pfiffer-
linges wert; ſondern es ſind Herkules und Ladiſla/ zween Strahlen und Donnerkeile/ die
ihre Staͤrke mit Wiz anwenden/ und ihren Wiz durch Voꝛſichtigkeit ſtaͤrken. O laſſet uns
ihre Jugend nicht verachten/ wie vor zeiten der großmaͤchtige Darius den Mazedoniſchẽ
jungen Alexander verachtete/ und daruͤber Reich uñ Leben verlohr. Fraget Spitamenes/
Madates/ Bagophanes und mich/ wie ſie fechten und zugleich befehlen. Haben ſie ſo viel
Voͤlker/ als geſagt wird/ und ich ſchwerlich glaͤuben kan/ ja haben ſie gleich den drittenteil
weniger/ ſo wil ihrer Koͤnigl. Hocheit ich mein Leben zu pfande geben/ daß ſie es nicht aufs

lauf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
Schanze acht zu haben/ ließ nach gehaltener algemeiner Heersbe&#x017F;chauung &#x017F;einen Vo&#x0364;lkern<lb/>
durch die Bank einen Monat-Sold erlegen/ welches u&#x0364;ber 40 Tonnen Goldes außtrug/<lb/>
mit der Verhei&#x017F;&#x017F;ung/ dafern &#x017F;ie fri&#x017F;ch fechten und das Feld er&#x017F;treiten würden/ &#x017F;olte ihnen<lb/>
abermahl &#x017F;o viel außgeza&#x0364;hlet/ und doch am gebu&#x0364;hrlichen Solde nichts abgeku&#x0364;rzet werde&#x0303;;<lb/>
wodurch &#x017F;ie &#x017F;ehr willig und muhtig gemacht wurden; brachen auch bald auff/ und hielten<lb/>
ihren Zug eine halbe Meile breit. Vologe&#x017F;es ver&#x017F;ahe alles durch gewi&#x017F;&#x017F;e vor &#x017F;ichtige Leu-<lb/>
te/ und wolte nichts unbedacht&#x017F;ames vornehmen/ weil er der un&#x017F;ern wach&#x017F;ame Vor&#x017F;ich-<lb/>
tigkeit gar zu wol erfahren hatte; taht auch &#x017F;o viel bey die&#x017F;em Feldzuge/ daß wann &#x017F;eine<lb/>
Gegenwart nicht gewe&#x017F;en wa&#x0364;hre/ alle Vo&#x0364;lker wu&#x0364;rden auf die Schlachtbank geliefert &#x017F;eyn;<lb/>
dann Artabanus verließ &#x017F;ich auff die gro&#x017F;&#x017F;e Menge/ meynete es ko&#x0364;nte ihm nicht fehlen/<lb/>
&#x017F;ondern mu&#x0364;&#x017F;te eilen/ damit das Fra&#x0364;ulein nicht vor &#x017F;einer ankunft entfu&#x0364;hret wu&#x0364;rde; ja er<lb/>
&#x017F;tund fe&#x017F;t auff der meynung/ die Reuterey &#x017F;olte voraus zihen/ und das Fußvolk algemach<lb/>
folgen; aber Vologe&#x017F;es zeigete die Gefahr/ und brachte alle Feld Obri&#x017F;ten auff &#x017F;eine Sei-<lb/>
te/ daß der Ko&#x0364;nig &#x017F;einen Vor&#x017F;az endern mu&#x017F;te. Er bekam aber auch Zeitung/ daß der Per&#x017F;e<lb/>
mit allermacht fortru&#x0364;ckete/ und nicht weit von den Parthi&#x017F;chen Grenzen wa&#x0364;hre/ ginge gar<lb/>
behut&#x017F;am/ und wu&#x0364;rde die Reuterey in die 200000 &#x017F;tark von den beyden fremden Fu&#x0364;r&#x017F;ten;<lb/>
das Fußvolk/ etwa des vierdenteils geringer/ von Artaxerxes und Phraortes geführet.<lb/>
Artabanus ließ &#x017F;ich darauff vernehmen/ es wa&#x0364;hre unmo&#x0364;glich/ daß die Auffru&#x0364;hrer &#x017F;o &#x017F;tark<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nten/ doch es &#x017F;ey wie ihm wolle/ &#x017F;agte er/ &#x017F;o i&#x017F;t doch der Sieg un&#x017F;er/ wan&#x0303; wir ihn nur<lb/>
hohlen du&#x0364;rffen; un&#x017F;ere Macht i&#x017F;t u&#x0364;ber den vierdenteil gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ die Vo&#x0364;lker alle geu&#x0364;bet und<lb/>
mit waffen wol ver&#x017F;ehen; ge&#x017F;chwinde la&#x017F;&#x017F;et uns auff &#x017F;ie angehen/ daß die Fremdlinge uns<lb/>
nicht entlauffen/ wann &#x017F;ie un&#x017F;ers anzuges gewahr werden; dann wir mu&#x0364;&#x017F;ten uns immer<lb/>
und ewig &#x017F;cha&#x0364;men/ daß die frechen Buben lebendig davon kommen/ und des uns zugefu&#x0364;g-<lb/>
ten Schimpfs &#x017F;ich anderweit beru&#x0364;men &#x017F;olten. Vologe&#x017F;es &#x017F;ahe vor Augen/ daß auff &#x017F;olche<lb/>
Wei&#x017F;e die Niederlage gewißlich erfolgen wu&#x0364;rde/ welches nach mo&#x0364;gligkeit zuverhu&#x0364;ten/ er in<lb/>
aller Feld Obri&#x017F;ten Gegenwart den Ko&#x0364;nig al&#x017F;o anredete: Ich bin zu wenig/ ihrer Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit und gegenwa&#x0364;rtigen hochver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ einigen Raht vorzutragen/ und<lb/>
zwinget mich dannoch mein Gewi&#x017F;&#x017F;en/ und der &#x017F;chwer gelei&#x017F;tete Aid/ das ich mein gutdün-<lb/>
ken unangezeiget nicht la&#x017F;&#x017F;en kan. Vor er&#x017F;t bleibe ich noch bey meinem fe&#x017F;tgelegeten Grun-<lb/>
de/ daß wir vor&#x017F;ichtig &#x017F;pielen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wann wir nicht ver&#x017F;pielen wollen; und wann wir die<lb/>
Ta&#x0364;g- und &#x017F;tu&#x0364;ndliche Kund&#x017F;chaft nicht fort&#x017F;etzen/ werden wir die&#x017F;e tapffere Vo&#x0364;lker ins ver-<lb/>
derben &#x017F;tu&#x0364;rzen/ ehe &#x017F;ie es &#x017F;elb&#x017F;t inne werden. Es i&#x017F;t nicht der Per&#x017F;e Artaxerxes/ noch der<lb/>
Mede Phraortes/ noch der Hirkaner Menapis/ die an jener Seite alles ver&#x017F;ehen; dann<lb/>
die&#x017F;e/ wie frech und verwa&#x0364;gen ihrer etliche &#x017F;eye mo&#x0364;gen/ achte ich &#x017F;ie doch nicht eines Pfiffer-<lb/>
linges wert; &#x017F;ondern es &#x017F;ind Herkules und Ladi&#x017F;la/ zween Strahlen und Donnerkeile/ die<lb/>
ihre Sta&#x0364;rke mit Wiz anwenden/ und ihren Wiz durch Vo&#xA75B;&#x017F;ichtigkeit &#x017F;ta&#x0364;rken. O la&#x017F;&#x017F;et uns<lb/>
ihre Jugend nicht verachten/ wie vor zeiten der großma&#x0364;chtige Darius den Mazedoni&#x017F;che&#x0303;<lb/>
jungen Alexander verachtete/ und daru&#x0364;ber Reich un&#x0303; Leben verlohr. Fraget Spitamenes/<lb/>
Madates/ Bagophanes und mich/ wie &#x017F;ie fechten und zugleich befehlen. Haben &#x017F;ie &#x017F;o viel<lb/>
Vo&#x0364;lker/ als ge&#x017F;agt wird/ und ich &#x017F;chwerlich gla&#x0364;uben kan/ ja haben &#x017F;ie gleich den drittenteil<lb/>
weniger/ &#x017F;o wil ihrer Ko&#x0364;nigl. Hocheit ich mein Leben zu pfande geben/ daß &#x017F;ie es nicht aufs<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lauf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0064] Fuͤnftes Buch. Schanze acht zu haben/ ließ nach gehaltener algemeiner Heersbeſchauung ſeinen Voͤlkern durch die Bank einen Monat-Sold erlegen/ welches uͤber 40 Tonnen Goldes außtrug/ mit der Verheiſſung/ dafern ſie friſch fechten und das Feld erſtreiten würden/ ſolte ihnen abermahl ſo viel außgezaͤhlet/ und doch am gebuͤhrlichen Solde nichts abgekuͤrzet werdẽ; wodurch ſie ſehr willig und muhtig gemacht wurden; brachen auch bald auff/ und hielten ihren Zug eine halbe Meile breit. Vologeſes verſahe alles durch gewiſſe vor ſichtige Leu- te/ und wolte nichts unbedachtſames vornehmen/ weil er der unſern wachſame Vorſich- tigkeit gar zu wol erfahren hatte; taht auch ſo viel bey dieſem Feldzuge/ daß wann ſeine Gegenwart nicht geweſen waͤhre/ alle Voͤlker wuͤrden auf die Schlachtbank geliefert ſeyn; dann Artabanus verließ ſich auff die groſſe Menge/ meynete es koͤnte ihm nicht fehlen/ ſondern muͤſte eilen/ damit das Fraͤulein nicht vor ſeiner ankunft entfuͤhret wuͤrde; ja er ſtund feſt auff der meynung/ die Reuterey ſolte voraus zihen/ und das Fußvolk algemach folgen; aber Vologeſes zeigete die Gefahr/ und brachte alle Feld Obriſten auff ſeine Sei- te/ daß der Koͤnig ſeinen Vorſaz endern muſte. Er bekam aber auch Zeitung/ daß der Perſe mit allermacht fortruͤckete/ und nicht weit von den Parthiſchen Grenzen waͤhre/ ginge gar behutſam/ und wuͤrde die Reuterey in die 200000 ſtark von den beyden fremden Fuͤrſten; das Fußvolk/ etwa des vierdenteils geringer/ von Artaxerxes und Phraortes geführet. Artabanus ließ ſich darauff vernehmen/ es waͤhre unmoͤglich/ daß die Auffruͤhrer ſo ſtark ſeyn koͤnten/ doch es ſey wie ihm wolle/ ſagte er/ ſo iſt doch der Sieg unſer/ wañ wir ihn nur hohlen duͤrffen; unſere Macht iſt uͤber den vierdenteil groͤſſer/ die Voͤlker alle geuͤbet und mit waffen wol verſehen; geſchwinde laſſet uns auff ſie angehen/ daß die Fremdlinge uns nicht entlauffen/ wann ſie unſers anzuges gewahr werden; dann wir muͤſten uns immer und ewig ſchaͤmen/ daß die frechen Buben lebendig davon kommen/ und des uns zugefuͤg- ten Schimpfs ſich anderweit beruͤmen ſolten. Vologeſes ſahe vor Augen/ daß auff ſolche Weiſe die Niederlage gewißlich erfolgen wuͤrde/ welches nach moͤgligkeit zuverhuͤten/ er in aller Feld Obriſten Gegenwart den Koͤnig alſo anredete: Ich bin zu wenig/ ihrer Koͤnigl. Hocheit und gegenwaͤrtigen hochverſtaͤndigen Fuͤrſten/ einigen Raht vorzutragen/ und zwinget mich dannoch mein Gewiſſen/ und der ſchwer geleiſtete Aid/ das ich mein gutdün- ken unangezeiget nicht laſſen kan. Vor erſt bleibe ich noch bey meinem feſtgelegeten Grun- de/ daß wir vorſichtig ſpielen muͤſſen/ wann wir nicht verſpielen wollen; und wann wir die Taͤg- und ſtuͤndliche Kundſchaft nicht fortſetzen/ werden wir dieſe tapffere Voͤlker ins ver- derben ſtuͤrzen/ ehe ſie es ſelbſt inne werden. Es iſt nicht der Perſe Artaxerxes/ noch der Mede Phraortes/ noch der Hirkaner Menapis/ die an jener Seite alles verſehen; dann dieſe/ wie frech und verwaͤgen ihrer etliche ſeye moͤgen/ achte ich ſie doch nicht eines Pfiffer- linges wert; ſondern es ſind Herkules und Ladiſla/ zween Strahlen und Donnerkeile/ die ihre Staͤrke mit Wiz anwenden/ und ihren Wiz durch Voꝛſichtigkeit ſtaͤrken. O laſſet uns ihre Jugend nicht verachten/ wie vor zeiten der großmaͤchtige Darius den Mazedoniſchẽ jungen Alexander verachtete/ und daruͤber Reich uñ Leben verlohr. Fraget Spitamenes/ Madates/ Bagophanes und mich/ wie ſie fechten und zugleich befehlen. Haben ſie ſo viel Voͤlker/ als geſagt wird/ und ich ſchwerlich glaͤuben kan/ ja haben ſie gleich den drittenteil weniger/ ſo wil ihrer Koͤnigl. Hocheit ich mein Leben zu pfande geben/ daß ſie es nicht aufs lauf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/64
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/64>, abgerufen am 24.11.2024.