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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
lauffen/ sondern streiten setzen werden/ und wir daher nicht Ursach haben/ das Heer durch
grosse Tagereisen abzumatten. Habe ich nit allemahl erinnert/ man müste den Auffbruch
nicht verweilen/ damit die Feinde uns nicht in unser Feldmark begegneten? Aber wer hat
mich hören wollen? ja wer hat mich nicht verlachet? versichere sich ihre Königl. Hocheit/
daß Herkules und Ladisla ihre Leute in Charas haben/ und von ihnen tägliche Zeitung ein-
nehmen/ was zu Hofe und bey dem Heer vorgehet; meynet eure Hocheit/ dz sie unsern Auf-
bruch nicht gewust haben/ ehe wir zu Pferde blasen lassen/ und einen Schrit fortgesetzet?
wer hatte ihnen Madates und seine Ritter verrahten? sie wustens ja/ und wusten ihre Ab-
zeichen nach den allergeringsten umbständen. Oso lasset uns doch auch Vorsichtigkeit ge-
brauchen/ welche/ ob sie uns gleich nicht nöhtig währe/ sie uns doch nicht schädlich seyn
kan. Nicht rede ich solches/ ob wolte ich am künfftigen Siege zweifel tragen; welchen wir
gleichwol noch nicht in den Händen haben/ nur wünsche ich/ die Auffsicht im Spiel/ deren
hindansetzung uns dürfte schädlicher seyn/ als der Feinde Schwerter; dann wir hören ja/
das ein wolgeseztes Heer es mit uns aufnehmen wil/ und wir nicht so gar ohn Blut die
Wahlstat behäupten werden. Ihre Königl. Hocheit gedenke meiner/ wo nicht der Feind
ihm schon einen bequemen Ort außersehen hat/ da er mit Vortel streiten/ und unserer Men-
ge die freie Außdehnung benehmen kan; was hilfts uns dann/ ob wir mehr oder weniger
haben? Als vor acht Jahren ich 60000 Indier mit 20000 Parther erlegete/ halff mir
der Ort/ sonst währe ich gefressen worden; diesem nach müssen wir nicht allein des Fein-
des Völker zählen/ sondern ihrer Führer Wiz und des Octs Gelegenheit beherzigen/ als
dann wollen wir mit ihnen das Spiel frisch angehen/ und umb den Stich mit ihnen die
Haar zausen. Der König hörete fast unwillig zu/ meynete/ es stünde seiner Macht
schimpflich an/ durch dergleichen Vorsichtigkeit einiges Zeichen der Furchtsamkeit sehen
zulassen; Weil aber alle Feld Herren Vologeses beypflichteten/ und nicht allein durch ein-
führung unterschiedlicher begebenheiten erhärteten/ daß durch geringe Verwarlosung
oft die grössesten Kriegs Heere in äusserstes verderben geführet währen/ und daß die kluge
Vorsichtigkeit keinem zur furcht außgelegt werden möchte; ließ er sich bereden/ nur daß
er mit einem Hohnlachen fragete/ ob dann die beyden jungen Laffen eisern oder stählern
währen/ daß man sie dergestalt fürchtete; ja ob nicht eine kleine Schaar nach der andern
an sie setzen könte/ biß sie entweder lebendig gegriffen/ oder nidergesäbelt währen. Worauf
Vologeses mit wenigem antwortete: Es währe ihrer Königl. Hocheit ohn sein erinnern/
wol bewust/ daß im Felde eine jede Schaar ihre bestreiter fünde/ daß wann sie meyneten
ein abgemattetes Häuflein anzugreiffen/ würden solche alsbald von andern entsetzet; wie-
wol er selbst hoffen wolte/ man würde diesen beyden unverzagten und tapferen Helden auf
solche oder dergleichen Art beykommen können. Ein sehr verwägener Parthischer Herr/
nahmens Dorylaus/ dem der Vortrab anbefohlen wahr/ ließ sich vernehmen/ er vor sein
Häupt könte nicht absehen/ was vor sonderliche Gefahr bey diesem Zuge zubefürchten
währe; je näher ihnen der Feind stünde/ je zeitiger könte man mit ihnen fertig werden.
Welches dem Könige so wol gefiel/ daß er zu ihm sagete: Du erzeigest dich auff gut Par-
thisch/ mein Dorylaus/ deßwegen brich auff mit deinem Heer/ und hohle die erste Ehre
von den Persischen weichlingen. Dieser nicht faul/ hieß seinen Völkern das Zeichen geben/

und
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Fuͤnftes Buch.
lauffen/ ſondern ſtreiten ſetzen werden/ und wir daher nicht Urſach haben/ das Heer durch
groſſe Tagereiſen abzumatten. Habe ich nit allemahl erinnert/ man muͤſte den Auffbruch
nicht verweilen/ damit die Feinde uns nicht in unſer Feldmark begegneten? Aber wer hat
mich hoͤren wollen? ja wer hat mich nicht verlachet? verſichere ſich ihre Koͤnigl. Hocheit/
daß Herkules und Ladiſla ihre Leute in Charas haben/ und von ihnen taͤgliche Zeitung ein-
nehmen/ was zu Hofe und bey dem Heer vorgehet; meynet eure Hocheit/ dz ſie unſern Auf-
bruch nicht gewuſt haben/ ehe wir zu Pferde blaſen laſſen/ und einen Schrit fortgeſetzet?
wer hatte ihnen Madates und ſeine Ritter verrahten? ſie wuſtens ja/ und wuſten ihre Ab-
zeichen nach den alleꝛgeringſten umbſtaͤnden. Oſo laſſet uns doch auch Vorſichtigkeit ge-
brauchen/ welche/ ob ſie uns gleich nicht noͤhtig waͤhre/ ſie uns doch nicht ſchaͤdlich ſeyn
kan. Nicht rede ich ſolches/ ob wolte ich am kuͤnfftigen Siege zweifel tragen; welchen wir
gleichwol noch nicht in den Haͤnden haben/ nur wuͤnſche ich/ die Auffſicht im Spiel/ deren
hindanſetzung uns duͤrfte ſchaͤdlicher ſeyn/ als der Feinde Schwerter; dann wir hoͤren ja/
das ein wolgeſeztes Heer es mit uns aufnehmen wil/ und wir nicht ſo gar ohn Blut die
Wahlſtat behaͤupten werden. Ihre Koͤnigl. Hocheit gedenke meiner/ wo nicht der Feind
ihm ſchon einen bequemen Ort außerſehen hat/ da er mit Vortel ſtreiten/ uñ unſerer Men-
ge die freie Außdehnung benehmen kan; was hilfts uns dann/ ob wir mehr oder weniger
haben? Als vor acht Jahren ich 60000 Indier mit 20000 Parther erlegete/ halff mir
der Ort/ ſonſt waͤhre ich gefreſſen worden; dieſem nach müſſen wir nicht allein des Fein-
des Voͤlker zaͤhlen/ ſondern ihrer Fuͤhrer Wiz und des Octs Gelegenheit beherzigen/ als
dann wollen wir mit ihnen das Spiel friſch angehen/ und umb den Stich mit ihnen die
Haar zauſen. Der Koͤnig hoͤrete faſt unwillig zu/ meynete/ es ſtuͤnde ſeiner Macht
ſchimpflich an/ durch dergleichen Vorſichtigkeit einiges Zeichen der Furchtſamkeit ſehen
zulaſſen; Weil aber alle Feld Herren Vologeſes beypflichteten/ und nicht allein durch ein-
fuͤhrung unterſchiedlicher begebenheiten erhaͤrteten/ daß durch geringe Verwarloſung
oft die groͤſſeſten Kriegs Heere in aͤuſſerſtes verderben gefuͤhret waͤhren/ und daß die kluge
Vorſichtigkeit keinem zur furcht außgelegt werden moͤchte; ließ er ſich bereden/ nur daß
er mit einem Hohnlachen fragete/ ob dann die beyden jungen Laffen eiſern oder ſtaͤhlern
waͤhren/ daß man ſie dergeſtalt fuͤrchtete; ja ob nicht eine kleine Schaar nach der andern
an ſie ſetzen koͤnte/ biß ſie entweder lebendig gegriffen/ oder nidergeſaͤbelt waͤhren. Worauf
Vologeſes mit wenigem antwortete: Es waͤhre ihrer Koͤnigl. Hocheit ohn ſein erinnern/
wol bewuſt/ daß im Felde eine jede Schaar ihre beſtreiter fuͤnde/ daß wann ſie meyneten
ein abgemattetes Haͤuflein anzugreiffen/ wuͤrden ſolche alsbald von andern entſetzet; wie-
wol er ſelbſt hoffen wolte/ man wuͤrde dieſen beyden unverzagten und tapferen Helden auf
ſolche oder dergleichen Art beykommen koͤnnen. Ein ſehr verwaͤgener Parthiſcher Herr/
nahmens Dorylaus/ dem der Vortrab anbefohlen wahr/ ließ ſich vernehmen/ er vor ſein
Haͤupt koͤnte nicht abſehen/ was vor ſonderliche Gefahr bey dieſem Zuge zubefuͤrchten
waͤhre; je naͤher ihnen der Feind ſtuͤnde/ je zeitiger koͤnte man mit ihnen fertig werden.
Welches dem Koͤnige ſo wol gefiel/ daß er zu ihm ſagete: Du erzeigeſt dich auff gut Par-
thiſch/ mein Dorylaus/ deßwegen brich auff mit deinem Heer/ und hohle die erſte Ehre
von den Perſiſchen weichlingen. Dieſer nicht faul/ hieß ſeinen Voͤlkern das Zeichen gebẽ/

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[59/0065] Fuͤnftes Buch. lauffen/ ſondern ſtreiten ſetzen werden/ und wir daher nicht Urſach haben/ das Heer durch groſſe Tagereiſen abzumatten. Habe ich nit allemahl erinnert/ man muͤſte den Auffbruch nicht verweilen/ damit die Feinde uns nicht in unſer Feldmark begegneten? Aber wer hat mich hoͤren wollen? ja wer hat mich nicht verlachet? verſichere ſich ihre Koͤnigl. Hocheit/ daß Herkules und Ladiſla ihre Leute in Charas haben/ und von ihnen taͤgliche Zeitung ein- nehmen/ was zu Hofe und bey dem Heer vorgehet; meynet eure Hocheit/ dz ſie unſern Auf- bruch nicht gewuſt haben/ ehe wir zu Pferde blaſen laſſen/ und einen Schrit fortgeſetzet? wer hatte ihnen Madates und ſeine Ritter verrahten? ſie wuſtens ja/ und wuſten ihre Ab- zeichen nach den alleꝛgeringſten umbſtaͤnden. Oſo laſſet uns doch auch Vorſichtigkeit ge- brauchen/ welche/ ob ſie uns gleich nicht noͤhtig waͤhre/ ſie uns doch nicht ſchaͤdlich ſeyn kan. Nicht rede ich ſolches/ ob wolte ich am kuͤnfftigen Siege zweifel tragen; welchen wir gleichwol noch nicht in den Haͤnden haben/ nur wuͤnſche ich/ die Auffſicht im Spiel/ deren hindanſetzung uns duͤrfte ſchaͤdlicher ſeyn/ als der Feinde Schwerter; dann wir hoͤren ja/ das ein wolgeſeztes Heer es mit uns aufnehmen wil/ und wir nicht ſo gar ohn Blut die Wahlſtat behaͤupten werden. Ihre Koͤnigl. Hocheit gedenke meiner/ wo nicht der Feind ihm ſchon einen bequemen Ort außerſehen hat/ da er mit Vortel ſtreiten/ uñ unſerer Men- ge die freie Außdehnung benehmen kan; was hilfts uns dann/ ob wir mehr oder weniger haben? Als vor acht Jahren ich 60000 Indier mit 20000 Parther erlegete/ halff mir der Ort/ ſonſt waͤhre ich gefreſſen worden; dieſem nach müſſen wir nicht allein des Fein- des Voͤlker zaͤhlen/ ſondern ihrer Fuͤhrer Wiz und des Octs Gelegenheit beherzigen/ als dann wollen wir mit ihnen das Spiel friſch angehen/ und umb den Stich mit ihnen die Haar zauſen. Der Koͤnig hoͤrete faſt unwillig zu/ meynete/ es ſtuͤnde ſeiner Macht ſchimpflich an/ durch dergleichen Vorſichtigkeit einiges Zeichen der Furchtſamkeit ſehen zulaſſen; Weil aber alle Feld Herren Vologeſes beypflichteten/ und nicht allein durch ein- fuͤhrung unterſchiedlicher begebenheiten erhaͤrteten/ daß durch geringe Verwarloſung oft die groͤſſeſten Kriegs Heere in aͤuſſerſtes verderben gefuͤhret waͤhren/ und daß die kluge Vorſichtigkeit keinem zur furcht außgelegt werden moͤchte; ließ er ſich bereden/ nur daß er mit einem Hohnlachen fragete/ ob dann die beyden jungen Laffen eiſern oder ſtaͤhlern waͤhren/ daß man ſie dergeſtalt fuͤrchtete; ja ob nicht eine kleine Schaar nach der andern an ſie ſetzen koͤnte/ biß ſie entweder lebendig gegriffen/ oder nidergeſaͤbelt waͤhren. Worauf Vologeſes mit wenigem antwortete: Es waͤhre ihrer Koͤnigl. Hocheit ohn ſein erinnern/ wol bewuſt/ daß im Felde eine jede Schaar ihre beſtreiter fuͤnde/ daß wann ſie meyneten ein abgemattetes Haͤuflein anzugreiffen/ wuͤrden ſolche alsbald von andern entſetzet; wie- wol er ſelbſt hoffen wolte/ man wuͤrde dieſen beyden unverzagten und tapferen Helden auf ſolche oder dergleichen Art beykommen koͤnnen. Ein ſehr verwaͤgener Parthiſcher Herr/ nahmens Dorylaus/ dem der Vortrab anbefohlen wahr/ ließ ſich vernehmen/ er vor ſein Haͤupt koͤnte nicht abſehen/ was vor ſonderliche Gefahr bey dieſem Zuge zubefuͤrchten waͤhre; je naͤher ihnen der Feind ſtuͤnde/ je zeitiger koͤnte man mit ihnen fertig werden. Welches dem Koͤnige ſo wol gefiel/ daß er zu ihm ſagete: Du erzeigeſt dich auff gut Par- thiſch/ mein Dorylaus/ deßwegen brich auff mit deinem Heer/ und hohle die erſte Ehre von den Perſiſchen weichlingen. Dieſer nicht faul/ hieß ſeinen Voͤlkern das Zeichen gebẽ/ und h ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/65>, abgerufen am 24.11.2024.