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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
und erklärete sich/ nicht zu ruhen/ biß er so manniches Persen Zunge dem Könige liefern
könte/ als er Reuter unter seinem befehl hätte. Vologeses wolte ihm nicht bald anfangs
einreden/ aber da er im Auffbruch begriffen wahr/ trat er mit Pakorus und Vonones hin
zu ihm/ und band ihm hart ein/ sich ja in keine Feldschacht einzulassen/ er sähe dann/ daß er
beydes an Macht und Orts Gelegenheit den Feinden überlegen währe. Dieser aber rech-
nete solches vor eine Beschimpfung/ und gab zur Antwort: Sein König hätte ihm Frey-
heit anzugreiffen erteilet/ und könte man allemahl weder den Ort mässen/ noch der Fein-
de Köpffe zählen; wünschete demnach/ daß inwendig 24 Stunden ihm etwa 60 oder 70
tausend Persen auffstossen möchten/ umb Gelegenheit zu haben/ sein Versprechen bald zu
leisten/ und trüge er grosses verlangen/ zuerfahren/ ob die lustergebene Weichlinge die
Persen in so kurzer Zeit ein Mannes Herz und Eisern Fleisch bekommen hätten. Wor-
auff Vologeses die Anwesenden zu Zeugen rieff/ und sagete: Höret Dorylaus/ ich verstehe
eure schimpfliche Spotreden sehr wol/ deren zu gelegener Zeit ihr mir rechenschaft geben
sollet; aber umb euer guten Völker willen warne ich euch noch einmahl als ein Freund;
werdet ihr bey diesem Vorsatze verharren/ so ist dieses redliche Heer schon ein Opffer der
Feinde; es sey dann/ daß ihr etwa einen ruchlosen Persen antreffet; ich bin auch ehmahls
verwägen gewesen/ aber es wil sich nicht allemahl so tuhn lassen; fahret nur wol/ gesund
sprechen wir uns wieder. Dorylaus entschuldigte sich mit wenigem/ er hätte niemand be-
schimpfet/ aber er bähte die Götter nochmahls/ daß sein Wunsch bald erfüllet würde/ ob
gleich zehn Herkules und zwanzig Ladisla unter den Feinden währen; wüste auch schon/
daß geträue Diener eines Königes/ einer dem andern sein besser Glük nicht gönneten. Pa-
korus kunte solche Freyheit nicht länger dulden/ und gab ihm zur Antwort: Mein Kerl/
du solt gleichwol wissen/ daß du mit dem algemeinen Feldmarschalk redest/ welcher dich zu
vermahnen/ ja dir zubefehlen hat/ und dafern du lebendig wiederkommen wirst/ werde ich
dich auch zubesprechen haben. Dieser wuste daß Pakorus seines gleichen an Kraft und
Kampfs-erfahrenheit unter allen Parthen nicht hatte/ deßwegen wolte er seinen Zorn nit
reizen/ sondern sagte: Gn. Fürst/ ich verbleibe euer Durchl. gehorsamer Diener/ und ge-
he fort auff unsers Königes Befehl. Nun schikte sichs gar bald/ daß diesem frechen Men-
schen sein Wunsch in die Hand fiel/ wiewol zu seinem schweren Unglük; dann Fabius hat-
te desselben morgens sehr früh Kundschaft eingezogen/ daß des Feindes Heer nicht so gar
weit währe/ wehrete auch nicht lange/ daß ein reitender Bohte in dem Flecken/ darin sich
Fabius gelegt hatte/ von dieses Dorylaus Anzug Zeittung brachte; dann Fabius gab sich
mit seinen Völkern vor Parthisch an/ die im Königreiche Armuzia geworben währen/ und
nach dem Häuptlager eileten/ welches ihm sicher gegläubet ward. Er fand hieselbst Futter
und Mahl vor Pferde und Menschen/ daß sie sich wol labeten und drey Stunden ruheten;
gab inzwischen Phrataphernes zuverstehen/ daß er gesonnen währe/ diesem Feinde auff
gute begebenheit Fuß zuhalten/ ob sie ihnen gleich an der Zahl in etwas möchten überlegen
seyn; dann sie zögen in aller sicher heit daher/ und würden kaum Zeit gewinnen/ sich in
Ordnung zustellen. Dieser wiederriet solches heftig/ weil ihnen ohn Vortel zuschlagen
verbohten/ und der Feind an Mannschaft viel zu stark währe; so würde auch viel darauff
gesehen/ wie das erste Treffen ablieffe; währe demnach seine Meynung/ daß man sich zu-

rük

Fuͤnftes Buch.
und erklaͤrete ſich/ nicht zu ruhen/ biß er ſo manniches Perſen Zunge dem Koͤnige liefern
koͤnte/ als er Reuter unter ſeinem befehl haͤtte. Vologeſes wolte ihm nicht bald anfangs
einreden/ aber da er im Auffbruch begriffen wahr/ trat er mit Pakorus und Vonones hin
zu ihm/ und band ihm hart ein/ ſich ja in keine Feldſchacht einzulaſſen/ er ſaͤhe dann/ daß er
beydes an Macht uñ Orts Gelegenheit den Feinden uͤberlegen waͤhre. Dieſer aber rech-
nete ſolches vor eine Beſchimpfung/ und gab zur Antwort: Sein Koͤnig haͤtte ihm Frey-
heit anzugreiffen erteilet/ und koͤnte man allemahl weder den Ort maͤſſen/ noch der Fein-
de Koͤpffe zaͤhlen; wuͤnſchete demnach/ daß inwendig 24 Stunden ihm etwa 60 oder 70
tauſend Perſen auffſtoſſen moͤchten/ umb Gelegenheit zu haben/ ſein Verſprechen bald zu
leiſten/ und truͤge er groſſes verlangen/ zuerfahren/ ob die luſtergebene Weichlinge die
Perſen in ſo kurzer Zeit ein Mannes Herz und Eiſern Fleiſch bekommen haͤtten. Wor-
auff Vologeſes die Anweſendẽ zu Zeugen rieff/ und ſagete: Hoͤret Dorylaus/ ich verſtehe
eure ſchimpfliche Spotreden ſehr wol/ deren zu gelegener Zeit ihr mir rechenſchaft geben
ſollet; aber umb euer guten Voͤlker willen warne ich euch noch einmahl als ein Freund;
werdet ihr bey dieſem Vorſatze verharren/ ſo iſt dieſes redliche Heer ſchon ein Opffer der
Feinde; es ſey dann/ daß ihr etwa einen ruchloſen Perſen antreffet; ich bin auch ehmahls
verwaͤgen geweſen/ aber es wil ſich nicht allemahl ſo tuhn laſſen; fahret nur wol/ geſund
ſprechen wir uns wieder. Dorylaus entſchuldigte ſich mit wenigem/ er haͤtte niemand be-
ſchimpfet/ aber er baͤhte die Goͤtter nochmahls/ daß ſein Wunſch bald erfuͤllet wuͤrde/ ob
gleich zehn Herkules und zwanzig Ladiſla unter den Feinden waͤhren; wuͤſte auch ſchon/
daß getraͤue Diener eines Koͤniges/ einer dem andern ſein beſſer Gluͤk nicht goͤñeten. Pa-
korus kunte ſolche Freyheit nicht laͤnger dulden/ und gab ihm zur Antwort: Mein Kerl/
du ſolt gleichwol wiſſen/ daß du mit dem algemeinen Feldmarſchalk redeſt/ welcher dich zu
vermahnen/ ja dir zubefehlen hat/ und dafern du lebendig wiederkommen wirſt/ werde ich
dich auch zubeſprechen haben. Dieſer wuſte daß Pakorus ſeines gleichen an Kraft und
Kampfs-erfahrenheit unter allen Parthen nicht hatte/ deßwegen wolte er ſeinen Zorn nit
reizen/ ſondern ſagte: Gn. Fuͤrſt/ ich verbleibe euer Durchl. gehorſamer Diener/ und ge-
he fort auff unſers Koͤniges Befehl. Nun ſchikte ſichs gar bald/ daß dieſem frechen Men-
ſchen ſein Wunſch in die Hand fiel/ wiewol zu ſeinem ſchweren Ungluͤk; dañ Fabius hat-
te deſſelben morgens ſehr fruͤh Kundſchaft eingezogen/ daß des Feindes Heer nicht ſo gar
weit waͤhre/ wehrete auch nicht lange/ daß ein reitender Bohte in dem Flecken/ darin ſich
Fabius gelegt hatte/ von dieſes Dorylaus Anzug Zeittung brachte; dann Fabius gab ſich
mit ſeinen Voͤlkern vor Parthiſch an/ die im Koͤnigreiche Armuzia geworben waͤhren/ uñ
nach dem Haͤuptlager eileten/ welches ihm ſicher geglaͤubet ward. Er fand hieſelbſt Futter
und Mahl vor Pferde und Menſchen/ daß ſie ſich wol labeten und drey Stunden ruheten;
gab inzwiſchen Phrataphernes zuverſtehen/ daß er geſonnen waͤhre/ dieſem Feinde auff
gute begebenheit Fuß zuhalten/ ob ſie ihnen gleich an der Zahl in etwas moͤchten uͤberlegen
ſeyn; dann ſie zoͤgen in aller ſicher heit daher/ und wuͤrden kaum Zeit gewinnen/ ſich in
Ordnung zuſtellen. Dieſer wiederriet ſolches heftig/ weil ihnen ohn Vortel zuſchlagen
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[60/0066] Fuͤnftes Buch. und erklaͤrete ſich/ nicht zu ruhen/ biß er ſo manniches Perſen Zunge dem Koͤnige liefern koͤnte/ als er Reuter unter ſeinem befehl haͤtte. Vologeſes wolte ihm nicht bald anfangs einreden/ aber da er im Auffbruch begriffen wahr/ trat er mit Pakorus und Vonones hin zu ihm/ und band ihm hart ein/ ſich ja in keine Feldſchacht einzulaſſen/ er ſaͤhe dann/ daß er beydes an Macht uñ Orts Gelegenheit den Feinden uͤberlegen waͤhre. Dieſer aber rech- nete ſolches vor eine Beſchimpfung/ und gab zur Antwort: Sein Koͤnig haͤtte ihm Frey- heit anzugreiffen erteilet/ und koͤnte man allemahl weder den Ort maͤſſen/ noch der Fein- de Koͤpffe zaͤhlen; wuͤnſchete demnach/ daß inwendig 24 Stunden ihm etwa 60 oder 70 tauſend Perſen auffſtoſſen moͤchten/ umb Gelegenheit zu haben/ ſein Verſprechen bald zu leiſten/ und truͤge er groſſes verlangen/ zuerfahren/ ob die luſtergebene Weichlinge die Perſen in ſo kurzer Zeit ein Mannes Herz und Eiſern Fleiſch bekommen haͤtten. Wor- auff Vologeſes die Anweſendẽ zu Zeugen rieff/ und ſagete: Hoͤret Dorylaus/ ich verſtehe eure ſchimpfliche Spotreden ſehr wol/ deren zu gelegener Zeit ihr mir rechenſchaft geben ſollet; aber umb euer guten Voͤlker willen warne ich euch noch einmahl als ein Freund; werdet ihr bey dieſem Vorſatze verharren/ ſo iſt dieſes redliche Heer ſchon ein Opffer der Feinde; es ſey dann/ daß ihr etwa einen ruchloſen Perſen antreffet; ich bin auch ehmahls verwaͤgen geweſen/ aber es wil ſich nicht allemahl ſo tuhn laſſen; fahret nur wol/ geſund ſprechen wir uns wieder. Dorylaus entſchuldigte ſich mit wenigem/ er haͤtte niemand be- ſchimpfet/ aber er baͤhte die Goͤtter nochmahls/ daß ſein Wunſch bald erfuͤllet wuͤrde/ ob gleich zehn Herkules und zwanzig Ladiſla unter den Feinden waͤhren; wuͤſte auch ſchon/ daß getraͤue Diener eines Koͤniges/ einer dem andern ſein beſſer Gluͤk nicht goͤñeten. Pa- korus kunte ſolche Freyheit nicht laͤnger dulden/ und gab ihm zur Antwort: Mein Kerl/ du ſolt gleichwol wiſſen/ daß du mit dem algemeinen Feldmarſchalk redeſt/ welcher dich zu vermahnen/ ja dir zubefehlen hat/ und dafern du lebendig wiederkommen wirſt/ werde ich dich auch zubeſprechen haben. Dieſer wuſte daß Pakorus ſeines gleichen an Kraft und Kampfs-erfahrenheit unter allen Parthen nicht hatte/ deßwegen wolte er ſeinen Zorn nit reizen/ ſondern ſagte: Gn. Fuͤrſt/ ich verbleibe euer Durchl. gehorſamer Diener/ und ge- he fort auff unſers Koͤniges Befehl. Nun ſchikte ſichs gar bald/ daß dieſem frechen Men- ſchen ſein Wunſch in die Hand fiel/ wiewol zu ſeinem ſchweren Ungluͤk; dañ Fabius hat- te deſſelben morgens ſehr fruͤh Kundſchaft eingezogen/ daß des Feindes Heer nicht ſo gar weit waͤhre/ wehrete auch nicht lange/ daß ein reitender Bohte in dem Flecken/ darin ſich Fabius gelegt hatte/ von dieſes Dorylaus Anzug Zeittung brachte; dann Fabius gab ſich mit ſeinen Voͤlkern vor Parthiſch an/ die im Koͤnigreiche Armuzia geworben waͤhren/ uñ nach dem Haͤuptlager eileten/ welches ihm ſicher geglaͤubet ward. Er fand hieſelbſt Futter und Mahl vor Pferde und Menſchen/ daß ſie ſich wol labeten und drey Stunden ruheten; gab inzwiſchen Phrataphernes zuverſtehen/ daß er geſonnen waͤhre/ dieſem Feinde auff gute begebenheit Fuß zuhalten/ ob ſie ihnen gleich an der Zahl in etwas moͤchten uͤberlegen ſeyn; dann ſie zoͤgen in aller ſicher heit daher/ und wuͤrden kaum Zeit gewinnen/ ſich in Ordnung zuſtellen. Dieſer wiederriet ſolches heftig/ weil ihnen ohn Vortel zuſchlagen verbohten/ und der Feind an Mannſchaft viel zu ſtark waͤhre; ſo wuͤrde auch viel darauff geſehen/ wie das erſte Treffen ablieffe; waͤhre demnach ſeine Meynung/ daß man ſich zu- ruͤk

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/66>, abgerufen am 24.11.2024.