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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
stellung ihrer Schande/ wann sie es ruchtbar machen würde geschweiget hätte; hielte da-
vor/ wann man ihm geböhte/ dieselbe zu heyrahten/ würde er solches gehorsamlich leisten.
Kennet ihr das gute Mensch? fragete das Fräulein. Ja/ sagte er/ ich habe in ihres Vaters
Hause etliche Tage Holz gehacket/ und sie gesehen/ daß allenthalben da sie ging/ ihr die Au-
gen vol Trähnen stunden/ und mannichen elenden Seufzer von sich ließ. Das Fräulein
sagete; tuht alles/ wessen ihr schon befehlichet seid/ und gebet ihm darzu noch 1000 Kronen/
welche er der redlichen Dirnen meinetwegen schenken sol/ unter dem einwenden/ daß ich
ihr gewogen sey/ weil ihr mir ihre frömmigkeit gerühmet habet. Also ging Wolfgang hin
zu Reichard/ der mit seinen acht Reutern ein Gespräch hielt/ und sie vermahnete/ daß sie
sich an ihm spiegeln/ und durch kein ding in der Welt sich zur Unträu oder andern Untu-
genden solten verführen lassen; welches sie von ihm nicht ohn grosses mitleiden anhöreten/
weil sie sich erinnerten/ daß er dannoch alles ihres Glüks die erste warhafte Ursach währe.
Wolfgang störete dieses Gespräch/ da er ihn also anredete: Sehet da Reichard/ die grosse
Königin/ Fr. Valiska/ welche dem Königlichen Fräulein insonderheit ergeben/ und dannoch
mit eurem Unfal/ darin euch gutenteils eure unbedachtsamkeit gestürtzet/ grosses mitleiden
träget/ hat mir die 3000 Kronen zugestellet/ welche eurem Vater ihretwegen sollen über-
gebracht werden; und nun höret die begnadigung und erfreuet euch derselben; euer schlim-
mes verbrechen sol euch vergeben seyn/ Leben/ Freiheit/ und ehrlicher Nahme wird euch ge-
schenket/ wiewol mit dieser bedingung/ daß wo man erfahren würde/ daß ihr von neuen wie-
der Ehrbarkeit handeltet/ werdet ihr in die ausgesprochene Urtel und Straffe verfallen
seyn; könnet ihr aber nach verlauff zwey Jahren dem Großmächtigsten Könige/ Herrn
Henrich ein schriftliches Zeugnis aufflegen/ daß ihr ehrlich gelebet und der Tugend nach-
gestrebet/ sollet bey seiner Königl. Hocheit ihr euch angeben/ und einer Gnade gewärtig
seyn: aber vor dißmahl sollet ihr bey Sonnenschein/ dieses/ und aller gegenwärtigen Kö-
nige und Fursten ihre Länder räumen/ und euch nach eurem Vaterlande erheben/ dieses zu
leisten/ was mein gnädigstes Fräulein euch hiemit aufflegt; nehmlich/ sie hat Zeit ihrer
Magdschaft ohngefehr vernommen/ daß ihr eines ehrlichen Mannes frommes Kind sollet
schändlich hintergangen und betrogen haben/ die sollet und müsset ihr durch aus ehelichen/
oder aller schon versprochenen Gnade verlustig seyn. Was saget ihr darzu? Ja mein
Freund/ antwortete er/ ich gestehe und beräue diese meine Missetaht/ und wil von ganzer
Seelen dieses Verbrechen durch folgende Heyraht gerne wieder gut machen/ nur bitte ich
untertähnigst/ daß vor dem Beylager mir möge vergünstiget seyn/ mich ein Jahrlang in
fremden Ländern zuversuchen/ ob durch eine rühmliche Taht ich meine grosse Schande in
etwas abwischen könte. Ich hoffe euch solches noch wol loßzumachen/ sagete Wolfgang/
aber es mus mit einwilligung euer Braut geschehen. Weiters hat der Medische Groß-
Fürst/ Herr Arbianes/ der Königl. Fräulein versprochener Bräutigam/ mir noch 3000
Kronen zugestellet/ welche ihr in seiner Durchl. Nahmen/ eurem Vater sollet einhändigen/
als zur Danksagung vor eure ausrüstung. Hierüber werde ich euch noch 1000 Kronen
wegen meiner Gn. Fräulein einreichen/ welche ihr euer Braut ihretwegen mit überneh-
men sollet/ bloß darumb/ daß deren grosse frömmigkeit ihrer Gn. ist gerühmet worden/ wor-
zu ich noch 200 Kronen vor mein Häupt legen wil/ darumb daß sie bey meiner Arbeit mir

etli-

Siebendes Buch.
ſtellung ihrer Schande/ wann ſie es ruchtbar machen wuͤrde geſchweiget haͤtte; hielte da-
vor/ wann man ihm geboͤhte/ dieſelbe zu heyrahten/ wuͤrde er ſolches gehorſamlich leiſten.
Kennet ihr das gute Menſch? fragete das Fraͤulein. Ja/ ſagte er/ ich habe in ihres Vaters
Hauſe etliche Tage Holz gehacket/ und ſie geſehen/ daß allenthalben da ſie ging/ ihr die Au-
gen vol Traͤhnen ſtunden/ und mannichen elenden Seufzer von ſich ließ. Das Fraͤulein
ſagete; tuht alles/ weſſen ihr ſchon befehlichet ſeid/ und gebet ihm darzu noch 1000 Kronen/
welche er der redlichen Dirnen meinetwegen ſchenken ſol/ unter dem einwenden/ daß ich
ihr gewogen ſey/ weil ihr mir ihre froͤmmigkeit geruͤhmet habet. Alſo ging Wolfgang hin
zu Reichard/ der mit ſeinen acht Reutern ein Geſpraͤch hielt/ und ſie vermahnete/ daß ſie
ſich an ihm ſpiegeln/ und durch kein ding in der Welt ſich zur Untraͤu oder andern Untu-
genden ſolten verführen laſſen; welches ſie von ihm nicht ohn groſſes mitleiden anhoͤreten/
weil ſie ſich erinnerten/ daß er dannoch alles ihres Gluͤks die erſte warhafte Urſach waͤhre.
Wolfgang ſtoͤrete dieſes Geſpraͤch/ da er ihn alſo anredete: Sehet da Reichard/ die groſſe
Koͤnigin/ Fr. Valiſka/ welche dem Koͤniglichen Fraͤulein inſonderheit ergeben/ und dañoch
mit eurem Unfal/ darin euch gutenteils eure unbedachtſamkeit geſtuͤrtzet/ groſſes mitleiden
traͤget/ hat mir die 3000 Kronen zugeſtellet/ welche eurem Vater ihretwegen ſollen uͤber-
gebracht werden; und nun hoͤret die begnadigung und erfreuet euch derſelben; euer ſchlim-
mes verbrechen ſol euch vergeben ſeyn/ Leben/ Freiheit/ und ehrlicher Nahme wird euch ge-
ſchenket/ wiewol mit dieſeꝛ bedingung/ daß wo man erfahren wuͤrde/ daß ihꝛ von neuen wie-
der Ehrbarkeit handeltet/ werdet ihr in die ausgeſprochene Urtel und Straffe verfallen
ſeyn; koͤnnet ihr aber nach verlauff zwey Jahren dem Großmaͤchtigſten Koͤnige/ Herrn
Henrich ein ſchriftliches Zeugnis aufflegen/ daß ihr ehrlich gelebet und der Tugend nach-
geſtrebet/ ſollet bey ſeiner Koͤnigl. Hocheit ihr euch angeben/ und einer Gnade gewaͤrtig
ſeyn: aber vor dißmahl ſollet ihr bey Sonnenſchein/ dieſes/ und aller gegenwaͤrtigen Koͤ-
nige und Furſten ihre Laͤnder raͤumen/ und euch nach eurem Vaterlande erheben/ dieſes zu
leiſten/ was mein gnaͤdigſtes Fraͤulein euch hiemit aufflegt; nehmlich/ ſie hat Zeit ihrer
Magdſchaft ohngefehr vernommen/ daß ihr eines ehrlichen Mannes frommes Kind ſollet
ſchaͤndlich hintergangen und betrogen haben/ die ſollet und muͤſſet ihr durch aus ehelichen/
oder aller ſchon verſprochenen Gnade verluſtig ſeyn. Was ſaget ihr darzu? Ja mein
Freund/ antwortete er/ ich geſtehe und beraͤue dieſe meine Miſſetaht/ und wil von ganzer
Seelen dieſes Verbrechen durch folgende Heyraht gerne wieder gut machen/ nur bitte ich
untertaͤhnigſt/ daß vor dem Beylager mir moͤge verguͤnſtiget ſeyn/ mich ein Jahrlang in
fremden Laͤndern zuverſuchen/ ob durch eine ruͤhmliche Taht ich meine groſſe Schande in
etwas abwiſchen koͤnte. Ich hoffe euch ſolches noch wol loßzumachen/ ſagete Wolfgang/
aber es mus mit einwilligung euer Braut geſchehen. Weiters hat der Mediſche Groß-
Fuͤrſt/ Herr Arbianes/ der Koͤnigl. Fraͤulein verſprochener Braͤutigam/ mir noch 3000
Kronen zugeſtellet/ welche ihr in ſeiner Durchl. Nahmen/ eurem Vater ſollet einhaͤndigen/
als zur Dankſagung vor eure ausruͤſtung. Hieruͤber werde ich euch noch 1000 Kronen
wegen meiner Gn. Fraͤulein einreichen/ welche ihr euer Braut ihretwegen mit uͤberneh-
men ſollet/ bloß darumb/ daß deren groſſe froͤmmigkeit ihrer Gn. iſt geruͤhmet worden/ wor-
zu ich noch 200 Kronen vor mein Haͤupt legen wil/ darumb daß ſie bey meiner Arbeit mir

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[704/0710] Siebendes Buch. ſtellung ihrer Schande/ wann ſie es ruchtbar machen wuͤrde geſchweiget haͤtte; hielte da- vor/ wann man ihm geboͤhte/ dieſelbe zu heyrahten/ wuͤrde er ſolches gehorſamlich leiſten. Kennet ihr das gute Menſch? fragete das Fraͤulein. Ja/ ſagte er/ ich habe in ihres Vaters Hauſe etliche Tage Holz gehacket/ und ſie geſehen/ daß allenthalben da ſie ging/ ihr die Au- gen vol Traͤhnen ſtunden/ und mannichen elenden Seufzer von ſich ließ. Das Fraͤulein ſagete; tuht alles/ weſſen ihr ſchon befehlichet ſeid/ und gebet ihm darzu noch 1000 Kronen/ welche er der redlichen Dirnen meinetwegen ſchenken ſol/ unter dem einwenden/ daß ich ihr gewogen ſey/ weil ihr mir ihre froͤmmigkeit geruͤhmet habet. Alſo ging Wolfgang hin zu Reichard/ der mit ſeinen acht Reutern ein Geſpraͤch hielt/ und ſie vermahnete/ daß ſie ſich an ihm ſpiegeln/ und durch kein ding in der Welt ſich zur Untraͤu oder andern Untu- genden ſolten verführen laſſen; welches ſie von ihm nicht ohn groſſes mitleiden anhoͤreten/ weil ſie ſich erinnerten/ daß er dannoch alles ihres Gluͤks die erſte warhafte Urſach waͤhre. Wolfgang ſtoͤrete dieſes Geſpraͤch/ da er ihn alſo anredete: Sehet da Reichard/ die groſſe Koͤnigin/ Fr. Valiſka/ welche dem Koͤniglichen Fraͤulein inſonderheit ergeben/ und dañoch mit eurem Unfal/ darin euch gutenteils eure unbedachtſamkeit geſtuͤrtzet/ groſſes mitleiden traͤget/ hat mir die 3000 Kronen zugeſtellet/ welche eurem Vater ihretwegen ſollen uͤber- gebracht werden; und nun hoͤret die begnadigung und erfreuet euch derſelben; euer ſchlim- mes verbrechen ſol euch vergeben ſeyn/ Leben/ Freiheit/ und ehrlicher Nahme wird euch ge- ſchenket/ wiewol mit dieſeꝛ bedingung/ daß wo man erfahren wuͤrde/ daß ihꝛ von neuen wie- der Ehrbarkeit handeltet/ werdet ihr in die ausgeſprochene Urtel und Straffe verfallen ſeyn; koͤnnet ihr aber nach verlauff zwey Jahren dem Großmaͤchtigſten Koͤnige/ Herrn Henrich ein ſchriftliches Zeugnis aufflegen/ daß ihr ehrlich gelebet und der Tugend nach- geſtrebet/ ſollet bey ſeiner Koͤnigl. Hocheit ihr euch angeben/ und einer Gnade gewaͤrtig ſeyn: aber vor dißmahl ſollet ihr bey Sonnenſchein/ dieſes/ und aller gegenwaͤrtigen Koͤ- nige und Furſten ihre Laͤnder raͤumen/ und euch nach eurem Vaterlande erheben/ dieſes zu leiſten/ was mein gnaͤdigſtes Fraͤulein euch hiemit aufflegt; nehmlich/ ſie hat Zeit ihrer Magdſchaft ohngefehr vernommen/ daß ihr eines ehrlichen Mannes frommes Kind ſollet ſchaͤndlich hintergangen und betrogen haben/ die ſollet und muͤſſet ihr durch aus ehelichen/ oder aller ſchon verſprochenen Gnade verluſtig ſeyn. Was ſaget ihr darzu? Ja mein Freund/ antwortete er/ ich geſtehe und beraͤue dieſe meine Miſſetaht/ und wil von ganzer Seelen dieſes Verbrechen durch folgende Heyraht gerne wieder gut machen/ nur bitte ich untertaͤhnigſt/ daß vor dem Beylager mir moͤge verguͤnſtiget ſeyn/ mich ein Jahrlang in fremden Laͤndern zuverſuchen/ ob durch eine ruͤhmliche Taht ich meine groſſe Schande in etwas abwiſchen koͤnte. Ich hoffe euch ſolches noch wol loßzumachen/ ſagete Wolfgang/ aber es mus mit einwilligung euer Braut geſchehen. Weiters hat der Mediſche Groß- Fuͤrſt/ Herr Arbianes/ der Koͤnigl. Fraͤulein verſprochener Braͤutigam/ mir noch 3000 Kronen zugeſtellet/ welche ihr in ſeiner Durchl. Nahmen/ eurem Vater ſollet einhaͤndigen/ als zur Dankſagung vor eure ausruͤſtung. Hieruͤber werde ich euch noch 1000 Kronen wegen meiner Gn. Fraͤulein einreichen/ welche ihr euer Braut ihretwegen mit uͤberneh- men ſollet/ bloß darumb/ daß deren groſſe froͤmmigkeit ihrer Gn. iſt geruͤhmet worden/ wor- zu ich noch 200 Kronen vor mein Haͤupt legen wil/ darumb daß ſie bey meiner Arbeit mir etli-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/710>, abgerufen am 22.11.2024.