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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Ernste/ so wenig als er einen Diener haben wolte/ der sich unterstünde ihm vorzuschreiben/
so wenig könte er gedulden/ daß seine vornehmste Beamten sich untereinander zweien sol-
ten. Dropion entsetzete sich nit so sehr wegen des Königes Rede/ als daß Mastyes ihn derge-
stalt anzapffen durffte/ und begunte ihm sein Gewissen zusagen es müste sein Anschlag ver-
rahten seyn; doch ließ er seine Furcht bald fallen/ und fragete Mastyes/ ob er so viel Her-
zens hätte/ wegen geführeter nachteiliger Stachelrede es mit ihm außzutragen. Ja ant-
wortete dieser/ ich wil euch zu recht stehen/ wie ihrs begehret; aber nicht ehe/ als nach vol-
lendeter Schlacht/ und daß unser allerseits gnädigster König Richter sey. Mnata redete
ihnen nochmahl ein/ sich alles Gezänks zuenthalten/ als lieb ihnen seine Gnade währe; ob
sie sich untereinander beissen wolten/ daß der Feind sie desto leichter fressen könte? es solte
dem Feldmarschalk Dropion sein Begehren eingewilliget seyn/ und hoffete er seinen lieben
geträuen Hyppasus durch Schwertes Kraft bald loß zumachen. Dropion durffte fragen/
unter wessen Befehl die neuen herzu geführeten Völker seyn solten. Welches den König
verdroß/ und zur Antwort gab; unter wessen sonst/ als unter meinem/ und welche ich dar-
über gesetzet habe? Ich frage nicht/ gnädigster König/ sagte er/ nachdem höchsten Häupte/
welches uns allen befielet/ sondern welcher Statverweser sie führen sol. Der sie auff dem
Wege hat befehliget/ antwortete der König/ der sol sie auch an den Feind führen/ gleich
wie ich und Agiß an Hyppasus Stat meinen ersten Entsaz; ihr aber den Uberschuß eu-
res Heers und zwar in meinem Nahmen. Hier merkete Dropion/ daß die Karte falsch seyn
muste/ wolte derwegen den König weiter nit reizen/ sondern sagete in ertichteter Demuht;
meines Königes Wille sol mein Befehl seyn/ und desto weniger Völker ich unter mir ha-
ben werde/ desto weniger werde ich auch zuverantworten haben; nam damit Abscheid in
solcher Verwirrung/ daß ihm das Gesicht schier dunkel worden währe; aber die Verwä-
genheit bließ ihm bald stolzere Gedanken ein. Er ließ Fürst Olaff vor sich bringen/ und sa-
gete zu ihm; du hast dich zuerfreuen Däne/ daß dieses Mittel zu deiner Erlösung verhan-
den ist/ sonsten hättestu mir gewißlich sollen den Galgen bescheissen/ doch bekomme ich dich
zum andernmahle/ [w]il ich dieser Zusage unvergessen seyn. Dem Fürsten wolte das Herz
im Leibe wegen des Schimpffes bersten/ und antwortete ihm; höre du unbescheider Pan-
nonier; wann in dir eines höflichen Ritters einziger Blutstropffen währe/ würdestu dich
in dein Herz und Blut schämen/ einem Königlichen Füsten den Galgen anzumuhten/ wel-
cher dir nie kein Leid getahn/ nur daß er in einem redlichen Feldzuge seinen besten Freunden
zugefallen/ gegen deinen König sich ohn einige Bitterkeit hat gebrauchen lassen. Ist dir
aber der Galgen bescheret/ kömstu noch zeitig gnug hinan. Dropion fragete ihn/ ob er auch
wüste mit wem erredete; ja/ antwortete er/ weil du nicht der König/ sondern sein Diener
bist/ so rede ich mit einem der viel geringer ist als ich ein gebohrner Königlicher Fürst/ und
Erbe eines Königreichs. Der Pannonier hätte sich gerne gerochen/ aber wegen der noch
nit eingelieferten Gefangenen durffte er nicht. Also nahm Olaff einen freimuhtigen Abzug/
und kam gleich dazumahl vor unserm Lager an/ wie das Feld Geschrey erging; klagete/ was
vor Hohn im begegnet währe/ und vermochte die ganze Fürstliche Geselschaft/ daß sie sich
verpflichteten/ es zurächen; Nachgehends zeigete er an/ daß der Feind alles Fußvolk zu
Pferde setzete/ und eine Macht in die 170000 stark beyeinander hätte/ welche dannoch die

grosse

Achtes Buch.
Ernſte/ ſo wenig als er einen Diener haben wolte/ der ſich unterſtuͤnde ihm vorzuſchreibẽ/
ſo wenig koͤnte er gedulden/ daß ſeine vornehmſte Beamten ſich untereinander zweien ſol-
ten. Dropion entſetzete ſich nit ſo ſehr wegen des Koͤniges Rede/ als daß Maſtyes ihn deꝛge-
ſtalt anzapffen durffte/ und begunte ihm ſein Gewiſſen zuſagen es muͤſte ſein Anſchlag veꝛ-
rahten ſeyn; doch ließ er ſeine Furcht bald fallen/ und fragete Maſtyes/ ob er ſo viel Her-
zens haͤtte/ wegen gefuͤhreter nachteiliger Stachelrede es mit ihm außzutragen. Ja ant-
wortete dieſer/ ich wil euch zu recht ſtehen/ wie ihrs begehret; aber nicht ehe/ als nach vol-
lendeter Schlacht/ und daß unſer allerſeits gnaͤdigſter Koͤnig Richter ſey. Mnata redete
ihnen nochmahl ein/ ſich alles Gezaͤnks zuenthalten/ als lieb ihnen ſeine Gnade waͤhre; ob
ſie ſich untereinander beiſſen wolten/ daß der Feind ſie deſto leichter freſſen koͤnte? es ſolte
dem Feldmarſchalk Dropion ſein Begehren eingewilliget ſeyn/ und hoffete er ſeinen liebẽ
getraͤuen Hyppaſus durch Schwertes Kraft bald loß zumachen. Dropion durffte fragen/
unter weſſen Befehl die neuen herzu gefuͤhreten Voͤlker ſeyn ſolten. Welches den Koͤnig
verdroß/ und zur Antwort gab; unter weſſen ſonſt/ als unter meinem/ und welche ich dar-
uͤber geſetzet habe? Ich frage nicht/ gnaͤdigſter Koͤnig/ ſagte er/ nachdem hoͤchſten Haͤupte/
welches uns allen befielet/ ſondern welcher Statverweſer ſie fuͤhren ſol. Der ſie auff dem
Wege hat befehliget/ antwortete der Koͤnig/ der ſol ſie auch an den Feind fuͤhren/ gleich
wie ich und Agiß an Hyppaſus Stat meinen erſten Entſaz; ihr aber den Uberſchuß eu-
res Heers und zwar in meinem Nahmen. Hier merkete Dropion/ daß die Karte falſch ſeyn
muſte/ wolte derwegen den Koͤnig weiter nit reizen/ ſondern ſagete in ertichteter Demuht;
meines Koͤniges Wille ſol mein Befehl ſeyn/ und deſto weniger Voͤlker ich unter mir ha-
ben werde/ deſto weniger werde ich auch zuverantworten haben; nam damit Abſcheid in
ſolcher Verwirrung/ daß ihm das Geſicht ſchier dunkel worden waͤhre; aber die Verwaͤ-
genheit bließ ihm bald ſtolzere Gedanken ein. Er ließ Fuͤrſt Olaff vor ſich bringen/ und ſa-
gete zu ihm; du haſt dich zuerfreuen Daͤne/ daß dieſes Mittel zu deiner Erloͤſung verhan-
den iſt/ ſonſten haͤtteſtu mir gewißlich ſollen den Galgen beſcheiſſen/ doch bekomme ich dich
zum andernmahle/ [w]il ich dieſer Zuſage unvergeſſen ſeyn. Dem Fuͤrſten wolte das Herz
im Leibe wegen des Schimpffes berſten/ und antwortete ihm; hoͤre du unbeſcheider Pan-
nonier; wann in dir eines hoͤflichen Ritters einziger Blutstropffen waͤhre/ wuͤrdeſtu dich
in dein Herz und Blut ſchaͤmen/ einem Koͤniglichen Fuͤſten den Galgen anzumuhten/ wel-
cher dir nie kein Leid getahn/ nur daß er in einem redlichen Feldzuge ſeinen beſten Freunden
zugefallen/ gegen deinen Koͤnig ſich ohn einige Bitterkeit hat gebrauchen laſſen. Iſt dir
aber der Galgen beſcheret/ koͤmſtu noch zeitig gnug hinan. Dropion fragete ihn/ ob er auch
wuͤſte mit wem erredete; ja/ antwortete er/ weil du nicht der Koͤnig/ ſondern ſein Diener
biſt/ ſo rede ich mit einem der viel geringer iſt als ich ein gebohrner Koͤniglicher Fürſt/ und
Erbe eines Koͤnigreichs. Der Pannonier haͤtte ſich gerne gerochen/ aber wegen der noch
nit eingelieferten Gefangenen durffte er nicht. Alſo nahm Olaff einen freimuhtigen Abzug/
und kam gleich dazumahl vor unſerm Lager an/ wie das Feld Geſchrey erging; klagete/ was
vor Hohn im begegnet waͤhre/ und vermochte die ganze Fuͤrſtliche Geſelſchaft/ daß ſie ſich
verpflichteten/ es zuraͤchen; Nachgehends zeigete er an/ daß der Feind alles Fußvolk zu
Pferde ſetzete/ und eine Macht in die 170000 ſtark beyeinander haͤtte/ welche dannoch die

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[778/0784] Achtes Buch. Ernſte/ ſo wenig als er einen Diener haben wolte/ der ſich unterſtuͤnde ihm vorzuſchreibẽ/ ſo wenig koͤnte er gedulden/ daß ſeine vornehmſte Beamten ſich untereinander zweien ſol- ten. Dropion entſetzete ſich nit ſo ſehr wegen des Koͤniges Rede/ als daß Maſtyes ihn deꝛge- ſtalt anzapffen durffte/ und begunte ihm ſein Gewiſſen zuſagen es muͤſte ſein Anſchlag veꝛ- rahten ſeyn; doch ließ er ſeine Furcht bald fallen/ und fragete Maſtyes/ ob er ſo viel Her- zens haͤtte/ wegen gefuͤhreter nachteiliger Stachelrede es mit ihm außzutragen. Ja ant- wortete dieſer/ ich wil euch zu recht ſtehen/ wie ihrs begehret; aber nicht ehe/ als nach vol- lendeter Schlacht/ und daß unſer allerſeits gnaͤdigſter Koͤnig Richter ſey. Mnata redete ihnen nochmahl ein/ ſich alles Gezaͤnks zuenthalten/ als lieb ihnen ſeine Gnade waͤhre; ob ſie ſich untereinander beiſſen wolten/ daß der Feind ſie deſto leichter freſſen koͤnte? es ſolte dem Feldmarſchalk Dropion ſein Begehren eingewilliget ſeyn/ und hoffete er ſeinen liebẽ getraͤuen Hyppaſus durch Schwertes Kraft bald loß zumachen. Dropion durffte fragen/ unter weſſen Befehl die neuen herzu gefuͤhreten Voͤlker ſeyn ſolten. Welches den Koͤnig verdroß/ und zur Antwort gab; unter weſſen ſonſt/ als unter meinem/ und welche ich dar- uͤber geſetzet habe? Ich frage nicht/ gnaͤdigſter Koͤnig/ ſagte er/ nachdem hoͤchſten Haͤupte/ welches uns allen befielet/ ſondern welcher Statverweſer ſie fuͤhren ſol. Der ſie auff dem Wege hat befehliget/ antwortete der Koͤnig/ der ſol ſie auch an den Feind fuͤhren/ gleich wie ich und Agiß an Hyppaſus Stat meinen erſten Entſaz; ihr aber den Uberſchuß eu- res Heers und zwar in meinem Nahmen. Hier merkete Dropion/ daß die Karte falſch ſeyn muſte/ wolte derwegen den Koͤnig weiter nit reizen/ ſondern ſagete in ertichteter Demuht; meines Koͤniges Wille ſol mein Befehl ſeyn/ und deſto weniger Voͤlker ich unter mir ha- ben werde/ deſto weniger werde ich auch zuverantworten haben; nam damit Abſcheid in ſolcher Verwirrung/ daß ihm das Geſicht ſchier dunkel worden waͤhre; aber die Verwaͤ- genheit bließ ihm bald ſtolzere Gedanken ein. Er ließ Fuͤrſt Olaff vor ſich bringen/ und ſa- gete zu ihm; du haſt dich zuerfreuen Daͤne/ daß dieſes Mittel zu deiner Erloͤſung verhan- den iſt/ ſonſten haͤtteſtu mir gewißlich ſollen den Galgen beſcheiſſen/ doch bekomme ich dich zum andernmahle/ wil ich dieſer Zuſage unvergeſſen ſeyn. Dem Fuͤrſten wolte das Herz im Leibe wegen des Schimpffes berſten/ und antwortete ihm; hoͤre du unbeſcheider Pan- nonier; wann in dir eines hoͤflichen Ritters einziger Blutstropffen waͤhre/ wuͤrdeſtu dich in dein Herz und Blut ſchaͤmen/ einem Koͤniglichen Fuͤſten den Galgen anzumuhten/ wel- cher dir nie kein Leid getahn/ nur daß er in einem redlichen Feldzuge ſeinen beſten Freunden zugefallen/ gegen deinen Koͤnig ſich ohn einige Bitterkeit hat gebrauchen laſſen. Iſt dir aber der Galgen beſcheret/ koͤmſtu noch zeitig gnug hinan. Dropion fragete ihn/ ob er auch wuͤſte mit wem erredete; ja/ antwortete er/ weil du nicht der Koͤnig/ ſondern ſein Diener biſt/ ſo rede ich mit einem der viel geringer iſt als ich ein gebohrner Koͤniglicher Fürſt/ und Erbe eines Koͤnigreichs. Der Pannonier haͤtte ſich gerne gerochen/ aber wegen der noch nit eingelieferten Gefangenen durffte er nicht. Alſo nahm Olaff einen freimuhtigen Abzug/ und kam gleich dazumahl vor unſerm Lager an/ wie das Feld Geſchrey erging; klagete/ was vor Hohn im begegnet waͤhre/ und vermochte die ganze Fuͤrſtliche Geſelſchaft/ daß ſie ſich verpflichteten/ es zuraͤchen; Nachgehends zeigete er an/ daß der Feind alles Fußvolk zu Pferde ſetzete/ und eine Macht in die 170000 ſtark beyeinander haͤtte/ welche dannoch die groſſe

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/784>, abgerufen am 22.11.2024.