Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
ist. Er wolte weiter fortfahren/ aber Pyrechmes hies ihn mit ungestüm schweigen/ oder es
solte ihm alsbald die Zunge aus dem Halse gerissen werden. Woldann/ sagete Herkules/
so wil ich schweigen/ und begehre nur vor mich und meine mitgefangenen ein Viertelstün-
dichen frist/ daß uns gegönnet werde/ alhier unser Gebeht zu unserm Gott zu verrichten/
damit er unser Seele möge gnädig seyn. Aber ihnen kunte so lange Zeit nicht zugelassen
werden/ sondern Pelegon sagete: Es hätte kein Gott mit ihrer Seele etwas zuschaffen/ weil
sie alle alten Götter verleugnet und einen erhenketen angenommen hätten; könte derselbe
nun seines gleichen retten/ würde man zuvernehmen haben. Uber welche Gotteslästerung
die unsern ihre Augen gen Himmel richteten/ und sagte Herkules über laut: O mein JE-
sus/ rette deine Ehre/ und biß uns deinen Dienern gnädig. Ja/ sagte Pyrechmes/ mit ei-
nem hönischen Gelächter; er wird schier kommen und deinen Königlichen Sitz/ den Gal-
gen meine ich/ zuschmettern/ oder uns an deine stelle hinan bringen. Bey Gott ist kein ding
unmöglich/ antwortete Herkules. Dieser aber befahl dem Henker/ alsbald sein Amt zu vol-
strecken; welcher auch Herkules angriff und zu ihm sagete: Kom mit mir/ du sihest ja/ daß
kein Gott vom Himmel komt/ dich zu retten. Ja/ antwortete er/ ich ergebe mich in meines
allergütigsten Gottes willen/ und ging mit ihm hin. Als er nun sein Gebeht auff dem kur-
zen Wege verrichtete/ und schon mit dem Henker mitten auff der Leiter stund/ ranten die 12
Obersten mit ihren Häuptleuten und Reutern spornstreichs herzu/ und weil fie sahen/ daß
Herkules schon auff der Leiter wahr/ ritte einer hinzu/ und geboht dem Henker/ er solte mit
dem verurteileten herunter steigen oder alsbald erwürget werden. Herkules wahr in vol-
ler Andacht des Gebehts/ daß er der herzunahung dieser Reuter nicht eins wahr genom-
men hatte/ sprach auch eben die lezte Bitte des heiligen Vater unser (sondern erlöse uns vom
übel) als er diesen Obersten ruffen hörete. Der Henker hätte sein Amt gerne verrichtet/ aber
die Todesfurcht schreckete ihn ab/ daß er gehorchete/ und mit Herkules herunter stieg. Nun
hatten unsere Helden sich des lebens schon erwogen/ stunden und ermahneten sich unterein-
ander zur glaubens beständigkeit; welches Leches mit solchen herzerfreulichen Worten ver-
richtete/ daß sie alle sich darüber verwunderten; aber die Zukunft dieser Reuterschaar/ und
daß der Henker mit solchem ernst und eifer befehlichet ward/ gab ihnen gute Hoffnung/ Gott
würde sich über sie erbarmen/ und seine Almacht und Güte an ihnen sehen lassen. Dropion/
als er das Verbot hörete/ gehuhb sich nicht anders als wolte er von Sinnen kommen/ dräue-
te auch dem Obersten/ es solte ihm socher Frevel den Hals kosten; welcher aber sich daran
nicht kehrete/ weil ein ander von seiner Geselschaft diese Rede hielt. Ihr Herren Feldmar-
schalke/ Herr Dropion/ Herr Mastyes und Herr Agiß; vernehmet meine Worte/ die ich
euch nicht vor mich/ sondern aus geheiß und befehl des unüberwindlichen Pannonischen
Heers vortrage: Es verwundern sich alle Obersten und Häuptleute/ ja alle Kriegsknech-
te/ hoch und nidrig/ daß man hieselbst in so geringer Anzahl ein Gerichte über gefangene
Könige und Fürsten häger/ sie an den lichten Galgen auffzuknunpfen/ nicht anders/ als ge-
hörete niemand mehr in dieses Kriegsrecht/ als sie wenige. Noch mehr aber befremdet sie
unter höchster bestürzung/ daß man durch hinrichtung dieser gefangenen unsern auch ge-
fangenen König an den Galgen bringen wil; möget euch deswegen/ ihr Herren/ wol vor
glükselig schätzen/ daß wir noch zu rechter Zeit alhier angelanget sind/ dieses euer Vorhaben

zu

Achtes Buch.
iſt. Er wolte weiter fortfahren/ aber Pyrechmes hies ihn mit ungeſtuͤm ſchweigen/ oder es
ſolte ihm alsbald die Zunge aus dem Halſe geriſſen werden. Woldann/ ſagete Herkules/
ſo wil ich ſchweigen/ und begehre nur vor mich und meine mitgefangenen ein Viertelſtuͤn-
dichen friſt/ daß uns gegoͤnnet werde/ alhier unſer Gebeht zu unſerm Gott zu verrichten/
damit er unſer Seele moͤge gnaͤdig ſeyn. Aber ihnen kunte ſo lange Zeit nicht zugelaſſen
werden/ ſondern Pelegon ſagete: Es haͤtte kein Gott mit ihrer Seele etwas zuſchaffen/ weil
ſie alle alten Goͤtter verleugnet und einen erhenketen angenommen haͤtten; koͤnte derſelbe
nun ſeines gleichen retten/ würde man zuvernehmen haben. Uber welche Gotteslaͤſterung
die unſern ihre Augen gen Himmel richteten/ und ſagte Herkules uͤber laut: O mein JE-
ſus/ rette deine Ehre/ und biß uns deinen Dienern gnaͤdig. Ja/ ſagte Pyrechmes/ mit ei-
nem hoͤniſchen Gelaͤchter; er wird ſchier kommen und deinen Koͤniglichen Sitz/ den Gal-
gen meine ich/ zuſchmettern/ oder uns an deine ſtelle hinan bringen. Bey Gott iſt kein ding
unmoͤglich/ antwortete Herkules. Dieſer aber befahl dem Henker/ alsbald ſein Amt zu vol-
ſtrecken; welcher auch Herkules angriff und zu ihm ſagete: Kom mit mir/ du ſiheſt ja/ daß
kein Gott vom Himmel komt/ dich zu retten. Ja/ antwortete er/ ich ergebe mich in meines
allerguͤtigſten Gottes willen/ und ging mit ihm hin. Als er nun ſein Gebeht auff dem kur-
zen Wege verrichtete/ und ſchon mit dem Henker mitten auff der Leiter ſtund/ ranten die 12
Oberſten mit ihren Haͤuptleuten und Reutern ſpornſtreichs herzu/ und weil fie ſahen/ daß
Herkules ſchon auff der Leiter wahr/ ritte einer hinzu/ und geboht dem Henker/ er ſolte mit
dem verurteileten herunter ſteigen oder alsbald erwuͤrget werden. Herkules wahr in vol-
ler Andacht des Gebehts/ daß er der herzunahung dieſer Reuter nicht eins wahr genom-
men hatte/ ſprach auch eben die lezte Bitte des heiligen Vater unſer (ſondern erloͤſe uns vom
uͤbel) als er dieſen Oberſten ruffen hoͤrete. Der Henker haͤtte ſein Amt gerne verrichtet/ abeꝛ
die Todesfurcht ſchreckete ihn ab/ daß er gehorchete/ und mit Herkules herunter ſtieg. Nun
hatten unſere Helden ſich des lebens ſchon eꝛwogen/ ſtunden und ermahneten ſich unterein-
ander zur glaubens beſtaͤndigkeit; welches Leches mit ſolchen herzerfreulichen Worten veꝛ-
richtete/ daß ſie alle ſich daruͤber verwunderten; aber die Zukunft dieſer Reuterſchaar/ und
daß der Henker mit ſolchem ernſt und eifer befehlichet ward/ gab ihnẽ gute Hoffnung/ Gott
wuͤrde ſich uͤber ſie erbarmen/ und ſeine Almacht und Güte an ihnen ſehen laſſen. Dropion/
als er das Verbot hoͤrete/ gehuhb ſich nicht anders als wolte er von Sinnen kom̃en/ draͤue-
te auch dem Oberſten/ es ſolte ihm ſocher Frevel den Hals koſten; welcher aber ſich daran
nicht kehrete/ weil ein ander von ſeiner Geſelſchaft dieſe Rede hielt. Ihr Herren Feldmar-
ſchalke/ Herr Dropion/ Herr Maſtyes und Herr Agiß; vernehmet meine Worte/ die ich
euch nicht vor mich/ ſondern aus geheiß und befehl des unuͤberwindlichen Pannoniſchen
Heers vortrage: Es verwundern ſich alle Oberſten und Haͤuptleute/ ja alle Kriegsknech-
te/ hoch und nidrig/ daß man hieſelbſt in ſo geringer Anzahl ein Gerichte uͤber gefangene
Koͤnige und Fuͤrſten haͤger/ ſie an den lichten Galgen auffzuknũpfen/ nicht anders/ als ge-
hoͤrete niemand mehr in dieſes Kriegsrecht/ als ſie wenige. Noch mehr aber befremdet ſie
unter hoͤchſter beſtuͤrzung/ daß man durch hinrichtung dieſer gefangenen unſern auch ge-
fangenen Koͤnig an den Galgen bringen wil; moͤget euch deswegen/ ihr Herren/ wol vor
gluͤkſelig ſchaͤtzen/ daß wir noch zu rechter Zeit alhier angelanget ſind/ dieſes euer Vorhaben

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0797" n="791"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t. Er wolte weiter fortfahren/ aber Pyrechmes hies ihn mit unge&#x017F;tu&#x0364;m &#x017F;chweigen/ oder es<lb/>
&#x017F;olte ihm alsbald die Zunge aus dem Hal&#x017F;e geri&#x017F;&#x017F;en werden. Woldann/ &#x017F;agete Herkules/<lb/>
&#x017F;o wil ich &#x017F;chweigen/ und begehre nur vor mich und meine mitgefangenen ein Viertel&#x017F;tu&#x0364;n-<lb/>
dichen fri&#x017F;t/ daß uns gego&#x0364;nnet werde/ alhier un&#x017F;er Gebeht zu un&#x017F;erm Gott zu verrichten/<lb/>
damit er un&#x017F;er Seele mo&#x0364;ge gna&#x0364;dig &#x017F;eyn. Aber ihnen kunte &#x017F;o lange Zeit nicht zugela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden/ &#x017F;ondern Pelegon &#x017F;agete: Es ha&#x0364;tte kein Gott mit ihrer Seele etwas zu&#x017F;chaffen/ weil<lb/>
&#x017F;ie alle alten Go&#x0364;tter verleugnet und einen erhenketen angenommen ha&#x0364;tten; ko&#x0364;nte der&#x017F;elbe<lb/>
nun &#x017F;eines gleichen retten/ würde man zuvernehmen haben. Uber welche Gottesla&#x0364;&#x017F;terung<lb/>
die un&#x017F;ern ihre Augen gen Himmel richteten/ und &#x017F;agte Herkules u&#x0364;ber laut: O mein JE-<lb/>
&#x017F;us/ rette deine Ehre/ und biß uns deinen Dienern gna&#x0364;dig. Ja/ &#x017F;agte Pyrechmes/ mit ei-<lb/>
nem ho&#x0364;ni&#x017F;chen Gela&#x0364;chter; er wird &#x017F;chier kommen und deinen Ko&#x0364;niglichen Sitz/ den Gal-<lb/>
gen meine ich/ zu&#x017F;chmettern/ oder uns an deine &#x017F;telle hinan bringen. Bey Gott i&#x017F;t kein ding<lb/>
unmo&#x0364;glich/ antwortete Herkules. Die&#x017F;er aber befahl dem Henker/ alsbald &#x017F;ein Amt zu vol-<lb/>
&#x017F;trecken; welcher auch Herkules angriff und zu ihm &#x017F;agete: Kom mit mir/ du &#x017F;ihe&#x017F;t ja/ daß<lb/>
kein Gott vom Himmel komt/ dich zu retten. Ja/ antwortete er/ ich ergebe mich in meines<lb/>
allergu&#x0364;tig&#x017F;ten Gottes willen/ und ging mit ihm hin. Als er nun &#x017F;ein Gebeht auff dem kur-<lb/>
zen Wege verrichtete/ und &#x017F;chon mit dem Henker mitten auff der Leiter &#x017F;tund/ ranten die 12<lb/>
Ober&#x017F;ten mit ihren Ha&#x0364;uptleuten und Reutern &#x017F;porn&#x017F;treichs herzu/ und weil fie &#x017F;ahen/ daß<lb/>
Herkules &#x017F;chon auff der Leiter wahr/ ritte einer hinzu/ und geboht dem Henker/ er &#x017F;olte mit<lb/>
dem verurteileten herunter &#x017F;teigen oder alsbald erwu&#x0364;rget werden. Herkules wahr in vol-<lb/>
ler Andacht des Gebehts/ daß er der herzunahung die&#x017F;er Reuter nicht eins wahr genom-<lb/>
men hatte/ &#x017F;prach auch eben die lezte Bitte des heiligen Vater un&#x017F;er (&#x017F;ondern erlo&#x0364;&#x017F;e uns vom<lb/>
u&#x0364;bel) als er die&#x017F;en Ober&#x017F;ten ruffen ho&#x0364;rete. Der Henker ha&#x0364;tte &#x017F;ein Amt gerne verrichtet/ abe&#xA75B;<lb/>
die Todesfurcht &#x017F;chreckete ihn ab/ daß er gehorchete/ und mit Herkules herunter &#x017F;tieg. Nun<lb/>
hatten un&#x017F;ere Helden &#x017F;ich des lebens &#x017F;chon e&#xA75B;wogen/ &#x017F;tunden und ermahneten &#x017F;ich unterein-<lb/>
ander zur glaubens be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit; welches Leches mit &#x017F;olchen herzerfreulichen Worten ve&#xA75B;-<lb/>
richtete/ daß &#x017F;ie alle &#x017F;ich daru&#x0364;ber verwunderten; aber die Zukunft die&#x017F;er Reuter&#x017F;chaar/ und<lb/>
daß der Henker mit &#x017F;olchem ern&#x017F;t und eifer befehlichet ward/ gab ihne&#x0303; gute Hoffnung/ Gott<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;ie erbarmen/ und &#x017F;eine Almacht und Güte an ihnen &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Dropion/<lb/>
als er das Verbot ho&#x0364;rete/ gehuhb &#x017F;ich nicht anders als wolte er von Sinnen kom&#x0303;en/ dra&#x0364;ue-<lb/>
te auch dem Ober&#x017F;ten/ es &#x017F;olte ihm &#x017F;ocher Frevel den Hals ko&#x017F;ten; welcher aber &#x017F;ich daran<lb/>
nicht kehrete/ weil ein ander von &#x017F;einer Ge&#x017F;el&#x017F;chaft die&#x017F;e Rede hielt. Ihr Herren Feldmar-<lb/>
&#x017F;chalke/ Herr Dropion/ Herr Ma&#x017F;tyes und Herr Agiß; vernehmet meine Worte/ die ich<lb/>
euch nicht vor mich/ &#x017F;ondern aus geheiß und befehl des unu&#x0364;berwindlichen Pannoni&#x017F;chen<lb/>
Heers vortrage: Es verwundern &#x017F;ich alle Ober&#x017F;ten und Ha&#x0364;uptleute/ ja alle Kriegsknech-<lb/>
te/ hoch und nidrig/ daß man hie&#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;o geringer Anzahl ein Gerichte u&#x0364;ber gefangene<lb/>
Ko&#x0364;nige und Fu&#x0364;r&#x017F;ten ha&#x0364;ger/ &#x017F;ie an den lichten Galgen auffzuknu&#x0303;pfen/ nicht anders/ als ge-<lb/>
ho&#x0364;rete niemand mehr in die&#x017F;es Kriegsrecht/ als &#x017F;ie wenige. Noch mehr aber befremdet &#x017F;ie<lb/>
unter ho&#x0364;ch&#x017F;ter be&#x017F;tu&#x0364;rzung/ daß man durch hinrichtung die&#x017F;er gefangenen un&#x017F;ern auch ge-<lb/>
fangenen Ko&#x0364;nig an den Galgen bringen wil; mo&#x0364;get euch deswegen/ ihr Herren/ wol vor<lb/>
glu&#x0364;k&#x017F;elig &#x017F;cha&#x0364;tzen/ daß wir noch zu rechter Zeit alhier angelanget &#x017F;ind/ die&#x017F;es euer Vorhaben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[791/0797] Achtes Buch. iſt. Er wolte weiter fortfahren/ aber Pyrechmes hies ihn mit ungeſtuͤm ſchweigen/ oder es ſolte ihm alsbald die Zunge aus dem Halſe geriſſen werden. Woldann/ ſagete Herkules/ ſo wil ich ſchweigen/ und begehre nur vor mich und meine mitgefangenen ein Viertelſtuͤn- dichen friſt/ daß uns gegoͤnnet werde/ alhier unſer Gebeht zu unſerm Gott zu verrichten/ damit er unſer Seele moͤge gnaͤdig ſeyn. Aber ihnen kunte ſo lange Zeit nicht zugelaſſen werden/ ſondern Pelegon ſagete: Es haͤtte kein Gott mit ihrer Seele etwas zuſchaffen/ weil ſie alle alten Goͤtter verleugnet und einen erhenketen angenommen haͤtten; koͤnte derſelbe nun ſeines gleichen retten/ würde man zuvernehmen haben. Uber welche Gotteslaͤſterung die unſern ihre Augen gen Himmel richteten/ und ſagte Herkules uͤber laut: O mein JE- ſus/ rette deine Ehre/ und biß uns deinen Dienern gnaͤdig. Ja/ ſagte Pyrechmes/ mit ei- nem hoͤniſchen Gelaͤchter; er wird ſchier kommen und deinen Koͤniglichen Sitz/ den Gal- gen meine ich/ zuſchmettern/ oder uns an deine ſtelle hinan bringen. Bey Gott iſt kein ding unmoͤglich/ antwortete Herkules. Dieſer aber befahl dem Henker/ alsbald ſein Amt zu vol- ſtrecken; welcher auch Herkules angriff und zu ihm ſagete: Kom mit mir/ du ſiheſt ja/ daß kein Gott vom Himmel komt/ dich zu retten. Ja/ antwortete er/ ich ergebe mich in meines allerguͤtigſten Gottes willen/ und ging mit ihm hin. Als er nun ſein Gebeht auff dem kur- zen Wege verrichtete/ und ſchon mit dem Henker mitten auff der Leiter ſtund/ ranten die 12 Oberſten mit ihren Haͤuptleuten und Reutern ſpornſtreichs herzu/ und weil fie ſahen/ daß Herkules ſchon auff der Leiter wahr/ ritte einer hinzu/ und geboht dem Henker/ er ſolte mit dem verurteileten herunter ſteigen oder alsbald erwuͤrget werden. Herkules wahr in vol- ler Andacht des Gebehts/ daß er der herzunahung dieſer Reuter nicht eins wahr genom- men hatte/ ſprach auch eben die lezte Bitte des heiligen Vater unſer (ſondern erloͤſe uns vom uͤbel) als er dieſen Oberſten ruffen hoͤrete. Der Henker haͤtte ſein Amt gerne verrichtet/ abeꝛ die Todesfurcht ſchreckete ihn ab/ daß er gehorchete/ und mit Herkules herunter ſtieg. Nun hatten unſere Helden ſich des lebens ſchon eꝛwogen/ ſtunden und ermahneten ſich unterein- ander zur glaubens beſtaͤndigkeit; welches Leches mit ſolchen herzerfreulichen Worten veꝛ- richtete/ daß ſie alle ſich daruͤber verwunderten; aber die Zukunft dieſer Reuterſchaar/ und daß der Henker mit ſolchem ernſt und eifer befehlichet ward/ gab ihnẽ gute Hoffnung/ Gott wuͤrde ſich uͤber ſie erbarmen/ und ſeine Almacht und Güte an ihnen ſehen laſſen. Dropion/ als er das Verbot hoͤrete/ gehuhb ſich nicht anders als wolte er von Sinnen kom̃en/ draͤue- te auch dem Oberſten/ es ſolte ihm ſocher Frevel den Hals koſten; welcher aber ſich daran nicht kehrete/ weil ein ander von ſeiner Geſelſchaft dieſe Rede hielt. Ihr Herren Feldmar- ſchalke/ Herr Dropion/ Herr Maſtyes und Herr Agiß; vernehmet meine Worte/ die ich euch nicht vor mich/ ſondern aus geheiß und befehl des unuͤberwindlichen Pannoniſchen Heers vortrage: Es verwundern ſich alle Oberſten und Haͤuptleute/ ja alle Kriegsknech- te/ hoch und nidrig/ daß man hieſelbſt in ſo geringer Anzahl ein Gerichte uͤber gefangene Koͤnige und Fuͤrſten haͤger/ ſie an den lichten Galgen auffzuknũpfen/ nicht anders/ als ge- hoͤrete niemand mehr in dieſes Kriegsrecht/ als ſie wenige. Noch mehr aber befremdet ſie unter hoͤchſter beſtuͤrzung/ daß man durch hinrichtung dieſer gefangenen unſern auch ge- fangenen Koͤnig an den Galgen bringen wil; moͤget euch deswegen/ ihr Herren/ wol vor gluͤkſelig ſchaͤtzen/ daß wir noch zu rechter Zeit alhier angelanget ſind/ dieſes euer Vorhaben zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/797
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/797>, abgerufen am 22.11.2024.