Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
gen/ sollen sie schon ausbeichten/ wie sie unsern König in der Schlacht haben wollen ent-
leiben/ dasern er vor Feindes Schwert solte erhalten werden; welches auch die einige Ur-
sach gewesen ist/ daß Mastyes nach dessen Erfahrung/ aus eigener Bewägniß/ uns den lez-
ten Entsaz zugebracht/ daß unsers lieben Königes schon verrahtenes Leben Schuz haben
möchte; und werden jezt gemeldete zugleich außbeichten müssen/ wie ihr vermeineter Kö-
nig Dropion die Ehrenämter und Landschafften schon unter ihnen außgeteilet/ versprochen
und verbriefet hat. So lasset nun/ ihr Großmächtigsten Könige und Durchleuchtigste Für-
sten/ lasset dieses zur Entschuldigung meines Königes eures Gefangenen in so weit gelten/
daß er nicht eigenwillig/ sondern fast durch Zwang diesen unverantwortlichen Zug vorge-
nommen/ und des Galgen Auffrichtung/ dessen ich alle Götter zu Zeugen ruffe/ in seinem
Herzen nie gebillichet hat; und kan endlich meines Königes Blut durch ein anderes gelö-
set werden/ so lasset das meine an seiner Stat vergiessen/ ich wil mich glükselig preisen/ wann
durch meinen Tod ich meinen lieben König beim Leben erhalten werde/ wie ich schon in
meiner Seele die allerhöchste Vergnügung befinde/ daß mit zutuhn meines Freundes Ma-
styes ich durch Vorbitte bey dem Pannonischen Kriegs Heer dem Himmel sey Dank/ es
dahin gebracht/ daß dem Bluthunde Dropion sein Vorhaben hat müssen gebrochen/ und
nachgehends auch sein angestelleter Meuchelmord hintertrieben werden. Herkules wende-
te sich zu dem wol abgeprügelten Dropion/ und sagete: Du bist viel ein heilloser Schelm
als deine Brüder wahren/ dann die stritten und strebeten noch vor ihres Königes Wol-
fahrt/ welchen du gar hast stürzen wollen/ daher wundert michs um so viel weniger/ daß du
mich und andere Könige und Fürsten so schändlich gehalten/ und zum Galgen hast dür-
fen verdammen/ welchen du aber noch vor eine Gnade und Endigung deiner Pein halten
wirst/ wann er dir wird können zuteil werden. Doch achtestu uns so wirdig/ so laß hören/
was vor eine Entschuldigung du habest/ damit niemand spreche/ du seist ungehöret und
auff wüterisch verdammet/ wie du gestern mit uns verfahren/ und mir kein einiges Wort
hast gönnen wollen. Meine Entschuldigung/ wird mir wenig helffen/ antwortete er/ da Freund
und Feind zugleich auff mich einstürmen/ und mein Kläger auch mein Richter ist. Uber-
das befinde ich in mir einen recht-Königlichen Geist/ welcher sich nie hat drücken können/
sondern stets oben geschwummen ist/ und über andere herschen wollen; wer würde mirs
demnach verübeln/ ob ich nach einem Königreiche getrachtet hätte? währe mirs gelungen/
dann so hätte die ganze Welt gesaget; der tapffere ädle Dropion hat ihm recht getahn/ sei-
ne Wirdigkeit erfoderte ein solches; nun es aber mißglücket ist/ darf auch dieser unnütze
Hund (auf Agis zeigend) mir ins Angesicht speien. Jedoch es gehe nach der Götter Schluß;
Ich bin in meinem Gemühte noch diese Stunde ein König/ und wil nicht als mit Kö-
niglichen Gedanken sterben. O du elender Tropff/ antwortete Herkules/ meinestu/ daß ein
Königlicher Muht in der Herschafft-Sucht bestehe/ und nicht viel mehr in dem/ daß man
sich selber zwingen/ und die Begierde meistern kan? daher ist dein Sin noch sehr weit von
einem Königlichen Muhte abgescheiden/ und was du Königliche Gedanken nennest/ sind
nichts als Räubers Gedanken/ daher auch/ weil du solche ins Werk zurichten/ alle Mühe
und Gottlosigkeit angewendet hast/ du gewißlich nicht als ein König/ aber wol als ein Dieb/
Erz Räuber und wüterischer Beleidiger der Königlichen Hocheit sterben wirst/ darumb

geden-

Achtes Buch.
gen/ ſollen ſie ſchon ausbeichten/ wie ſie unſern Koͤnig in der Schlacht haben wollen ent-
leiben/ daſern er vor Feindes Schwert ſolte erhalten werden; welches auch die einige Ur-
ſach geweſen iſt/ daß Maſtyes nach deſſen Erfahrung/ aus eigener Bewaͤgniß/ uns den lez-
ten Entſaz zugebracht/ daß unſers lieben Koͤniges ſchon verrahtenes Leben Schuz haben
moͤchte; und werden jezt gemeldete zugleich außbeichten muͤſſen/ wie ihr vermeineter Koͤ-
nig Dropion die Ehrenaͤmter und Landſchafften ſchon unter ihnen außgeteilet/ verſprochẽ
und verbriefet hat. So laſſet nun/ ihr Großmaͤchtigſten Koͤnige und Durchleuchtigſte Fuͤꝛ-
ſten/ laſſet dieſes zur Entſchuldigung meines Koͤniges eures Gefangenen in ſo weit geltẽ/
daß er nicht eigenwillig/ ſondern faſt duꝛch Zwang dieſen unverantwortlichen Zug vorge-
nommen/ und des Galgen Auffrichtung/ deſſen ich alle Goͤtter zu Zeugen ruffe/ in ſeinem
Herzen nie gebillichet hat; und kan endlich meines Koͤniges Blut durch ein anderes geloͤ-
ſet werden/ ſo laſſet das meine an ſeiner Stat vergieſſen/ ich wil mich gluͤkſelig preiſen/ wañ
durch meinen Tod ich meinen lieben Koͤnig beim Leben erhalten werde/ wie ich ſchon in
meiner Seele die allerhoͤchſte Vergnuͤgung befinde/ daß mit zutuhn meines Freundes Ma-
ſtyes ich durch Vorbitte bey dem Pannoniſchen Kriegs Heer dem Himmel ſey Dank/ es
dahin gebracht/ daß dem Bluthunde Dropion ſein Vorhaben hat müſſen gebrochen/ und
nachgehends auch ſein angeſtelleter Meuchelmord hintertrieben werden. Herkules wende-
te ſich zu dem wol abgepruͤgelten Dropion/ und ſagete: Du biſt viel ein heilloſer Schelm
als deine Bruͤder wahren/ dann die ſtritten und ſtrebeten noch vor ihres Koͤniges Wol-
fahrt/ welchen du gar haſt ſtuͤrzen wollen/ daher wundert michs um ſo viel weniger/ daß du
mich und andere Koͤnige und Fürſten ſo ſchaͤndlich gehalten/ und zum Galgen haſt duͤr-
fen verdammen/ welchen du aber noch vor eine Gnade und Endigung deiner Pein halten
wirſt/ wann er dir wird koͤnnen zuteil werden. Doch achteſtu uns ſo wirdig/ ſo laß hoͤren/
was vor eine Entſchuldigung du habeſt/ damit niemand ſpreche/ du ſeiſt ungehoͤret und
auff wuͤteriſch verdammet/ wie du geſtern mit uns verfahren/ und mir kein einiges Wort
haſt goͤñen wollẽ. Meine Entſchuldigung/ wird mir wenig helffẽ/ antwortete er/ da Fꝛeund
und Feind zugleich auff mich einſtuͤrmen/ und mein Klaͤger auch mein Richter iſt. Uber-
das befinde ich in mir einen recht-Koͤniglichen Geiſt/ welcher ſich nie hat druͤcken koͤnnẽ/
ſondern ſtets oben geſchwummen iſt/ und uͤber andere herſchen wollen; wer wuͤrde mirs
demnach veruͤbeln/ ob ich nach einem Koͤnigreiche getrachtet haͤtte? waͤhre mirs gelungẽ/
dann ſo haͤtte die ganze Welt geſaget; der tapffere aͤdle Dropion hat ihm recht getahn/ ſei-
ne Wirdigkeit erfoderte ein ſolches; nun es aber mißgluͤcket iſt/ darf auch dieſer unnuͤtze
Hund (auf Agis zeigend) mir ins Angeſicht ſpeiẽ. Jedoch es gehe nach der Goͤtter Schluß;
Ich bin in meinem Gemuͤhte noch dieſe Stunde ein Koͤnig/ und wil nicht als mit Koͤ-
niglichen Gedanken ſterben. O du elender Tropff/ antwortete Herkules/ meineſtu/ daß ein
Koͤniglicher Muht in der Herſchafft-Sucht beſtehe/ und nicht viel mehr in dem/ daß man
ſich ſelber zwingen/ und die Begierde meiſtern kan? daher iſt dein Sin noch ſehr weit von
einem Koͤniglichen Muhte abgeſcheiden/ und was du Koͤnigliche Gedanken nenneſt/ ſind
nichts als Raͤubers Gedanken/ daher auch/ weil du ſolche ins Werk zurichten/ alle Muͤhe
uñ Gottloſigkeit angewendet haſt/ du gewißlich nicht als ein Koͤnig/ aber wol als ein Dieb/
Erz Raͤuber und wuͤteriſcher Beleidiger der Koͤniglichen Hocheit ſterben wirſt/ darumb

geden-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0824" n="818"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
gen/ &#x017F;ollen &#x017F;ie &#x017F;chon ausbeichten/ wie &#x017F;ie un&#x017F;ern Ko&#x0364;nig in der Schlacht haben wollen ent-<lb/>
leiben/ da&#x017F;ern er vor Feindes Schwert &#x017F;olte erhalten werden; welches auch die einige Ur-<lb/>
&#x017F;ach gewe&#x017F;en i&#x017F;t/ daß Ma&#x017F;tyes nach de&#x017F;&#x017F;en Erfahrung/ aus eigener Bewa&#x0364;gniß/ uns den lez-<lb/>
ten Ent&#x017F;az zugebracht/ daß un&#x017F;ers lieben Ko&#x0364;niges &#x017F;chon verrahtenes Leben Schuz haben<lb/>
mo&#x0364;chte; und werden jezt gemeldete zugleich außbeichten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wie ihr vermeineter Ko&#x0364;-<lb/>
nig Dropion die Ehrena&#x0364;mter und Land&#x017F;chafften &#x017F;chon unter ihnen außgeteilet/ ver&#x017F;proche&#x0303;<lb/>
und verbriefet hat. So la&#x017F;&#x017F;et nun/ ihr Großma&#x0364;chtig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige und Durchleuchtig&#x017F;te Fu&#x0364;&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;ten/ la&#x017F;&#x017F;et die&#x017F;es zur Ent&#x017F;chuldigung meines Ko&#x0364;niges eures Gefangenen in &#x017F;o weit gelte&#x0303;/<lb/>
daß er nicht eigenwillig/ &#x017F;ondern fa&#x017F;t du&#xA75B;ch Zwang die&#x017F;en unverantwortlichen Zug vorge-<lb/>
nommen/ und des Galgen Auffrichtung/ de&#x017F;&#x017F;en ich alle Go&#x0364;tter zu Zeugen ruffe/ in &#x017F;einem<lb/>
Herzen nie gebillichet hat; und kan endlich meines Ko&#x0364;niges Blut durch ein anderes gelo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;et werden/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et das meine an &#x017F;einer Stat vergie&#x017F;&#x017F;en/ ich wil mich glu&#x0364;k&#x017F;elig prei&#x017F;en/ wan&#x0303;<lb/>
durch meinen Tod ich meinen lieben Ko&#x0364;nig beim Leben erhalten werde/ wie ich &#x017F;chon in<lb/>
meiner Seele die allerho&#x0364;ch&#x017F;te Vergnu&#x0364;gung befinde/ daß mit zutuhn meines Freundes Ma-<lb/>
&#x017F;tyes ich durch Vorbitte bey dem Pannoni&#x017F;chen Kriegs Heer dem Himmel &#x017F;ey Dank/ es<lb/>
dahin gebracht/ daß dem Bluthunde Dropion &#x017F;ein Vorhaben hat mü&#x017F;&#x017F;en gebrochen/ und<lb/>
nachgehends auch &#x017F;ein ange&#x017F;telleter Meuchelmord hintertrieben werden. Herkules wende-<lb/>
te &#x017F;ich zu dem wol abgepru&#x0364;gelten Dropion/ und &#x017F;agete: Du bi&#x017F;t viel ein heillo&#x017F;er Schelm<lb/>
als deine Bru&#x0364;der wahren/ dann die &#x017F;tritten und &#x017F;trebeten noch vor ihres Ko&#x0364;niges Wol-<lb/>
fahrt/ welchen du gar ha&#x017F;t &#x017F;tu&#x0364;rzen wollen/ daher wundert michs um &#x017F;o viel weniger/ daß du<lb/>
mich und andere Ko&#x0364;nige und Für&#x017F;ten &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich gehalten/ und zum Galgen ha&#x017F;t du&#x0364;r-<lb/>
fen verdammen/ welchen du aber noch vor eine Gnade und Endigung deiner Pein halten<lb/>
wir&#x017F;t/ wann er dir wird ko&#x0364;nnen zuteil werden. Doch achte&#x017F;tu uns &#x017F;o wirdig/ &#x017F;o laß ho&#x0364;ren/<lb/>
was vor eine Ent&#x017F;chuldigung du habe&#x017F;t/ damit niemand &#x017F;preche/ du &#x017F;ei&#x017F;t ungeho&#x0364;ret und<lb/>
auff wu&#x0364;teri&#x017F;ch verdammet/ wie du ge&#x017F;tern mit uns verfahren/ und mir kein einiges Wort<lb/>
ha&#x017F;t go&#x0364;n&#x0303;en wolle&#x0303;. Meine Ent&#x017F;chuldigung/ wird mir wenig helffe&#x0303;/ antwortete er/ da F&#xA75B;eund<lb/>
und Feind zugleich auff mich ein&#x017F;tu&#x0364;rmen/ und mein Kla&#x0364;ger auch mein Richter i&#x017F;t. Uber-<lb/>
das befinde ich in mir einen recht-Ko&#x0364;niglichen Gei&#x017F;t/ welcher &#x017F;ich nie hat dru&#x0364;cken ko&#x0364;nne&#x0303;/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;tets oben ge&#x017F;chwummen i&#x017F;t/ und u&#x0364;ber andere her&#x017F;chen wollen; wer wu&#x0364;rde mirs<lb/>
demnach veru&#x0364;beln/ ob ich nach einem Ko&#x0364;nigreiche getrachtet ha&#x0364;tte? wa&#x0364;hre mirs gelunge&#x0303;/<lb/>
dann &#x017F;o ha&#x0364;tte die ganze Welt ge&#x017F;aget; der tapffere a&#x0364;dle Dropion hat ihm recht getahn/ &#x017F;ei-<lb/>
ne Wirdigkeit erfoderte ein &#x017F;olches; nun es aber mißglu&#x0364;cket i&#x017F;t/ darf auch die&#x017F;er unnu&#x0364;tze<lb/>
Hund (auf Agis zeigend) mir ins Ange&#x017F;icht &#x017F;peie&#x0303;. Jedoch es gehe nach der Go&#x0364;tter Schluß;<lb/>
Ich bin in meinem Gemu&#x0364;hte noch die&#x017F;e Stunde ein Ko&#x0364;nig/ und wil nicht als mit Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Gedanken &#x017F;terben. O du elender Tropff/ antwortete Herkules/ meine&#x017F;tu/ daß ein<lb/>
Ko&#x0364;niglicher Muht in der Her&#x017F;chafft-Sucht be&#x017F;tehe/ und nicht viel mehr in dem/ daß man<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber zwingen/ und die Begierde mei&#x017F;tern kan? daher i&#x017F;t dein Sin noch &#x017F;ehr weit von<lb/>
einem Ko&#x0364;niglichen Muhte abge&#x017F;cheiden/ und was du Ko&#x0364;nigliche Gedanken nenne&#x017F;t/ &#x017F;ind<lb/>
nichts als Ra&#x0364;ubers Gedanken/ daher auch/ weil du &#x017F;olche ins Werk zurichten/ alle Mu&#x0364;he<lb/>
un&#x0303; Gottlo&#x017F;igkeit angewendet ha&#x017F;t/ du gewißlich nicht als ein Ko&#x0364;nig/ aber wol als ein Dieb/<lb/>
Erz Ra&#x0364;uber und wu&#x0364;teri&#x017F;cher Beleidiger der Ko&#x0364;niglichen Hocheit &#x017F;terben wir&#x017F;t/ darumb<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geden-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[818/0824] Achtes Buch. gen/ ſollen ſie ſchon ausbeichten/ wie ſie unſern Koͤnig in der Schlacht haben wollen ent- leiben/ daſern er vor Feindes Schwert ſolte erhalten werden; welches auch die einige Ur- ſach geweſen iſt/ daß Maſtyes nach deſſen Erfahrung/ aus eigener Bewaͤgniß/ uns den lez- ten Entſaz zugebracht/ daß unſers lieben Koͤniges ſchon verrahtenes Leben Schuz haben moͤchte; und werden jezt gemeldete zugleich außbeichten muͤſſen/ wie ihr vermeineter Koͤ- nig Dropion die Ehrenaͤmter und Landſchafften ſchon unter ihnen außgeteilet/ verſprochẽ und verbriefet hat. So laſſet nun/ ihr Großmaͤchtigſten Koͤnige und Durchleuchtigſte Fuͤꝛ- ſten/ laſſet dieſes zur Entſchuldigung meines Koͤniges eures Gefangenen in ſo weit geltẽ/ daß er nicht eigenwillig/ ſondern faſt duꝛch Zwang dieſen unverantwortlichen Zug vorge- nommen/ und des Galgen Auffrichtung/ deſſen ich alle Goͤtter zu Zeugen ruffe/ in ſeinem Herzen nie gebillichet hat; und kan endlich meines Koͤniges Blut durch ein anderes geloͤ- ſet werden/ ſo laſſet das meine an ſeiner Stat vergieſſen/ ich wil mich gluͤkſelig preiſen/ wañ durch meinen Tod ich meinen lieben Koͤnig beim Leben erhalten werde/ wie ich ſchon in meiner Seele die allerhoͤchſte Vergnuͤgung befinde/ daß mit zutuhn meines Freundes Ma- ſtyes ich durch Vorbitte bey dem Pannoniſchen Kriegs Heer dem Himmel ſey Dank/ es dahin gebracht/ daß dem Bluthunde Dropion ſein Vorhaben hat müſſen gebrochen/ und nachgehends auch ſein angeſtelleter Meuchelmord hintertrieben werden. Herkules wende- te ſich zu dem wol abgepruͤgelten Dropion/ und ſagete: Du biſt viel ein heilloſer Schelm als deine Bruͤder wahren/ dann die ſtritten und ſtrebeten noch vor ihres Koͤniges Wol- fahrt/ welchen du gar haſt ſtuͤrzen wollen/ daher wundert michs um ſo viel weniger/ daß du mich und andere Koͤnige und Fürſten ſo ſchaͤndlich gehalten/ und zum Galgen haſt duͤr- fen verdammen/ welchen du aber noch vor eine Gnade und Endigung deiner Pein halten wirſt/ wann er dir wird koͤnnen zuteil werden. Doch achteſtu uns ſo wirdig/ ſo laß hoͤren/ was vor eine Entſchuldigung du habeſt/ damit niemand ſpreche/ du ſeiſt ungehoͤret und auff wuͤteriſch verdammet/ wie du geſtern mit uns verfahren/ und mir kein einiges Wort haſt goͤñen wollẽ. Meine Entſchuldigung/ wird mir wenig helffẽ/ antwortete er/ da Fꝛeund und Feind zugleich auff mich einſtuͤrmen/ und mein Klaͤger auch mein Richter iſt. Uber- das befinde ich in mir einen recht-Koͤniglichen Geiſt/ welcher ſich nie hat druͤcken koͤnnẽ/ ſondern ſtets oben geſchwummen iſt/ und uͤber andere herſchen wollen; wer wuͤrde mirs demnach veruͤbeln/ ob ich nach einem Koͤnigreiche getrachtet haͤtte? waͤhre mirs gelungẽ/ dann ſo haͤtte die ganze Welt geſaget; der tapffere aͤdle Dropion hat ihm recht getahn/ ſei- ne Wirdigkeit erfoderte ein ſolches; nun es aber mißgluͤcket iſt/ darf auch dieſer unnuͤtze Hund (auf Agis zeigend) mir ins Angeſicht ſpeiẽ. Jedoch es gehe nach der Goͤtter Schluß; Ich bin in meinem Gemuͤhte noch dieſe Stunde ein Koͤnig/ und wil nicht als mit Koͤ- niglichen Gedanken ſterben. O du elender Tropff/ antwortete Herkules/ meineſtu/ daß ein Koͤniglicher Muht in der Herſchafft-Sucht beſtehe/ und nicht viel mehr in dem/ daß man ſich ſelber zwingen/ und die Begierde meiſtern kan? daher iſt dein Sin noch ſehr weit von einem Koͤniglichen Muhte abgeſcheiden/ und was du Koͤnigliche Gedanken nenneſt/ ſind nichts als Raͤubers Gedanken/ daher auch/ weil du ſolche ins Werk zurichten/ alle Muͤhe uñ Gottloſigkeit angewendet haſt/ du gewißlich nicht als ein Koͤnig/ aber wol als ein Dieb/ Erz Raͤuber und wuͤteriſcher Beleidiger der Koͤniglichen Hocheit ſterben wirſt/ darumb geden-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/824
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/824>, abgerufen am 10.11.2024.