Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. Die Königliche Geselschafft wolte sich an des Großsprechers Auffschneiderey nicht keh-ren/ stelleten sich auch als höreten sie es nicht/ und befahl Ladisla/ daß alle Gefangene nach dem Stokhause geführet/ und daselbst mit Wasser und Brod unterhalten würden/ ihrer Ketten und Banden unbenommen/ nur Hyppasus/ Amythaon und Deon wurden mit ih- rem Könige entbunden/ und in einem absonderlichen Reuter Zelte mit zimlicher Speise und Trank versehen/ da man Mastyes und Agiß/ nebest ihren gestrigen Schützern alle Frei- heit gab/ zureiten und gehen/ wo sie wolten; welche aber bey ihrem Könige blieben/ und ihm allen Verlauff/ was nach seiner Gefängniß sich zugetragen hatte/ erzähleten; woraus er unschwer abnam/ daß Dropion durch Verdammung unserer Könige/ allermeist nach sei- nem Häupte und Leben hingezielet hätte. Nach gehaltenem diesen ersten Gerichte/ hielt Ar- bianes bey Markomir fleissig an/ daß der tapffere Ritmeister mit der dicken Wolke im Schilde/ der ihm sein Leben ganz ritterlich errettet/ möchte herzu geladen werden/ damit er ihm eine wirdige Dankbarkeit sehen liesse. Derselbe aber schickete an seine stat einen von seinen Reutern ab/ mit gnugsamer Unterrichtung/ wessen er sich verhalten solte; welcher dann vor der Königlichen Geselschafft erscheinend/ sich auff beyde Knie nidersetzete/ und also anfing: Großmächtigste Unüberwindliche Könige/ auch Durchleuchtigste Fürsten; auff allergnädigstes erfodern hätte mein Rittermeister sich in alleruntertähnigstem Ge- horsam gerne eingestellet/ wann nicht seine Unwirdigkeit und ehmaliges grobes Verbre- chen ihn davon abschreckete/ wiewol er ausdrüklich zu dem Ende sich in des Durchleuch- tigsten Groß Fürsten Herrn Markomirs Kriegsdienste mit seiner von ihm selbst geworbe- nen Reuter Schaar begeben hat/ sich zubemühen/ ob der gütige Himmel ihm einige Gele- genheit an die Hand geben wolte/ wodurch er Gnade und Vergebung seiner schweren Sünde erhalten könte; da ihm dann das Glük so günstig erschienen ist/ daß dem Durch- leuchtigsten Medischen Großfürsten er nach seinem geringen Vermögen hat können auffwärtig seyn/ auch von dessen Durchl. hohe Fürstliche Zusage seines begangenen ü- bels erlanget/ welche vor andern höchlich beleidiget zuhaben/ er sich nicht ohn beissende herzens Reue erinnert; dafern nun die übrige Königl. und Hoch Fürstliche Geselschafft/ insonderheit die abwesende Durchl. Groß Fürstin Fr. Klara/ ihm gleichmässige allergnä- digste Vergebung erteilen könten/ wird er mein Ritmeister mit höchster Vergnügung von hinnen reiten/ nachdem er sich selbst vor ganz unwirdig schätzet/ vor eure Königl. Hoch- heiten und Hoch Fürstl. Durchleuchtigkeiten zu erscheinen/ verbindet sich auch in aller tief- fester Demuht/ die ganze Zeit seines lebens zu seyn und biß in den Tod zuverbleiben/ dero- selben alleruntertähnigster gehorsamster Knecht Reichard der büssende. Unsern Helden fiel alsbald bey nennung des Nahmens ein/ wehr er wahr/ verwunderten sich seines redli- chen vornehmens die ehmahlige Boßheit zu büssen/ hiessen den abgeschikten Reuter einen Abtrit nehmen/ und beredeten sich miteinander kürzlich; bald muste der Reuter wieder vor treten/ und gab Arbianes ihm diese Antwort: Reitet hin mein Freund/ und saget eurem Ritmeister Reicharden/ daß seine heutige mir geleistete Rettung und geträue Dienste/ sein ehmahliges Verbrechen weit überwogen haben/ daher nicht allein diese ganze König- und Hoch Fürstliche Geselschaft ihm gnädigst gewogen ist/ sondern ich ihm auch meines lieben Gemahls völlige Vergebung und Fürstliche Hulde zuwege bringen wil; daß er aber nicht
Achtes Buch. Die Koͤnigliche Geſelſchafft wolte ſich an des Großſprechers Auffſchneiderey nicht keh-ren/ ſtelleten ſich auch als hoͤreten ſie es nicht/ und befahl Ladiſla/ daß alle Gefangene nach dem Stokhauſe gefuͤhret/ und daſelbſt mit Waſſer und Brod unterhalten wuͤrden/ ihrer Ketten und Banden unbenommen/ nur Hyppaſus/ Amythaon und Deon wurden mit ih- rem Koͤnige entbunden/ und in einem abſonderlichen Reuter Zelte mit zimlicher Speiſe und Trank verſehen/ da man Maſtyes und Agiß/ nebeſt ihren geſtrigen Schuͤtzern alle Frei- heit gab/ zureiten und gehen/ wo ſie wolten; welche aber bey ihrem Koͤnige blieben/ und ihm allen Verlauff/ was nach ſeiner Gefaͤngniß ſich zugetragen hatte/ erzaͤhleten; woraus er unſchwer abnam/ daß Dropion durch Verdammung unſerer Koͤnige/ allermeiſt nach ſei- nem Haͤupte und Leben hingezielet haͤtte. Nach gehaltenem dieſen erſten Gerichte/ hielt Ar- bianes bey Markomir fleiſſig an/ daß der tapffere Ritmeiſter mit der dicken Wolke im Schilde/ der ihm ſein Leben ganz ritterlich errettet/ moͤchte herzu geladen werden/ damit er ihm eine wirdige Dankbarkeit ſehen lieſſe. Derſelbe aber ſchickete an ſeine ſtat einen von ſeinen Reutern ab/ mit gnugſamer Unterrichtung/ weſſen er ſich verhalten ſolte; welcher dann vor der Koͤniglichen Geſelſchafft erſcheinend/ ſich auff beyde Knie niderſetzete/ und alſo anfing: Großmaͤchtigſte Unüberwindliche Koͤnige/ auch Durchleuchtigſte Fuͤrſten; auff allergnaͤdigſtes erfodern haͤtte mein Rittermeiſter ſich in alleruntertaͤhnigſtem Ge- horſam gerne eingeſtellet/ wann nicht ſeine Unwirdigkeit und ehmaliges grobes Verbre- chen ihn davon abſchreckete/ wiewol er ausdruͤklich zu dem Ende ſich in des Durchleuch- tigſten Groß Fuͤrſten Herrn Markomirs Kriegsdienſte mit ſeiner von ihm ſelbſt geworbe- nen Reuter Schaar begeben hat/ ſich zubemuͤhen/ ob der guͤtige Himmel ihm einige Gele- genheit an die Hand geben wolte/ wodurch er Gnade und Vergebung ſeiner ſchweren Sünde erhalten koͤnte; da ihm dann das Gluͤk ſo guͤnſtig erſchienen iſt/ daß dem Durch- leuchtigſten Mediſchen Großfuͤrſten er nach ſeinem geringen Vermoͤgen hat koͤnnen auffwaͤrtig ſeyn/ auch von deſſen Durchl. hohe Fuͤrſtliche Zuſage ſeines begangenen ü- bels erlanget/ welche vor andern hoͤchlich beleidiget zuhaben/ er ſich nicht ohn beiſſende herzens Reue erinnert; dafern nun die uͤbrige Koͤnigl. und Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchafft/ inſonderheit die abweſende Durchl. Groß Fuͤrſtin Fr. Klara/ ihm gleichmaͤſſige allergnaͤ- digſte Vergebung erteilen koͤnten/ wird er mein Ritmeiſter mit hoͤchſter Vergnuͤgung von hinnen reiten/ nachdem eꝛ ſich ſelbſt vor ganz unwirdig ſchaͤtzet/ vor eure Koͤnigl. Hoch- heiten und Hoch Fuͤrſtl. Durchleuchtigkeiten zu erſcheinen/ verbindet ſich auch in aller tief- feſter Demuht/ die ganze Zeit ſeines lebens zu ſeyn und biß in den Tod zuverbleiben/ dero- ſelben alleruntertaͤhnigſter gehorſamſter Knecht Reichard der buͤſſende. Unſern Helden fiel alsbald bey nennung des Nahmens ein/ wehr er wahr/ verwunderten ſich ſeines redli- chen vornehmens die ehmahlige Boßheit zu buͤſſen/ hieſſen den abgeſchikten Reuter einen Abtrit nehmen/ und beredeten ſich miteinander kuͤrzlich; bald muſte der Reuter wieder vor treten/ und gab Arbianes ihm dieſe Antwort: Reitet hin mein Freund/ und ſaget eurem Ritmeiſter Reicharden/ daß ſeine heutige mir geleiſtete Rettung und getraͤue Dienſte/ ſein ehmahliges Verbrechen weit uͤberwogen haben/ daher nicht allein dieſe ganze Koͤnig- und Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchaft ihm gnaͤdigſt gewogen iſt/ ſondern ich ihm auch meines lieben Gemahls voͤllige Vergebung und Fuͤrſtliche Hulde zuwege bringen wil; daß er aber nicht
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Achtes Buch.
Die Koͤnigliche Geſelſchafft wolte ſich an des Großſprechers Auffſchneiderey nicht keh-
ren/ ſtelleten ſich auch als hoͤreten ſie es nicht/ und befahl Ladiſla/ daß alle Gefangene nach
dem Stokhauſe gefuͤhret/ und daſelbſt mit Waſſer und Brod unterhalten wuͤrden/ ihrer
Ketten und Banden unbenommen/ nur Hyppaſus/ Amythaon und Deon wurden mit ih-
rem Koͤnige entbunden/ und in einem abſonderlichen Reuter Zelte mit zimlicher Speiſe
und Trank verſehen/ da man Maſtyes und Agiß/ nebeſt ihren geſtrigen Schuͤtzern alle Frei-
heit gab/ zureiten und gehen/ wo ſie wolten; welche aber bey ihrem Koͤnige blieben/ und ihm
allen Verlauff/ was nach ſeiner Gefaͤngniß ſich zugetragen hatte/ erzaͤhleten; woraus er
unſchwer abnam/ daß Dropion durch Verdammung unſerer Koͤnige/ allermeiſt nach ſei-
nem Haͤupte und Leben hingezielet haͤtte. Nach gehaltenem dieſen erſten Gerichte/ hielt Ar-
bianes bey Markomir fleiſſig an/ daß der tapffere Ritmeiſter mit der dicken Wolke im
Schilde/ der ihm ſein Leben ganz ritterlich errettet/ moͤchte herzu geladen werden/ damit er
ihm eine wirdige Dankbarkeit ſehen lieſſe. Derſelbe aber ſchickete an ſeine ſtat einen von
ſeinen Reutern ab/ mit gnugſamer Unterrichtung/ weſſen er ſich verhalten ſolte; welcher
dann vor der Koͤniglichen Geſelſchafft erſcheinend/ ſich auff beyde Knie niderſetzete/ und
alſo anfing: Großmaͤchtigſte Unüberwindliche Koͤnige/ auch Durchleuchtigſte Fuͤrſten;
auff allergnaͤdigſtes erfodern haͤtte mein Rittermeiſter ſich in alleruntertaͤhnigſtem Ge-
horſam gerne eingeſtellet/ wann nicht ſeine Unwirdigkeit und ehmaliges grobes Verbre-
chen ihn davon abſchreckete/ wiewol er ausdruͤklich zu dem Ende ſich in des Durchleuch-
tigſten Groß Fuͤrſten Herrn Markomirs Kriegsdienſte mit ſeiner von ihm ſelbſt geworbe-
nen Reuter Schaar begeben hat/ ſich zubemuͤhen/ ob der guͤtige Himmel ihm einige Gele-
genheit an die Hand geben wolte/ wodurch er Gnade und Vergebung ſeiner ſchweren
Sünde erhalten koͤnte; da ihm dann das Gluͤk ſo guͤnſtig erſchienen iſt/ daß dem Durch-
leuchtigſten Mediſchen Großfuͤrſten er nach ſeinem geringen Vermoͤgen hat koͤnnen
auffwaͤrtig ſeyn/ auch von deſſen Durchl. hohe Fuͤrſtliche Zuſage ſeines begangenen ü-
bels erlanget/ welche vor andern hoͤchlich beleidiget zuhaben/ er ſich nicht ohn beiſſende
herzens Reue erinnert; dafern nun die uͤbrige Koͤnigl. und Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchafft/
inſonderheit die abweſende Durchl. Groß Fuͤrſtin Fr. Klara/ ihm gleichmaͤſſige allergnaͤ-
digſte Vergebung erteilen koͤnten/ wird er mein Ritmeiſter mit hoͤchſter Vergnuͤgung
von hinnen reiten/ nachdem eꝛ ſich ſelbſt vor ganz unwirdig ſchaͤtzet/ vor eure Koͤnigl. Hoch-
heiten und Hoch Fuͤrſtl. Durchleuchtigkeiten zu erſcheinen/ verbindet ſich auch in aller tief-
feſter Demuht/ die ganze Zeit ſeines lebens zu ſeyn und biß in den Tod zuverbleiben/ dero-
ſelben alleruntertaͤhnigſter gehorſamſter Knecht Reichard der buͤſſende. Unſern Helden
fiel alsbald bey nennung des Nahmens ein/ wehr er wahr/ verwunderten ſich ſeines redli-
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Abtrit nehmen/ und beredeten ſich miteinander kuͤrzlich; bald muſte der Reuter wieder vor
treten/ und gab Arbianes ihm dieſe Antwort: Reitet hin mein Freund/ und ſaget eurem
Ritmeiſter Reicharden/ daß ſeine heutige mir geleiſtete Rettung und getraͤue Dienſte/ ſein
ehmahliges Verbrechen weit uͤberwogen haben/ daher nicht allein dieſe ganze Koͤnig- und
Hoch Fuͤrſtliche Geſelſchaft ihm gnaͤdigſt gewogen iſt/ ſondern ich ihm auch meines lieben
Gemahls voͤllige Vergebung und Fuͤrſtliche Hulde zuwege bringen wil; daß er aber
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/826>, abgerufen am 16.07.2024. |