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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
nem ungerahtenen Sohn Gerd zu Prag an/ ließ sich bey Wolffgang angeben/ der sie bei-
de wol empfing/ sie aber wegen Verenderung seiner Sitten und Wandels kaum gläuben
wolten/ daß er der vorige ihr Vetter währe. Er führete sie unangemeldet hin zu Arbianes
und seinem Gemahl/ von denen der Alte überaus freundlich empfangen ward/ da sie sich
nicht scheuheten/ ihn ihren Erhalter und Vater zunennen. Er hingegen bezeigete sich aufs
demühtigste/ und wahr sein erstes Vorbringen/ daß er vor seinen Sohn um Gnade und
Vergebung anhielt/ welches ihm nicht allein gnädig eingewilliget ward/ sondern es ma-
chete ihn Arbianes zu seinem Unterstalmeister/ weil er mit Pferden wol umzugehen wuste.
Wittho aber erhielt/ daß er Zeit seines Lebens bey Wolffgang bleiben möchte/ der ihm al-
les gutes taht/ und wol erkennete/ daß er seiner Wolfahrt erste Ursach wahr. Er hatte sonst
noch sechs grobe einfältige Bauren Knechte/ seine Anverwanten mit sich herbracht/ denen
statliche Meyerhöfe eingetahn wurden; berichtete auch/ wasgestalt der Rohtbart auf Kö-
niglichen Befehl angegriffen/ und wegen der vorgebrachten Lüge (ob hätte er Arbianes und
das Fräulein sollen nach dem Reinstrom bringen) befraget worden/ hätte anfangs alles ge-
leugnet/ aber nach angelegter harter Pein/ nit allein sein Vorhaben/ den Fürsten mit dem
Fräulein umzubringen/ sondern in die 27 Mordtahten bekennet/ auch sechs Bauren ihres
Dorffes/ als seine Mitgehülffen angemeldet/ welche samt ihm mit dem Rade gestossen/ und
hingerichtet währen. Vierzehn Tage vor der angesetzeten Krönung schrieb Reichard aus
seiner Landstad zurük an Leches/ wasgestalt er daselbst zwar wol angelanget währe/ hätte
aber mit wehmühtigem Herzen vernehmen müssen/ daß seine Eheliebste schon vor vier Wo-
chen an einem hitzigen Fieber Todes verblichen/ wie auch Fr. Mechtild; deren hinterlasse-
ne älteste und jüngste Töchter (die mittelste währe mit ihrer Mutter gestorben) Adelheit
und Adelgund nunmehr von Herzen wünscheten/ ihrer Fürstin und Frauen untertähnigst
auffzuwarten; endlich baht er Leches in diesem Schreiben/ bey dero Hochfürstl. Durchl.
untertähnigst zuvernehmen/ ob dieselbe gnädigst einwilligen könte/ währe er nit ungeneigt
jungfer Adelheit zuheyrahten/ deren Herz/ in Betrachtung seines jetzigen Ritter Standes/
er wol zugewinnen verhoffete; befahl sich der ganzen Königl- und Hochfürstlichen Gesel-
schafft/ insonderheit seiner verhoffentlich nunmehr wieder gnädigsten Großfürstin Fr.
Klaren beharlichen Gnaden/ und baht/ auff sein gesinnen ihm zuantworten. Leches trug die-
ses anfangs Arbianes allein vor/ welcher nebest Königin Valisken es mit der Fürstin be-
redete/ die eine solche Heyraht gerne befodert sahe/ daher sie Leches befahl was er antwor-
ten und bey schleuniger Botschafft über senden solte; sie aber setzete dieses Brieffelein selbst
an Adelheit auff. Geliebte Freundin/ Jungfer Adelheid/ ihr sollet euch im trauren wegen eurer
Mutter tödlichen Hintrittes mässigen/ welches ausser zweifel Gott also zu eurem besten geschicket hat;
ich verbleibe eure und eurer Schwester gnädige Frau so lange ich lebe/ und wil euch besser versorgen
als euer Stand nicht mit sich bringet; könnet ihr auch meinen Vorschlag genehm halten/ und Ritter
Reichard/ der bey mir nunmehr wieder in vollen Gnaden stehet/ vor euren liebsten annehmen/ so las-
set euch von ihm in eurem Jungfern-Stande herüber begleiten/ alsdann wil ich euch die Hochzeit auß-
richten/ und zur Außsteur euch dasselbe zuwenden/ wovon ihr und eure Nachkommen den Ritter- und
Herrn Stand wol sollet führen können. Bringet auch eure Schwester mit über/ und seumet nit. Gott
befohlen von eurer stets gewogenen Frauen/ Großfürstin Klaren.

Reichard hielt sich sehr prächtig in seiner Heimaht/ so viel seiner Eheliebsten absterben

leiden
o o o o o ij

Achtes Buch.
nem ungerahtenen Sohn Gerd zu Prag an/ ließ ſich bey Wolffgang angeben/ der ſie bei-
de wol empfing/ ſie aber wegen Verenderung ſeiner Sitten und Wandels kaum glaͤuben
wolten/ daß er der vorige ihr Vetter waͤhre. Er fuͤhrete ſie unangemeldet hin zu Arbianes
und ſeinem Gemahl/ von denen der Alte uͤberaus freundlich empfangen ward/ da ſie ſich
nicht ſcheuheten/ ihn ihren Erhalter und Vater zunennen. Er hingegen bezeigete ſich aufs
demuͤhtigſte/ und wahr ſein erſtes Vorbringen/ daß er vor ſeinen Sohn um Gnade und
Vergebung anhielt/ welches ihm nicht allein gnaͤdig eingewilliget ward/ ſondern es ma-
chete ihn Arbianes zu ſeinem Unterſtalmeiſter/ weil er mit Pferden wol umzugehen wuſte.
Wittho aber erhielt/ daß er Zeit ſeines Lebens bey Wolffgang bleiben moͤchte/ der ihm al-
les gutes taht/ und wol erkeñete/ daß er ſeiner Wolfahrt erſte Urſach wahr. Er hatte ſonſt
noch ſechs grobe einfaͤltige Bauren Knechte/ ſeine Anverwanten mit ſich herbracht/ denen
ſtatliche Meyerhoͤfe eingetahn wurden; berichtete auch/ wasgeſtalt der Rohtbart auf Koͤ-
niglichen Befehl angegriffen/ und wegen der vorgebrachten Lüge (ob haͤtte er Arbianes uñ
das Fraͤulein ſollen nach dem Reinſtrom bꝛingen) befraget worden/ haͤtte anfangs alles ge-
leugnet/ aber nach angelegter harter Pein/ nit allein ſein Vorhaben/ den Fürſten mit dem
Fraͤulein umzubringen/ ſondern in die 27 Mordtahten bekennet/ auch ſechs Bauren ihres
Dorffes/ als ſeine Mitgehuͤlffen angemeldet/ welche ſamt ihm mit dem Rade geſtoſſen/ uñ
hingerichtet waͤhren. Vierzehn Tage vor der angeſetzeten Kroͤnung ſchrieb Reichard aus
ſeiner Landſtad zuruͤk an Leches/ wasgeſtalt er daſelbſt zwar wol angelanget waͤhre/ haͤtte
aber mit wehmuͤhtigem Herzẽ vernehmen muͤſſen/ daß ſeine Eheliebſte ſchon vor vier Wo-
chen an einem hitzigen Fieber Todes verblichen/ wie auch Fr. Mechtild; deren hinterlaſſe-
ne aͤlteſte und juͤngſte Toͤchter (die mittelſte waͤhre mit ihrer Mutter geſtorben) Adelheit
und Adelgund nunmehr von Herzen wuͤnſcheten/ ihrer Fuͤrſtin und Frauen untertaͤhnigſt
auffzuwarten; endlich baht er Leches in dieſem Schreiben/ bey dero Hochfuͤrſtl. Durchl.
untertaͤhnigſt zuvernehmen/ ob dieſelbe gnaͤdigſt einwilligen koͤnte/ waͤhre er nit ungeneigt
jungfer Adelheit zuheyrahten/ deren Herz/ in Betrachtung ſeines jetzigen Ritter Standes/
er wol zugewinnen verhoffete; befahl ſich der ganzen Koͤnigl- und Hochfuͤrſtlichen Geſel-
ſchafft/ inſonderheit ſeiner verhoffentlich nunmehr wieder gnaͤdigſten Großfuͤrſtin Fr.
Klaren beharlichen Gnaden/ und baht/ auff ſein geſiñen ihm zuantworten. Leches trug die-
ſes anfangs Arbianes allein vor/ welcher nebeſt Koͤnigin Valiſken es mit der Fuͤrſtin be-
redete/ die eine ſolche Heyraht gerne befodert ſahe/ daher ſie Leches befahl was er antwor-
ten und bey ſchleuniger Botſchafft uͤber ſenden ſolte; ſie aber ſetzete dieſes Brieffelein ſelbſt
an Adelheit auff. Geliebte Freundin/ Jungfer Adelheid/ ihr ſollet euch im trauren wegen eurer
Mutter toͤdlichen Hintrittes maͤſſigen/ welches auſſer zweifel Gott alſo zu eurem beſten geſchicket hat;
ich verbleibe eure und eurer Schweſter gnaͤdige Frau ſo lange ich lebe/ und wil euch beſſer verſorgen
als euer Stand nicht mit ſich bringet; koͤnnet ihr auch meinen Vorſchlag genehm halten/ und Ritter
Reichard/ der bey mir nunmehr wieder in vollen Gnaden ſtehet/ vor euren liebſten annehmen/ ſo laſ-
ſet euch von ihm in eurem Jungfern-Stande heruͤber begleiten/ alsdann wil ich euch die Hochzeit auß-
richten/ und zur Außſteur euch daſſelbe zuwenden/ wovon ihr und eure Nachkommen den Ritter- und
Herrn Stand wol ſollet fuͤhren koͤnnen. Bringet auch eure Schweſter mit uͤber/ und ſeumet nit. Gott
befohlen von eurer ſtets gewogenen Frauen/ Großfuͤrſtin Klaren.

Reichard hielt ſich ſehr praͤchtig in ſeiner Heimaht/ ſo viel ſeiner Eheliebſten abſterben

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[843/0849] Achtes Buch. nem ungerahtenen Sohn Gerd zu Prag an/ ließ ſich bey Wolffgang angeben/ der ſie bei- de wol empfing/ ſie aber wegen Verenderung ſeiner Sitten und Wandels kaum glaͤuben wolten/ daß er der vorige ihr Vetter waͤhre. Er fuͤhrete ſie unangemeldet hin zu Arbianes und ſeinem Gemahl/ von denen der Alte uͤberaus freundlich empfangen ward/ da ſie ſich nicht ſcheuheten/ ihn ihren Erhalter und Vater zunennen. Er hingegen bezeigete ſich aufs demuͤhtigſte/ und wahr ſein erſtes Vorbringen/ daß er vor ſeinen Sohn um Gnade und Vergebung anhielt/ welches ihm nicht allein gnaͤdig eingewilliget ward/ ſondern es ma- chete ihn Arbianes zu ſeinem Unterſtalmeiſter/ weil er mit Pferden wol umzugehen wuſte. Wittho aber erhielt/ daß er Zeit ſeines Lebens bey Wolffgang bleiben moͤchte/ der ihm al- les gutes taht/ und wol erkeñete/ daß er ſeiner Wolfahrt erſte Urſach wahr. Er hatte ſonſt noch ſechs grobe einfaͤltige Bauren Knechte/ ſeine Anverwanten mit ſich herbracht/ denen ſtatliche Meyerhoͤfe eingetahn wurden; berichtete auch/ wasgeſtalt der Rohtbart auf Koͤ- niglichen Befehl angegriffen/ und wegen der vorgebrachten Lüge (ob haͤtte er Arbianes uñ das Fraͤulein ſollen nach dem Reinſtrom bꝛingen) befraget worden/ haͤtte anfangs alles ge- leugnet/ aber nach angelegter harter Pein/ nit allein ſein Vorhaben/ den Fürſten mit dem Fraͤulein umzubringen/ ſondern in die 27 Mordtahten bekennet/ auch ſechs Bauren ihres Dorffes/ als ſeine Mitgehuͤlffen angemeldet/ welche ſamt ihm mit dem Rade geſtoſſen/ uñ hingerichtet waͤhren. Vierzehn Tage vor der angeſetzeten Kroͤnung ſchrieb Reichard aus ſeiner Landſtad zuruͤk an Leches/ wasgeſtalt er daſelbſt zwar wol angelanget waͤhre/ haͤtte aber mit wehmuͤhtigem Herzẽ vernehmen muͤſſen/ daß ſeine Eheliebſte ſchon vor vier Wo- chen an einem hitzigen Fieber Todes verblichen/ wie auch Fr. Mechtild; deren hinterlaſſe- ne aͤlteſte und juͤngſte Toͤchter (die mittelſte waͤhre mit ihrer Mutter geſtorben) Adelheit und Adelgund nunmehr von Herzen wuͤnſcheten/ ihrer Fuͤrſtin und Frauen untertaͤhnigſt auffzuwarten; endlich baht er Leches in dieſem Schreiben/ bey dero Hochfuͤrſtl. Durchl. untertaͤhnigſt zuvernehmen/ ob dieſelbe gnaͤdigſt einwilligen koͤnte/ waͤhre er nit ungeneigt jungfer Adelheit zuheyrahten/ deren Herz/ in Betrachtung ſeines jetzigen Ritter Standes/ er wol zugewinnen verhoffete; befahl ſich der ganzen Koͤnigl- und Hochfuͤrſtlichen Geſel- ſchafft/ inſonderheit ſeiner verhoffentlich nunmehr wieder gnaͤdigſten Großfuͤrſtin Fr. Klaren beharlichen Gnaden/ und baht/ auff ſein geſiñen ihm zuantworten. Leches trug die- ſes anfangs Arbianes allein vor/ welcher nebeſt Koͤnigin Valiſken es mit der Fuͤrſtin be- redete/ die eine ſolche Heyraht gerne befodert ſahe/ daher ſie Leches befahl was er antwor- ten und bey ſchleuniger Botſchafft uͤber ſenden ſolte; ſie aber ſetzete dieſes Brieffelein ſelbſt an Adelheit auff. Geliebte Freundin/ Jungfer Adelheid/ ihr ſollet euch im trauren wegen eurer Mutter toͤdlichen Hintrittes maͤſſigen/ welches auſſer zweifel Gott alſo zu eurem beſten geſchicket hat; ich verbleibe eure und eurer Schweſter gnaͤdige Frau ſo lange ich lebe/ und wil euch beſſer verſorgen als euer Stand nicht mit ſich bringet; koͤnnet ihr auch meinen Vorſchlag genehm halten/ und Ritter Reichard/ der bey mir nunmehr wieder in vollen Gnaden ſtehet/ vor euren liebſten annehmen/ ſo laſ- ſet euch von ihm in eurem Jungfern-Stande heruͤber begleiten/ alsdann wil ich euch die Hochzeit auß- richten/ und zur Außſteur euch daſſelbe zuwenden/ wovon ihr und eure Nachkommen den Ritter- und Herrn Stand wol ſollet fuͤhren koͤnnen. Bringet auch eure Schweſter mit uͤber/ und ſeumet nit. Gott befohlen von eurer ſtets gewogenen Frauen/ Großfuͤrſtin Klaren. Reichard hielt ſich ſehr praͤchtig in ſeiner Heimaht/ ſo viel ſeiner Eheliebſten abſterben leiden o o o o o ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/849>, abgerufen am 22.11.2024.