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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
in andere Wege zuersetzen schon Gelegenheit finden/ wofern ich leben sol. Libussa küssete ihm
die Hand untertähnigst/ und mit einem Herzfreudigen Lachen sagete sie zu der alten Köni-
gin; ihre Hocheit haben nunmehr Zeugniß gnug/ daß sie ihren wahrhafften Herrn und
König von Gott wieder bekommen/ und müssen wir alle miteinander uns billich schämen/
daß wir so leichtgläubig gewesen/ und eine unkentliche Leiche vor unsern König zur Erden
bestattet/ nur weil derselben des Königes Kleider angelegt/ und dabey sein bekantes Sei-
ten-Gewehr gefunden wahr. Und/ gnädigste Königin/ rieff sie Fr. Valisken zu/ hat Eure
Hocheit/ meiner heutigen Ausdeutung nach/ nicht einen herlichen Fund/ an ihrem Herr
Vater getahn? Geliebte Tochter/ antwortete ihr der alte König; ich halte keinem Men-
schen den Zweiffel wegen meiner warhafften Gegenwart vor übel/ kan und wil ihn auch
jederman gönnen/ biß die boßhafften Schelmen und Verrähter öffentlich bekennen wer-
den/ wie schändlich sie mit mir verfahren. Herkules mengete sich mit ein/ und führete Li-
bussen zum Tantze/ die sich der hohen Ehr entschuldigte/ wiewol er mit ihr als mit einer sei-
nes gleichen ümzugehen pflegete; hernach brachte er sie Baldrichen/ da inzwischen König
Mnata und Valiska ein Gespräch hielten/ darinnen er ihr zuverstehen gab/ er hätte eine
Bitte bey ihr abzulegen/ und da sie ihm selbige einwilligen würde/ hätte er zeit seines Lebens
Ursach/ sich der Vergeltung zubemühen; jedoch wolte er diese Nacht zur Nachsinnung ihm
vorbehalten haben/ und folgenden morgen damit einkommen. Sie hingegen erboht sich
aller möglichen Ehren-Wilfahrung/ ohn einiges bedingen; Und wahr in Warheit dieser
König keiner bösen oder gräulichen Art/ sondern die Gewohnheiten und vorige böse Ge-
selschafft hatten ihn verderbet/ und hatte er diese wenige Zeit über sich dergestalt geendert/
daß er unter die redlichen und Tugendhafften wol kunte mit gerechnet werden/ daher er sei-
ne erlittene Niderlage vielmehr vor ein Glük als Unfal schätzete/ weil er durch dieses Mit-
tel nicht allein auff die Tugend-Bahn geleitet/ sondern auch seiner boßhafften ungeträuen
Rähte und Beamten/ denen er gehorsamen muste/ abkommen wahr. Als diese Königliche
Geselschafft bey später Nacht zu Ruhe ging/ wolte König Nosterich bey seinem Gemahl
nicht schlaffen/ biß die Volstreckung der Straffe an den Uhrhebern seines Elendes ver-
richtet währe/ und hatte er diesen Abend mit Könige Henrich/ Herkules und Ladisla Abre-
de genommen/ etliche Reichs Beamten und Diener wegen ihres wolverhaltens/ folgendes
Tages in höhern Stand zuerheben/ und dadurch andere zugleichmässiger Träue anzurei-
zen/ deßwegen/ so bald die Sonne hervorbrach/ wurden Herr Pribisla/ Bretisla/ Wlodi-
mir/ Vorich/ Bela/ Bugesla/ Krokus/ Wratisla/ Stanisla/ Leches/ Klodius/ Neda/ Mar-
kus/ Prinsla/ Gallus/ Mardus und Timokles/ diese siebenzehn/ vor die Königliche Gesel-
schafft gefodert/ und nachdem Herkules der ersten neune ihre träugeleistete Reichs Dien-
ste/ und der anderen Ritterliche Tahten und unverdrossene Auffwartung erzählet und hoch
gerühmet hatte/ wie sie/ hindan gesetzet ihrer Wolfahrt und Lebens/ alles das überflüssig ge-
leistet/ was redlichen tapfferen und geträuen Helden und Dienern obliegen könte/ meldete
er ihnen an/ daß ihnen davor Standes Erhöhung/ und darzu gehörige Güter solten ertei-
let werden. Worauff König Notesterich die neun erstgedachten zu Reichs Grafen in Böh-
men machete/ und ihnen auff Königes Mnata Anhalten/ die Reichs Lehn über die abge-
tretene Pannonische Landschafften erteilete. Die fünf folgende wurden von König Hen-

rich

Achtes Buch.
in andere Wege zuerſetzen ſchon Gelegenheit finden/ wofern ich leben ſol. Libuſſa kuͤſſete ihm
die Hand untertaͤhnigſt/ und mit einem Herzfꝛeudigen Lachen ſagete ſie zu der alten Koͤni-
gin; ihre Hocheit haben nunmehr Zeugniß gnug/ daß ſie ihren wahrhafften Herrn und
Koͤnig von Gott wieder bekommen/ und muͤſſen wir alle miteinander uns billich ſchaͤmen/
daß wir ſo leichtglaͤubig geweſen/ und eine unkentliche Leiche vor unſern Koͤnig zur Erden
beſtattet/ nur weil derſelben des Koͤniges Kleider angelegt/ und dabey ſein bekantes Sei-
ten-Gewehr gefunden wahr. Und/ gnaͤdigſte Koͤnigin/ rieff ſie Fr. Valiſken zu/ hat Eure
Hocheit/ meiner heutigen Ausdeutung nach/ nicht einen herlichen Fund/ an ihrem Herꝛ
Vater getahn? Geliebte Tochter/ antwortete ihr der alte Koͤnig; ich halte keinem Men-
ſchen den Zweiffel wegen meiner warhafften Gegenwart vor uͤbel/ kan und wil ihn auch
jederman goͤnnen/ biß die boßhafften Schelmen und Verraͤhter oͤffentlich bekennen wer-
den/ wie ſchaͤndlich ſie mit mir verfahren. Herkules mengete ſich mit ein/ und fuͤhrete Li-
buſſen zum Tantze/ die ſich der hohen Ehr entſchuldigte/ wiewol er mit ihr als mit einer ſei-
nes gleichen uͤmzugehen pflegete; hernach brachte er ſie Baldrichen/ da inzwiſchen Koͤnig
Mnata und Valiſka ein Geſpraͤch hielten/ darinnen er ihr zuverſtehen gab/ er haͤtte eine
Bitte bey ihr abzulegen/ und da ſie ihm ſelbige einwilligen wuͤrde/ haͤtte er zeit ſeines Lebens
Urſach/ ſich der Vergeltung zubemuͤhen; jedoch wolte er dieſe Nacht zur Nachſinnung ihm
vorbehalten haben/ und folgenden morgen damit einkommen. Sie hingegen erboht ſich
aller moͤglichen Ehren-Wilfahrung/ ohn einiges bedingen; Und wahr in Warheit dieſer
Koͤnig keiner boͤſen oder graͤulichen Art/ ſondern die Gewohnheiten und vorige boͤſe Ge-
ſelſchafft hatten ihn verderbet/ und hatte er dieſe wenige Zeit uͤber ſich dergeſtalt geendert/
daß er unter die redlichen und Tugendhafften wol kunte mit gerechnet werden/ daher er ſei-
ne erlittene Niderlage vielmehr vor ein Gluͤk als Unfal ſchaͤtzete/ weil er durch dieſes Mit-
tel nicht allein auff die Tugend-Bahn geleitet/ ſondern auch ſeiner boßhafften ungetraͤuen
Raͤhte und Beamten/ denen er gehorſamen muſte/ abkommen wahr. Als dieſe Koͤnigliche
Geſelſchafft bey ſpaͤter Nacht zu Ruhe ging/ wolte Koͤnig Noſterich bey ſeinem Gemahl
nicht ſchlaffen/ biß die Volſtreckung der Straffe an den Uhrhebern ſeines Elendes ver-
richtet waͤhre/ und hatte er dieſen Abend mit Koͤnige Henrich/ Herkules und Ladiſla Abre-
de genommen/ etliche Reichs Beamten und Diener wegen ihres wolverhaltens/ folgendes
Tages in hoͤhern Stand zuerheben/ und dadurch andere zugleichmaͤſſiger Traͤue anzurei-
zen/ deßwegen/ ſo bald die Sonne hervorbrach/ wurden Herr Pribiſla/ Bretiſla/ Wlodi-
mir/ Vorich/ Bela/ Bugeſla/ Krokus/ Wratiſla/ Staniſla/ Leches/ Klodius/ Neda/ Mar-
kus/ Prinſla/ Gallus/ Mardus und Timokles/ dieſe ſiebenzehn/ vor die Koͤnigliche Geſel-
ſchafft gefodert/ und nachdem Herkules der erſten neune ihre traͤugeleiſtete Reichs Dien-
ſte/ und der anderen Ritterliche Tahten und unverdroſſene Auffwartung erzaͤhlet und hoch
geruͤhmet hatte/ wie ſie/ hindan geſetzet ihrer Wolfahrt und Lebens/ alles das uͤberfluͤſſig ge-
leiſtet/ was redlichen tapfferen und getraͤuen Helden und Dienern obliegen koͤnte/ meldete
er ihnen an/ daß ihnen davor Standes Erhoͤhung/ und darzu gehoͤrige Guͤter ſolten ertei-
let werden. Worauff Koͤnig Noteſterich die neun erſtgedachten zu Reichs Grafen in Boͤh-
men machete/ und ihnen auff Koͤniges Mnata Anhalten/ die Reichs Lehn uͤber die abge-
tretene Pannoniſche Landſchafften erteilete. Die fuͤnf folgende wurden von Koͤnig Hen-

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[862/0868] Achtes Buch. in andere Wege zuerſetzen ſchon Gelegenheit finden/ wofern ich leben ſol. Libuſſa kuͤſſete ihm die Hand untertaͤhnigſt/ und mit einem Herzfꝛeudigen Lachen ſagete ſie zu der alten Koͤni- gin; ihre Hocheit haben nunmehr Zeugniß gnug/ daß ſie ihren wahrhafften Herrn und Koͤnig von Gott wieder bekommen/ und muͤſſen wir alle miteinander uns billich ſchaͤmen/ daß wir ſo leichtglaͤubig geweſen/ und eine unkentliche Leiche vor unſern Koͤnig zur Erden beſtattet/ nur weil derſelben des Koͤniges Kleider angelegt/ und dabey ſein bekantes Sei- ten-Gewehr gefunden wahr. Und/ gnaͤdigſte Koͤnigin/ rieff ſie Fr. Valiſken zu/ hat Eure Hocheit/ meiner heutigen Ausdeutung nach/ nicht einen herlichen Fund/ an ihrem Herꝛ Vater getahn? Geliebte Tochter/ antwortete ihr der alte Koͤnig; ich halte keinem Men- ſchen den Zweiffel wegen meiner warhafften Gegenwart vor uͤbel/ kan und wil ihn auch jederman goͤnnen/ biß die boßhafften Schelmen und Verraͤhter oͤffentlich bekennen wer- den/ wie ſchaͤndlich ſie mit mir verfahren. Herkules mengete ſich mit ein/ und fuͤhrete Li- buſſen zum Tantze/ die ſich der hohen Ehr entſchuldigte/ wiewol er mit ihr als mit einer ſei- nes gleichen uͤmzugehen pflegete; hernach brachte er ſie Baldrichen/ da inzwiſchen Koͤnig Mnata und Valiſka ein Geſpraͤch hielten/ darinnen er ihr zuverſtehen gab/ er haͤtte eine Bitte bey ihr abzulegen/ und da ſie ihm ſelbige einwilligen wuͤrde/ haͤtte er zeit ſeines Lebens Urſach/ ſich der Vergeltung zubemuͤhen; jedoch wolte er dieſe Nacht zur Nachſinnung ihm vorbehalten haben/ und folgenden morgen damit einkommen. Sie hingegen erboht ſich aller moͤglichen Ehren-Wilfahrung/ ohn einiges bedingen; Und wahr in Warheit dieſer Koͤnig keiner boͤſen oder graͤulichen Art/ ſondern die Gewohnheiten und vorige boͤſe Ge- ſelſchafft hatten ihn verderbet/ und hatte er dieſe wenige Zeit uͤber ſich dergeſtalt geendert/ daß er unter die redlichen und Tugendhafften wol kunte mit gerechnet werden/ daher er ſei- ne erlittene Niderlage vielmehr vor ein Gluͤk als Unfal ſchaͤtzete/ weil er durch dieſes Mit- tel nicht allein auff die Tugend-Bahn geleitet/ ſondern auch ſeiner boßhafften ungetraͤuen Raͤhte und Beamten/ denen er gehorſamen muſte/ abkommen wahr. Als dieſe Koͤnigliche Geſelſchafft bey ſpaͤter Nacht zu Ruhe ging/ wolte Koͤnig Noſterich bey ſeinem Gemahl nicht ſchlaffen/ biß die Volſtreckung der Straffe an den Uhrhebern ſeines Elendes ver- richtet waͤhre/ und hatte er dieſen Abend mit Koͤnige Henrich/ Herkules und Ladiſla Abre- de genommen/ etliche Reichs Beamten und Diener wegen ihres wolverhaltens/ folgendes Tages in hoͤhern Stand zuerheben/ und dadurch andere zugleichmaͤſſiger Traͤue anzurei- zen/ deßwegen/ ſo bald die Sonne hervorbrach/ wurden Herr Pribiſla/ Bretiſla/ Wlodi- mir/ Vorich/ Bela/ Bugeſla/ Krokus/ Wratiſla/ Staniſla/ Leches/ Klodius/ Neda/ Mar- kus/ Prinſla/ Gallus/ Mardus und Timokles/ dieſe ſiebenzehn/ vor die Koͤnigliche Geſel- ſchafft gefodert/ und nachdem Herkules der erſten neune ihre traͤugeleiſtete Reichs Dien- ſte/ und der anderen Ritterliche Tahten und unverdroſſene Auffwartung erzaͤhlet und hoch geruͤhmet hatte/ wie ſie/ hindan geſetzet ihrer Wolfahrt und Lebens/ alles das uͤberfluͤſſig ge- leiſtet/ was redlichen tapfferen und getraͤuen Helden und Dienern obliegen koͤnte/ meldete er ihnen an/ daß ihnen davor Standes Erhoͤhung/ und darzu gehoͤrige Guͤter ſolten ertei- let werden. Worauff Koͤnig Noteſterich die neun erſtgedachten zu Reichs Grafen in Boͤh- men machete/ und ihnen auff Koͤniges Mnata Anhalten/ die Reichs Lehn uͤber die abge- tretene Pannoniſche Landſchafften erteilete. Die fuͤnf folgende wurden von Koͤnig Hen- rich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/868>, abgerufen am 22.11.2024.