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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
rich zu Teutsche Grafen an der Weser gemacht/ und ihnen die Herschafften zugeeignet/
wo jezt die Fürstlichen Schlösser und Städte/ Petershagen/ Rinteln (woselbst Herr Ernst/
Fürst des heiligen Römischen Reichs Graff zu Holstein/ Schaumburg und Sterneberg
eine hohe Schuel gestifftet/ da diese Geschichte an des Tages Licht kommen ist) Hameln/
Holzminden/ Höxar und Münden belegen sind. Herkules nam Gallus und Timokles/ La-
disla seinen Mardus in den Frey Herrn Stand/ zu welcher Ehre der alte Wenzesla schon
vorhin erhaben wahr. Nach solcher Verrichtung stelleten König Baldrich und Großfürst
Arbianes ein Freystechen an/ von daran über zwo Wochen zuhalten/ und zwar unten am
weissen Berge/ und nachgehends ein Ringelrennen und freyschiessen/ liessen solches bey
schleunige Bohtschafft außblasen/ und macheten auff alles gute Anordnung. Unterdessen
begab sich Mnata hin zu Königin Valisken/ erinnerte sie der gestrigen Zusage/ und zeige-
te ihr an/ daß er schon ins dritte Jahr Witwer gelebet/ und keine Erben von seinem Ge-
mahl übrig hätte/ würde auch berichtet/ daß der gotlose Dropion an ihrem zeitlichen hin-
sterben Schuld trüge/ welcher ihm das heyrahten biß daher gehindert hätte/ müste aber da-
bey bekennen/ daß er selbst kein grosses Belieben darzu getragen/ ungeachtet er erst das 42ste
Jahr hinter sich gelegt hätte. Es währen aber seine fast erloschene liebes Begierden durch
die Zucht und Schönheit des Wendischen Fräulein dergestalt entzündet/ daß ohn de-
ren Liebe er hinfort nicht würde können glükselig seyn/ wiewol er noch zur Zeit unwissend
währe ob dieselbe seine Huld zuersetzen/ und ihn vor ihren Gemahl anzunehmen/ sich wolle
finden lassen. Weil er nun nit zweifelte/ sie/ Königin Valiska könte ihm deren Gewogenheit
sehr wol erwerben/ hätte er die Kühnheit gebrauchen/ und ihre Liebe darüber begrüssen wollen/ mit
demühtiger Bitte/ ihm solches nit abzuschlagen und allemahl seine hochgewogene volgewal-
tige Gebieterin zuverbleiben. Valiska vernam sein Begehren mit guter Lust/ weil sie ohndz
mit Heirahtsachen und freiwerbungen gerne umbging/ erboht sich auch/ allen möglichen
fleiß anzuwenden/ nebest guter vertröstung daß alles nach seinem Wunsch ergehen könte/
dafern dieses Fräulein annoch unversaget oder unverliebet währe/ welches zuerforschen
ihre erste Arbeit seyn solte. Solches nun ins Werk zurichten/ machte sie sich an Olaf/ wel-
chen sie folgender gestalt anredete: Durchl. Herr Oheim/ vertrauter Freund/ mir zweifelt
nicht/ eure Liebe werde bißher meine Ehrengewogenheit gegen ihn in etwas verspüret ha-
ben/ da ich sonst düchtig bin/ selbige erscheinen zu lassen; so machet mich über das seine Auff-
richtigkeit dermassen kühn und verwägen/ daß ich seiner Liebe mich in einer wichtigen Sa-
che zugebrauchen/ unternehmen darf/ in dem ich anfangs bitte/ da es ihrer Liebe wissend/
mich zuberichten/ ob das Wendische Fräulein annoch frey und ausser verliebetem Stande
lebe/ auff welchen fal ich derselben mit einer zweifels ohn angenehmen Heiraht an die Hand
gehen wolte. Der Fürst seufzete über dieser Rede/ daß er eine Zeitlang gar stille schwieg/ da-
her sie vor gewiß hielt/ er würde in sie verliebet seyn/ und taht ihr sehr leid/ daß sie ihn mit
dieser Rede in solche bewägung gestürzet hatte/ des wegen tröstete sie ihn also: Ich bitte sehr/
mein Oheim wolle mir verzeihen/ daß aus blosser unwissenheit/ die gar von keiner Arglist
begleitet wird/ ich ihn in diese traurige schwermühtigkeit setze/ da seine Geberden mich fast
versichern wollen/ daß er an diesem Orte selbst müsse gefesselt seyn/ auff welchen fal ich viel
mehr helffen werde ihn fester zubestricken/ als einen andern an seine stelle zusetzen. Olaf bedan-

kete

Achtes Buch.
rich zu Teutſche Grafen an der Weſer gemacht/ und ihnen die Herſchafften zugeeignet/
wo jezt die Fuͤrſtlichen Schloͤſſer und Staͤdte/ Petershagen/ Rinteln (woſelbſt Herr Eꝛnſt/
Fuͤrſt des heiligen Roͤmiſchen Reichs Graff zu Holſtein/ Schaumburg und Sterneberg
eine hohe Schuel geſtifftet/ da dieſe Geſchichte an des Tages Licht kommen iſt) Hameln/
Holzminden/ Hoͤxar und Muͤnden belegen ſind. Herkules nam Gallus und Timokles/ La-
diſla ſeinen Mardus in den Frey Herrn Stand/ zu welcher Ehre der alte Wenzeſla ſchon
vorhin erhaben wahr. Nach ſolcher Verrichtung ſtelleten Koͤnig Baldrich und Großfuͤrſt
Arbianes ein Freyſtechen an/ von daran uͤber zwo Wochen zuhalten/ und zwar unten am
weiſſen Berge/ und nachgehends ein Ringelrennen und freyſchieſſen/ lieſſen ſolches bey
ſchleunige Bohtſchafft außblaſen/ und macheten auff alles gute Anordnung. Unterdeſſen
begab ſich Mnata hin zu Koͤnigin Valiſken/ erinnerte ſie der geſtrigen Zuſage/ und zeige-
te ihr an/ daß er ſchon ins dritte Jahr Witwer gelebet/ und keine Erben von ſeinem Ge-
mahl uͤbrig haͤtte/ wuͤrde auch berichtet/ daß der gotloſe Dropion an ihrem zeitlichen hin-
ſterben Schuld truͤge/ welcher ihm das heyrahten biß daher gehindert haͤtte/ muͤſte aber da-
bey bekennen/ daß er ſelbſt kein groſſes Belieben darzu getragen/ ungeachtet er erſt das 42ſte
Jahr hinter ſich gelegt haͤtte. Es waͤhren aber ſeine faſt erloſchene liebes Begierden durch
die Zucht und Schoͤnheit des Wendiſchen Fraͤulein dergeſtalt entzuͤndet/ daß ohn de-
ren Liebe er hinfort nicht wuͤrde koͤnnen glükſelig ſeyn/ wiewol er noch zur Zeit unwiſſend
waͤhre ob dieſelbe ſeine Huld zuerſetzen/ und ihn vor ihren Gemahl anzunehmen/ ſich wolle
finden laſſen. Weil er nun nit zweifelte/ ſie/ Koͤnigin Valiſka koͤnte ihm deren Gewogenheit
ſehr wol erwerbẽ/ haͤtte er die Kühnheit gebrauchẽ/ uñ ihre Liebe daruͤber begruͤſſẽ wollẽ/ mit
demuͤhtiger Bitte/ ihm ſolches nit abzuſchlagẽ uñ allemahl ſeine hochgewogene volgewal-
tige Gebieterin zuverbleiben. Valiſka vernam ſein Begehren mit guter Luſt/ weil ſie ohndz
mit Heirahtſachen und freiwerbungen gerne umbging/ erboht ſich auch/ allen moͤglichen
fleiß anzuwenden/ nebeſt guter vertroͤſtung daß alles nach ſeinem Wunſch ergehen koͤnte/
dafern dieſes Fraͤulein annoch unverſaget oder unverliebet waͤhre/ welches zuerforſchen
ihꝛe erſte Arbeit ſeyn ſolte. Solches nun ins Werk zurichten/ machte ſie ſich an Olaf/ wel-
chen ſie folgender geſtalt anredete: Durchl. Herr Oheim/ vertrauter Freund/ mir zweifelt
nicht/ eure Liebe werde bißher meine Ehrengewogenheit gegen ihn in etwas verſpuͤret ha-
ben/ da ich ſonſt duͤchtig bin/ ſelbige erſcheinen zu laſſen; ſo machet mich uͤber das ſeine Auff-
richtigkeit dermaſſen kuͤhn und verwaͤgen/ daß ich ſeiner Liebe mich in einer wichtigen Sa-
che zugebrauchen/ unternehmen darf/ in dem ich anfangs bitte/ da es ihrer Liebe wiſſend/
mich zuberichten/ ob das Wendiſche Fraͤulein annoch frey und auſſer verliebetem Stande
lebe/ auff welchen fal ich derſelben mit einer zweifels ohn angenehmen Heiraht an die Hand
gehen wolte. Der Fuͤrſt ſeufzete über dieſer Rede/ daß er eine Zeitlang gar ſtille ſchwieg/ da-
her ſie vor gewiß hielt/ er wuͤrde in ſie verliebet ſeyn/ und taht ihr ſehr leid/ daß ſie ihn mit
dieſeꝛ Rede in ſolche bewaͤgung geſtuͤrzet hatte/ des wegen troͤſtete ſie ihn alſo: Ich bitte ſehꝛ/
mein Oheim wolle mir verzeihen/ daß aus bloſſer unwiſſenheit/ die gar von keiner Argliſt
begleitet wird/ ich ihn in dieſe traurige ſchwermuͤhtigkeit ſetze/ da ſeine Geberden mich faſt
verſichern wollen/ daß er an dieſem Orte ſelbſt muͤſſe gefeſſelt ſeyn/ auff welchen fal ich viel
mehr helffen werde ihn feſteꝛ zubeſtricken/ als einen andern an ſeine ſtelle zuſetzẽ. Olaf bedan-

kete
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[863/0869] Achtes Buch. rich zu Teutſche Grafen an der Weſer gemacht/ und ihnen die Herſchafften zugeeignet/ wo jezt die Fuͤrſtlichen Schloͤſſer und Staͤdte/ Petershagen/ Rinteln (woſelbſt Herr Eꝛnſt/ Fuͤrſt des heiligen Roͤmiſchen Reichs Graff zu Holſtein/ Schaumburg und Sterneberg eine hohe Schuel geſtifftet/ da dieſe Geſchichte an des Tages Licht kommen iſt) Hameln/ Holzminden/ Hoͤxar und Muͤnden belegen ſind. Herkules nam Gallus und Timokles/ La- diſla ſeinen Mardus in den Frey Herrn Stand/ zu welcher Ehre der alte Wenzeſla ſchon vorhin erhaben wahr. Nach ſolcher Verrichtung ſtelleten Koͤnig Baldrich und Großfuͤrſt Arbianes ein Freyſtechen an/ von daran uͤber zwo Wochen zuhalten/ und zwar unten am weiſſen Berge/ und nachgehends ein Ringelrennen und freyſchieſſen/ lieſſen ſolches bey ſchleunige Bohtſchafft außblaſen/ und macheten auff alles gute Anordnung. Unterdeſſen begab ſich Mnata hin zu Koͤnigin Valiſken/ erinnerte ſie der geſtrigen Zuſage/ und zeige- te ihr an/ daß er ſchon ins dritte Jahr Witwer gelebet/ und keine Erben von ſeinem Ge- mahl uͤbrig haͤtte/ wuͤrde auch berichtet/ daß der gotloſe Dropion an ihrem zeitlichen hin- ſterben Schuld truͤge/ welcher ihm das heyrahten biß daher gehindert haͤtte/ muͤſte aber da- bey bekennen/ daß er ſelbſt kein groſſes Belieben darzu getragen/ ungeachtet er erſt das 42ſte Jahr hinter ſich gelegt haͤtte. Es waͤhren aber ſeine faſt erloſchene liebes Begierden durch die Zucht und Schoͤnheit des Wendiſchen Fraͤulein dergeſtalt entzuͤndet/ daß ohn de- ren Liebe er hinfort nicht wuͤrde koͤnnen glükſelig ſeyn/ wiewol er noch zur Zeit unwiſſend waͤhre ob dieſelbe ſeine Huld zuerſetzen/ und ihn vor ihren Gemahl anzunehmen/ ſich wolle finden laſſen. Weil er nun nit zweifelte/ ſie/ Koͤnigin Valiſka koͤnte ihm deren Gewogenheit ſehr wol erwerbẽ/ haͤtte er die Kühnheit gebrauchẽ/ uñ ihre Liebe daruͤber begruͤſſẽ wollẽ/ mit demuͤhtiger Bitte/ ihm ſolches nit abzuſchlagẽ uñ allemahl ſeine hochgewogene volgewal- tige Gebieterin zuverbleiben. Valiſka vernam ſein Begehren mit guter Luſt/ weil ſie ohndz mit Heirahtſachen und freiwerbungen gerne umbging/ erboht ſich auch/ allen moͤglichen fleiß anzuwenden/ nebeſt guter vertroͤſtung daß alles nach ſeinem Wunſch ergehen koͤnte/ dafern dieſes Fraͤulein annoch unverſaget oder unverliebet waͤhre/ welches zuerforſchen ihꝛe erſte Arbeit ſeyn ſolte. Solches nun ins Werk zurichten/ machte ſie ſich an Olaf/ wel- chen ſie folgender geſtalt anredete: Durchl. Herr Oheim/ vertrauter Freund/ mir zweifelt nicht/ eure Liebe werde bißher meine Ehrengewogenheit gegen ihn in etwas verſpuͤret ha- ben/ da ich ſonſt duͤchtig bin/ ſelbige erſcheinen zu laſſen; ſo machet mich uͤber das ſeine Auff- richtigkeit dermaſſen kuͤhn und verwaͤgen/ daß ich ſeiner Liebe mich in einer wichtigen Sa- che zugebrauchen/ unternehmen darf/ in dem ich anfangs bitte/ da es ihrer Liebe wiſſend/ mich zuberichten/ ob das Wendiſche Fraͤulein annoch frey und auſſer verliebetem Stande lebe/ auff welchen fal ich derſelben mit einer zweifels ohn angenehmen Heiraht an die Hand gehen wolte. Der Fuͤrſt ſeufzete über dieſer Rede/ daß er eine Zeitlang gar ſtille ſchwieg/ da- her ſie vor gewiß hielt/ er wuͤrde in ſie verliebet ſeyn/ und taht ihr ſehr leid/ daß ſie ihn mit dieſeꝛ Rede in ſolche bewaͤgung geſtuͤrzet hatte/ des wegen troͤſtete ſie ihn alſo: Ich bitte ſehꝛ/ mein Oheim wolle mir verzeihen/ daß aus bloſſer unwiſſenheit/ die gar von keiner Argliſt begleitet wird/ ich ihn in dieſe traurige ſchwermuͤhtigkeit ſetze/ da ſeine Geberden mich faſt verſichern wollen/ daß er an dieſem Orte ſelbſt muͤſſe gefeſſelt ſeyn/ auff welchen fal ich viel mehr helffen werde ihn feſteꝛ zubeſtricken/ als einen andern an ſeine ſtelle zuſetzẽ. Olaf bedan- kete

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/869>, abgerufen am 22.11.2024.