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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
zuerfreuen. Nun hatte die Dänische Königin es freilich bißher bey ihrem Gemahl heftig
getrieben/ daß die Heiraht zwischen ihrem Stief Sohn und dieser ihrer Frl. Schwester ge-
schlossen würde/ damit nach des Königes absterben/ sie nach wie vor im Reiche mächtig
bliebe/ dann sie wahr Ehrsüchtig/ und nam sich der Herschaft mehr an/ als ihrem Wolstan-
de gemäß wahr/ wozu der König durch die Finger sahe/ daß er als ein alter Herr ihre Ge-
wogenheit behalten möchte; womit doch die Stände nicht allerdinge friedlich wahren/ in-
sonderheit daß sie nicht wenig Auffkünfte an sich zohe/ welche von rechtswegen der Schaz-
kammer hätten sollen einverleibet werden. Diese als sie vor gewiß sahe/ daß Fürst Olaff
sein Gemüht durchaus nicht zu ihrer Fräulein Schwester neigen wolte/ und ihr die Pan-
nonische Krohn zu bohte stund/ welche zu den Zeiten in sehr grossem ansehen/ und von jeder-
man gefürchtet wahr/ ließ sie ihren ersten Vorsaz schwinden/ und lag ihrem Könige an/ er
solte seinen Sohn vor sich fodern/ ihm den erzeigeten Ungehorsam gänzlich vergeben/ und
ihn zu vollen väterlichen Gnaden wieder annehmen/ auch dabey vermelden/ daß sie ihn
hierzu ermahnet und vermocht hätte/ damit er sie aus allem ungleichen Verdacht liesse/
welcher nach des Vaters Tode ihn zur Rache antreiben dürfte; wie dann der König sol-
ches alsbald verrichtete/ und das geschehene der ewigen Vergessenheit befehlend/ ihm alle
väterliche Hulde versprach; dessen Olaf sich von Herzen erfreuend/ beyden Eltern allen
möglichen Gehorsam/ Liebe und Träue verhieß/ und sich insonderheit gegen seine Stieff-
mutter höchlich bedankete/ daß sie ihm seines Herr Vaters Gnade und Gewogenheit wie-
der erworben hätte. Unterdessen König Mnata von Königin Valisken hoch vergnüget/
nam etliche Kleinot hervor/ und baht inständig/ sie dem Fräulein einzuhändigen; als er
aber vernam/ daß sie ein solches schon aus eigenem Getrieb ohn sein Vorwissen verrich-
tet hätte/ und den überschikten Ring von dem Fräulein empfing küssete er ihr die Hände/
bedankete sich ihrer geträuen Vorsorge/ und erboht sich/ ihr zu Ehren und Gedächtniß ein
trefliches Schloß mitten in seinem Königreiche auffzubauen/ welches Valisken-Ehre solte
genennet/ und auff demselben nicht allein die Königlichen Reichs Schätze verwahret/ son-
dern auch alle seine Nachfolger gekrönet werden. Ging hernach auff ihr gutdünken mit ihr
nach Herkules und Ladisla/ welche er vermochte/ die Freywerbung bey dem Dänischen
Könige und seinem Gemahl abzulegen/ welches alsbald/ noch vor der Mahlzeit verrichtet
ward/ und liessen sie nach empfangenem Jaworte ihn hinfodern/ da er mit dem Fräulein
sich selbst verlobete/ und inwendig einer Stunde sich bey ihr durch viel Geschenke und an-
dern liebkosen sehr beliebt machete/ daß sie ihm des Beylagers Zeitbestimmung heimstelle-
te. Also gingen sie miteinander zur Mahlzeit/ woselbst ihnen von allen Anwesenden Glük
und Heil gewünschet/ und daneben beschlossen ward/ daß das Beylager auff das angesetze-
te Freystechen solte gehalten/ und zu Prag hochfeyrlich begangen werden; welche kurze
Zeit der Dänischen Königin schwehr fiel/ einwendend/ sie könte in solcher Eile/ und darzu
noch in der fremde/ zu dem gebührlichen Hochzeit Schmuk nicht rahten. Valiska aber
tröstete sie/ mit Versprechung/ weil sie die Königlichen Kleider in grosser Menge mit sich
aus weitabgelegenen Ländern gebracht hätte/ und es ihr an Kleinoten auch nicht mangel-
te/ wolte sie Mutterstelle vertreten helffen. Bey der Speisung wahr Valiska voller Ge-
danken/ daß Herkules wol sahe/ sie währe mit Anschlägen beladen/ wie sie dann emsig nach-

sinne-

Achtes Buch.
zuerfreuen. Nun hatte die Daͤniſche Koͤnigin es freilich bißher bey ihrem Gemahl heftig
getrieben/ daß die Heiraht zwiſchen ihrem Stief Sohn und dieſer ihrer Frl. Schweſter ge-
ſchloſſen wuͤrde/ damit nach des Koͤniges abſterben/ ſie nach wie vor im Reiche maͤchtig
bliebe/ dann ſie wahr Ehrſuͤchtig/ und nam ſich der Herſchaft mehr an/ als ihrem Wolſtan-
de gemaͤß wahr/ wozu der Koͤnig durch die Finger ſahe/ daß er als ein alter Herr ihre Ge-
wogenheit behalten moͤchte; womit doch die Staͤnde nicht allerdinge friedlich wahren/ in-
ſonderheit daß ſie nicht wenig Auffkuͤnfte an ſich zohe/ welche von rechtswegen der Schaz-
kammer haͤtten ſollen einverleibet werden. Dieſe als ſie vor gewiß ſahe/ daß Fürſt Olaff
ſein Gemuͤht durchaus nicht zu ihrer Fraͤulein Schweſter neigen wolte/ und ihr die Pan-
noniſche Krohn zu bohte ſtund/ welche zu den Zeiten in ſehr groſſem anſehen/ und von jedeꝛ-
man gefuͤrchtet wahr/ ließ ſie ihren erſten Vorſaz ſchwinden/ und lag ihrem Koͤnige an/ er
ſolte ſeinen Sohn vor ſich fodern/ ihm den erzeigeten Ungehorſam gaͤnzlich vergeben/ und
ihn zu vollen vaͤterlichen Gnaden wieder annehmen/ auch dabey vermelden/ daß ſie ihn
hierzu ermahnet und vermocht haͤtte/ damit er ſie aus allem ungleichen Verdacht lieſſe/
welcher nach des Vaters Tode ihn zur Rache antreiben duͤrfte; wie dann der Koͤnig ſol-
ches alsbald verrichtete/ und das geſchehene der ewigen Vergeſſenheit befehlend/ ihm alle
vaͤterliche Hulde verſprach; deſſen Olaf ſich von Herzen erfreuend/ beyden Eltern allen
moͤglichen Gehorſam/ Liebe und Traͤue verhieß/ und ſich inſonderheit gegen ſeine Stieff-
mutter hoͤchlich bedankete/ daß ſie ihm ſeines Herr Vaters Gnade und Gewogenheit wie-
der erworben haͤtte. Unterdeſſen Koͤnig Mnata von Koͤnigin Valiſken hoch vergnuͤget/
nam etliche Kleinot hervor/ und baht inſtaͤndig/ ſie dem Fraͤulein einzuhaͤndigen; als er
aber vernam/ daß ſie ein ſolches ſchon aus eigenem Getrieb ohn ſein Vorwiſſen verrich-
tet haͤtte/ und den uͤberſchikten Ring von dem Fraͤulein empfing küſſete er ihr die Haͤnde/
bedankete ſich ihrer getraͤuen Vorſorge/ und erboht ſich/ ihr zu Ehren und Gedaͤchtniß ein
trefliches Schloß mitten in ſeinem Koͤnigreiche auffzubauen/ welches Valiſken-Ehre ſolte
genennet/ und auff demſelben nicht allein die Koͤniglichen Reichs Schaͤtze verwahret/ ſon-
dern auch alle ſeine Nachfolger gekroͤnet werden. Ging hernach auff ihr gutduͤnken mit ihꝛ
nach Herkules und Ladiſla/ welche er vermochte/ die Freywerbung bey dem Daͤniſchen
Koͤnige und ſeinem Gemahl abzulegen/ welches alsbald/ noch vor der Mahlzeit verrichtet
ward/ und lieſſen ſie nach empfangenem Jaworte ihn hinfodern/ da er mit dem Fraͤulein
ſich ſelbſt verlobete/ und inwendig einer Stunde ſich bey ihr durch viel Geſchenke und an-
dern liebkoſen ſehr beliebt machete/ daß ſie ihm des Beylagers Zeitbeſtimmung heimſtelle-
te. Alſo gingen ſie miteinander zur Mahlzeit/ woſelbſt ihnen von allen Anweſenden Gluͤk
und Heil gewuͤnſchet/ und daneben beſchloſſen ward/ daß das Beylager auff das angeſetze-
te Freyſtechen ſolte gehalten/ und zu Prag hochfeyrlich begangen werden; welche kurze
Zeit der Daͤniſchen Koͤnigin ſchwehr fiel/ einwendend/ ſie koͤnte in ſolcher Eile/ und darzu
noch in der fremde/ zu dem gebuͤhrlichen Hochzeit Schmuk nicht rahten. Valiſka aber
troͤſtete ſie/ mit Verſprechung/ weil ſie die Koͤniglichen Kleider in groſſer Menge mit ſich
aus weitabgelegenen Laͤndern gebracht haͤtte/ und es ihr an Kleinoten auch nicht mangel-
te/ wolte ſie Mutterſtelle vertreten helffen. Bey der Speiſung wahr Valiſka voller Ge-
danken/ daß Herkules wol ſahe/ ſie waͤhre mit Anſchlaͤgen beladen/ wie ſie dann emſig nach-

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[874/0880] Achtes Buch. zuerfreuen. Nun hatte die Daͤniſche Koͤnigin es freilich bißher bey ihrem Gemahl heftig getrieben/ daß die Heiraht zwiſchen ihrem Stief Sohn und dieſer ihrer Frl. Schweſter ge- ſchloſſen wuͤrde/ damit nach des Koͤniges abſterben/ ſie nach wie vor im Reiche maͤchtig bliebe/ dann ſie wahr Ehrſuͤchtig/ und nam ſich der Herſchaft mehr an/ als ihrem Wolſtan- de gemaͤß wahr/ wozu der Koͤnig durch die Finger ſahe/ daß er als ein alter Herr ihre Ge- wogenheit behalten moͤchte; womit doch die Staͤnde nicht allerdinge friedlich wahren/ in- ſonderheit daß ſie nicht wenig Auffkuͤnfte an ſich zohe/ welche von rechtswegen der Schaz- kammer haͤtten ſollen einverleibet werden. Dieſe als ſie vor gewiß ſahe/ daß Fürſt Olaff ſein Gemuͤht durchaus nicht zu ihrer Fraͤulein Schweſter neigen wolte/ und ihr die Pan- noniſche Krohn zu bohte ſtund/ welche zu den Zeiten in ſehr groſſem anſehen/ und von jedeꝛ- man gefuͤrchtet wahr/ ließ ſie ihren erſten Vorſaz ſchwinden/ und lag ihrem Koͤnige an/ er ſolte ſeinen Sohn vor ſich fodern/ ihm den erzeigeten Ungehorſam gaͤnzlich vergeben/ und ihn zu vollen vaͤterlichen Gnaden wieder annehmen/ auch dabey vermelden/ daß ſie ihn hierzu ermahnet und vermocht haͤtte/ damit er ſie aus allem ungleichen Verdacht lieſſe/ welcher nach des Vaters Tode ihn zur Rache antreiben duͤrfte; wie dann der Koͤnig ſol- ches alsbald verrichtete/ und das geſchehene der ewigen Vergeſſenheit befehlend/ ihm alle vaͤterliche Hulde verſprach; deſſen Olaf ſich von Herzen erfreuend/ beyden Eltern allen moͤglichen Gehorſam/ Liebe und Traͤue verhieß/ und ſich inſonderheit gegen ſeine Stieff- mutter hoͤchlich bedankete/ daß ſie ihm ſeines Herr Vaters Gnade und Gewogenheit wie- der erworben haͤtte. Unterdeſſen Koͤnig Mnata von Koͤnigin Valiſken hoch vergnuͤget/ nam etliche Kleinot hervor/ und baht inſtaͤndig/ ſie dem Fraͤulein einzuhaͤndigen; als er aber vernam/ daß ſie ein ſolches ſchon aus eigenem Getrieb ohn ſein Vorwiſſen verrich- tet haͤtte/ und den uͤberſchikten Ring von dem Fraͤulein empfing küſſete er ihr die Haͤnde/ bedankete ſich ihrer getraͤuen Vorſorge/ und erboht ſich/ ihr zu Ehren und Gedaͤchtniß ein trefliches Schloß mitten in ſeinem Koͤnigreiche auffzubauen/ welches Valiſken-Ehre ſolte genennet/ und auff demſelben nicht allein die Koͤniglichen Reichs Schaͤtze verwahret/ ſon- dern auch alle ſeine Nachfolger gekroͤnet werden. Ging hernach auff ihr gutduͤnken mit ihꝛ nach Herkules und Ladiſla/ welche er vermochte/ die Freywerbung bey dem Daͤniſchen Koͤnige und ſeinem Gemahl abzulegen/ welches alsbald/ noch vor der Mahlzeit verrichtet ward/ und lieſſen ſie nach empfangenem Jaworte ihn hinfodern/ da er mit dem Fraͤulein ſich ſelbſt verlobete/ und inwendig einer Stunde ſich bey ihr durch viel Geſchenke und an- dern liebkoſen ſehr beliebt machete/ daß ſie ihm des Beylagers Zeitbeſtimmung heimſtelle- te. Alſo gingen ſie miteinander zur Mahlzeit/ woſelbſt ihnen von allen Anweſenden Gluͤk und Heil gewuͤnſchet/ und daneben beſchloſſen ward/ daß das Beylager auff das angeſetze- te Freyſtechen ſolte gehalten/ und zu Prag hochfeyrlich begangen werden; welche kurze Zeit der Daͤniſchen Koͤnigin ſchwehr fiel/ einwendend/ ſie koͤnte in ſolcher Eile/ und darzu noch in der fremde/ zu dem gebuͤhrlichen Hochzeit Schmuk nicht rahten. Valiſka aber troͤſtete ſie/ mit Verſprechung/ weil ſie die Koͤniglichen Kleider in groſſer Menge mit ſich aus weitabgelegenen Laͤndern gebracht haͤtte/ und es ihr an Kleinoten auch nicht mangel- te/ wolte ſie Mutterſtelle vertreten helffen. Bey der Speiſung wahr Valiſka voller Ge- danken/ daß Herkules wol ſahe/ ſie waͤhre mit Anſchlaͤgen beladen/ wie ſie dann emſig nach- ſinne-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/880>, abgerufen am 22.11.2024.