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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
man gleich über hundert Königreiche die Kronen auff dem Häupte trüge. Der Dänische
König hatte dieser Christlichen Rede keine Empfindligkeit/ sondern schätzete es vor einen
eingebildeten Wahn/ dessen rechten Grund zuerforschen ihm dannoch etlicher massen an-
lag; wolte aber sichs gegen König Henrich nicht merken lassen/ sondern nahm vor/ von sei-
nem Sohn sich hernähst dessen zuerkunden/ welches doch etliche Jahr verbliebe/ und er kurz
vor seinem Lebens Ende von demselben zum Christentuhm gebracht ward. Unter diesem
und anderen Gesprächen ging das Ringelrennen beiderseits eiferig fort/ und zwar an der
Ritter Seite so viel hefftiger/ weil daselbst ein dreydoppeltes Gestelle neben einander auff-
gerichtet/ und drey Ringe zugleich angehänget wahren/ daß allemahl ihrer drey zugleich
rennen kunten/ und funden sich über hundert und sechzig Ritter/ mehrenteils Grafen
und Herrn Standes bey dieser Ubung/ welche biß an den späten Abend anhielt. An Fürst-
licher Seite schämete sich König Mnata sehr/ daß er in der Jugend dieser Ubung nit fleis-
siger obgelegen wahr/ dann er wahr gegen die anderen kaum ein Lehr Schüler zurechnen/
daß er endlich das Stechen gar angab/ und auff sich selbst zürnete/ daß er als ein unerfahr-
ner sich darzu hatte bereden lassen. Als der Sonnen Untergang dem Spiel sein Ende gab/
traten die jungen Fürstinnen/ Klara und Schulda an Fürstlicher Seite hervor/ lieferten
Herkules und Valisken den höchsten Preiß/ jedem ein Perlen Krönichen von treflicher
Zierde und Kostbarkeit/ welche sie auch von ihrer Hand annahmen/ aber Herkules das sei-
ne Fürstin Schulda/ und Valiska das ihre Fürstin Klara auff das Häupt setzeten/ mit
bitte/ ihrer stets dabey zugedenken. Die Königinnen Lukrezie und Vanda teileten den Rittern
den erworbenen Preiß aus/ als Leches und Klodius/ die vor andern sich wol gehalten hat-
ten/ und bekam jeder eine Halßkette von 2000 Kronen. Der Abend ward nach gehaltener
Mahlzeit mit tanzen und anderer Lust zugebracht/ da Baldrich seinem Bruder anzeigete/
er hätte mit Siegward abrede genommen/ auff morgenden Tag in fremder Gestalt beym
Stechen sich finden zulassen/ und auff ihre Schau Bühne andere zustellen/ damit sie daselbst
nicht vermisset würden. Ladisla dieses hörend/ erboht sich/ den dritten Mann zugeben; so
kunte Herkules von ihm nicht bleiben/ trat mit ein/ und wurden eins/ in ganz gleicher Rü-
stung auffzuzihen/ und sonst keinen in ihre Geselschafft zunehmen. Die Ritterschafft stel-
lete sich frühzeitig gnug bey den Schranken ein/ aber keiner wolte vor den andern hinein
reiten/ biß die nähesten darzu von den Richtern angemahnet wurden; Und als die meiste
Ritterschafft sich eingestellet hatte/ ließ Herkules einen verstelleten Römischen Knaben
hineinreiten/ welcher den Richtern diese Werbung vortrug: Hochweise und Großansehn-
liche Herren; es sind vier fremde Ritter/ Gebrüder/ gestern Abend spät zu ihrem Ebenteur
alhie ankommen/ gutes ungeschwächten Adels/ die ohn Ruhm zumelden/ zum Schimpff
und Ernst sich ehmahls haben gebrauchen lassen/ und nach Begebenheit stärkere und schwä-
chere angetroffen; Diese meine Herren melden allen anwesenden Königen und Fürsten/
ihre untertähnigste gehorsamste Dienste/ den Herren Richtern ihren Gruß/ und alle
Freundwilligkeit an/ und lassen durch mich vernehmen/ ob ihnen mit gänzlicher Hinterhal-
tung ihres Nahmens/ ein oder etliche Speere zubrechen/ könne erlaubet seyn/ welches sie
weder aus Hochmuht noch Widersezligkeit/ sondern aus andern hochdringenden Ursachen
begehren. Sie stelleten zwar gerne einen Bürgen/ aber in der fremde mißtrauen sie densel-

ben
z z z z z ij

Achtes Buch.
man gleich uͤber hundert Koͤnigreiche die Kronen auff dem Haͤupte truͤge. Der Daͤniſche
Koͤnig hatte dieſer Chriſtlichen Rede keine Empfindligkeit/ ſondern ſchaͤtzete es vor einen
eingebildeten Wahn/ deſſen rechten Grund zuerforſchen ihm dannoch etlicher maſſen an-
lag; wolte aber ſichs gegen Koͤnig Henrich nicht merken laſſen/ ſondern nahm vor/ von ſei-
nem Sohn ſich hernaͤhſt deſſen zuerkunden/ welches doch etliche Jahr verbliebe/ uñ er kurz
vor ſeinem Lebens Ende von demſelben zum Chriſtentuhm gebracht ward. Unter dieſem
und anderen Geſpraͤchen ging das Ringelrennen beiderſeits eiferig fort/ und zwar an der
Ritter Seite ſo viel hefftiger/ weil daſelbſt ein dreydoppeltes Geſtelle neben einander auff-
gerichtet/ und drey Ringe zugleich angehaͤnget wahren/ daß allemahl ihrer drey zugleich
rennen kunten/ und funden ſich uͤber hundert und ſechzig Ritter/ mehrenteils Grafen
und Herrn Standes bey dieſer Ubung/ welche biß an den ſpaͤten Abend anhielt. An Fuͤrſt-
licher Seite ſchaͤmete ſich Koͤnig Mnata ſehr/ daß er in der Jugend dieſer Ubung nit fleiſ-
ſiger obgelegen wahr/ dann er wahr gegen die anderen kaum ein Lehr Schuͤler zurechnen/
daß er endlich das Stechen gar angab/ und auff ſich ſelbſt zuͤrnete/ daß er als ein unerfahr-
ner ſich darzu hatte bereden laſſen. Als der Sonnen Untergang dem Spiel ſein Ende gab/
traten die jungen Fuͤrſtinnen/ Klara und Schulda an Fuͤrſtlicher Seite hervor/ lieferten
Herkules und Valiſken den hoͤchſten Preiß/ jedem ein Perlen Kroͤnichen von treflicher
Zierde und Koſtbarkeit/ welche ſie auch von ihrer Hand annahmen/ aber Herkules das ſei-
ne Fuͤrſtin Schulda/ und Valiſka das ihre Fuͤrſtin Klara auff das Haͤupt ſetzeten/ mit
bitte/ ihrer ſtets dabey zugedenken. Die Koͤnigiñen Lukrezie uñ Vanda teileten den Ritteꝛn
den erworbenen Preiß aus/ als Leches und Klodius/ die vor andern ſich wol gehalten hat-
ten/ und bekam jeder eine Halßkette von 2000 Kronen. Der Abend ward nach gehaltener
Mahlzeit mit tanzen und anderer Luſt zugebracht/ da Baldrich ſeinem Bruder anzeigete/
er haͤtte mit Siegward abrede genommen/ auff morgenden Tag in fremder Geſtalt beym
Stechen ſich finden zulaſſen/ und auff ihre Schau Buͤhne andere zuſtellẽ/ damit ſie daſelbſt
nicht vermiſſet wuͤrden. Ladiſla dieſes hoͤrend/ erboht ſich/ den dritten Mann zugeben; ſo
kunte Herkules von ihm nicht bleiben/ trat mit ein/ und wurden eins/ in ganz gleicher Rü-
ſtung auffzuzihen/ und ſonſt keinen in ihre Geſelſchafft zunehmen. Die Ritterſchafft ſtel-
lete ſich fruͤhzeitig gnug bey den Schranken ein/ aber keiner wolte vor den andern hinein
reiten/ biß die naͤheſten darzu von den Richtern angemahnet wurden; Und als die meiſte
Ritterſchafft ſich eingeſtellet hatte/ ließ Herkules einen verſtelleten Roͤmiſchen Knaben
hineinreiten/ welcher den Richtern dieſe Werbung vortrug: Hochweiſe und Großanſehn-
liche Herren; es ſind vier fremde Ritter/ Gebruͤder/ geſtern Abend ſpaͤt zu ihrem Ebenteur
alhie ankommen/ gutes ungeſchwaͤchten Adels/ die ohn Ruhm zumelden/ zum Schimpff
und Ernſt ſich ehmahls haben gebrauchen laſſen/ uñ nach Begebenheit ſtaͤrkere und ſchwaͤ-
chere angetroffen; Dieſe meine Herren melden allen anweſenden Koͤnigen und Fuͤrſten/
ihre untertaͤhnigſte gehorſamſte Dienſte/ den Herren Richtern ihren Gruß/ und alle
Freundwilligkeit an/ und laſſen durch mich vernehmẽ/ ob ihnen mit gaͤnzlicher Hinterhal-
tung ihres Nahmens/ ein oder etliche Speere zubrechen/ koͤnne erlaubet ſeyn/ welches ſie
weder aus Hochmuht noch Widerſezligkeit/ ſondern aus andeꝛn hochdringenden Urſachẽ
begehren. Sie ſtelleten zwar gerne einen Buͤrgen/ aber in der fremde mißtrauen ſie denſel-

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[915/0921] Achtes Buch. man gleich uͤber hundert Koͤnigreiche die Kronen auff dem Haͤupte truͤge. Der Daͤniſche Koͤnig hatte dieſer Chriſtlichen Rede keine Empfindligkeit/ ſondern ſchaͤtzete es vor einen eingebildeten Wahn/ deſſen rechten Grund zuerforſchen ihm dannoch etlicher maſſen an- lag; wolte aber ſichs gegen Koͤnig Henrich nicht merken laſſen/ ſondern nahm vor/ von ſei- nem Sohn ſich hernaͤhſt deſſen zuerkunden/ welches doch etliche Jahr verbliebe/ uñ er kurz vor ſeinem Lebens Ende von demſelben zum Chriſtentuhm gebracht ward. Unter dieſem und anderen Geſpraͤchen ging das Ringelrennen beiderſeits eiferig fort/ und zwar an der Ritter Seite ſo viel hefftiger/ weil daſelbſt ein dreydoppeltes Geſtelle neben einander auff- gerichtet/ und drey Ringe zugleich angehaͤnget wahren/ daß allemahl ihrer drey zugleich rennen kunten/ und funden ſich uͤber hundert und ſechzig Ritter/ mehrenteils Grafen und Herrn Standes bey dieſer Ubung/ welche biß an den ſpaͤten Abend anhielt. An Fuͤrſt- licher Seite ſchaͤmete ſich Koͤnig Mnata ſehr/ daß er in der Jugend dieſer Ubung nit fleiſ- ſiger obgelegen wahr/ dann er wahr gegen die anderen kaum ein Lehr Schuͤler zurechnen/ daß er endlich das Stechen gar angab/ und auff ſich ſelbſt zuͤrnete/ daß er als ein unerfahr- ner ſich darzu hatte bereden laſſen. Als der Sonnen Untergang dem Spiel ſein Ende gab/ traten die jungen Fuͤrſtinnen/ Klara und Schulda an Fuͤrſtlicher Seite hervor/ lieferten Herkules und Valiſken den hoͤchſten Preiß/ jedem ein Perlen Kroͤnichen von treflicher Zierde und Koſtbarkeit/ welche ſie auch von ihrer Hand annahmen/ aber Herkules das ſei- ne Fuͤrſtin Schulda/ und Valiſka das ihre Fuͤrſtin Klara auff das Haͤupt ſetzeten/ mit bitte/ ihrer ſtets dabey zugedenken. Die Koͤnigiñen Lukrezie uñ Vanda teileten den Ritteꝛn den erworbenen Preiß aus/ als Leches und Klodius/ die vor andern ſich wol gehalten hat- ten/ und bekam jeder eine Halßkette von 2000 Kronen. Der Abend ward nach gehaltener Mahlzeit mit tanzen und anderer Luſt zugebracht/ da Baldrich ſeinem Bruder anzeigete/ er haͤtte mit Siegward abrede genommen/ auff morgenden Tag in fremder Geſtalt beym Stechen ſich finden zulaſſen/ und auff ihre Schau Buͤhne andere zuſtellẽ/ damit ſie daſelbſt nicht vermiſſet wuͤrden. Ladiſla dieſes hoͤrend/ erboht ſich/ den dritten Mann zugeben; ſo kunte Herkules von ihm nicht bleiben/ trat mit ein/ und wurden eins/ in ganz gleicher Rü- ſtung auffzuzihen/ und ſonſt keinen in ihre Geſelſchafft zunehmen. Die Ritterſchafft ſtel- lete ſich fruͤhzeitig gnug bey den Schranken ein/ aber keiner wolte vor den andern hinein reiten/ biß die naͤheſten darzu von den Richtern angemahnet wurden; Und als die meiſte Ritterſchafft ſich eingeſtellet hatte/ ließ Herkules einen verſtelleten Roͤmiſchen Knaben hineinreiten/ welcher den Richtern dieſe Werbung vortrug: Hochweiſe und Großanſehn- liche Herren; es ſind vier fremde Ritter/ Gebruͤder/ geſtern Abend ſpaͤt zu ihrem Ebenteur alhie ankommen/ gutes ungeſchwaͤchten Adels/ die ohn Ruhm zumelden/ zum Schimpff und Ernſt ſich ehmahls haben gebrauchen laſſen/ uñ nach Begebenheit ſtaͤrkere und ſchwaͤ- chere angetroffen; Dieſe meine Herren melden allen anweſenden Koͤnigen und Fuͤrſten/ ihre untertaͤhnigſte gehorſamſte Dienſte/ den Herren Richtern ihren Gruß/ und alle Freundwilligkeit an/ und laſſen durch mich vernehmẽ/ ob ihnen mit gaͤnzlicher Hinterhal- tung ihres Nahmens/ ein oder etliche Speere zubrechen/ koͤnne erlaubet ſeyn/ welches ſie weder aus Hochmuht noch Widerſezligkeit/ ſondern aus andeꝛn hochdringenden Urſachẽ begehren. Sie ſtelleten zwar gerne einen Buͤrgen/ aber in der fremde mißtrauen ſie denſel- ben z z z z z ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/921>, abgerufen am 22.11.2024.