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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
gefoltert/ da er seinen boshaften Anschlag bekennete/ und meine Unschuld bekräftigte/ ward
deswegen ganz jämmerlich getödtet/ klein zerhacket/ und den Fischen zur Speise in den Teich
geworffen; mir aber gab der Haußverwalter (der mir gleichwol nicht sonderlich günstig
wahr) auff befehl ein neues Kleid von groben Tuch/ und etwas leichtere Dienstketten als
die vorigen/ mit der Erinnerung/ ich solte fleissige Aufsicht haben/ was die Knechte tähten/
und es meinem Herrn geträulich vorbringen/ deß solte mir zu zeiten etwas bessere Speise
als den andern gegeben werden. Woraus ich wol verstund/ daß ich umb meine Freiheit
nimmermehr würde anhalten dürfen/ hatte auch diesen Schaden vor meine Träue/ daß
die anderen Knechte ingesamt einen ganz grimmigen Neid auff mich worffen/ mir kein gut
Wort gaben/ sondern als einen Verrähter und Augendiener mich verflucheten/ und zu un-
terschiedlichenmahlen mir nach dem Leben stunden/ daß mich selbst hoch wunder nimt/ wie
ich ihren nachstellungen habe entgehen können. Man hat mich ins Wasser gestossen; man
hat mich ins Feur gejaget/ man hat von oben herunter grosse Steine und schwere Bäu-
me auff mich geworffen/ aber nie bin ich beschädiget worden. In diesem Stande lebete
ich/ biß man Böhmen einzunehmen das erste Heer samlete/ da mein Oberster mit fort mu-
ste/ welcher auch im lezten Treffen sol geblieben seyn. O wie gerne währe ich mit gelauffen;
hielt auch einsmahls darumb an; aber es ward mir mit einem Gelächter abgeschlagen;
ob ich lust hätte die Verwüstung meines Vaterlandes anzusehen? oder ob ich gedächte da-
von zu lauffen/ und dem Bömischen Könige vor einen Feld Herrn zu dienen. Worauf ich
antwortete; ich währe eigentlich kein Böhme/ sondern ein Wende/ wie meines Herrn Bru-
der würde bezeugen können; doch baht ich umb verzeihung meines unvorsichtigen begeh-
rens/ welches nicht/ als aus begierde/ meinem lieben Herrn auffzuwarten/ geschehen währe/
welche schmeicheley mir doch die Freyheit mitzuzihen/ nicht erhalten wolte; doch weil vor
weniger Zeit ich meinem Herrn klagete/ wie heftig alles Gesinde wegen meiner träuen
Dienste mir nach dem Leben stünden/ ward ihnen allen und jeden bey straffe des abscheuh-
lichsten Todes gebohten/ sich an mir nicht zuvergreiffen. Dieses/ bekenne ich/ gab mir etwas
Luft/ daß sie nicht durften/ was sie wol schon mochten beschlossen haben. Die Frau währe
insonderheit meiner gerne abe gewesen/ wann sie vor ihren Herrn sich nicht gescheuhet hät-
te/ dann sie trieb den unzüchtigen Handel ja so stark als ihre ehemahlige Schwägerin/ nur
dz sie den Schalk besser verbergen/ und im Winkel spielen kunte; hatte in erfahrung bracht/
daß ich von jener alles nachgeschwatzet/ und fürchtete sehr/ ich würde es nicht besser machen/
daher ich selten in das Wohnhauß gelassen ward/ ohn wann sie allein wahr/ und ich ihr auf
der Flöte oder Schalmeie eins auffmachen muste/ wodurch ich noch etwas Gnade erwarb/
und sie selbst mir Schuz hielt wieder meine gehässigen/ nach dem ich mich erboht/ ihr in al-
ben dingen geträu zu seyn/ und mein Leben viel lieber als ihre Gnade znverlieren. Als nun
endlich die liebe Sonne mein Elend lange gnug angeschauet hatte/ und der allerhöchste mir
unbekante Gott sich über mich erbarmen wolte/ ward durch das Königreich ausgebreitet/
was gestalt die Schlacht verlohren/ der König mit allen vornehmsten Obersten gefangen/
das Kriegsheer mehrenteils erleget/ und die übrigen zu Leibeigenen gemacht währen/ da
stund es trauen noch am allergefährlichsten um mein und aller leibeigenen Böhmen/ Teut-
schen und Wenden Leben; man fing schon an zuruffen/ es müste die Rache gesucht werden/

wie

Achtes Buch.
gefoltert/ da er ſeinen boshaften Anſchlag bekennete/ und meine Unſchuld bekraͤftigte/ ward
deswegen ganz jaͤm̃erlich getoͤdtet/ klein zerhacket/ und den Fiſchen zur Speiſe in den Teich
geworffen; mir aber gab der Haußverwalter (der mir gleichwol nicht ſonderlich guͤnſtig
wahr) auff befehl ein neues Kleid von groben Tuch/ und etwas leichtere Dienſtketten als
die vorigen/ mit der Erinnerung/ ich ſolte fleiſſige Aufſicht haben/ was die Knechte taͤhten/
und es meinem Herrn getraͤulich vorbringen/ deß ſolte mir zu zeiten etwas beſſere Speiſe
als den andern gegeben werden. Woraus ich wol verſtund/ daß ich umb meine Freiheit
nimmermehr wuͤrde anhalten duͤrfen/ hatte auch dieſen Schaden vor meine Traͤue/ daß
die anderen Knechte ingeſamt einen ganz grimmigen Neid auff mich worffen/ mir kein gut
Wort gaben/ ſondern als einen Verraͤhter und Augendiener mich verflucheten/ und zu un-
terſchiedlichenmahlen mir nach dem Leben ſtunden/ daß mich ſelbſt hoch wunder nimt/ wie
ich ihren nachſtellungen habe entgehen koͤnnen. Man hat mich ins Waſſer geſtoſſen; man
hat mich ins Feur gejaget/ man hat von oben herunter groſſe Steine und ſchwere Baͤu-
me auff mich geworffen/ aber nie bin ich beſchaͤdiget worden. In dieſem Stande lebete
ich/ biß man Boͤhmen einzunehmen das erſte Heer ſamlete/ da mein Oberſter mit fort mu-
ſte/ welcher auch im lezten Treffen ſol geblieben ſeyn. O wie gerne waͤhre ich mit gelauffen;
hielt auch einsmahls darumb an; aber es ward mir mit einem Gelaͤchter abgeſchlagen;
ob ich luſt haͤtte die Verwuͤſtung meines Vaterlandes anzuſehen? oder ob ich gedaͤchte da-
von zu lauffen/ und dem Boͤmiſchen Koͤnige vor einen Feld Herrn zu dienen. Worauf ich
antwortete; ich waͤhre eigentlich kein Boͤhme/ ſondern ein Wende/ wie meines Herꝛn Bꝛu-
der wuͤrde bezeugen koͤnnen; doch baht ich umb verzeihung meines unvorſichtigen begeh-
rens/ welches nicht/ als aus begierde/ meinem lieben Herrn auffzuwarten/ geſchehen waͤhre/
welche ſchmeicheley mir doch die Freyheit mitzuzihen/ nicht erhalten wolte; doch weil vor
weniger Zeit ich meinem Herrn klagete/ wie heftig alles Geſinde wegen meiner traͤuen
Dienſte mir nach dem Leben ſtünden/ ward ihnen allen und jeden bey ſtraffe des abſcheuh-
lichſten Todes gebohten/ ſich an mir nicht zuvergreiffen. Dieſes/ bekeñe ich/ gab mir etwas
Luft/ daß ſie nicht durften/ was ſie wol ſchon mochten beſchloſſen haben. Die Frau waͤhre
inſonderheit meiner gerne abe geweſen/ wann ſie vor ihren Herrn ſich nicht geſcheuhet haͤt-
te/ dann ſie trieb den unzuͤchtigen Handel ja ſo ſtark als ihre ehemahlige Schwaͤgerin/ nur
dz ſie den Schalk beſſer verbergen/ und im Winkel ſpielen kunte; hatte in erfahrung bracht/
daß ich von jener alles nachgeſchwatzet/ und fuͤrchtete ſehr/ ich wuͤrde es nicht beſſer machẽ/
daher ich ſelten in das Wohnhauß gelaſſen ward/ ohn wann ſie allein wahr/ und ich ihr auf
der Floͤte oder Schalmeie eins auffmachen muſte/ wodurch ich noch etwas Gnade erwarb/
und ſie ſelbſt mir Schuz hielt wieder meine gehaͤſſigen/ nach dem ich mich erboht/ ihr in al-
ben dingen getraͤu zu ſeyn/ und mein Leben viel lieber als ihre Gnade znverlieren. Als nun
endlich die liebe Sonne mein Elend lange gnug angeſchauet hatte/ und der allerhoͤchſte miꝛ
unbekante Gott ſich uͤber mich erbarmen wolte/ ward durch das Koͤnigreich ausgebreitet/
was geſtalt die Schlacht verlohren/ der Koͤnig mit allen vornehmſten Oberſten gefangen/
das Kriegsheer mehrenteils erleget/ und die uͤbrigen zu Leibeigenen gemacht waͤhren/ da
ſtund es trauen noch am allergefaͤhrlichſten um mein und aller leibeigenen Boͤhmen/ Teut-
ſchen und Wenden Leben; man fing ſchon an zuruffen/ es muͤſte die Rache geſucht werden/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/941>, abgerufen am 22.11.2024.