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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
nen belieffen. Es funden sich 750 Bauren bey dem Schiessen; Ihre Ziele wahren grosse
schwarze Scheiben/ in deren Mitte ein weisser Flecken wahr/ und steckete ein Ziel immer
weiter als das ander. Die Bürger hatten hölzerne Vögel auff Stangen in die Höhe ge-
richtet/ von ungleicher Grösse und Höhe/ und funden sich dabey in die 1000 bürgerliche
Schützen. Der ädlen Ziele wahren hölzerne Reuter/ die auff kleinen Rädern stets hin und
her gezogen wurden; auff der Brust wahr ihnen ein güldenes Herz gemahlet/ nach wel-
chem sie zielen musten; dabey funden sich 550 ädle mit ihrem Schießzeuge. Der Fürsten
und Herren Ziele wahren 25 Vögel mit ausgespanneten Flügeln/ die hoch an quehrstan-
gen hingen/ und an Rollen fortgezogen wurden/ als ob sie in stetem Fluge blieben. Der er-
ste Tag wahr den Bauren gegeben/ die in gnug wüster Ordnung und unbendigem Ge-
schrey ihrer übung nachsetzeten/ und fand sich unter ihnen ein junger frischer Baurknecht/
bräunlich von Angesicht und Haaren/ der in fünff Schüssen/ den 5/ 10/ 15/ 20/ und 25sten
Gewin davon trug. Jederman wolte wissen/ wer dieser gute Schütze währe/ und fand sich
doch niemand/ der ihn kennete/ weil er vorgab/ er währe von neun Jahren seines Alters her
in Pannonien leibeigen gewesen/ und hätte bey einem Wild Schützen gedienet/ auch wür-
de sein Meister sich ohn zweifel bey dem Bürgerschiessen finden lassen/ dann er hätte ihn
gestriges Tages ohn gefehr in der Stad gesehen. Es verzog sich dieses Bauren Schiessen
biß an den Abend/ und funden sich nur zwölffe/ die den Gewin erhielten. Zeit solches schies-
sens/ und folgends die ganze Nacht durchhin biß an den hellen Morgen/ ging das Gesöffe
unter diesen Bauren fort/ denen zur linken Seiten sich eine andere Bauren Geselschafft in
die 4000 stark gesamlet hatte/ welche bey der jungen Böhmischen und Teutschen Königin
demühtig anhalten liessen/ ob ihnen erlaubet seyn könte/ ein Wette-lauffen und Wette-werf-
fen unter sich anzustellen/ wolten sie ihrer Obrigkeit und andern hohen Häuptern dadurch
Kurzweil machen/ welches ihnen nit allein gegönnet ward/ sondern es wurden an die 300 Lauf-
Ziele/ und 60 Werfziele gestecket/ und bey jedem ein Gewin auffgesetzet/ da allemahl ihrer
sieben nach einem Ziel zugleich lauffen musten/ und der so am ersten dasselbe erreichete/ den
Auffsaz erhielt. Da hätte man nun sollen eine Kurzweil sehen/ massen/ wo einer vor dem
andern so nahe lieff/ daß er ihn mit den Händen abreichen kunte/ sties er ihn/ daß er sich über-
warff/ und oftmahls mit blutigem Maule umbkehrete; insonderheit fand sich ein Kröp-
pel/ auff zween Krücken hinkend/ welcher dieselben dergestalt in wunderlicher Hüpfart zu-
gebrauchen wuste/ daß er den einen Zweg vor seinen anderen Mitläuffern erreichete/ worü-
ber bey allen Zusehern ein grosses Gelächter entstund. Bey dem Werff Spiel gab es auch
manniche Kurzweil ab/ biß alle Gewinn erhalten wahren/ und sie sich je dreissig und dreissig
umb ein Faß Bier legeten/ biß sie es auff den lezten Tropfen abgestochen hatten; dann Kö-
nig Ladisla ließ ihnen solches volauff zuführen. Des andern Tages ging dz Bürger Schies-
sen fort/ und ward mannicher Pfeil vergebens in die Luft nach den hölzern Gänsen geschikt/
daß wol erschien/ ihrer viel hätten des schiessens geringe erfahrung/ doch wurden sie auch
mannichmahl rechtschaffen getroffen/ insonderheit von einem dikgeschwollenen Manne/
der ein greises Haar und Bart/ breite Schultern und kleines Angesicht hatte/ mit Haar
schier gar bewachsen; die Hände wahren ihm mit alten Lumpen bewunden/ weil seinem
vorgeben nach/ sie räudig währen; sein Gang wahr so gebrechlich und unvermögen/ daß

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Achtes Buch.
nen belieffen. Es funden ſich 750 Bauren bey dem Schieſſen; Ihre Ziele wahren groſſe
ſchwarze Scheiben/ in deren Mitte ein weiſſer Flecken wahr/ und ſteckete ein Ziel immer
weiter als das ander. Die Buͤrger hatten hoͤlzerne Voͤgel auff Stangen in die Hoͤhe ge-
richtet/ von ungleicher Groͤſſe und Hoͤhe/ und funden ſich dabey in die 1000 buͤrgerliche
Schuͤtzen. Der aͤdlen Ziele wahren hoͤlzerne Reuter/ die auff kleinen Raͤdern ſtets hin und
her gezogen wurden; auff der Bruſt wahr ihnen ein güldenes Herz gemahlet/ nach wel-
chem ſie zielen muſten; dabey funden ſich 550 aͤdle mit ihrem Schießzeuge. Der Fuͤrſten
und Herren Ziele wahren 25 Voͤgel mit ausgeſpanneten Fluͤgeln/ die hoch an quehrſtan-
gen hingen/ und an Rollen fortgezogen wurden/ als ob ſie in ſtetem Fluge blieben. Der er-
ſte Tag wahr den Bauren gegeben/ die in gnug wuͤſter Ordnung und unbendigem Ge-
ſchrey ihrer uͤbung nachſetzeten/ und fand ſich unter ihnen ein junger friſcher Baurknecht/
braͤunlich von Angeſicht und Haaren/ der in fuͤnff Schuͤſſen/ den 5/ 10/ 15/ 20/ und 25ſten
Gewin davon trug. Jederman wolte wiſſen/ wer dieſer gute Schuͤtze waͤhre/ und fand ſich
doch niemand/ der ihn kennete/ weil er vorgab/ er waͤhre von neun Jahren ſeines Alters her
in Pannonien leibeigen geweſen/ und haͤtte bey einem Wild Schuͤtzen gedienet/ auch wür-
de ſein Meiſter ſich ohn zweifel bey dem Buͤrgerſchieſſen finden laſſen/ dann er haͤtte ihn
geſtriges Tages ohn gefehr in der Stad geſehen. Es verzog ſich dieſes Bauren Schieſſen
biß an den Abend/ und funden ſich nur zwoͤlffe/ die den Gewin erhielten. Zeit ſolches ſchieſ-
ſens/ und folgends die ganze Nacht durchhin biß an den hellen Morgen/ ging das Geſoͤffe
unter dieſen Bauren fort/ denen zur linken Seiten ſich eine andere Bauren Geſelſchafft in
die 4000 ſtark geſamlet hatte/ welche bey der jungen Boͤhmiſchen und Teutſchen Koͤnigin
demuͤhtig anhalten lieſſen/ ob ihnen erlaubet ſeyn koͤnte/ ein Wette-lauffen uñ Wette-werf-
fen unter ſich anzuſtellen/ wolten ſie ihrer Obrigkeit und andern hohen Haͤuptern dadurch
Kurzweil machẽ/ welches ihnen nit allein gegoͤñet ward/ ſondern es wurdẽ an die 300 Lauf-
Ziele/ und 60 Werfziele geſtecket/ und bey jedem ein Gewin auffgeſetzet/ da allemahl ihrer
ſieben nach einem Ziel zugleich lauffen muſten/ und der ſo am erſten daſſelbe erreichete/ den
Auffſaz erhielt. Da haͤtte man nun ſollen eine Kurzweil ſehen/ maſſen/ wo einer vor dem
andern ſo nahe lieff/ daß eꝛ ihn mit den Haͤnden abreichen kunte/ ſties eꝛ ihn/ daß er ſich uͤbeꝛ-
warff/ und oftmahls mit blutigem Maule umbkehrete; inſonderheit fand ſich ein Kroͤp-
pel/ auff zween Kruͤcken hinkend/ welcher dieſelben dergeſtalt in wunderlicher Huͤpfart zu-
gebrauchen wuſte/ daß er den einen Zweg vor ſeinen anderen Mitlaͤuffern erreichete/ woruͤ-
ber bey allen Zuſehern ein groſſes Gelaͤchter entſtund. Bey dem Werff Spiel gab es auch
manniche Kurzweil ab/ biß alle Gewiñ erhalten wahren/ und ſie ſich je dreiſſig und dreiſſig
umb ein Faß Bier legeten/ biß ſie es auff den lezten Tropfen abgeſtochen hatten; dann Koͤ-
nig Ladiſla ließ ihnen ſolches volauff zufuͤhren. Des andern Tages ging dz Buͤrger Schieſ-
ſen fort/ und ward mannicher Pfeil vergebens in die Luft nach den hoͤlzern Gaͤnſen geſchikt/
daß wol erſchien/ ihrer viel haͤtten des ſchieſſens geringe erfahrung/ doch wurden ſie auch
mannichmahl rechtſchaffen getroffen/ inſonderheit von einem dikgeſchwollenen Manne/
der ein greiſes Haar und Bart/ breite Schultern und kleines Angeſicht hatte/ mit Haar
ſchier gar bewachſen; die Haͤnde wahren ihm mit alten Lumpen bewunden/ weil ſeinem
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[941/0947] Achtes Buch. nen belieffen. Es funden ſich 750 Bauren bey dem Schieſſen; Ihre Ziele wahren groſſe ſchwarze Scheiben/ in deren Mitte ein weiſſer Flecken wahr/ und ſteckete ein Ziel immer weiter als das ander. Die Buͤrger hatten hoͤlzerne Voͤgel auff Stangen in die Hoͤhe ge- richtet/ von ungleicher Groͤſſe und Hoͤhe/ und funden ſich dabey in die 1000 buͤrgerliche Schuͤtzen. Der aͤdlen Ziele wahren hoͤlzerne Reuter/ die auff kleinen Raͤdern ſtets hin und her gezogen wurden; auff der Bruſt wahr ihnen ein güldenes Herz gemahlet/ nach wel- chem ſie zielen muſten; dabey funden ſich 550 aͤdle mit ihrem Schießzeuge. Der Fuͤrſten und Herren Ziele wahren 25 Voͤgel mit ausgeſpanneten Fluͤgeln/ die hoch an quehrſtan- gen hingen/ und an Rollen fortgezogen wurden/ als ob ſie in ſtetem Fluge blieben. Der er- ſte Tag wahr den Bauren gegeben/ die in gnug wuͤſter Ordnung und unbendigem Ge- ſchrey ihrer uͤbung nachſetzeten/ und fand ſich unter ihnen ein junger friſcher Baurknecht/ braͤunlich von Angeſicht und Haaren/ der in fuͤnff Schuͤſſen/ den 5/ 10/ 15/ 20/ und 25ſten Gewin davon trug. Jederman wolte wiſſen/ wer dieſer gute Schuͤtze waͤhre/ und fand ſich doch niemand/ der ihn kennete/ weil er vorgab/ er waͤhre von neun Jahren ſeines Alters her in Pannonien leibeigen geweſen/ und haͤtte bey einem Wild Schuͤtzen gedienet/ auch wür- de ſein Meiſter ſich ohn zweifel bey dem Buͤrgerſchieſſen finden laſſen/ dann er haͤtte ihn geſtriges Tages ohn gefehr in der Stad geſehen. Es verzog ſich dieſes Bauren Schieſſen biß an den Abend/ und funden ſich nur zwoͤlffe/ die den Gewin erhielten. Zeit ſolches ſchieſ- ſens/ und folgends die ganze Nacht durchhin biß an den hellen Morgen/ ging das Geſoͤffe unter dieſen Bauren fort/ denen zur linken Seiten ſich eine andere Bauren Geſelſchafft in die 4000 ſtark geſamlet hatte/ welche bey der jungen Boͤhmiſchen und Teutſchen Koͤnigin demuͤhtig anhalten lieſſen/ ob ihnen erlaubet ſeyn koͤnte/ ein Wette-lauffen uñ Wette-werf- fen unter ſich anzuſtellen/ wolten ſie ihrer Obrigkeit und andern hohen Haͤuptern dadurch Kurzweil machẽ/ welches ihnen nit allein gegoͤñet ward/ ſondern es wurdẽ an die 300 Lauf- Ziele/ und 60 Werfziele geſtecket/ und bey jedem ein Gewin auffgeſetzet/ da allemahl ihrer ſieben nach einem Ziel zugleich lauffen muſten/ und der ſo am erſten daſſelbe erreichete/ den Auffſaz erhielt. Da haͤtte man nun ſollen eine Kurzweil ſehen/ maſſen/ wo einer vor dem andern ſo nahe lieff/ daß eꝛ ihn mit den Haͤnden abreichen kunte/ ſties eꝛ ihn/ daß er ſich uͤbeꝛ- warff/ und oftmahls mit blutigem Maule umbkehrete; inſonderheit fand ſich ein Kroͤp- pel/ auff zween Kruͤcken hinkend/ welcher dieſelben dergeſtalt in wunderlicher Huͤpfart zu- gebrauchen wuſte/ daß er den einen Zweg vor ſeinen anderen Mitlaͤuffern erreichete/ woruͤ- ber bey allen Zuſehern ein groſſes Gelaͤchter entſtund. Bey dem Werff Spiel gab es auch manniche Kurzweil ab/ biß alle Gewiñ erhalten wahren/ und ſie ſich je dreiſſig und dreiſſig umb ein Faß Bier legeten/ biß ſie es auff den lezten Tropfen abgeſtochen hatten; dann Koͤ- nig Ladiſla ließ ihnen ſolches volauff zufuͤhren. Des andern Tages ging dz Buͤrger Schieſ- ſen fort/ und ward mannicher Pfeil vergebens in die Luft nach den hoͤlzern Gaͤnſen geſchikt/ daß wol erſchien/ ihrer viel haͤtten des ſchieſſens geringe erfahrung/ doch wurden ſie auch mannichmahl rechtſchaffen getroffen/ inſonderheit von einem dikgeſchwollenen Manne/ der ein greiſes Haar und Bart/ breite Schultern und kleines Angeſicht hatte/ mit Haar ſchier gar bewachſen; die Haͤnde wahren ihm mit alten Lumpen bewunden/ weil ſeinem vorgeben nach/ ſie raͤudig waͤhren; ſein Gang wahr ſo gebrechlich und unvermoͤgen/ daß ieder- c c c c c c iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 941. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/947>, abgerufen am 22.11.2024.