Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.gütern annähernd mit dem gleichen Arbeitsverfahren erzeugt. Bei der Produktionsteilung wird -- um ein Bild zu Weiter geht Smith in seinen erläuternden Beispielen Die richtige Beantwortung dieser Frage wird uns zu- 1) Diejenigen Gelehrten natürlich ausgenommen, welche überhaupt
nicht mehr definieren. Die meisten neueren Definitionen übersehen das Kausative in dem Verbum teilen und setzen an Stelle des Vorgangs der Teilung den Zustand des Geteiltseins. Schmoller z. B. ver- steht unter Arbeitsteilung "die dauernde individuelle das ganze Leben ergreifende und beherrschende Anpassung an eine spezialisierte Lebens- gütern annähernd mit dem gleichen Arbeitsverfahren erzeugt. Bei der Produktionsteilung wird — um ein Bild zu Weiter geht Smith in ſeinen erläuternden Beiſpielen Die richtige Beantwortung dieſer Frage wird uns zu- 1) Diejenigen Gelehrten natürlich ausgenommen, welche überhaupt
nicht mehr definieren. Die meiſten neueren Definitionen überſehen das Kauſative in dem Verbum teilen und ſetzen an Stelle des Vorgangs der Teilung den Zuſtand des Geteiltſeins. Schmoller z. B. ver- ſteht unter Arbeitsteilung „die dauernde individuelle das ganze Leben ergreifende und beherrſchende Anpaſſung an eine ſpezialiſierte Lebens- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0152" n="130"/> gütern annähernd mit dem gleichen Arbeitsverfahren erzeugt.<lb/> Das iſt Berufsteilung oder Spezialiſation.</p><lb/> <p>Bei der Produktionsteilung wird — um ein Bild zu<lb/> gebrauchen — der ganze Strom der Gütererzeugung von<lb/> Zeit zu Zeit durch Wehrbauten aufgeſtaut, bei der Berufs-<lb/> teilung wird er in zahlreiche kleine Kanäle und Bächlein<lb/> auseinandergeleitet.</p><lb/> <p>Weiter geht Smith in ſeinen erläuternden Beiſpielen<lb/> nicht, und auch wir wollen vorläufig hier Halt machen<lb/> und uns die Frage vorlegen: was veranlaßte den „Vater<lb/> der Nationalökonomie“ drei ſo verſchiedenartige Vorgänge<lb/> wie die Produktionsteilung, die Arbeitszerlegung und die<lb/> Berufsteilung unter dem <hi rendition="#g">einen</hi> Namen der Arbeitsteilung<lb/> zuſammenzufaſſen? Worin ſind dieſe Vorgänge, deren tief-<lb/> greifende Verſchiedenheiten wir nur kurz andeuten konnten,<lb/> weſensgleich?</p><lb/> <p>Die richtige Beantwortung dieſer Frage wird uns zu-<lb/> gleich die einfachſte und allgemeinſte Definition der Arbeits-<lb/> teilung liefern — eine Definition, die von allen anerkannt<lb/> werden muß, welche ſich in dieſem Punkte dem Adam Smith<lb/> angeſchloſſen haben, d. h. von der ganzen wiſſenſchaftlichen<lb/> Nationalökonomie <note xml:id="note-0152" next="#note-0153" place="foot" n="1)">Diejenigen Gelehrten natürlich ausgenommen, welche überhaupt<lb/> nicht mehr definieren. Die meiſten neueren Definitionen überſehen das<lb/> Kauſative in dem Verbum <hi rendition="#g">teilen</hi> und ſetzen an Stelle des Vorgangs<lb/> der Teilung den Zuſtand des Geteiltſeins. <hi rendition="#g">Schmoller</hi> z. B. ver-<lb/> ſteht unter Arbeitsteilung „die dauernde individuelle das ganze Leben<lb/> ergreifende und beherrſchende Anpaſſung an eine ſpezialiſierte Lebens-</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0152]
gütern annähernd mit dem gleichen Arbeitsverfahren erzeugt.
Das iſt Berufsteilung oder Spezialiſation.
Bei der Produktionsteilung wird — um ein Bild zu
gebrauchen — der ganze Strom der Gütererzeugung von
Zeit zu Zeit durch Wehrbauten aufgeſtaut, bei der Berufs-
teilung wird er in zahlreiche kleine Kanäle und Bächlein
auseinandergeleitet.
Weiter geht Smith in ſeinen erläuternden Beiſpielen
nicht, und auch wir wollen vorläufig hier Halt machen
und uns die Frage vorlegen: was veranlaßte den „Vater
der Nationalökonomie“ drei ſo verſchiedenartige Vorgänge
wie die Produktionsteilung, die Arbeitszerlegung und die
Berufsteilung unter dem einen Namen der Arbeitsteilung
zuſammenzufaſſen? Worin ſind dieſe Vorgänge, deren tief-
greifende Verſchiedenheiten wir nur kurz andeuten konnten,
weſensgleich?
Die richtige Beantwortung dieſer Frage wird uns zu-
gleich die einfachſte und allgemeinſte Definition der Arbeits-
teilung liefern — eine Definition, die von allen anerkannt
werden muß, welche ſich in dieſem Punkte dem Adam Smith
angeſchloſſen haben, d. h. von der ganzen wiſſenſchaftlichen
Nationalökonomie 1).
1) Diejenigen Gelehrten natürlich ausgenommen, welche überhaupt
nicht mehr definieren. Die meiſten neueren Definitionen überſehen das
Kauſative in dem Verbum teilen und ſetzen an Stelle des Vorgangs
der Teilung den Zuſtand des Geteiltſeins. Schmoller z. B. ver-
ſteht unter Arbeitsteilung „die dauernde individuelle das ganze Leben
ergreifende und beherrſchende Anpaſſung an eine ſpezialiſierte Lebens-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |