begnügt sich damit, die Wurzeln der Arbeitsteilung in die dunkeln Tiefen des Trieblebens zu versenken.
Dadurch gerät er aber mit seinen eignen Beispielen in Widerspruch. Geht die Arbeitsteilung aus einem dem Menschen von jeher innewohnenden Triebe hervor, so ist sie eine absolute ökonomische Kategorie. Sie muß sich überall, wo Menschen sind und zu allen Zeiten geltend machen. Nun aber stellen die Beispiele des Adam Smith dem Zustande der geteilten Arbeit regelmäßig einen Zustand der ungeteilten Arbeit gegenüber und lassen den ersteren aus letzterem hervorgehen. Das erfordert ja auch der dyna- mische Gebrauch des Wortes Teilung. Thatsächlich hat, wie wir bereits wissen, ein Zustand ohne volkswirtschaftliche Arbeitsteilung Jahrhunderte lang bestanden, und die einzelnen Arten der letzteren lassen sich nach ihrer Entstehungszeit ziemlich genau bestimmen. Es ist also die volkswirtschaft- liche Arbeitsteilung überhaupt eine historische Kategorie, keine elementare Wirtschaftserscheinung.
Und dasselbe gilt vom Tausche. Wie es Perioden ohne volkswirtschaftliche Arbeitsteilung gegeben hat, so gab es auch Perioden ohne Tausch. Die ersten Tauschhandlungen treten nicht gleichzeitig mit der Arbeitsteilung auf, sondern gehen derselben lange voraus. Sie dienen dem Zwecke, zufällige Ueberschüsse und Ausfälle, die sich in sonst auto- nomen Wirtschaften eingestellt haben, gegen einander aus- zugleichen. Der Tausch ist hier etwas Zufälliges, nichts im Wesen der Wirtschaft Begründetes. Und auch wenn mit
begnügt ſich damit, die Wurzeln der Arbeitsteilung in die dunkeln Tiefen des Trieblebens zu verſenken.
Dadurch gerät er aber mit ſeinen eignen Beiſpielen in Widerſpruch. Geht die Arbeitsteilung aus einem dem Menſchen von jeher innewohnenden Triebe hervor, ſo iſt ſie eine abſolute ökonomiſche Kategorie. Sie muß ſich überall, wo Menſchen ſind und zu allen Zeiten geltend machen. Nun aber ſtellen die Beiſpiele des Adam Smith dem Zuſtande der geteilten Arbeit regelmäßig einen Zuſtand der ungeteilten Arbeit gegenüber und laſſen den erſteren aus letzterem hervorgehen. Das erfordert ja auch der dyna- miſche Gebrauch des Wortes Teilung. Thatſächlich hat, wie wir bereits wiſſen, ein Zuſtand ohne volkswirtſchaftliche Arbeitsteilung Jahrhunderte lang beſtanden, und die einzelnen Arten der letzteren laſſen ſich nach ihrer Entſtehungszeit ziemlich genau beſtimmen. Es iſt alſo die volkswirtſchaft- liche Arbeitsteilung überhaupt eine hiſtoriſche Kategorie, keine elementare Wirtſchaftserſcheinung.
Und dasſelbe gilt vom Tauſche. Wie es Perioden ohne volkswirtſchaftliche Arbeitsteilung gegeben hat, ſo gab es auch Perioden ohne Tauſch. Die erſten Tauſchhandlungen treten nicht gleichzeitig mit der Arbeitsteilung auf, ſondern gehen derſelben lange voraus. Sie dienen dem Zwecke, zufällige Ueberſchüſſe und Ausfälle, die ſich in ſonſt auto- nomen Wirtſchaften eingeſtellt haben, gegen einander aus- zugleichen. Der Tauſch iſt hier etwas Zufälliges, nichts im Weſen der Wirtſchaft Begründetes. Und auch wenn mit
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begnügt ſich damit, die Wurzeln der Arbeitsteilung in die
dunkeln Tiefen des Trieblebens zu verſenken.
Dadurch gerät er aber mit ſeinen eignen Beiſpielen in
Widerſpruch. Geht die Arbeitsteilung aus einem dem
Menſchen von jeher innewohnenden Triebe hervor, ſo iſt
ſie eine abſolute ökonomiſche Kategorie. Sie muß ſich
überall, wo Menſchen ſind und zu allen Zeiten geltend
machen. Nun aber ſtellen die Beiſpiele des Adam Smith
dem Zuſtande der geteilten Arbeit regelmäßig einen Zuſtand
der ungeteilten Arbeit gegenüber und laſſen den erſteren
aus letzterem hervorgehen. Das erfordert ja auch der dyna-
miſche Gebrauch des Wortes Teilung. Thatſächlich hat,
wie wir bereits wiſſen, ein Zuſtand ohne volkswirtſchaftliche
Arbeitsteilung Jahrhunderte lang beſtanden, und die einzelnen
Arten der letzteren laſſen ſich nach ihrer Entſtehungszeit
ziemlich genau beſtimmen. Es iſt alſo die volkswirtſchaft-
liche Arbeitsteilung überhaupt eine hiſtoriſche Kategorie,
keine elementare Wirtſchaftserſcheinung.
Und dasſelbe gilt vom Tauſche. Wie es Perioden ohne
volkswirtſchaftliche Arbeitsteilung gegeben hat, ſo gab es
auch Perioden ohne Tauſch. Die erſten Tauſchhandlungen
treten nicht gleichzeitig mit der Arbeitsteilung auf, ſondern
gehen derſelben lange voraus. Sie dienen dem Zwecke,
zufällige Ueberſchüſſe und Ausfälle, die ſich in ſonſt auto-
nomen Wirtſchaften eingeſtellt haben, gegen einander aus-
zugleichen. Der Tauſch iſt hier etwas Zufälliges, nichts im
Weſen der Wirtſchaft Begründetes. Und auch wenn mit
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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