gewinnen kann, wie sie künftig sich gestalten werde, daß er in der Gegenwart die Keime und Ansätze neuer organisa- torischer Gestaltungen aufweist und sie im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Gesamtentwickelung zu begreifen sucht.
Ein bestimmtes wirtschaftspolitisches Programm liegt weder in der einen noch in der anderen Richtung der Wissen- schaft. Dasselbe ergibt sich vielmehr für jeden individuell aus dem Kultur-Ideal, das er sich gebildet hat. Es ist in dieser Beziehung höchst bezeichnend, daß gerade die wuchtig- sten Schläge gegen das alte System der Wirtschaftspolitik nicht von der sog. historischen Schule, sondern von Männern wie Rodbertus, Marx, Schäffle, Wagner ge- führt worden sind, welche unter den gleichen Voraussetzungen der Forschung und mit denselben Mitteln arbeiteten wie die klassische Nationalökonomie der Engländer und daß der ganze moderne Sozialismus methodisch auf dem gleichen wissenschaftlichen Boden steht wie das Manchestertum.
Gewiß hat auch die historische Richtung ihren Anteil an der im Eingang erwähnten Umstimmung der öffentlichen Meinung. Dadurch daß sie die gegenwärtige Wirtschafts- organisation als eine historisch gewordene nachwies, stellte sie dieselbe auch für die Zukunft in den Fluß des Ge- schehens. Sie zeigte, daß das Staatsgesetz, welches re- gelnd in das wirtschaftliche Leben eingreift, nicht eine Versündigung ist gegen vermeintliche ewige Gesetze, daß es vor der Geschichte keine "geheiligten Institutionen" der Gesellschaft gibt und daß was hier Bestand haben soll,
gewinnen kann, wie ſie künftig ſich geſtalten werde, daß er in der Gegenwart die Keime und Anſätze neuer organiſa- toriſcher Geſtaltungen aufweiſt und ſie im Zuſammenhang mit der geſellſchaftlichen Geſamtentwickelung zu begreifen ſucht.
Ein beſtimmtes wirtſchaftspolitiſches Programm liegt weder in der einen noch in der anderen Richtung der Wiſſen- ſchaft. Dasſelbe ergibt ſich vielmehr für jeden individuell aus dem Kultur-Ideal, das er ſich gebildet hat. Es iſt in dieſer Beziehung höchſt bezeichnend, daß gerade die wuchtig- ſten Schläge gegen das alte Syſtem der Wirtſchaftspolitik nicht von der ſog. hiſtoriſchen Schule, ſondern von Männern wie Rodbertus, Marx, Schäffle, Wagner ge- führt worden ſind, welche unter den gleichen Vorausſetzungen der Forſchung und mit denſelben Mitteln arbeiteten wie die klaſſiſche Nationalökonomie der Engländer und daß der ganze moderne Sozialismus methodiſch auf dem gleichen wiſſenſchaftlichen Boden ſteht wie das Mancheſtertum.
Gewiß hat auch die hiſtoriſche Richtung ihren Anteil an der im Eingang erwähnten Umſtimmung der öffentlichen Meinung. Dadurch daß ſie die gegenwärtige Wirtſchafts- organiſation als eine hiſtoriſch gewordene nachwies, ſtellte ſie dieſelbe auch für die Zukunft in den Fluß des Ge- ſchehens. Sie zeigte, daß das Staatsgeſetz, welches re- gelnd in das wirtſchaftliche Leben eingreift, nicht eine Verſündigung iſt gegen vermeintliche ewige Geſetze, daß es vor der Geſchichte keine „geheiligten Inſtitutionen“ der Geſellſchaft gibt und daß was hier Beſtand haben ſoll,
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gewinnen kann, wie ſie künftig ſich geſtalten werde, daß er
in der Gegenwart die Keime und Anſätze neuer organiſa-
toriſcher Geſtaltungen aufweiſt und ſie im Zuſammenhang mit
der geſellſchaftlichen Geſamtentwickelung zu begreifen ſucht.
Ein beſtimmtes wirtſchaftspolitiſches Programm liegt
weder in der einen noch in der anderen Richtung der Wiſſen-
ſchaft. Dasſelbe ergibt ſich vielmehr für jeden individuell
aus dem Kultur-Ideal, das er ſich gebildet hat. Es iſt in
dieſer Beziehung höchſt bezeichnend, daß gerade die wuchtig-
ſten Schläge gegen das alte Syſtem der Wirtſchaftspolitik
nicht von der ſog. hiſtoriſchen Schule, ſondern von Männern
wie Rodbertus, Marx, Schäffle, Wagner ge-
führt worden ſind, welche unter den gleichen Vorausſetzungen
der Forſchung und mit denſelben Mitteln arbeiteten wie
die klaſſiſche Nationalökonomie der Engländer und daß der
ganze moderne Sozialismus methodiſch auf dem gleichen
wiſſenſchaftlichen Boden ſteht wie das Mancheſtertum.
Gewiß hat auch die hiſtoriſche Richtung ihren Anteil
an der im Eingang erwähnten Umſtimmung der öffentlichen
Meinung. Dadurch daß ſie die gegenwärtige Wirtſchafts-
organiſation als eine hiſtoriſch gewordene nachwies, ſtellte
ſie dieſelbe auch für die Zukunft in den Fluß des Ge-
ſchehens. Sie zeigte, daß das Staatsgeſetz, welches re-
gelnd in das wirtſchaftliche Leben eingreift, nicht eine
Verſündigung iſt gegen vermeintliche ewige Geſetze, daß es
vor der Geſchichte keine „geheiligten Inſtitutionen“ der
Geſellſchaft gibt und daß was hier Beſtand haben ſoll,
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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