Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.hafter als der Phönizier, der Römer seßhafter als der Zu allem was sich empirisch für den Satz anführen hafter als der Phönizier, der Römer ſeßhafter als der Zu allem was ſich empiriſch für den Satz anführen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0278" n="256"/> hafter als der Phönizier, der Römer ſeßhafter als der<lb/> Grieche, weil Einer immer der Kulturerbe des Andern war.<lb/> Noch heute bemerken wir Aehnliches. Der Germane iſt<lb/> beweglicher als der Romane, der Slave beweglicher als<lb/> der Germane. Der Franzoſe klebt an der heimatlichen<lb/> Scholle, der Ruſſe verläßt ſie leichten Gemüts, um an an-<lb/> deren Stellen ſeines weiten Vaterlandes beſſere Erwerbs-<lb/> gelegenheiten zu ſuchen. Selbſt der Fabrikarbeiter iſt dort<lb/> nur ein periodiſch wandernder Bauer.</p><lb/> <p>Zu allem was ſich empiriſch für den Satz anführen<lb/> läßt, daß die Menſchheit im Laufe ihrer Geſchichte immer<lb/> ſeßhafter geworden ſei, kommt noch eine aprioriſtiſche Er-<lb/> wägung doppelter Art. Fürs Erſte wächſt mit fortſchrei-<lb/> tender Kultur der Umfang der Kapitalfixierungen: der<lb/> Produzent wird immobil mit ſeinen Produktionsmitteln.<lb/> Der wandernde Schmied der ſüdſlaviſchen Länder und das<lb/> weſtfäliſche Eiſenwerk, die Saumpferde des mittelalterlichen<lb/> Kaufmannes und das Großmagazin unſerer Städte, der<lb/> Thespiskarren und das ſtehende Theater bezeichnen An-<lb/> fangs- und Endpunkte dieſer Entwicklung. Und fürs Zweite<lb/> hat die Ausbildung der modernen Verkehrsmittel den Güter-<lb/> transport in weit höherem Grade erleichtert als den Per-<lb/> ſonentransport. Die örtlich gegebene Verteilung der Ar-<lb/> beitskräfte erlangt dadurch höhere Wichtigkeit als die na-<lb/> türliche Verbreitung der Produktionsmittel; die letzteren<lb/> ziehen vielfach den erſteren nach, wo früher der umgekehrte<lb/> Fall ſtattfand.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0278]
hafter als der Phönizier, der Römer ſeßhafter als der
Grieche, weil Einer immer der Kulturerbe des Andern war.
Noch heute bemerken wir Aehnliches. Der Germane iſt
beweglicher als der Romane, der Slave beweglicher als
der Germane. Der Franzoſe klebt an der heimatlichen
Scholle, der Ruſſe verläßt ſie leichten Gemüts, um an an-
deren Stellen ſeines weiten Vaterlandes beſſere Erwerbs-
gelegenheiten zu ſuchen. Selbſt der Fabrikarbeiter iſt dort
nur ein periodiſch wandernder Bauer.
Zu allem was ſich empiriſch für den Satz anführen
läßt, daß die Menſchheit im Laufe ihrer Geſchichte immer
ſeßhafter geworden ſei, kommt noch eine aprioriſtiſche Er-
wägung doppelter Art. Fürs Erſte wächſt mit fortſchrei-
tender Kultur der Umfang der Kapitalfixierungen: der
Produzent wird immobil mit ſeinen Produktionsmitteln.
Der wandernde Schmied der ſüdſlaviſchen Länder und das
weſtfäliſche Eiſenwerk, die Saumpferde des mittelalterlichen
Kaufmannes und das Großmagazin unſerer Städte, der
Thespiskarren und das ſtehende Theater bezeichnen An-
fangs- und Endpunkte dieſer Entwicklung. Und fürs Zweite
hat die Ausbildung der modernen Verkehrsmittel den Güter-
transport in weit höherem Grade erleichtert als den Per-
ſonentransport. Die örtlich gegebene Verteilung der Ar-
beitskräfte erlangt dadurch höhere Wichtigkeit als die na-
türliche Verbreitung der Produktionsmittel; die letzteren
ziehen vielfach den erſteren nach, wo früher der umgekehrte
Fall ſtattfand.
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