Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.der andere Wein, der dritte Salz, der vierte Fische, ein Markt ist das Zusammentreffen zahlreicher Käufer und Damit gelangen wir sofort zur mitteralterlichen Stadt Die mittelalterliche Stadt ist in erster Linie eine Burg, der andere Wein, der dritte Salz, der vierte Fiſche, ein Markt iſt das Zuſammentreffen zahlreicher Käufer und Damit gelangen wir ſofort zur mitteralterlichen Stadt Die mittelalterliche Stadt iſt in erſter Linie eine Burg, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="44"/> der andere Wein, der dritte Salz, der vierte Fiſche, ein<lb/> Fünfter Leinwand oder ein ſonſtiges Produkt des Haus-<lb/> fleißes. Auf dieſe Weiſe entſtehen einſeitig entwickelte Sonder-<lb/> wirtſchaften, welche auf den regelmäßigen gegenſeitigen Aus-<lb/> tauſch ihrer Ueberſchußprodukte angewieſen ſind. Dieſer<lb/> Austauſch bedarf zunächſt nicht eines organiſierten Handels.<lb/> Wohl aber bedarf er leichterer Verkehrsformen, als ſie das<lb/> ältere Recht bot, und dieſe finden ſich durch die Ausbildung<lb/> des <hi rendition="#g">Marktweſens</hi>.</p><lb/> <p>Markt iſt das Zuſammentreffen zahlreicher Käufer und<lb/> Verkäufer an einem beſtimmten Ort zu beſtimmter Zeit.<lb/> Mag derſelbe ſich an Kultfeſte und ſonſtige Volksverſamm-<lb/> lungen anſchließen, mag er der günſtigen Verkehrslage eines<lb/> Ortes ſeine Entſtehung verdanken, immer iſt er eine Ge-<lb/> legenheit, wo Produzent und Konſument mit ihren ent-<lb/> gegengeſetzten Tauſchbedürfniſſen einander gegenübertreten,<lb/> und er iſt das in der Hauptſache bis auf den heutigen Tag<lb/> geblieben. Der Markt und der ſtehende Handel ſchließen<lb/> einander aus. Wo es einen Berufsſtand von Kaufleuten<lb/> gibt, braucht man keine Märkte; wo es Märkte gibt,<lb/> braucht man keine Kaufleute.</p><lb/> <p>Damit gelangen wir ſofort zur mitteralterlichen Stadt<lb/> und zu ihrer Stellung in der Wirtſchaftsordnung, die wir<lb/> als geſchloſſene Stadtwirtſchaft bezeichnet haben.</p><lb/> <p>Die mittelalterliche Stadt iſt in erſter Linie eine <hi rendition="#g">Burg</hi>,<lb/> d. h. ein mit Mauern und Gräben befeſtigter Ort, der den<lb/> Bewohnern der umliegenden offenen Landorte als Zuflucht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0058]
der andere Wein, der dritte Salz, der vierte Fiſche, ein
Fünfter Leinwand oder ein ſonſtiges Produkt des Haus-
fleißes. Auf dieſe Weiſe entſtehen einſeitig entwickelte Sonder-
wirtſchaften, welche auf den regelmäßigen gegenſeitigen Aus-
tauſch ihrer Ueberſchußprodukte angewieſen ſind. Dieſer
Austauſch bedarf zunächſt nicht eines organiſierten Handels.
Wohl aber bedarf er leichterer Verkehrsformen, als ſie das
ältere Recht bot, und dieſe finden ſich durch die Ausbildung
des Marktweſens.
Markt iſt das Zuſammentreffen zahlreicher Käufer und
Verkäufer an einem beſtimmten Ort zu beſtimmter Zeit.
Mag derſelbe ſich an Kultfeſte und ſonſtige Volksverſamm-
lungen anſchließen, mag er der günſtigen Verkehrslage eines
Ortes ſeine Entſtehung verdanken, immer iſt er eine Ge-
legenheit, wo Produzent und Konſument mit ihren ent-
gegengeſetzten Tauſchbedürfniſſen einander gegenübertreten,
und er iſt das in der Hauptſache bis auf den heutigen Tag
geblieben. Der Markt und der ſtehende Handel ſchließen
einander aus. Wo es einen Berufsſtand von Kaufleuten
gibt, braucht man keine Märkte; wo es Märkte gibt,
braucht man keine Kaufleute.
Damit gelangen wir ſofort zur mitteralterlichen Stadt
und zu ihrer Stellung in der Wirtſchaftsordnung, die wir
als geſchloſſene Stadtwirtſchaft bezeichnet haben.
Die mittelalterliche Stadt iſt in erſter Linie eine Burg,
d. h. ein mit Mauern und Gräben befeſtigter Ort, der den
Bewohnern der umliegenden offenen Landorte als Zuflucht
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