Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Absatz, keine Veränderung; ich bin immer nur eins,
ein ununterbrochenes Sehnen und Fassen, eine
Gluth, ein Strom. Meine Mutter ist vor Gram
gestorben; die Leute weisen mit Fingern auf mich,
das ist dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was
man seine Freude hat, an Reliquien oder an Le-
bendigen, an Blumen oder Kinderspielsachen; es ist
das nämliche Gefühl; wer am meisten genießt,
betet am meisten.
Danton.
Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz
in mich fassen, sie nicht ganz umschließen?
Marion.
Danton, deine Lippen haben Augen.
Danton.
Ich möchte ein Theil des Äthers sein, um dich
in meiner Fluth zu baden, um mich auf jeder
Welle deines schönen Leibes zu brechen.

Lacroix, Adelaide, Rosalie treten ein.
Lacroix (bleibt in der Thüre stehn).

Ich muß lachen, ich muß lachen.
Danton.
Nun?
3*
Abſatz, keine Veränderung; ich bin immer nur eins,
ein ununterbrochenes Sehnen und Faſſen, eine
Gluth, ein Strom. Meine Mutter iſt vor Gram
geſtorben; die Leute weiſen mit Fingern auf mich,
das iſt dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was
man ſeine Freude hat, an Reliquien oder an Le-
bendigen, an Blumen oder Kinderſpielſachen; es iſt
das nämliche Gefühl; wer am meiſten genießt,
betet am meiſten.
Danton.
Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz
in mich faſſen, ſie nicht ganz umſchließen?
Marion.
Danton, deine Lippen haben Augen.
Danton.
Ich möchte ein Theil des Äthers ſein, um dich
in meiner Fluth zu baden, um mich auf jeder
Welle deines ſchönen Leibes zu brechen.

Lacroix, Adelaide, Roſalie treten ein.
Lacroix (bleibt in der Thüre ſtehn).

Ich muß lachen, ich muß lachen.
Danton.
Nun?
3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MAR">
            <p><pb facs="#f0039" n="35"/>
Ab&#x017F;atz, keine Veränderung; ich bin immer nur eins,<lb/>
ein ununterbrochenes Sehnen und Fa&#x017F;&#x017F;en, eine<lb/>
Gluth, ein Strom. Meine Mutter i&#x017F;t vor Gram<lb/>
ge&#x017F;torben; die Leute wei&#x017F;en mit Fingern auf mich,<lb/>
das i&#x017F;t dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was<lb/>
man &#x017F;eine Freude hat, an Reliquien oder an Le-<lb/>
bendigen, an Blumen oder Kinder&#x017F;piel&#x017F;achen; es i&#x017F;t<lb/>
das nämliche Gefühl; wer am mei&#x017F;ten genießt,<lb/>
betet am mei&#x017F;ten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz<lb/>
in mich fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie nicht ganz um&#x017F;chließen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker><hi rendition="#g">Marion</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Danton, deine Lippen haben Augen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich möchte ein Theil des Äthers &#x017F;ein, um dich<lb/>
in meiner Fluth zu baden, um mich auf jeder<lb/>
Welle deines &#x017F;chönen Leibes zu brechen.</p><lb/>
            <stage><hi rendition="#g">Lacroix, Adelaide, Ro&#x017F;alie</hi> treten ein.<lb/><hi rendition="#g">Lacroix</hi> (bleibt in der Thüre &#x017F;tehn).</stage><lb/>
            <p>Ich muß lachen, ich muß lachen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Nun?</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0039] Abſatz, keine Veränderung; ich bin immer nur eins, ein ununterbrochenes Sehnen und Faſſen, eine Gluth, ein Strom. Meine Mutter iſt vor Gram geſtorben; die Leute weiſen mit Fingern auf mich, das iſt dumm. Es läuft auf eins hinaus, an was man ſeine Freude hat, an Reliquien oder an Le- bendigen, an Blumen oder Kinderſpielſachen; es iſt das nämliche Gefühl; wer am meiſten genießt, betet am meiſten. Danton. Warum kann ich deine Schönheit nicht ganz in mich faſſen, ſie nicht ganz umſchließen? Marion. Danton, deine Lippen haben Augen. Danton. Ich möchte ein Theil des Äthers ſein, um dich in meiner Fluth zu baden, um mich auf jeder Welle deines ſchönen Leibes zu brechen. Lacroix, Adelaide, Roſalie treten ein. Lacroix (bleibt in der Thüre ſtehn). Ich muß lachen, ich muß lachen. Danton. Nun? 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/39
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/39>, abgerufen am 03.12.2024.