bildet in der falsch ertheilten Richtung weiter und er- zeugt -- eine Mißgeburt. Kann das Verstandeslose und rein Mechanische in diesen Vorgängen von irgend Jemanden verkannt werden? Läßt sich die Jdee eines bewußten und den Stoff nach Zweckbegriffen beherrschen- den Schöpfers mit einer solchen Erscheinung vereinigen? Und wäre es möglich, daß sich die bildende Hand des Schöpfers durch den von Willkühr geleiteten Finger des Menschen in ihrer Thätigkeit aufhalten oder beirren ließe? Es kann hierbei nicht darauf ankommen, ob man das Wirken einer solchen Hand in eine frühere oder spätere Zeit versetzt, und es ist nichts damit geholfen, wenn man annimmt, die Natur habe nur den uranfäng- lichen Anstoß zu einem zweckmäßigen Wirken von Außen erhalten, vollbringe nun aber dieses Wirken weiter auf mechanische Weise. Denn der zweckmäßige Anstoß müßte ja nothwendig auch eine zweckmäßige Folge erzeugen. Ueberdem läßt sich nachweisen, daß auch schon in der allerfrühesten Anordnung irdischer Verhältnisse dieselben Fehler von der Natur begangen wurden. So hat dieselbe nicht einmal so viel Vorsicht besessen, die organischen Wesen jedesmal dahin zu versetzen, wo die äußeren Verhältnisse am besten für ihr Gedeihen sorgen. Jm Alterthume gab es in Arabien, wo heute bekannt- lich die edelste Race dieses Thieres erzeugt wird, keine Pferde; in Afrika, wo das Kameel, das s. g. Schiff
bildet in der falſch ertheilten Richtung weiter und er- zeugt — eine Mißgeburt. Kann das Verſtandesloſe und rein Mechaniſche in dieſen Vorgängen von irgend Jemanden verkannt werden? Läßt ſich die Jdee eines bewußten und den Stoff nach Zweckbegriffen beherrſchen- den Schöpfers mit einer ſolchen Erſcheinung vereinigen? Und wäre es möglich, daß ſich die bildende Hand des Schöpfers durch den von Willkühr geleiteten Finger des Menſchen in ihrer Thätigkeit aufhalten oder beirren ließe? Es kann hierbei nicht darauf ankommen, ob man das Wirken einer ſolchen Hand in eine frühere oder ſpätere Zeit verſetzt, und es iſt nichts damit geholfen, wenn man annimmt, die Natur habe nur den uranfäng- lichen Anſtoß zu einem zweckmäßigen Wirken von Außen erhalten, vollbringe nun aber dieſes Wirken weiter auf mechaniſche Weiſe. Denn der zweckmäßige Anſtoß müßte ja nothwendig auch eine zweckmäßige Folge erzeugen. Ueberdem läßt ſich nachweiſen, daß auch ſchon in der allerfrüheſten Anordnung irdiſcher Verhältniſſe dieſelben Fehler von der Natur begangen wurden. So hat dieſelbe nicht einmal ſo viel Vorſicht beſeſſen, die organiſchen Weſen jedesmal dahin zu verſetzen, wo die äußeren Verhältniſſe am beſten für ihr Gedeihen ſorgen. Jm Alterthume gab es in Arabien, wo heute bekannt- lich die edelſte Raçe dieſes Thieres erzeugt wird, keine Pferde; in Afrika, wo das Kameel, das ſ. g. Schiff
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bildet in der falſch ertheilten Richtung weiter und er-
zeugt — eine Mißgeburt. Kann das Verſtandesloſe
und rein Mechaniſche in dieſen Vorgängen von irgend
Jemanden verkannt werden? Läßt ſich die Jdee eines
bewußten und den Stoff nach Zweckbegriffen beherrſchen-
den Schöpfers mit einer ſolchen Erſcheinung vereinigen?
Und wäre es möglich, daß ſich die bildende Hand des
Schöpfers durch den von Willkühr geleiteten Finger
des Menſchen in ihrer Thätigkeit aufhalten oder beirren
ließe? Es kann hierbei nicht darauf ankommen, ob man
das Wirken einer ſolchen Hand in eine frühere oder
ſpätere Zeit verſetzt, und es iſt nichts damit geholfen,
wenn man annimmt, die Natur habe nur den uranfäng-
lichen Anſtoß zu einem zweckmäßigen Wirken von Außen
erhalten, vollbringe nun aber dieſes Wirken weiter auf
mechaniſche Weiſe. Denn der zweckmäßige Anſtoß
müßte ja nothwendig auch eine zweckmäßige Folge
erzeugen. Ueberdem läßt ſich nachweiſen, daß auch ſchon
in der allerfrüheſten Anordnung irdiſcher Verhältniſſe
dieſelben Fehler von der Natur begangen wurden. So
hat dieſelbe nicht einmal ſo viel Vorſicht beſeſſen, die
organiſchen Weſen jedesmal dahin zu verſetzen, wo die
äußeren Verhältniſſe am beſten für ihr Gedeihen ſorgen.
Jm Alterthume gab es in Arabien, wo heute bekannt-
lich die edelſte Raçe dieſes Thieres erzeugt wird, keine
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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