Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.verloren." Wo sich der Mensch gewöhnt hat, sich als verloren.‟ Wo ſich der Menſch gewöhnt hat, ſich als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="114"/> verloren.‟ Wo ſich der Menſch gewöhnt hat, ſich als<lb/> elenden, verdammten Sünder anzuſehen, welcher nur<lb/> durch unabläſſige Aſcetik ſich dieſer Verdammniß entringen<lb/> kann, da müſſen menſchliche Würde und menſchlicher<lb/> Stolz verloren gehen. Wo wir überirdiſche Weſen für<lb/> uns ſorgen laſſen und die Beſchäftigung mit irdiſchen An-<lb/> gelegenheiten für ein Werk des Teufels anſehen, da iſt ein<lb/> menſchenwürdiges Daſein eine Unmöglichkeit. „Der lei-<lb/> dige Teufel,‟ ſagt Luther, „der Gott und Chriſto feind<lb/> iſt, der will uns — auf uns ſelbſt und auf unſre Sorgen<lb/> reißen, daß wir uns ſelber Gottes Amt (welches iſt für<lb/> uns ſorgen und unſer Gott ſein) unterwinden.‟ — Unſrer<lb/> Zeit war es vorbehalten, den <hi rendition="#g">praktiſch</hi> längſt entſchie-<lb/> denen Sieg des menſchlichen Princip’s über das über-<lb/> menſchliche auch theoretiſch und wiſſenſchaftlich zu er-<lb/> ringen. Als ein Namen erſter Größe leuchtet bei Be-<lb/> trachtung dieſer philoſophiſchen Beſtrebungen der <hi rendition="#g">Lud-<lb/> wig Feuerbach’s</hi> hervor. Das menſchliche Weſen iſt<lb/> für dieſen tiefſinnigen Philoſophen zugleich das <hi rendition="#g">höchſte</hi><lb/> Weſen. „Die Gottheit des Jndividunms‟, ruft er aus,<lb/> „iſt das aufgelöſte Geheimniß der Religion, die <hi rendition="#g">Nega-<lb/> tion</hi> Gottes die Poſition des Jndividuums.‟ — „Wir<lb/> ſind allzumal vollkommen‟, ſagt <hi rendition="#g">Max Stirner,</hi> der<lb/> bekannte Verfaſſer des: „Der Einzige und ſein Eigen-<lb/> thum‟, gegenüber denen, welche die Menſchen allzumal<lb/> als Sünder und unwürdig der Gnade des Herrn dar-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0134]
verloren.‟ Wo ſich der Menſch gewöhnt hat, ſich als
elenden, verdammten Sünder anzuſehen, welcher nur
durch unabläſſige Aſcetik ſich dieſer Verdammniß entringen
kann, da müſſen menſchliche Würde und menſchlicher
Stolz verloren gehen. Wo wir überirdiſche Weſen für
uns ſorgen laſſen und die Beſchäftigung mit irdiſchen An-
gelegenheiten für ein Werk des Teufels anſehen, da iſt ein
menſchenwürdiges Daſein eine Unmöglichkeit. „Der lei-
dige Teufel,‟ ſagt Luther, „der Gott und Chriſto feind
iſt, der will uns — auf uns ſelbſt und auf unſre Sorgen
reißen, daß wir uns ſelber Gottes Amt (welches iſt für
uns ſorgen und unſer Gott ſein) unterwinden.‟ — Unſrer
Zeit war es vorbehalten, den praktiſch längſt entſchie-
denen Sieg des menſchlichen Princip’s über das über-
menſchliche auch theoretiſch und wiſſenſchaftlich zu er-
ringen. Als ein Namen erſter Größe leuchtet bei Be-
trachtung dieſer philoſophiſchen Beſtrebungen der Lud-
wig Feuerbach’s hervor. Das menſchliche Weſen iſt
für dieſen tiefſinnigen Philoſophen zugleich das höchſte
Weſen. „Die Gottheit des Jndividunms‟, ruft er aus,
„iſt das aufgelöſte Geheimniß der Religion, die Nega-
tion Gottes die Poſition des Jndividuums.‟ — „Wir
ſind allzumal vollkommen‟, ſagt Max Stirner, der
bekannte Verfaſſer des: „Der Einzige und ſein Eigen-
thum‟, gegenüber denen, welche die Menſchen allzumal
als Sünder und unwürdig der Gnade des Herrn dar-
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