bestimmten, wenn auch des Näheren noch unbekannten, Beziehung zu den seelischen Funktionen stehen muß. Die s. g. Ganglienkugeln, das zweite histologische Element der Nervenmasse, welche sich namentlich in der grauen Substanz des Gehirns und Rückenmarks vorfin- den, zeigen gleichfalls manche Eigenthümlichkeiten und Verschiedenheiten des Baues. Sie sind theils von Pri- mitivfasern umgeben, theils brückenartig durch dieselben verbunden, theils scheinen solche aus ihnen zu ent- springen etc. etc. -- Es gibt kein anderes thierisches Organ, welches auch nur annähernd an Feinheit und Abwechslung der Form dem Gehirn gleichkäme. Aus- nehmen könnte man höchstens die Sinnesorgane, welche aber selbst wieder nur als Ausläufer des Centralnerven- systems, des Gehirns, anzusehen sind. Endlich ist das Gehirn unter allen Organen erfahrungsgemäß dasjenige, welches das meiste Blut vom Herzen erhält, und in welchem also der Stoffwechsel am schnellsten und regsten vor sich geht. Auch sind dem entsprechend die anatomi- schen Anordnungen der Blutgefäße des Gehirns sehr eigenthümliche und complicirte. Zuletzt versichern uns die Chemiker, daß die chemische Zusammensetzung des Gehirns keine so einfache sei, als man bisher glaubte, sondern daß in demselben höchst eigenthümlich constituirte chemische Körper vorkommen, deren genauere chemische Natur noch nicht erkannt ist, und welche sich in keinem
beſtimmten, wenn auch des Näheren noch unbekannten, Beziehung zu den ſeeliſchen Funktionen ſtehen muß. Die ſ. g. Ganglienkugeln, das zweite hiſtologiſche Element der Nervenmaſſe, welche ſich namentlich in der grauen Subſtanz des Gehirns und Rückenmarks vorfin- den, zeigen gleichfalls manche Eigenthümlichkeiten und Verſchiedenheiten des Baues. Sie ſind theils von Pri- mitivfaſern umgeben, theils brückenartig durch dieſelben verbunden, theils ſcheinen ſolche aus ihnen zu ent- ſpringen ꝛc. ꝛc. — Es gibt kein anderes thieriſches Organ, welches auch nur annähernd an Feinheit und Abwechslung der Form dem Gehirn gleichkäme. Aus- nehmen könnte man höchſtens die Sinnesorgane, welche aber ſelbſt wieder nur als Ausläufer des Centralnerven- ſyſtems, des Gehirns, anzuſehen ſind. Endlich iſt das Gehirn unter allen Organen erfahrungsgemäß dasjenige, welches das meiſte Blut vom Herzen erhält, und in welchem alſo der Stoffwechſel am ſchnellſten und regſten vor ſich geht. Auch ſind dem entſprechend die anatomi- ſchen Anordnungen der Blutgefäße des Gehirns ſehr eigenthümliche und complicirte. Zuletzt verſichern uns die Chemiker, daß die chemiſche Zuſammenſetzung des Gehirns keine ſo einfache ſei, als man bisher glaubte, ſondern daß in demſelben höchſt eigenthümlich conſtituirte chemiſche Körper vorkommen, deren genauere chemiſche Natur noch nicht erkannt iſt, und welche ſich in keinem
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beſtimmten, wenn auch des Näheren noch unbekannten,
Beziehung zu den ſeeliſchen Funktionen ſtehen muß.
Die ſ. g. Ganglienkugeln, das zweite hiſtologiſche
Element der Nervenmaſſe, welche ſich namentlich in der
grauen Subſtanz des Gehirns und Rückenmarks vorfin-
den, zeigen gleichfalls manche Eigenthümlichkeiten und
Verſchiedenheiten des Baues. Sie ſind theils von Pri-
mitivfaſern umgeben, theils brückenartig durch dieſelben
verbunden, theils ſcheinen ſolche aus ihnen zu ent-
ſpringen ꝛc. ꝛc. — Es gibt kein anderes thieriſches
Organ, welches auch nur annähernd an Feinheit und
Abwechslung der Form dem Gehirn gleichkäme. Aus-
nehmen könnte man höchſtens die Sinnesorgane, welche
aber ſelbſt wieder nur als Ausläufer des Centralnerven-
ſyſtems, des Gehirns, anzuſehen ſind. Endlich iſt das
Gehirn unter allen Organen erfahrungsgemäß dasjenige,
welches das meiſte Blut vom Herzen erhält, und in
welchem alſo der Stoffwechſel am ſchnellſten und regſten
vor ſich geht. Auch ſind dem entſprechend die anatomi-
ſchen Anordnungen der Blutgefäße des Gehirns ſehr
eigenthümliche und complicirte. Zuletzt verſichern uns
die Chemiker, daß die chemiſche Zuſammenſetzung des
Gehirns keine ſo einfache ſei, als man bisher glaubte,
ſondern daß in demſelben höchſt eigenthümlich conſtituirte
chemiſche Körper vorkommen, deren genauere chemiſche
Natur noch nicht erkannt iſt, und welche ſich in keinem
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/160>, abgerufen am 21.11.2024.
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