Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.Erwerben u. s. w. u. s. w. kann sich gewiß nur an Ob- Somit gibt es in keiner Richtung bestimmte wissen- 12*
Erwerben u. ſ. w. u. ſ. w. kann ſich gewiß nur an Ob- Somit gibt es in keiner Richtung beſtimmte wiſſen- 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="179"/> Erwerben u. ſ. w. u. ſ. w. kann ſich gewiß nur an Ob-<lb/> jecten entwickeln und würde <hi rendition="#g">ohne</hi> ſie ewig ſchlummern;<lb/> Tonſinn ohne Töne, Farbenſinn ohne Farben, Orſtinn<lb/> ohne Orte iſt nicht denkbar. Schluß- und Vergleichungs-<lb/> vermögen kann nur ſein, wo Dinge zum Vergleichen und<lb/> Objecte zum Schließen da ſind. Weiter iſt zu bedenken,<lb/> daß das Verhältniß von phrenologiſchen Organen und<lb/> äußeren Eindrücken auch ein umgekehrtes von dem vorhin<lb/> erörterten ſein kann. Wenn es Thatſache iſt, daß das<lb/> Geſämmthirn in Folge fortgeſetzter pſychiſcher Thätigkeit<lb/> an Größe und Qualität zunimmt, ſo kann — immer die<lb/> Richtigkeit der phrenologiſchen Grundſätze vorausgeſetzt<lb/> — es ebenſowohl möglich ſein, daß zu der Zeit, wo<lb/> das Gehirn in Wachsthum und Bildung begriffen iſt,<lb/> durch fortgeſetzte und häufige äußere Eindrücke und pſy-<lb/> chiſche Thätigkeit in einer gewiſſen Richtung das betref-<lb/> fende phrenologiſche Organ auch materiell ſtärker her-<lb/> vorgebildet wird — ganz in derſelben Weiſe, wie ein<lb/> Muskel durch Uebung erſtarkt.</p><lb/> <p>Somit gibt es in keiner Richtung beſtimmte wiſſen-<lb/> ſchaftliche Thatſachen, welche uns nöthigen würden, die<lb/> Exiſtenz angeborner Jdeen anzunehmen. Die Natur<lb/> kennt weder Abſichten, noch Zwecke, noch irgend welche<lb/> ihr von Außen und Oben herab aufgenöthigten geiſtigen<lb/> oder materiellen Bedingniſſe! ſie hat ſich von Anfang<lb/> bis zu Ende organiſch aus ſich ſelbſt entwickelt und ent-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [179/0199]
Erwerben u. ſ. w. u. ſ. w. kann ſich gewiß nur an Ob-
jecten entwickeln und würde ohne ſie ewig ſchlummern;
Tonſinn ohne Töne, Farbenſinn ohne Farben, Orſtinn
ohne Orte iſt nicht denkbar. Schluß- und Vergleichungs-
vermögen kann nur ſein, wo Dinge zum Vergleichen und
Objecte zum Schließen da ſind. Weiter iſt zu bedenken,
daß das Verhältniß von phrenologiſchen Organen und
äußeren Eindrücken auch ein umgekehrtes von dem vorhin
erörterten ſein kann. Wenn es Thatſache iſt, daß das
Geſämmthirn in Folge fortgeſetzter pſychiſcher Thätigkeit
an Größe und Qualität zunimmt, ſo kann — immer die
Richtigkeit der phrenologiſchen Grundſätze vorausgeſetzt
— es ebenſowohl möglich ſein, daß zu der Zeit, wo
das Gehirn in Wachsthum und Bildung begriffen iſt,
durch fortgeſetzte und häufige äußere Eindrücke und pſy-
chiſche Thätigkeit in einer gewiſſen Richtung das betref-
fende phrenologiſche Organ auch materiell ſtärker her-
vorgebildet wird — ganz in derſelben Weiſe, wie ein
Muskel durch Uebung erſtarkt.
Somit gibt es in keiner Richtung beſtimmte wiſſen-
ſchaftliche Thatſachen, welche uns nöthigen würden, die
Exiſtenz angeborner Jdeen anzunehmen. Die Natur
kennt weder Abſichten, noch Zwecke, noch irgend welche
ihr von Außen und Oben herab aufgenöthigten geiſtigen
oder materiellen Bedingniſſe! ſie hat ſich von Anfang
bis zu Ende organiſch aus ſich ſelbſt entwickelt und ent-
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