walt geschaffen werden? Und wenn das erste, warum ge- schieht es heute nicht mehr? Diese Frage hat von jeher Phi- losophen und Naturforscher beschäftigt und zu den man- nigfaltigsten und weitläufigsten Streitigkeiten Anlaß ge- geben. Ehe wir uns in die nähere Betrachtung dieser Frage einlassen, haben wir den vorhin ausgesprochenen Satz: Omne vivum ex ovo näher dahin zu bestimmmen, daß derselbe, wenn auch für die unendliche Mehrzahl aller Organismen gültig, doch selbst unter unsern heutigen Verhältnissen nicht ein durchaus und vollkommen durch- greifender zu sein scheint. Wenigstens ist die wissen- schaftliche Streitfrage der s. g. Generatio aequivoca, der unfreiwilligen oder ungleichartigen Zeugung, immer noch nicht eine völlig erledigte. Die Generatio aequi- voca bedeutet eine Zeugung organischer Wesen ohne vorher dagewesene gleichartige Eltern oder Keime, bloß durch das zufällige oder nothwendige Zusammentreffen anorganischer Elemente und Naturkräfte. Haben nun auch die neuesten wissenschaftlichen Forschungen dieser Art von Zeugung, welcher man früher einen sehr aus- gedehnten Wirkungskreis zuschrieb, immer mehr wissen- schaftlichen Boden entzogen, so ist es dennoch nicht un- wahrscheinlich, daß dieselbe für die kleinsten und unvollkommensten Organismen heute noch mög- lich ist. -- Wenn nun aber für alle höher organisirten pflanzlichen und thierischen Wesen das Gesetz gilt, daß
walt geſchaffen werden? Und wenn das erſte, warum ge- ſchieht es heute nicht mehr? Dieſe Frage hat von jeher Phi- loſophen und Naturforſcher beſchäftigt und zu den man- nigfaltigſten und weitläufigſten Streitigkeiten Anlaß ge- geben. Ehe wir uns in die nähere Betrachtung dieſer Frage einlaſſen, haben wir den vorhin ausgeſprochenen Satz: Omne vivum ex ovo näher dahin zu beſtimmmen, daß derſelbe, wenn auch für die unendliche Mehrzahl aller Organismen gültig, doch ſelbſt unter unſern heutigen Verhältniſſen nicht ein durchaus und vollkommen durch- greifender zu ſein ſcheint. Wenigſtens iſt die wiſſen- ſchaftliche Streitfrage der ſ. g. Generatio aequivoca, der unfreiwilligen oder ungleichartigen Zeugung, immer noch nicht eine völlig erledigte. Die Generatio aequi- voca bedeutet eine Zeugung organiſcher Weſen ohne vorher dageweſene gleichartige Eltern oder Keime, bloß durch das zufällige oder nothwendige Zuſammentreffen anorganiſcher Elemente und Naturkräfte. Haben nun auch die neueſten wiſſenſchaftlichen Forſchungen dieſer Art von Zeugung, welcher man früher einen ſehr aus- gedehnten Wirkungskreis zuſchrieb, immer mehr wiſſen- ſchaftlichen Boden entzogen, ſo iſt es dennoch nicht un- wahrſcheinlich, daß dieſelbe für die kleinſten und unvollkommenſten Organismen heute noch mög- lich iſt. — Wenn nun aber für alle höher organiſirten pflanzlichen und thieriſchen Weſen das Geſetz gilt, daß
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walt geſchaffen werden? Und wenn das erſte, warum ge-
ſchieht es heute nicht mehr? Dieſe Frage hat von jeher Phi-
loſophen und Naturforſcher beſchäftigt und zu den man-
nigfaltigſten und weitläufigſten Streitigkeiten Anlaß ge-
geben. Ehe wir uns in die nähere Betrachtung dieſer
Frage einlaſſen, haben wir den vorhin ausgeſprochenen
Satz: Omne vivum ex ovo näher dahin zu beſtimmmen,
daß derſelbe, wenn auch für die unendliche Mehrzahl
aller Organismen gültig, doch ſelbſt unter unſern heutigen
Verhältniſſen nicht ein durchaus und vollkommen durch-
greifender zu ſein ſcheint. Wenigſtens iſt die wiſſen-
ſchaftliche Streitfrage der ſ. g. Generatio aequivoca,
der unfreiwilligen oder ungleichartigen Zeugung, immer
noch nicht eine völlig erledigte. Die Generatio aequi-
voca bedeutet eine Zeugung organiſcher Weſen ohne
vorher dageweſene gleichartige Eltern oder Keime, bloß
durch das zufällige oder nothwendige Zuſammentreffen
anorganiſcher Elemente und Naturkräfte. Haben nun
auch die neueſten wiſſenſchaftlichen Forſchungen dieſer
Art von Zeugung, welcher man früher einen ſehr aus-
gedehnten Wirkungskreis zuſchrieb, immer mehr wiſſen-
ſchaftlichen Boden entzogen, ſo iſt es dennoch nicht un-
wahrſcheinlich, daß dieſelbe für die kleinſten und
unvollkommenſten Organismen heute noch mög-
lich iſt. — Wenn nun aber für alle höher organiſirten
pflanzlichen und thieriſchen Weſen das Geſetz gilt, daß
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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