Ort und Stelle eingezogen. (Man vergl. die "Anmerkung zu Lenz" auf S. 240).
Mit dem Verbot der deutschen Revue war die litera- rische Verbindung und Richtung, die man das "Junge Deutschland" nannte, so ziemlich zu Ende, und seine Kory- phäen verfolgten von nun an jeder seinen eigenen Weg. Was Büchner's Verhältniß zum Jungen Deutschland und seine Meinung über dasselbe angeht, so verweisen wir auf den Brief vom 1. Januar 1836 (S. 361 u. flgde.), worin er sich entschieden darüber ausspricht. -- Da nun Büchner die Absicht hatte, schon im Frühjahre des Jahres 1836 nach Zürich als Privatdocent zu gehen, so beeilte er sich mit seiner Abhandlung sehr. Im März 1836 war sie fertig, und nachdem er in der Straßburger gelehrten Ge- sellschaft für Naturwissenschaften mit sehr gro- ßem Beifall drei Vorträge über den Gegenstand gehalten hatte, beschloß die Gesellschaft auf Antrag der Professoren Lauth und Düvernoy, die Abhandlung in ihre Annalen auf- zunehmen und dieselbe zum Druck auf ihre Kosten zuzulassen. Zugleich ernannte sie Büchner zum correspondirenden Mit- glied. Die Schrift erhielt den Titel: Sur le systeme ner- veux du barbeau (über das Nervensystem der Fische) und wurde von den ausgezeichnetsten Kennern der Naturwissen- schaften für eine meisterhafte Arbeit erklärt, die zu den höchsten Erwartungen berechtige. (Ein kurzer Auszug aus dieser Schrift ist auf Seite 296 wiedergegeben.) Theils die Verzögerung des Druckes der Schrift, theils politische Maß- regeln, die damals gegen die Flüchtlinge in der Schweiz er- griffen wurden, bewogen Büchner, seine Uebersiedelung nach Zürich noch bis zum Herbste zu verschieben. Die ihm da-
Ort und Stelle eingezogen. (Man vergl. die "Anmerkung zu Lenz" auf S. 240).
Mit dem Verbot der deutſchen Revue war die litera- riſche Verbindung und Richtung, die man das "Junge Deutſchland" nannte, ſo ziemlich zu Ende, und ſeine Kory- phäen verfolgten von nun an jeder ſeinen eigenen Weg. Was Büchner's Verhältniß zum Jungen Deutſchland und ſeine Meinung über daſſelbe angeht, ſo verweiſen wir auf den Brief vom 1. Januar 1836 (S. 361 u. flgde.), worin er ſich entſchieden darüber ausſpricht. — Da nun Büchner die Abſicht hatte, ſchon im Frühjahre des Jahres 1836 nach Zürich als Privatdocent zu gehen, ſo beeilte er ſich mit ſeiner Abhandlung ſehr. Im März 1836 war ſie fertig, und nachdem er in der Straßburger gelehrten Ge- ſellſchaft für Naturwiſſenſchaften mit ſehr gro- ßem Beifall drei Vorträge über den Gegenſtand gehalten hatte, beſchloß die Geſellſchaft auf Antrag der Profeſſoren Lauth und Düvernoy, die Abhandlung in ihre Annalen auf- zunehmen und dieſelbe zum Druck auf ihre Koſten zuzulaſſen. Zugleich ernannte ſie Büchner zum correſpondirenden Mit- glied. Die Schrift erhielt den Titel: Sur le système ner- veux du barbeau (über das Nervenſyſtem der Fiſche) und wurde von den ausgezeichnetſten Kennern der Naturwiſſen- ſchaften für eine meiſterhafte Arbeit erklärt, die zu den höchſten Erwartungen berechtige. (Ein kurzer Auszug aus dieſer Schrift iſt auf Seite 296 wiedergegeben.) Theils die Verzögerung des Druckes der Schrift, theils politiſche Maß- regeln, die damals gegen die Flüchtlinge in der Schweiz er- griffen wurden, bewogen Büchner, ſeine Ueberſiedelung nach Zürich noch bis zum Herbſte zu verſchieben. Die ihm da-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0187"n="CLXXI"/>
Ort und Stelle eingezogen. (Man vergl. die "Anmerkung<lb/>
zu Lenz" auf S. 240).</p><lb/><p>Mit dem Verbot der deutſchen Revue war die litera-<lb/>
riſche Verbindung und Richtung, die man das "Junge<lb/>
Deutſchland" nannte, ſo ziemlich zu Ende, und ſeine Kory-<lb/>
phäen verfolgten von nun an jeder ſeinen eigenen Weg. Was<lb/>
Büchner's Verhältniß zum Jungen Deutſchland und ſeine<lb/>
Meinung über daſſelbe angeht, ſo verweiſen wir auf den<lb/>
Brief vom 1. Januar 1836 (S. 361 u. flgde.), worin er<lb/>ſich entſchieden darüber ausſpricht. — Da nun Büchner die<lb/>
Abſicht hatte, ſchon im Frühjahre des Jahres 1836 nach<lb/>
Zürich als Privatdocent zu gehen, ſo beeilte er ſich mit<lb/>ſeiner Abhandlung ſehr. Im März 1836 war ſie fertig,<lb/>
und nachdem er in der <hirendition="#g">Straßburger gelehrten Ge</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſellſchaft für Naturwiſſenſchaften</hi> mit ſehr gro-<lb/>
ßem Beifall drei Vorträge über den Gegenſtand gehalten<lb/>
hatte, beſchloß die Geſellſchaft auf Antrag der Profeſſoren<lb/>
Lauth und Düvernoy, die Abhandlung in ihre Annalen auf-<lb/>
zunehmen und dieſelbe zum Druck auf ihre Koſten zuzulaſſen.<lb/>
Zugleich ernannte ſie Büchner zum correſpondirenden Mit-<lb/>
glied. Die Schrift erhielt den Titel: <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sur le système ner-<lb/>
veux du barbeau</hi></hi> (über das Nervenſyſtem der Fiſche) und<lb/>
wurde von den ausgezeichnetſten Kennern der Naturwiſſen-<lb/>ſchaften für eine meiſterhafte Arbeit erklärt, die zu den<lb/>
höchſten Erwartungen berechtige. (Ein kurzer Auszug aus<lb/>
dieſer Schrift iſt auf Seite 296 wiedergegeben.) Theils die<lb/>
Verzögerung des Druckes der Schrift, theils politiſche Maß-<lb/>
regeln, die damals gegen die Flüchtlinge in der Schweiz er-<lb/>
griffen wurden, bewogen Büchner, ſeine Ueberſiedelung nach<lb/>
Zürich noch bis zum Herbſte zu verſchieben. Die ihm da-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[CLXXI/0187]
Ort und Stelle eingezogen. (Man vergl. die "Anmerkung
zu Lenz" auf S. 240).
Mit dem Verbot der deutſchen Revue war die litera-
riſche Verbindung und Richtung, die man das "Junge
Deutſchland" nannte, ſo ziemlich zu Ende, und ſeine Kory-
phäen verfolgten von nun an jeder ſeinen eigenen Weg. Was
Büchner's Verhältniß zum Jungen Deutſchland und ſeine
Meinung über daſſelbe angeht, ſo verweiſen wir auf den
Brief vom 1. Januar 1836 (S. 361 u. flgde.), worin er
ſich entſchieden darüber ausſpricht. — Da nun Büchner die
Abſicht hatte, ſchon im Frühjahre des Jahres 1836 nach
Zürich als Privatdocent zu gehen, ſo beeilte er ſich mit
ſeiner Abhandlung ſehr. Im März 1836 war ſie fertig,
und nachdem er in der Straßburger gelehrten Ge-
ſellſchaft für Naturwiſſenſchaften mit ſehr gro-
ßem Beifall drei Vorträge über den Gegenſtand gehalten
hatte, beſchloß die Geſellſchaft auf Antrag der Profeſſoren
Lauth und Düvernoy, die Abhandlung in ihre Annalen auf-
zunehmen und dieſelbe zum Druck auf ihre Koſten zuzulaſſen.
Zugleich ernannte ſie Büchner zum correſpondirenden Mit-
glied. Die Schrift erhielt den Titel: Sur le système ner-
veux du barbeau (über das Nervenſyſtem der Fiſche) und
wurde von den ausgezeichnetſten Kennern der Naturwiſſen-
ſchaften für eine meiſterhafte Arbeit erklärt, die zu den
höchſten Erwartungen berechtige. (Ein kurzer Auszug aus
dieſer Schrift iſt auf Seite 296 wiedergegeben.) Theils die
Verzögerung des Druckes der Schrift, theils politiſche Maß-
regeln, die damals gegen die Flüchtlinge in der Schweiz er-
griffen wurden, bewogen Büchner, ſeine Ueberſiedelung nach
Zürich noch bis zum Herbſte zu verſchieben. Die ihm da-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CLXXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/187>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.