Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite
Mercier (zu Danton). Das Blut der Zwei und zwanzig
ersäuft dich.
Ein Gefangener (zu Herault). Die Macht des Volkes
und die Macht der Vernunft sind eins.
Ein Anderer (zu Camille). Nun, Generalprokurator der
Laterne, deine Verbesserung der Straßenbeleuchtung hat in
Frankreich nicht heller gemacht.
Ein Anderer. Laßt ihn! das sind die Lippen, welche
das Wort Erbarmen gesprochen.
(Er umarmt Camille,
mehrere Gefangene folgen seinem Beispiele.)
Philippeau. Wir sind Priester, die mit Sterbenden
gebetet haben, wir sind angesteckt worden und sterben an der
nämlichen Seuche.
Einige Stimmen. Der Streich, der Euch trifft, tödtet
uns Alle.
Camille. Meine Herren, ich beklage sehr, daß unsere
Anstrengungen so fruchtlos waren; ich gehe aufs Schaffot,
weil mir die Augen über das Loos einiger Unglücklichen naß
geworden.


Ein Zimmer.
Fouquier-Tinville. Hermann.
Fouquier. Alles bereit?
Hermann. Es wird schwer halten; wäre Danton nicht
darunter, so ginge es leicht.
Fouquier. Er muß vortanzen.
Hermann. Er wird die Geschworenen erschrecken, er ist
die Vogelscheuche der Revolution.

Mercier (zu Danton). Das Blut der Zwei und zwanzig
erſäuft dich.
Ein Gefangener (zu Hérault). Die Macht des Volkes
und die Macht der Vernunft ſind eins.
Ein Anderer (zu Camille). Nun, Generalprokurator der
Laterne, deine Verbeſſerung der Straßenbeleuchtung hat in
Frankreich nicht heller gemacht.
Ein Anderer. Laßt ihn! das ſind die Lippen, welche
das Wort Erbarmen geſprochen.
(Er umarmt Camille,
mehrere Gefangene folgen ſeinem Beiſpiele.)
Philippeau. Wir ſind Prieſter, die mit Sterbenden
gebetet haben, wir ſind angeſteckt worden und ſterben an der
nämlichen Seuche.
Einige Stimmen. Der Streich, der Euch trifft, tödtet
uns Alle.
Camille. Meine Herren, ich beklage ſehr, daß unſere
Anſtrengungen ſo fruchtlos waren; ich gehe aufs Schaffot,
weil mir die Augen über das Loos einiger Unglücklichen naß
geworden.


Ein Zimmer.
Fouquier-Tinville. Hermann.
Fouquier. Alles bereit?
Hermann. Es wird ſchwer halten; wäre Danton nicht
darunter, ſo ginge es leicht.
Fouquier. Er muß vortanzen.
Hermann. Er wird die Geſchworenen erſchrecken, er iſt
die Vogelſcheuche der Revolution.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="act" n="3">
            <div type="scene" n="4">
              <pb facs="#f0258" n="62"/>
              <sp who="#MERCIER">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Mercier</hi> </hi> </speaker>
                <stage>(zu Danton).</stage>
                <p>Das Blut der Zwei und zwanzig<lb/>
er&#x017F;äuft dich.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#GEFANG">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Ein Gefangener</hi> </hi> </speaker>
                <stage>(zu H<hi rendition="#aq">é</hi>rault).</stage>
                <p>Die Macht des Volkes<lb/>
und die Macht der Vernunft &#x017F;ind eins.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ANDERER">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Ein Anderer</hi> </hi> </speaker>
                <stage>(zu Camille).</stage>
                <p>Nun, Generalprokurator der<lb/>
Laterne, deine Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Straßenbeleuchtung hat in<lb/>
Frankreich nicht heller gemacht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ANDERER">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Ein Anderer.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Laßt ihn! das &#x017F;ind die Lippen, welche<lb/>
das Wort <hi rendition="#g">Erbarmen</hi> ge&#x017F;prochen.</p>
                <stage>(Er umarmt <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Camille,</hi></hi><lb/>
mehrere Gefangene folgen &#x017F;einem Bei&#x017F;piele.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#PHI">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Philippeau.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Wir &#x017F;ind Prie&#x017F;ter, die mit Sterbenden<lb/>
gebetet haben, wir &#x017F;ind ange&#x017F;teckt worden und &#x017F;terben an der<lb/>
nämlichen Seuche.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#STIMMEN">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Einige Stimmen.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Der Streich, der Euch trifft, tödtet<lb/>
uns Alle.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#CAM">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Camille.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Meine Herren, ich beklage &#x017F;ehr, daß un&#x017F;ere<lb/>
An&#x017F;trengungen &#x017F;o fruchtlos waren; ich gehe aufs Schaffot,<lb/>
weil mir die Augen über das Loos einiger Unglücklichen naß<lb/>
geworden.</p>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div type="scene" n="4">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ein Zimmer</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Fouquier-Tinville. Hermann.</hi> </hi> </stage><lb/>
              <sp who="#FOU">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Fouquier.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Alles bereit?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERMANN">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Es wird &#x017F;chwer halten; wäre Danton nicht<lb/>
darunter, &#x017F;o ginge es leicht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FOU">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Fouquier.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Er muß vortanzen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HERMANN">
                <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </hi> </speaker>
                <p>Er wird die Ge&#x017F;chworenen er&#x017F;chrecken, er i&#x017F;t<lb/>
die Vogel&#x017F;cheuche der Revolution.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0258] Mercier (zu Danton). Das Blut der Zwei und zwanzig erſäuft dich. Ein Gefangener (zu Hérault). Die Macht des Volkes und die Macht der Vernunft ſind eins. Ein Anderer (zu Camille). Nun, Generalprokurator der Laterne, deine Verbeſſerung der Straßenbeleuchtung hat in Frankreich nicht heller gemacht. Ein Anderer. Laßt ihn! das ſind die Lippen, welche das Wort Erbarmen geſprochen. (Er umarmt Camille, mehrere Gefangene folgen ſeinem Beiſpiele.) Philippeau. Wir ſind Prieſter, die mit Sterbenden gebetet haben, wir ſind angeſteckt worden und ſterben an der nämlichen Seuche. Einige Stimmen. Der Streich, der Euch trifft, tödtet uns Alle. Camille. Meine Herren, ich beklage ſehr, daß unſere Anſtrengungen ſo fruchtlos waren; ich gehe aufs Schaffot, weil mir die Augen über das Loos einiger Unglücklichen naß geworden. Ein Zimmer. Fouquier-Tinville. Hermann. Fouquier. Alles bereit? Hermann. Es wird ſchwer halten; wäre Danton nicht darunter, ſo ginge es leicht. Fouquier. Er muß vortanzen. Hermann. Er wird die Geſchworenen erſchrecken, er iſt die Vogelſcheuche der Revolution.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/258
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/258>, abgerufen am 21.11.2024.