Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Billaud. Desto besser, da brauchen ihre Kinder keinen Sarg. Barrere. Die Schwindsucht eines Aristokraten spart dem Revolutions-Tribunal eine Sitzung. Jede Arznei wäre contrerevolutionär. Collot (nimmt ein Papier.) Eine Bittschrift! ein Weiber- name! Barrere. Wohl eine von denen, die gezwungen sein möchten, zwischen einem Guillotinenbrett und dem Bett eines Jacobiners zu wählen. Die, wie Lucretia, nach dem Verlust ihrer Ehre sterben, aber etwas später als die Römerin -- im Kindbett oder aus Altersschwäche. -- Es mag nicht so unangenehm sein, einen Tarquinius aus der Tugendrepublik einer Jungfrau zu treiben. Collot. Sie ist zu alt. Madame verlangt den Tod, sie weiß sich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf ihr wie ein Sargdeckel. Sie sitzt erst seit vier Wochen. Die Ant- wort ist leicht. (Er schreibt und liest.) "Bürgerin, es ist noch nicht lange genug, daß du den Tod wünschest". Barrere. Gut gesagt! Aber Collot, es ist nicht gut, daß die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben sonst keine Furcht mehr davor, man muß sich nicht so familiär machen. (St. Just kommt zurück.) St. Just. Eben erhalte ich eine Denunciation. Man conspirirt in den Gefängnissen; ein junger Mensch, Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er saß mit Dillon im näm- lichen Zimmer. Dillon hat getrunken und geplaudert. Barrere. Er schneidet sich mit seiner Bouteille den Hals ab; das ist schon mehr vorgekommen. Billaud. Deſto beſſer, da brauchen ihre Kinder keinen Sarg. Barrère. Die Schwindſucht eines Ariſtokraten ſpart dem Revolutions-Tribunal eine Sitzung. Jede Arznei wäre contrerevolutionär. Collot (nimmt ein Papier.) Eine Bittſchrift! ein Weiber- name! Barrère. Wohl eine von denen, die gezwungen ſein möchten, zwiſchen einem Guillotinenbrett und dem Bett eines Jacobiners zu wählen. Die, wie Lucretia, nach dem Verluſt ihrer Ehre ſterben, aber etwas ſpäter als die Römerin — im Kindbett oder aus Altersſchwäche. — Es mag nicht ſo unangenehm ſein, einen Tarquinius aus der Tugendrepublik einer Jungfrau zu treiben. Collot. Sie iſt zu alt. Madame verlangt den Tod, ſie weiß ſich auszudrücken, das Gefängniß liegt auf ihr wie ein Sargdeckel. Sie ſitzt erſt ſeit vier Wochen. Die Ant- wort iſt leicht. (Er ſchreibt und lieſt.) "Bürgerin, es iſt noch nicht lange genug, daß du den Tod wünſcheſt". Barrère. Gut geſagt! Aber Collot, es iſt nicht gut, daß die Guillotine zu lachen anfängt; die Leute haben ſonſt keine Furcht mehr davor, man muß ſich nicht ſo familiär machen. (St. Juſt kommt zurück.) St. Juſt. Eben erhalte ich eine Denunciation. Man conſpirirt in den Gefängniſſen; ein junger Menſch, Namens Laflotte, hat Alles entdeckt. Er ſaß mit Dillon im näm- lichen Zimmer. Dillon hat getrunken und geplaudert. Barrère. Er ſchneidet ſich mit ſeiner Bouteille den Hals ab; das iſt ſchon mehr vorgekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <pb facs="#f0268" n="72"/> <sp who="#BIL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Billaud.</hi> </hi> </speaker> <p>Deſto beſſer, da brauchen ihre Kinder keinen<lb/> Sarg.</p> </sp><lb/> <sp who="#BAR"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Barr<hi rendition="#aq">è</hi>re.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Schwindſucht eines Ariſtokraten ſpart<lb/> dem Revolutions-Tribunal eine Sitzung. 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Collot (nimmt ein Papier.) Eine Bittſchrift! ein Weiber-
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ihrer Ehre ſterben, aber etwas ſpäter als die Römerin —
im Kindbett oder aus Altersſchwäche. — Es mag nicht ſo
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einer Jungfrau zu treiben.
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Barrère. Gut geſagt! Aber Collot, es iſt nicht gut,
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