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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

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Und kamen wol vor die verborgene Thür,
Und standen und harten und lauschten alhier:
"Horch König! da flüsterts -- Horch König! da
sprichts. --
Da! glaubest du noch nicht, so glaubest du nichts."
Und als sich der Alte zum Horchen geneigt,
Erkant' er der Liebenden Stimmen gar leicht.
Sie hatten's ein Küssen; sie hatten's ein Spiel;
Und trieben des süssen Geschwäzes gar viel:
"O Lieber! mein Lieber! was zaget dein Sin,
Vor mir, die ewig dein eigen ich bin?
Prinzessin am Tage nur; aber bei Nacht
Magst du mir gebieten als eigener Magd!" --
"O schönste Prinzessin! o wärest du nur
Das dürftigste Mädchen auf dürftiger Flur!
Wie wolt' ich dann schmecken der Freuden so viel!
Nun sezet dein Lieben mir Kummer ans Ziel." --

"O
O 5
Und kamen wol vor die verborgene Thuͤr,
Und ſtanden und harten und lauſchten alhier:
„Horch Koͤnig! da fluͤſterts — Horch Koͤnig! da
ſprichts. —
Da! glaubeſt du noch nicht, ſo glaubeſt du nichts.„
Und als ſich der Alte zum Horchen geneigt,
Erkant’ er der Liebenden Stimmen gar leicht.
Sie hatten’s ein Kuͤſſen; ſie hatten’s ein Spiel;
Und trieben des ſuͤſſen Geſchwaͤzes gar viel:
„O Lieber! mein Lieber! was zaget dein Sin,
Vor mir, die ewig dein eigen ich bin?
Prinzeſſin am Tage nur; aber bei Nacht
Magſt du mir gebieten als eigener Magd!„ —
„O ſchoͤnſte Prinzeſſin! o waͤreſt du nur
Das duͤrftigſte Maͤdchen auf duͤrftiger Flur!
Wie wolt’ ich dann ſchmecken der Freuden ſo viel!
Nun ſezet dein Lieben mir Kummer ans Ziel.„ —

„O
O 5
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[217/0288] Und kamen wol vor die verborgene Thuͤr, Und ſtanden und harten und lauſchten alhier: „Horch Koͤnig! da fluͤſterts — Horch Koͤnig! da ſprichts. — Da! glaubeſt du noch nicht, ſo glaubeſt du nichts.„ Und als ſich der Alte zum Horchen geneigt, Erkant’ er der Liebenden Stimmen gar leicht. Sie hatten’s ein Kuͤſſen; ſie hatten’s ein Spiel; Und trieben des ſuͤſſen Geſchwaͤzes gar viel: „O Lieber! mein Lieber! was zaget dein Sin, Vor mir, die ewig dein eigen ich bin? Prinzeſſin am Tage nur; aber bei Nacht Magſt du mir gebieten als eigener Magd!„ — „O ſchoͤnſte Prinzeſſin! o waͤreſt du nur Das duͤrftigſte Maͤdchen auf duͤrftiger Flur! Wie wolt’ ich dann ſchmecken der Freuden ſo viel! Nun ſezet dein Lieben mir Kummer ans Ziel.„ — „O O 5

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Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/288>, abgerufen am 22.11.2024.