Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Vom Verlust bei der Seefahrt etc.
nicht das geringste. Einen solchen Seeschaden nennt
man eine particuläre Averei.

§. 6.

Es ist sehr wichtig, ein unterscheidendes Kenn-
zeichen der Averie Grosse anzugeben, die ich künftig
die Grosse Averei nennen will, nach dem schon
erklärt ist, daß das Wort Grosse nicht auf deren Be-
lauf deute. Ich glaube es darin sezen zu können:
Zur Grossen Averei gehört aller Schaden, der als die
Folge eines Entschlusses angesehen werden kann,
welcher nach kürzerer oder längerer Ueberlegung von
dem Schiffer und denen, welche ihm zu rahten be-
fugt sind, genommen werden. Ein Entschluß also,
welcher auf die Rettung der in Gemeinschaft stehen-
den Güter und des Schiffes Rüksicht hatte. Z. B.
Ein Schiff wird von einem plözlichen Windstoß an-
gefallen; der Schiffer und Steuermann rufen dem
Schiffsvolk zu: kappt den Mast. Dies fängt kaum
an, die Schiffswände und Seile, die den Mast hal-
ten, zu durchschneiden, da der Mast schon bricht und
verloren geht. Auf einem andern Schiffe werde noch
nicht an das Kappen des Mastes gedacht, da der
Windstoß ihn schon zerbricht. Nun ist keine Frage
mehr, zu welcher Art von Averei dieser Verlust des
Mastes für das Eine und das andere Schiff anzuse-
hen sei. Für jenes Schiff ist der ganze Verlust in

Cap. 2. Vom Verluſt bei der Seefahrt ꝛc.
nicht das geringſte. Einen ſolchen Seeſchaden nennt
man eine particulaͤre Averei.

§. 6.

Es iſt ſehr wichtig, ein unterſcheidendes Kenn-
zeichen der Averie Groſſe anzugeben, die ich kuͤnftig
die Groſſe Averei nennen will, nach dem ſchon
erklaͤrt iſt, daß das Wort Groſſe nicht auf deren Be-
lauf deute. Ich glaube es darin ſezen zu koͤnnen:
Zur Groſſen Averei gehoͤrt aller Schaden, der als die
Folge eines Entſchluſſes angeſehen werden kann,
welcher nach kuͤrzerer oder laͤngerer Ueberlegung von
dem Schiffer und denen, welche ihm zu rahten be-
fugt ſind, genommen werden. Ein Entſchluß alſo,
welcher auf die Rettung der in Gemeinſchaft ſtehen-
den Guͤter und des Schiffes Ruͤkſicht hatte. Z. B.
Ein Schiff wird von einem ploͤzlichen Windſtoß an-
gefallen; der Schiffer und Steuermann rufen dem
Schiffsvolk zu: kappt den Maſt. Dies faͤngt kaum
an, die Schiffswaͤnde und Seile, die den Maſt hal-
ten, zu durchſchneiden, da der Maſt ſchon bricht und
verloren geht. Auf einem andern Schiffe werde noch
nicht an das Kappen des Maſtes gedacht, da der
Windſtoß ihn ſchon zerbricht. Nun iſt keine Frage
mehr, zu welcher Art von Averei dieſer Verluſt des
Maſtes fuͤr das Eine und das andere Schiff anzuſe-
hen ſei. Fuͤr jenes Schiff iſt der ganze Verluſt in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0045" n="37"/><fw place="top" type="header">Cap. 2. Vom Verlu&#x017F;t bei der Seefahrt &#xA75B;c.</fw><lb/>
nicht das gering&#x017F;te. Einen &#x017F;olchen See&#x017F;chaden nennt<lb/>
man eine <hi rendition="#g">particula&#x0364;re Averei</hi>.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 6.</head><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t &#x017F;ehr wichtig, ein unter&#x017F;cheidendes Kenn-<lb/>
zeichen der Averie Gro&#x017F;&#x017F;e anzugeben, die ich ku&#x0364;nftig<lb/>
die <hi rendition="#g">Gro&#x017F;&#x017F;e Averei</hi> nennen will, nach dem &#x017F;chon<lb/>
erkla&#x0364;rt i&#x017F;t, daß das Wort Gro&#x017F;&#x017F;e nicht auf deren Be-<lb/>
lauf deute. Ich glaube es darin &#x017F;ezen zu ko&#x0364;nnen:<lb/>
Zur Gro&#x017F;&#x017F;en Averei geho&#x0364;rt aller Schaden, der als die<lb/>
Folge eines Ent&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es ange&#x017F;ehen werden kann,<lb/>
welcher nach ku&#x0364;rzerer oder la&#x0364;ngerer Ueberlegung von<lb/>
dem Schiffer und denen, welche ihm zu rahten be-<lb/>
fugt &#x017F;ind, genommen werden. Ein Ent&#x017F;chluß al&#x017F;o,<lb/>
welcher auf die Rettung der in Gemein&#x017F;chaft &#x017F;tehen-<lb/>
den Gu&#x0364;ter und des Schiffes Ru&#x0364;k&#x017F;icht hatte. Z. B.<lb/>
Ein Schiff wird von einem plo&#x0364;zlichen Wind&#x017F;toß an-<lb/>
gefallen; der Schiffer und Steuermann rufen dem<lb/>
Schiffsvolk zu: kappt den Ma&#x017F;t. Dies fa&#x0364;ngt kaum<lb/>
an, die Schiffswa&#x0364;nde und Seile, die den Ma&#x017F;t hal-<lb/>
ten, zu durch&#x017F;chneiden, da der Ma&#x017F;t &#x017F;chon bricht und<lb/>
verloren geht. Auf einem andern Schiffe werde noch<lb/>
nicht an das Kappen des Ma&#x017F;tes gedacht, da der<lb/>
Wind&#x017F;toß ihn &#x017F;chon zerbricht. Nun i&#x017F;t keine Frage<lb/>
mehr, zu welcher Art von Averei die&#x017F;er Verlu&#x017F;t des<lb/>
Ma&#x017F;tes fu&#x0364;r das Eine und das andere Schiff anzu&#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;ei. Fu&#x0364;r jenes Schiff i&#x017F;t der ganze Verlu&#x017F;t in<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0045] Cap. 2. Vom Verluſt bei der Seefahrt ꝛc. nicht das geringſte. Einen ſolchen Seeſchaden nennt man eine particulaͤre Averei. §. 6. Es iſt ſehr wichtig, ein unterſcheidendes Kenn- zeichen der Averie Groſſe anzugeben, die ich kuͤnftig die Groſſe Averei nennen will, nach dem ſchon erklaͤrt iſt, daß das Wort Groſſe nicht auf deren Be- lauf deute. Ich glaube es darin ſezen zu koͤnnen: Zur Groſſen Averei gehoͤrt aller Schaden, der als die Folge eines Entſchluſſes angeſehen werden kann, welcher nach kuͤrzerer oder laͤngerer Ueberlegung von dem Schiffer und denen, welche ihm zu rahten be- fugt ſind, genommen werden. Ein Entſchluß alſo, welcher auf die Rettung der in Gemeinſchaft ſtehen- den Guͤter und des Schiffes Ruͤkſicht hatte. Z. B. Ein Schiff wird von einem ploͤzlichen Windſtoß an- gefallen; der Schiffer und Steuermann rufen dem Schiffsvolk zu: kappt den Maſt. Dies faͤngt kaum an, die Schiffswaͤnde und Seile, die den Maſt hal- ten, zu durchſchneiden, da der Maſt ſchon bricht und verloren geht. Auf einem andern Schiffe werde noch nicht an das Kappen des Maſtes gedacht, da der Windſtoß ihn ſchon zerbricht. Nun iſt keine Frage mehr, zu welcher Art von Averei dieſer Verluſt des Maſtes fuͤr das Eine und das andere Schiff anzuſe- hen ſei. Fuͤr jenes Schiff iſt der ganze Verluſt in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/45
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/45>, abgerufen am 24.11.2024.