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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dreissigste
sünd aber als ein schwärers / laster aber / mißthat abtrünnige vnd gottlose / als dz aller schwärst genommen wirt. Dann es spricht auch S. Augustin / Es volget nit / das dieweil ein jedes laster sünd ist / das drumb ein jede sünd ein laster seye. Darumb sagend wir auch dz der glöubigen menschen läben / diewil sie hie in diesem tod läbend / on laster möge erfunden werden / so wir aber sagend wir habend kein sünd / wie der h. Apostel spricht / so betriegend wir vns selb / vnd die warheit ist nit in vns. By den Hebreeren wirt die sünd mit vilen nammen vnd wörtlinen außtruckt / die da bedeütend vnd heissend / boßheit / verkerte / fäler / jrthumb / mangel / schwacheit / laster / vnwüssenheit / praeuarication, oder überträttung. Dann praeuaricari heißt vom rechten wichen / vnd von dem dz eim empfolhen ist / nit richtig ynher wandlen / sonder überträtten die regel von Gott fürgschriben. Dise regel aber ist dz gsatzt / welches von den Hebreeren darumb Thora / dz ist / ein anleitung oder richtscheit genennt wirt / dann es leitet vnd richtet den menschen in denen wägen / die Gott gefallend. Darumb wirt auch die sünd in Griechisch genennt [fremdsprachliches Material] vnd [fremdsprachliches Material]. Widerumb heißt sünd by den Hebreeren ein abwendung / nammlich vom guoten zum bösen. Jtem ein abfal / als so du dich entzeüchst von der vnderthenikeit dessen / dem du dienst vnnd pflicht schuldig bist. Jtem ein schuld oder übel / damit wir vns selb der straff vnderwürffig machend.

1698S. Augustin hat vil darinn gearbeitet / das er die sünd eigenlich deffinierte vnd beschribe / De consensu Euangelistarum lib. 2. spricht er / Sünd / ist übertrettung deß gsatztes. Ad Simplicianum lib. 1. Sünd ist ein vnordnung vnd verkerte deß menschen / das ist ein verkerung von dem besseren schöpffer / zuo dem minderen dz erschaffen ist. De fide contra Manicheos cap. 6. Was ist sünden anders spricht er / Dann in den gebotten der warheit / oder in der warheit selb / jrren? vnd contra Faustum Manicheum lib. 22. cap. 27. Sünd ist / so man etwas thuot / redt / oder begärt wider dz gsatzt Gottes. Jtem de duabus animabus contra Manicheos cap. 11. Sünd ist ein will zuo behalten oder zuo erlangen das / dz die gerechtikeit nit zuolaßt / vnd von dem sich einer zuo enthalten frey ist. Vnd Retract. lib. 1.cap. 15. spricht er / Der will / ist ein vnzwungne bewegnuß deß gemüts / etwas eintweders nit zuo verlassen / oder aber zuo erlangen. Welche beschreibungen ich nicht gantz vnnd gar verwirff / darnebend gib ich aber auch dise mencklichem zuo erwegen / nammlich / Sünd ist ein anerborne verböserung deß menschen / vnd ein that die auß der selben entspringt / vnnd dem gsatzt Gottes widerstreytet / vnnd sein zorn / das ist den tod / vnnd allerley straffen über vns bringt. Da hörst / wie dise beschreibung der sünd jhre zuogehörige stuck hatt. Du hörst / das es ein anerborne verböserung. Nach welcher / dise beschreibung nicht dienet auff die sünd vnser ersten elteren / in denen kein anerborne verböserung gewesen. Von dem an seim ort wirt geredt werden. Du hörst auch die that so darauß entspringt / vnnd mit dem gesatzt Gottes streytet. Jtem du hörst / das die sünd den zorn Gottes über vns bringt / das ist den tod vnnd allerley straffen / die durch den mund Gottes der sünd getröwt werdend. Von welchen stucken ich nun volgends einanderen nach / so vil mir der Herr geben wirt / reden wil.

1699Dise disputation mag aber kummlich angefangen werden an dem vrsprung vrsach vnnd vrhab der sünd. Der sünden vnnd deß bösen vrsprung gebend ettlich dem gestirn zuo / vnnd sprechend / Jch hab gesündet / denn ich bin nicht vnder eim guoten gestirn geboren. Andere / so sie sündend / vnd von der sünd wegen bescholten werdend / so antwortend sie / Jch bin nit schuldig / sonnder der Teüffel / dz ich dises thon hab. Etwan lassend die menschen alle andere entschuldigungen faren / vnd legend richtig Gott alle schuld auff / vnd sprechend / Gott hats also gewöllen / Dann hett ers nit gewöllen / so hett ich nit gesündet. Ein anderer spricht /

1698 Definition vnnd beschreibung der sünd.
1699 Von dem vrsprung vnd vrsach der sünd.

Die Dreissigste
sünd aber als ein schwaͤrers / laster aber / mißthat abtrünnige vnd gottlose / als dz aller schwaͤrst genommen wirt. Dann es spricht auch S. Augustin / Es volget nit / das dieweil ein jedes laster sünd ist / das drumb ein jede sünd ein laster seye. Darumb sagend wir auch dz der gloͤubigen menschen laͤben / diewil sie hie in diesem tod laͤbend / on laster moͤge erfunden werden / so wir aber sagend wir habend kein sünd / wie der h. Apostel spricht / so betriegend wir vns selb / vnd die warheit ist nit in vns. By den Hebreeren wirt die sünd mit vilen nammen vnd woͤrtlinen außtruckt / die da bedeütend vnd heissend / boßheit / verkerte / faͤler / jrthumb / mangel / schwacheit / laster / vnwüssenheit / præuarication, oder übertraͤttung. Dann præuaricari heißt vom rechten wichen / vnd von dem dz eim empfolhen ist / nit richtig ynher wandlen / sonder übertraͤtten die regel von Gott fürgschriben. Dise regel aber ist dz gsatzt / welches von den Hebreeren darumb Thora / dz ist / ein anleitung oder richtscheit genennt wirt / dann es leitet vnd richtet den menschen in denen waͤgen / die Gott gefallend. Darumb wirt auch die sünd in Griechisch genennt [fremdsprachliches Material] vnd [fremdsprachliches Material]. Widerumb heißt sünd by den Hebreeren ein abwendung / nammlich vom guͦten zum boͤsen. Jtem ein abfal / als so du dich entzeüchst von der vnderthenikeit dessen / dem du dienst vnnd pflicht schuldig bist. Jtem ein schuld oder übel / damit wir vns selb der straff vnderwürffig machend.

1698S. Augustin hat vil darinn gearbeitet / das er die sünd eigenlich deffinierte vnd beschribe / De consensu Euangelistarum lib. 2. spricht er / Sünd / ist übertrettung deß gsatztes. Ad Simplicianum lib. 1. Sünd ist ein vnordnung vnd verkerte deß menschen / das ist ein verkerung von dem besseren schoͤpffer / zuͦ dem minderen dz erschaffen ist. De fide contra Manicheos cap. 6. Was ist sünden anders spricht er / Dann in den gebotten der warheit / oder in der warheit selb / jrren? vnd contra Faustum Manicheum lib. 22. cap. 27. Sünd ist / so man etwas thuͦt / redt / oder begaͤrt wider dz gsatzt Gottes. Jtem de duabus animabus contra Manicheos cap. 11. Sünd ist ein will zuͦ behalten oder zuͦ erlangen das / dz die gerechtikeit nit zuͦlaßt / vnd von dem sich einer zuͦ enthalten frey ist. Vnd Retract. lib. 1.cap. 15. spricht er / Der will / ist ein vnzwungne bewegnuß deß gemuͤts / etwas eintweders nit zuͦ verlassen / oder aber zuͦ erlangen. Welche beschreibungen ich nicht gantz vnnd gar verwirff / darnebend gib ich aber auch dise mencklichem zuͦ erwegen / nammlich / Sünd ist ein anerborne verboͤserung deß menschen / vnd ein that die auß der selben entspringt / vnnd dem gsatzt Gottes widerstreytet / vnnd sein zorn / das ist den tod / vnnd allerley straffen über vns bringt. Da hoͤrst / wie dise beschreibung der sünd jhre zuͦgehoͤrige stuck hatt. Du hoͤrst / das es ein anerborne verboͤserung. Nach welcher / dise beschreibung nicht dienet auff die sünd vnser ersten elteren / in denen kein anerborne verboͤserung gewesen. Von dem an seim ort wirt geredt werden. Du hoͤrst auch die that so darauß entspringt / vnnd mit dem gesatzt Gottes streytet. Jtem du hoͤrst / das die sünd den zorn Gottes über vns bringt / das ist den tod vnnd allerley straffen / die durch den mund Gottes der sünd getroͤwt werdend. Von welchen stucken ich nun volgends einanderen nach / so vil mir der Herr geben wirt / reden wil.

1699Dise disputation mag aber kummlich angefangen werden an dem vrsprung vrsach vnnd vrhab der sünd. Der sünden vnnd deß boͤsen vrsprung gebend ettlich dem gestirn zuͦ / vnnd sprechend / Jch hab gesündet / denn ich bin nicht vnder eim guͦten gestirn geboren. Andere / so sie sündend / vnd von der sünd wegen bescholten werdend / so antwortend sie / Jch bin nit schuldig / sonnder der Teüffel / dz ich dises thon hab. Etwan lassend die menschen alle andere entschuldigungen faren / vnd legend richtig Gott alle schuld auff / vnd sprechend / Gott hats also gewoͤllen / Dann hett ers nit gewoͤllen / so hett ich nit gesündet. Ein anderer spricht /

1698 Definition vnnd beschreibung der sünd.
1699 Von dem vrsprung vnd vrsach der sünd.
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/490>, abgerufen am 22.11.2024.