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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwey vnd dreissigste
beichten sol. Vnd wenn die selbig kumpt / lieber wer ist der mit freyem gemüt darzuo gange? Darumb vrtheylind alle verständige zuohörer / was das für ein disciplin vnd züchtigung sey / vnd wie sie Gott gefallen möge.

1989 Dz man von der besonderen absolution heryn bringt / dz ist gar ein menschlichs gedicht / dessen inn der heiligen geschrifft weder gebott noch exempel ist. Von sünden / Jtem vonn schuld vnnd peyn absoluiert in der waarheyt niemand dann allein Gott / deß dise ehr allein ist. Der diener verkündet vnnd bezeüget mitt der Predig vnnd dem trost deß Euangelij / das dem glöubigen die sünden verzigen sygind. Vnnd dise verkündung vnd Predig der verzeihung die auß dem mund vnnd wort Gottes genommen / ist die absolution / mitt deren der diener absoluiert. Dise wirt nichts krefftiger / wenn sie der diener dem sünder besonders inn das ohr raunet. Die offentlich allgemeyn verkündung deß Euangelij / die also vonn Christo dem Herren selb eingesetzt ist / ist einem glöubigen gemüt gnuogsam / welches nicht auff deß dieners gebärd / sonder vil mehr auff die waarheyt dessen / in dessen nammen der diener handlet / sicht. Ja / sprächend sie / Wenn aber der sünder hört das man zuo jm besonders spricht / Jch absoluieren dich von deinen sünden / in krafft der schlüßlen / so verstadt er dest baß das jhm die sünd vergeben sygind / weder wenn die verzeihung allein in gemeyn verkündet wirt. Dem setzend wir aber entgegen das exempel der heiligen Apostlen / Dann da die Hierosolymiter sie gehört / vnnd in jhren hertzen durchstochen warend vnnd sprachend / Was söllend wir thuon jhr männer lieben brüder? Do antwortet Petrus / Besserend eüch / vnnd lasse sich ein yeder vnder eüch tauffen vnnder dem nammen Jesu Christi zur vergäbung der sünden etc. Vnd es wurdend hinzuo gethon desselben tags bey dreytausent seelen. Wer ist aber der da nicht verstande / das diser grossen vile in gemeyn mitt einander der Tauff gegeben / vnnd die verzeihung der sünden verkündet sey worden / vnnd das man nicht einem yeden besonders in das or geraunet / Bruoder dir werdend deine sünd verzigen? So mag auch waarlich ein Gottsäliger mensch den waaren glauben in Christum / durch welchen die verzeihung der sünden gegeben wirt / nicht minder wol vnd eigentlich auß der allgemeynen offentlichen verkündung deß Euangelij lernen / dann auß söllichem orenblasen. Besonders dieweyl die offentlich verkündung von Gott gebotten / das orenblasen aber nicht / Jtem dieweil das Euangelium einem yeden besonders ob es gleich in gemeyn verkündet wirt / die gnad Gottes zuo eignet / deßgleich auch die Sacrament bezeügend / das die verzeihung der sünden vnnd die himmlischen gaben eines yeden sygind der in Christum glaubt. Dises sag ich aber nicht darum / das ich es für vnrecht halte / eim vnnd dem anderen das Euangelium besonders predigen / so es sich also zuo trüge / oder dem glöubigen mitt den worten Christi verzeihung der sünden zuosagen / sonder ich disputieren wider die / die da meynend / die allgemeyn vnnd offentlich verkündung deß Euangelij (wie die von den Apostlen gebraucht ist) die allen vnd yeden glöubigen verzeihung der sünden verkündet / syge nicht gnuog / es sey dann sach das der sünder zum Priester gange / seine sünd bekenne / vnnd von jhm besonders ein besondere absolution begäre vnnd empfahe. Dann von der besonderen absolution wegen / meynend sie sölle man auch die besonder orenbeicht behalten.

Ja sprächend sie / Es ist nicht vnser meynung / das man alle vnnd yede sünden mit sampt jren vmbständen erzelle. Was ists aber denn mer? Lieber wer hatt joch nun etlich sünden geheissen dem priester ins or raunen? Die erste kirch hat den priesteren weder wenig noch vil sünden gebeichtet. Bonauentura bezüget / dz vor Jnnocenti dem dritten deß nammens / nit für kätzer sygind gehalten

1989 Ob man die orenbeicht von der besonderen absolution wegen behalten sölle.

Die Zwey vnd dreissigste
beichten sol. Vnd wenn die selbig kumpt / lieber wer ist der mit freyem gemuͤt darzuͦ gange? Darumb vrtheylind alle verstaͤndige zuͦhoͤrer / was das für ein disciplin vnd züchtigung sey / vnd wie sie Gott gefallen moͤge.

1989 Dz man von der besonderen absolution heryn bringt / dz ist gar ein menschlichs gedicht / dessen inn der heiligen geschrifft weder gebott noch exempel ist. Von sünden / Jtem vonn schuld vnnd peyn absoluiert in der waarheyt niemand dann allein Gott / deß dise ehr allein ist. Der diener verkündet vnnd bezeüget mitt der Predig vnnd dem trost deß Euangelij / das dem gloͤubigen die sünden verzigen sygind. Vnnd dise verkündung vnd Predig der verzeihung die auß dem mund vnnd wort Gottes genommen / ist die absolution / mitt deren der diener absoluiert. Dise wirt nichts krefftiger / wenn sie der diener dem sünder besonders inn das ohr raunet. Die offentlich allgemeyn verkündung deß Euangelij / die also vonn Christo dem Herren selb eingesetzt ist / ist einem gloͤubigen gemuͤt gnuͦgsam / welches nicht auff deß dieners gebaͤrd / sonder vil mehr auff die waarheyt dessen / in dessen nammen der diener handlet / sicht. Ja / spraͤchend sie / Wenn aber der sünder hoͤrt das man zuͦ jm besonders spricht / Jch absoluieren dich von deinen sünden / in krafft der schlüßlen / so verstadt er dest baß das jhm die sünd vergeben sygind / weder wenn die verzeihung allein in gemeyn verkündet wirt. Dem setzend wir aber entgegen das exempel der heiligen Apostlen / Dann da die Hierosolymiter sie gehoͤrt / vnnd in jhren hertzen durchstochen warend vnnd sprachend / Was soͤllend wir thuͦn jhr maͤnner lieben bruͤder? Do antwortet Petrus / Besserend eüch / vnnd lasse sich ein yeder vnder eüch tauffen vnnder dem nammen Jesu Christi zur vergaͤbung der sünden ꝛc. Vnd es wurdend hinzuͦ gethon desselben tags bey dreytausent seelen. Wer ist aber der da nicht verstande / das diser grossen vile in gemeyn mitt einander der Tauff gegeben / vnnd die verzeihung der sünden verkündet sey worden / vnnd das man nicht einem yeden besonders in das or geraunet / Bruͦder dir werdend deine sünd verzigen? So mag auch waarlich ein Gottsaͤliger mensch den waaren glauben in Christum / durch welchen die verzeihung der sünden gegeben wirt / nicht minder wol vnd eigentlich auß der allgemeynen offentlichen verkündung deß Euangelij lernen / dann auß soͤllichem orenblasen. Besonders dieweyl die offentlich verkündung von Gott gebotten / das orenblasen aber nicht / Jtem dieweil das Euangelium einem yeden besonders ob es gleich in gemeyn verkündet wirt / die gnad Gottes zuͦ eignet / deßgleich auch die Sacrament bezeügend / das die verzeihung der sünden vnnd die himmlischen gaben eines yeden sygind der in Christum glaubt. Dises sag ich aber nicht darum / das ich es für vnrecht halte / eim vnnd dem anderen das Euangelium besonders predigen / so es sich also zuͦ truͤge / oder dem gloͤubigen mitt den worten Christi verzeihung der sünden zuͦsagen / sonder ich disputieren wider die / die da meynend / die allgemeyn vnnd offentlich verkündung deß Euangelij (wie die von den Apostlen gebraucht ist) die allen vnd yeden gloͤubigen verzeihung der sünden verkündet / syge nicht gnuͦg / es sey dann sach das der sünder zum Priester gange / seine sünd bekenne / vnnd von jhm besonders ein besondere absolution begaͤre vnnd empfahe. Dann von der besonderen absolution wegen / meynend sie soͤlle man auch die besonder orenbeicht behalten.

Ja spraͤchend sie / Es ist nicht vnser meynung / das man alle vnnd yede sünden mit sampt jren vmbstaͤnden erzelle. Was ists aber denn mer? Lieber wer hatt joch nun etlich sünden geheissen dem priester ins or raunen? Die erste kirch hat den priesteren weder wenig noch vil sünden gebeichtet. Bonauentura bezüget / dz vor Jnnocenti dem dritten deß nammens / nit für kaͤtzer sygind gehalten

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [241]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/574>, abgerufen am 22.11.2024.