lichsten Bilder der ganzen Richtung, ist der Einheit und Gewalt des Ausdruckes zu Liebe als Gruppe ganz einseitig gebaut. Wie roh aber C. componiren (und empfinden) konnte, wenn ihm am Ausdruck nichts alag, zeigt die Bekehrung des Paulus (S. M. del popolo in Rom, erste Cap. links vom Chor), wo das Pferd beinahe das Bild ausfüllt. Spag- bnoletto's Hauptbild, die Kreuzabnahme im Tesoro von S. Mar- tino zu Neapel ist in den Linien unangenehm, was man allerdings über der Farbe und dem ergreifenden, obwohl auf keine Weise ver- klärten Schmerz übersehen kann.
Dieses Gebiet des Ausdruckes und Affectes, welchem die moderne Malerei so vieles opfert, müssen wir nun nach Inhalt und Grenzen zu durchforschen suchen. Wir beginnen mit den erzählenden Bildern heiligen (biblischen oder legendarischen) Inhaltes, ohne uns doch streng an irgend eine Eintheilung halten zu dürfen. -- Auch die Altarbilder gewinnen schon seit Tizian (S. 974) gerne einen erzählenden Inhalt; jetzt ist vollends Alles willkommen, was auf irgend eine Weise er- greifen kann.
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Man sieht in S. Bartolommeo a Porta ravegnana zu Bologna (vierter Altar rechts) eines der prächtigsten Bilder des Albani: die Ver- kündigung; Gabriel, eine schöne Gestalt, fliegt der Jungfrau dleidenschaftlich zu. (Man vergleiche das colossale Fresco des Lod. Caracci über dem Chor von S. Pietro in Bologna.) -- Die Geburt Christi, das Presepio, früher immer naiv dargestellt, war durch Co- reggio's heilige Nacht zu einem Gegenstand des aufs Höchste gestei- gerten Ausdruckes und des Lichteffectes geworden. (Welchen letz- etern man z. B. in zweien der bessern Bilder des Honthorst, Uffizien, nach Kräften reproducirt findet.) Wie völlig missverstand nun z. B. fTiarini in einem sonst trefflichen Bilde (S. Salvatore zu Bologna, Querschiff links) den stillen, idyllischen Sinn der Scene! Er malt sie höchst colossal und lässt den Joseph ganz declamatorisch auf die Maria hindeuten, damit der Beschauer aufmerksam werde. -- Gleich- gültiger werden insgemein behandelt die Anbetungen der Hirten und gder Könige, u. a. von Cavedone (S. Paolo in Bologna, dritte Cap. rechts) der bei aller Tüchtigkeit sehr das Ordinäre herauszukehren
Moderne Malerei.
lichsten Bilder der ganzen Richtung, ist der Einheit und Gewalt des Ausdruckes zu Liebe als Gruppe ganz einseitig gebaut. Wie roh aber C. componiren (und empfinden) konnte, wenn ihm am Ausdruck nichts alag, zeigt die Bekehrung des Paulus (S. M. del popolo in Rom, erste Cap. links vom Chor), wo das Pferd beinahe das Bild ausfüllt. Spag- bnoletto’s Hauptbild, die Kreuzabnahme im Tesoro von S. Mar- tino zu Neapel ist in den Linien unangenehm, was man allerdings über der Farbe und dem ergreifenden, obwohl auf keine Weise ver- klärten Schmerz übersehen kann.
Dieses Gebiet des Ausdruckes und Affectes, welchem die moderne Malerei so vieles opfert, müssen wir nun nach Inhalt und Grenzen zu durchforschen suchen. Wir beginnen mit den erzählenden Bildern heiligen (biblischen oder legendarischen) Inhaltes, ohne uns doch streng an irgend eine Eintheilung halten zu dürfen. — Auch die Altarbilder gewinnen schon seit Tizian (S. 974) gerne einen erzählenden Inhalt; jetzt ist vollends Alles willkommen, was auf irgend eine Weise er- greifen kann.
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Man sieht in S. Bartolommeo a Porta ravegnana zu Bologna (vierter Altar rechts) eines der prächtigsten Bilder des Albani: die Ver- kündigung; Gabriel, eine schöne Gestalt, fliegt der Jungfrau dleidenschaftlich zu. (Man vergleiche das colossale Fresco des Lod. Caracci über dem Chor von S. Pietro in Bologna.) — Die Geburt Christi, das Presepio, früher immer naiv dargestellt, war durch Co- reggio’s heilige Nacht zu einem Gegenstand des aufs Höchste gestei- gerten Ausdruckes und des Lichteffectes geworden. (Welchen letz- etern man z. B. in zweien der bessern Bilder des Honthorst, Uffizien, nach Kräften reproducirt findet.) Wie völlig missverstand nun z. B. fTiarini in einem sonst trefflichen Bilde (S. Salvatore zu Bologna, Querschiff links) den stillen, idyllischen Sinn der Scene! Er malt sie höchst colossal und lässt den Joseph ganz declamatorisch auf die Maria hindeuten, damit der Beschauer aufmerksam werde. — Gleich- gültiger werden insgemein behandelt die Anbetungen der Hirten und gder Könige, u. a. von Cavedone (S. Paolo in Bologna, dritte Cap. rechts) der bei aller Tüchtigkeit sehr das Ordinäre herauszukehren
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Moderne Malerei.
lichsten Bilder der ganzen Richtung, ist der Einheit und Gewalt des
Ausdruckes zu Liebe als Gruppe ganz einseitig gebaut. Wie roh aber
C. componiren (und empfinden) konnte, wenn ihm am Ausdruck nichts
lag, zeigt die Bekehrung des Paulus (S. M. del popolo in Rom, erste
Cap. links vom Chor), wo das Pferd beinahe das Bild ausfüllt. Spag-
noletto’s Hauptbild, die Kreuzabnahme im Tesoro von S. Mar-
tino zu Neapel ist in den Linien unangenehm, was man allerdings
über der Farbe und dem ergreifenden, obwohl auf keine Weise ver-
klärten Schmerz übersehen kann.
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Malerei so vieles opfert, müssen wir nun nach Inhalt und Grenzen zu
durchforschen suchen. Wir beginnen mit den erzählenden Bildern
heiligen (biblischen oder legendarischen) Inhaltes, ohne uns doch streng
an irgend eine Eintheilung halten zu dürfen. — Auch die Altarbilder
gewinnen schon seit Tizian (S. 974) gerne einen erzählenden Inhalt;
jetzt ist vollends Alles willkommen, was auf irgend eine Weise er-
greifen kann.
Man sieht in S. Bartolommeo a Porta ravegnana zu Bologna (vierter
Altar rechts) eines der prächtigsten Bilder des Albani: die Ver-
kündigung; Gabriel, eine schöne Gestalt, fliegt der Jungfrau
leidenschaftlich zu. (Man vergleiche das colossale Fresco des Lod.
Caracci über dem Chor von S. Pietro in Bologna.) — Die Geburt
Christi, das Presepio, früher immer naiv dargestellt, war durch Co-
reggio’s heilige Nacht zu einem Gegenstand des aufs Höchste gestei-
gerten Ausdruckes und des Lichteffectes geworden. (Welchen letz-
tern man z. B. in zweien der bessern Bilder des Honthorst, Uffizien,
nach Kräften reproducirt findet.) Wie völlig missverstand nun z. B.
Tiarini in einem sonst trefflichen Bilde (S. Salvatore zu Bologna,
Querschiff links) den stillen, idyllischen Sinn der Scene! Er malt sie
höchst colossal und lässt den Joseph ganz declamatorisch auf die
Maria hindeuten, damit der Beschauer aufmerksam werde. — Gleich-
gültiger werden insgemein behandelt die Anbetungen der Hirten und
der Könige, u. a. von Cavedone (S. Paolo in Bologna, dritte Cap.
rechts) der bei aller Tüchtigkeit sehr das Ordinäre herauszukehren
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1048>, abgerufen am 05.12.2024.
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