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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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pel, oberhalb des Museums.) Die Scene ereignet sich auf einer Nil-
insel; Joseph wacht auf, es ist eben himmliche Audienz; die Madonna
spricht mit einem Engel, der einen Nachen anbietet und überlässt in-
zwischen das Kind der Bewunderung und Anbetung zahlreicher Engel
verschiedenen Ranges; die ältern darunter meistern die jüngern u. s. w.
-- In andern Scenen des Jugendlebens Christi ist Sassoferrato
aallein fast immer naiv sammt seiner Sentimentalität; eine heil. Fami-
lie im Pal. Doria zu Rom; Josephs Tischlerwerkstatt, wo der Chri-
bstusknabe die Späne kehrt, im Museum von Neapel. Bei den Bolog-
nesen wird bisweilen auf eine nicht ganz gesunde Weise die Handlung
des Christus auf das Christuskind übertragen, wie z. B. in einem Bilde
cdes Cignani (S. Lucia zu Bologna, dritter Altar links), wo der Bam-
bino vor den Knieen der Mutter stehend den Johannes und die heil.
dTeresa mit Kränzen belohnt. Bei Albani (Mad. di Galliera zu Bo-
logna, zweiter Altar links) ist eine Vorahnung der Passion so ausge-
drückt, dass das Christuskind affectvoll emporblickt nach den mit den
Marterinstrumenten (wie mit Spielzeug) herumschwebenden Putten;
unterhalb der Stufen Maria und Joseph, ganz oben Gott-Vater, be-
kümmert und gefasst. -- Von den zahllosen Josephsbildern ein gutes
evon Guercino (S. Giov. in monte zu Bologna, dritte Cap. rechts);
das Kind hält dem Pflegevater eine Rose zum Riechen hin.

Eine Scene wie Christus unter den Schriftgelehrten (S. 903, Anm.)
muss bei der naturalistischen Auffassung noch viel bedenklicher wer-
fden als sie schon an sich ist. Salvator Rosa (Museum von Neapel)
malt um den hülflosen Knaben herum das brutalste Volk. -- Einzelne
Bilder der Taufe und der Versuchung werden unten genannt werden.
Die Wunder Christi werden fast ganz verdrängt durch die Wunder
der Heiligen; an der Hochzeit von Kana wird gerade das Wunder
gam wenigsten hervorgehoben (angenehmes grosses Genrebild dieses
Inhaltes, von Bonone, Ateneo zu Ferrara.) -- Die Vertreibung der
hKäufer und Verkäufer aus dem Tempel hat z. B. Guercino in einem
gleichgültigen Bilde geschildert (Pal. Brignole zu Genua); lehrreicher
iist es, in der grossen Frescodarstellung dieser Scene, welche Luca
Giordano
a' Gerolomini (S. Filippo) zu Neapel über dem Portal
gemalt hat, zu sehen mit welchem Wohlgefallen der Neapolitaner eine
solche Execution darstellt. -- Von den Auferweckungen des Lazarus

Moderne Malerei.
pel, oberhalb des Museums.) Die Scene ereignet sich auf einer Nil-
insel; Joseph wacht auf, es ist eben himmliche Audienz; die Madonna
spricht mit einem Engel, der einen Nachen anbietet und überlässt in-
zwischen das Kind der Bewunderung und Anbetung zahlreicher Engel
verschiedenen Ranges; die ältern darunter meistern die jüngern u. s. w.
— In andern Scenen des Jugendlebens Christi ist Sassoferrato
aallein fast immer naiv sammt seiner Sentimentalität; eine heil. Fami-
lie im Pal. Doria zu Rom; Josephs Tischlerwerkstatt, wo der Chri-
bstusknabe die Späne kehrt, im Museum von Neapel. Bei den Bolog-
nesen wird bisweilen auf eine nicht ganz gesunde Weise die Handlung
des Christus auf das Christuskind übertragen, wie z. B. in einem Bilde
cdes Cignani (S. Lucia zu Bologna, dritter Altar links), wo der Bam-
bino vor den Knieen der Mutter stehend den Johannes und die heil.
dTeresa mit Kränzen belohnt. Bei Albani (Mad. di Galliera zu Bo-
logna, zweiter Altar links) ist eine Vorahnung der Passion so ausge-
drückt, dass das Christuskind affectvoll emporblickt nach den mit den
Marterinstrumenten (wie mit Spielzeug) herumschwebenden Putten;
unterhalb der Stufen Maria und Joseph, ganz oben Gott-Vater, be-
kümmert und gefasst. — Von den zahllosen Josephsbildern ein gutes
evon Guercino (S. Giov. in monte zu Bologna, dritte Cap. rechts);
das Kind hält dem Pflegevater eine Rose zum Riechen hin.

Eine Scene wie Christus unter den Schriftgelehrten (S. 903, Anm.)
muss bei der naturalistischen Auffassung noch viel bedenklicher wer-
fden als sie schon an sich ist. Salvator Rosa (Museum von Neapel)
malt um den hülflosen Knaben herum das brutalste Volk. — Einzelne
Bilder der Taufe und der Versuchung werden unten genannt werden.
Die Wunder Christi werden fast ganz verdrängt durch die Wunder
der Heiligen; an der Hochzeit von Kana wird gerade das Wunder
gam wenigsten hervorgehoben (angenehmes grosses Genrebild dieses
Inhaltes, von Bonone, Ateneo zu Ferrara.) — Die Vertreibung der
hKäufer und Verkäufer aus dem Tempel hat z. B. Guercino in einem
gleichgültigen Bilde geschildert (Pal. Brignole zu Genua); lehrreicher
iist es, in der grossen Frescodarstellung dieser Scene, welche Luca
Giordano
a’ Gerolomini (S. Filippo) zu Neapel über dem Portal
gemalt hat, zu sehen mit welchem Wohlgefallen der Neapolitaner eine
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[1028/1050] Moderne Malerei. pel, oberhalb des Museums.) Die Scene ereignet sich auf einer Nil- insel; Joseph wacht auf, es ist eben himmliche Audienz; die Madonna spricht mit einem Engel, der einen Nachen anbietet und überlässt in- zwischen das Kind der Bewunderung und Anbetung zahlreicher Engel verschiedenen Ranges; die ältern darunter meistern die jüngern u. s. w. — In andern Scenen des Jugendlebens Christi ist Sassoferrato allein fast immer naiv sammt seiner Sentimentalität; eine heil. Fami- lie im Pal. Doria zu Rom; Josephs Tischlerwerkstatt, wo der Chri- stusknabe die Späne kehrt, im Museum von Neapel. Bei den Bolog- nesen wird bisweilen auf eine nicht ganz gesunde Weise die Handlung des Christus auf das Christuskind übertragen, wie z. B. in einem Bilde des Cignani (S. Lucia zu Bologna, dritter Altar links), wo der Bam- bino vor den Knieen der Mutter stehend den Johannes und die heil. Teresa mit Kränzen belohnt. Bei Albani (Mad. di Galliera zu Bo- logna, zweiter Altar links) ist eine Vorahnung der Passion so ausge- drückt, dass das Christuskind affectvoll emporblickt nach den mit den Marterinstrumenten (wie mit Spielzeug) herumschwebenden Putten; unterhalb der Stufen Maria und Joseph, ganz oben Gott-Vater, be- kümmert und gefasst. — Von den zahllosen Josephsbildern ein gutes von Guercino (S. Giov. in monte zu Bologna, dritte Cap. rechts); das Kind hält dem Pflegevater eine Rose zum Riechen hin. a b c d e Eine Scene wie Christus unter den Schriftgelehrten (S. 903, Anm.) muss bei der naturalistischen Auffassung noch viel bedenklicher wer- den als sie schon an sich ist. Salvator Rosa (Museum von Neapel) malt um den hülflosen Knaben herum das brutalste Volk. — Einzelne Bilder der Taufe und der Versuchung werden unten genannt werden. Die Wunder Christi werden fast ganz verdrängt durch die Wunder der Heiligen; an der Hochzeit von Kana wird gerade das Wunder am wenigsten hervorgehoben (angenehmes grosses Genrebild dieses Inhaltes, von Bonone, Ateneo zu Ferrara.) — Die Vertreibung der Käufer und Verkäufer aus dem Tempel hat z. B. Guercino in einem gleichgültigen Bilde geschildert (Pal. Brignole zu Genua); lehrreicher ist es, in der grossen Frescodarstellung dieser Scene, welche Luca Giordano a’ Gerolomini (S. Filippo) zu Neapel über dem Portal gemalt hat, zu sehen mit welchem Wohlgefallen der Neapolitaner eine solche Execution darstellt. — Von den Auferweckungen des Lazarus f g h i

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 1028. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1050>, abgerufen am 05.12.2024.