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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Rom. Neapel.
tigen Verhältniss zu der harmlosen Composition des Ganzen. Von
Giuliano da San-Gallo ist auch der schöne, weitbogige Klosterhof ina
S. Pietro in Vincoli (der Brunnen später); als Decorator im Sinne der
edelsten Renaissance lernt man ihn kennen durch die herrliche Flach-b
decke von S. Maria maggiore, die er im Auftrag Alexanders VI.
entwarf.

Vielleicht noch aus dem XV. Jahrhundert, jedenfalls aus nicht
viel späterer Zeit stammen die alten Theile in den Höfen der Palästec
Strozzi (bei der Kirche delle Stimmate) und della Valle (von Loren-d
zetto); letzterer Hof ist noch in seiner Vernachlässigung einer der
schönern der Frührenaissance.


In den Abruzzen soll Aquila ein vorzügliches Gebäude der Re-
naissance besitzen an der Fassade von S. Bernardino, von Cola dellae
Matrice, 1525. (In der Kirche selbst, wie ich durch Mittheilung
eines Freundes vernehme, ein grosses Altarwerk von Robbia.)


In Neapel trat mit den aragonesischen Königen die Renaissance
an die Stelle der vom Haus Anjou gepflegten gothischen Bauweise.
Die Anregung kam ohne Zweifel von aussen; Alfons von Aragonien
berief den Florentiner Giuliano da Majano nach Neapel. Leider
ist der schöne luftige Sommerpalast Poggio Reale, den man u. a. aus
Serlio's Abbildung und Plan kennt, von der Erde verschwunden; man
lernt Giuliano nur noch als grossen Decorator kennen, zunächst im
Triumphbogen des Alfons. Die Einrahmung dieses hohen weissenf
Marmorbaues zwischen zwei dunkle Thürme des Castello nuovo1)
wirkt schon an sich sehr bedeutend; die Ornamente sind prächtig und
selbst edel; die Composition aber, unorganisch und spielend, lässt
das frühe Jugendalter dieses Styles nicht verkennen. Jahrzehnde
später baute Giuliano die Porta Capuana; ein Bogen mit Säuleng
eingefasst, ebenfalls zwischen zwei Thürmen, mit hohem Fries und
Attica, vielleicht das schönste Thor der Renaissance.

1) Gegenwärtig ist das Castell nur mit besonderer Erlaubniss zugänglich. --
Galanti nennt als Urheber des Bogens einen Pietro di Martino aus Mailand.
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Rom. Neapel.
tigen Verhältniss zu der harmlosen Composition des Ganzen. Von
Giuliano da San-Gallo ist auch der schöne, weitbogige Klosterhof ina
S. Pietro in Vincoli (der Brunnen später); als Decorator im Sinne der
edelsten Renaissance lernt man ihn kennen durch die herrliche Flach-b
decke von S. Maria maggiore, die er im Auftrag Alexanders VI.
entwarf.

Vielleicht noch aus dem XV. Jahrhundert, jedenfalls aus nicht
viel späterer Zeit stammen die alten Theile in den Höfen der Palästec
Strozzi (bei der Kirche delle Stimmate) und della Valle (von Loren-d
zetto); letzterer Hof ist noch in seiner Vernachlässigung einer der
schönern der Frührenaissance.


In den Abruzzen soll Aquila ein vorzügliches Gebäude der Re-
naissance besitzen an der Fassade von S. Bernardino, von Cola dellae
Matrice, 1525. (In der Kirche selbst, wie ich durch Mittheilung
eines Freundes vernehme, ein grosses Altarwerk von Robbia.)


In Neapel trat mit den aragonesischen Königen die Renaissance
an die Stelle der vom Haus Anjou gepflegten gothischen Bauweise.
Die Anregung kam ohne Zweifel von aussen; Alfons von Aragonien
berief den Florentiner Giuliano da Majano nach Neapel. Leider
ist der schöne luftige Sommerpalast Poggio Reale, den man u. a. aus
Serlio’s Abbildung und Plan kennt, von der Erde verschwunden; man
lernt Giuliano nur noch als grossen Decorator kennen, zunächst im
Triumphbogen des Alfons. Die Einrahmung dieses hohen weissenf
Marmorbaues zwischen zwei dunkle Thürme des Castello nuovo1)
wirkt schon an sich sehr bedeutend; die Ornamente sind prächtig und
selbst edel; die Composition aber, unorganisch und spielend, lässt
das frühe Jugendalter dieses Styles nicht verkennen. Jahrzehnde
später baute Giuliano die Porta Capuana; ein Bogen mit Säuleng
eingefasst, ebenfalls zwischen zwei Thürmen, mit hohem Fries und
Attica, vielleicht das schönste Thor der Renaissance.

1) Gegenwärtig ist das Castell nur mit besonderer Erlaubniss zugänglich. —
Galanti nennt als Urheber des Bogens einen Pietro di Martino aus Mailand.
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[195/0217] Rom. Neapel. tigen Verhältniss zu der harmlosen Composition des Ganzen. Von Giuliano da San-Gallo ist auch der schöne, weitbogige Klosterhof in S. Pietro in Vincoli (der Brunnen später); als Decorator im Sinne der edelsten Renaissance lernt man ihn kennen durch die herrliche Flach- decke von S. Maria maggiore, die er im Auftrag Alexanders VI. entwarf. a b Vielleicht noch aus dem XV. Jahrhundert, jedenfalls aus nicht viel späterer Zeit stammen die alten Theile in den Höfen der Paläste Strozzi (bei der Kirche delle Stimmate) und della Valle (von Loren- zetto); letzterer Hof ist noch in seiner Vernachlässigung einer der schönern der Frührenaissance. c d In den Abruzzen soll Aquila ein vorzügliches Gebäude der Re- naissance besitzen an der Fassade von S. Bernardino, von Cola della Matrice, 1525. (In der Kirche selbst, wie ich durch Mittheilung eines Freundes vernehme, ein grosses Altarwerk von Robbia.) e In Neapel trat mit den aragonesischen Königen die Renaissance an die Stelle der vom Haus Anjou gepflegten gothischen Bauweise. Die Anregung kam ohne Zweifel von aussen; Alfons von Aragonien berief den Florentiner Giuliano da Majano nach Neapel. Leider ist der schöne luftige Sommerpalast Poggio Reale, den man u. a. aus Serlio’s Abbildung und Plan kennt, von der Erde verschwunden; man lernt Giuliano nur noch als grossen Decorator kennen, zunächst im Triumphbogen des Alfons. Die Einrahmung dieses hohen weissen Marmorbaues zwischen zwei dunkle Thürme des Castello nuovo 1) wirkt schon an sich sehr bedeutend; die Ornamente sind prächtig und selbst edel; die Composition aber, unorganisch und spielend, lässt das frühe Jugendalter dieses Styles nicht verkennen. Jahrzehnde später baute Giuliano die Porta Capuana; ein Bogen mit Säulen eingefasst, ebenfalls zwischen zwei Thürmen, mit hohem Fries und Attica, vielleicht das schönste Thor der Renaissance. f g 1) Gegenwärtig ist das Castell nur mit besonderer Erlaubniss zugänglich. — Galanti nennt als Urheber des Bogens einen Pietro di Martino aus Mailand. 13*

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/217>, abgerufen am 04.12.2024.