ser aus Anschauung kennt, besteht aus S. Sisto in Piacenza, S. Giovanni in Parma (1510) und der Steccata in Parma (1521), die beiden letztern (und wohl gar auch die erstere) von Bernardino aZaccagni aus Torchiara. Die älteste ist S. Sisto 1); für die moderne Fassade entschädigen zwei gute ionische Kreuzgänge. Das Innere ist von glänzend naivem Reichthum der Disposition und Ausführung; eine Säulenkirche mit Tonnengewölben und zwei Querschiffen, über deren Mitte Kuppeln; die Seitenschiffe mit lauter kleinen Kuppel- gewölben; seitwärts davon Capellen in Nischen auslaufend, welche indess von aussen durch eine gerade Mauer maskirt sind. Von ganz besonders seltsamer Composition sind die beiden Schlusscapellen des vordern Querschiffes: griechische Kreuze auf vier Säulen ruhend, mit Kuppelchen und vier Eckräumchen, an den Enden Hauptnischen, in den Eckräumen kleinere Wandnischen, und diess Alles so klein, dass bman sich kaum darin drehen kann. -- S. Giovanni in Parma hat eine ähnliche Disposition, doch lauter Pfeiler (von schöner schlanker Bildung) und nur Ein Querschiff; ausserdem (links) zwei prächtige Klosterhöfe mit bemalten Bogenfüllungen und Friesen (die Fassade emodern). -- La Steccata endlich bildet ein einfaches griechisches Kreuz mit runden Abschlüssen, Mittelkuppeln und vier etwas niedri- gern Eckräumen, welche zu besondern Capellen abgeschlossen sind. (Die Verlängerung des Chores neuer.) Es ist eine der schönsten, wohlthuendsten Baumassen, welche die neuere Kunst geschaffen hat, übrigens von aussen wie alle diese Kirchen möglichst einfach; die einzige reichere Form ist die Galerie um die Kuppel.
Die gemeinsamen Eigenschaften dieser Kirchen sind nun 1) Eine wahrhaft prächtige architektonische Bemalung aller Bauglieder des Innern, theilweise auch der Bauflächen, wie denn in S. Sisto der Fries über den Hauptbogen durch eine ganze hohe Attica mit lauter allegorischen Malereien grau in grau vertreten ist. (Von dieser Be- malung unten ein Mehreres.) 2) Eine merkwürdig schlechte Beleuch-
1) In dieser Kirche befand sich ehemals die berühmte Madonna di S. Sisto, welche daher den Namen der Sixtinischen führt. (In Dresden.) Als Schluss der schönen Kirche, in dem trefflichen Licht, welches jetzt die Copie geniesst musste sie eine einzige Wirkung machen.
Frührenaissance. Piacenza. Parma.
ser aus Anschauung kennt, besteht aus S. Sisto in Piacenza, S. Giovanni in Parma (1510) und der Steccata in Parma (1521), die beiden letztern (und wohl gar auch die erstere) von Bernardino aZaccagni aus Torchiara. Die älteste ist S. Sisto 1); für die moderne Fassade entschädigen zwei gute ionische Kreuzgänge. Das Innere ist von glänzend naivem Reichthum der Disposition und Ausführung; eine Säulenkirche mit Tonnengewölben und zwei Querschiffen, über deren Mitte Kuppeln; die Seitenschiffe mit lauter kleinen Kuppel- gewölben; seitwärts davon Capellen in Nischen auslaufend, welche indess von aussen durch eine gerade Mauer maskirt sind. Von ganz besonders seltsamer Composition sind die beiden Schlusscapellen des vordern Querschiffes: griechische Kreuze auf vier Säulen ruhend, mit Kuppelchen und vier Eckräumchen, an den Enden Hauptnischen, in den Eckräumen kleinere Wandnischen, und diess Alles so klein, dass bman sich kaum darin drehen kann. — S. Giovanni in Parma hat eine ähnliche Disposition, doch lauter Pfeiler (von schöner schlanker Bildung) und nur Ein Querschiff; ausserdem (links) zwei prächtige Klosterhöfe mit bemalten Bogenfüllungen und Friesen (die Fassade emodern). — La Steccata endlich bildet ein einfaches griechisches Kreuz mit runden Abschlüssen, Mittelkuppeln und vier etwas niedri- gern Eckräumen, welche zu besondern Capellen abgeschlossen sind. (Die Verlängerung des Chores neuer.) Es ist eine der schönsten, wohlthuendsten Baumassen, welche die neuere Kunst geschaffen hat, übrigens von aussen wie alle diese Kirchen möglichst einfach; die einzige reichere Form ist die Galerie um die Kuppel.
Die gemeinsamen Eigenschaften dieser Kirchen sind nun 1) Eine wahrhaft prächtige architektonische Bemalung aller Bauglieder des Innern, theilweise auch der Bauflächen, wie denn in S. Sisto der Fries über den Hauptbogen durch eine ganze hohe Attica mit lauter allegorischen Malereien grau in grau vertreten ist. (Von dieser Be- malung unten ein Mehreres.) 2) Eine merkwürdig schlechte Beleuch-
1) In dieser Kirche befand sich ehemals die berühmte Madonna di S. Sisto, welche daher den Namen der Sixtinischen führt. (In Dresden.) Als Schluss der schönen Kirche, in dem trefflichen Licht, welches jetzt die Copie geniesst musste sie eine einzige Wirkung machen.
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Frührenaissance. Piacenza. Parma.
ser aus Anschauung kennt, besteht aus S. Sisto in Piacenza,
S. Giovanni in Parma (1510) und der Steccata in Parma (1521), die
beiden letztern (und wohl gar auch die erstere) von Bernardino
Zaccagni aus Torchiara. Die älteste ist S. Sisto 1); für die moderne
Fassade entschädigen zwei gute ionische Kreuzgänge. Das Innere ist
von glänzend naivem Reichthum der Disposition und Ausführung;
eine Säulenkirche mit Tonnengewölben und zwei Querschiffen, über
deren Mitte Kuppeln; die Seitenschiffe mit lauter kleinen Kuppel-
gewölben; seitwärts davon Capellen in Nischen auslaufend, welche
indess von aussen durch eine gerade Mauer maskirt sind. Von ganz
besonders seltsamer Composition sind die beiden Schlusscapellen des
vordern Querschiffes: griechische Kreuze auf vier Säulen ruhend, mit
Kuppelchen und vier Eckräumchen, an den Enden Hauptnischen, in
den Eckräumen kleinere Wandnischen, und diess Alles so klein, dass
man sich kaum darin drehen kann. — S. Giovanni in Parma hat
eine ähnliche Disposition, doch lauter Pfeiler (von schöner schlanker
Bildung) und nur Ein Querschiff; ausserdem (links) zwei prächtige
Klosterhöfe mit bemalten Bogenfüllungen und Friesen (die Fassade
modern). — La Steccata endlich bildet ein einfaches griechisches
Kreuz mit runden Abschlüssen, Mittelkuppeln und vier etwas niedri-
gern Eckräumen, welche zu besondern Capellen abgeschlossen sind.
(Die Verlängerung des Chores neuer.) Es ist eine der schönsten,
wohlthuendsten Baumassen, welche die neuere Kunst geschaffen hat,
übrigens von aussen wie alle diese Kirchen möglichst einfach; die
einzige reichere Form ist die Galerie um die Kuppel.
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Die gemeinsamen Eigenschaften dieser Kirchen sind nun 1) Eine
wahrhaft prächtige architektonische Bemalung aller Bauglieder des
Innern, theilweise auch der Bauflächen, wie denn in S. Sisto der
Fries über den Hauptbogen durch eine ganze hohe Attica mit lauter
allegorischen Malereien grau in grau vertreten ist. (Von dieser Be-
malung unten ein Mehreres.) 2) Eine merkwürdig schlechte Beleuch-
1) In dieser Kirche befand sich ehemals die berühmte Madonna di S. Sisto,
welche daher den Namen der Sixtinischen führt. (In Dresden.) Als Schluss
der schönen Kirche, in dem trefflichen Licht, welches jetzt die Copie geniesst
musste sie eine einzige Wirkung machen.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/226>, abgerufen am 04.12.2024.
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