Neben all diesen Bemühungen, dem Marmor und Metall das reichste und edelste decorative Leben mitzutheilen, gab die Schule der Robbia das lehrreiche Beispiel weiser Beschränkung. Ihr Stoff, der gebrannte und glasirte Thon, hätte zur Noth eine Art von Con- currenz gestattet, allein in dieser goldenen Kunstzeit giebt sich kein Material für das aus, was es nicht ist, sondern jedes lebt unverhohlen seinen innern Bedingungen nach. -- Die Robbia, welche lieber schön brennen und zart und gleichmässig glasiren als grosse Platten auf einmal fertig machen wollten, setzten ihre Arbeiten aus vielen Stücken zusammen und verhehlten die Fugen nicht, während der Marmor in den grössten Blöcken bearbeitet wurde. Ausserdem konnten sie mit demselben auch in der Schärfe der Behandlung nur mühsam wetteifern. Ihre Arabesken sind daher bescheiden. Allein sie ersetzen, was abgeht, durch Kraft und Tiefe der Modellirung, durch reichliche Anwendung von Fruchtkränzen, welche Strenge und Fülle in hohem Grade ver- einigen, hauptsächlich aber durch die drei oder vier Farben (gelb, grün, blau, violett), welche lange Zeit und absichtlich ihre ganze Pa- lette ausmachen. Das bloss Plastische, das farbige Plastische und das bloss Gemalte wechseln in klarster und bewusstester Abstufung. Es genügt einstweilen, auf ein Meisterwerk wie der Sacristeibrunnen ina S. Maria novella hinzuweisen. (Vgl. Seite 228, Anmerkung.)
Die Fahnen- und Fackelhalter an einzelnen Palästen, durchgängig von geschmiedetem und gefeiltem Eisen, mit herabhängenden Ringen, beweisen in ihrer einfach schönen Behandlung ebenfalls die allgemeine Kunsthöhe, welche jedem Stück sein besonderes Recht wiederfahren liess. Da sie zu dem Ernst der Rusticabauart passen mussten, so ist es leicht, sie an Pracht zu überbieten, aber für ihre Function bedurf- ten sie der derben Form. An Pal. Strozzi sind auch noch die ge-b waltigen und dabei reichen Ecklaternen des Caparra (eig entlich Nic. Grosso) erhalten; eine ähnliche auch an Pal. Guadagni. Es ist, alsc ginge aus der Ecke des Gebäudes ein Strahl von Strebekraft in das Eisenwerk hinein.
Die Florentiner.
Neben all diesen Bemühungen, dem Marmor und Metall das reichste und edelste decorative Leben mitzutheilen, gab die Schule der Robbia das lehrreiche Beispiel weiser Beschränkung. Ihr Stoff, der gebrannte und glasirte Thon, hätte zur Noth eine Art von Con- currenz gestattet, allein in dieser goldenen Kunstzeit giebt sich kein Material für das aus, was es nicht ist, sondern jedes lebt unverhohlen seinen innern Bedingungen nach. — Die Robbia, welche lieber schön brennen und zart und gleichmässig glasiren als grosse Platten auf einmal fertig machen wollten, setzten ihre Arbeiten aus vielen Stücken zusammen und verhehlten die Fugen nicht, während der Marmor in den grössten Blöcken bearbeitet wurde. Ausserdem konnten sie mit demselben auch in der Schärfe der Behandlung nur mühsam wetteifern. Ihre Arabesken sind daher bescheiden. Allein sie ersetzen, was abgeht, durch Kraft und Tiefe der Modellirung, durch reichliche Anwendung von Fruchtkränzen, welche Strenge und Fülle in hohem Grade ver- einigen, hauptsächlich aber durch die drei oder vier Farben (gelb, grün, blau, violett), welche lange Zeit und absichtlich ihre ganze Pa- lette ausmachen. Das bloss Plastische, das farbige Plastische und das bloss Gemalte wechseln in klarster und bewusstester Abstufung. Es genügt einstweilen, auf ein Meisterwerk wie der Sacristeibrunnen ina S. Maria novella hinzuweisen. (Vgl. Seite 228, Anmerkung.)
Die Fahnen- und Fackelhalter an einzelnen Palästen, durchgängig von geschmiedetem und gefeiltem Eisen, mit herabhängenden Ringen, beweisen in ihrer einfach schönen Behandlung ebenfalls die allgemeine Kunsthöhe, welche jedem Stück sein besonderes Recht wiederfahren liess. Da sie zu dem Ernst der Rusticabauart passen mussten, so ist es leicht, sie an Pracht zu überbieten, aber für ihre Function bedurf- ten sie der derben Form. An Pal. Strozzi sind auch noch die ge-b waltigen und dabei reichen Ecklaternen des Caparra (eig entlich Nic. Grosso) erhalten; eine ähnliche auch an Pal. Guadagni. Es ist, alsc ginge aus der Ecke des Gebäudes ein Strahl von Strebekraft in das Eisenwerk hinein.
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Die Florentiner.
Neben all diesen Bemühungen, dem Marmor und Metall das
reichste und edelste decorative Leben mitzutheilen, gab die Schule
der Robbia das lehrreiche Beispiel weiser Beschränkung. Ihr Stoff,
der gebrannte und glasirte Thon, hätte zur Noth eine Art von Con-
currenz gestattet, allein in dieser goldenen Kunstzeit giebt sich kein
Material für das aus, was es nicht ist, sondern jedes lebt unverhohlen
seinen innern Bedingungen nach. — Die Robbia, welche lieber schön
brennen und zart und gleichmässig glasiren als grosse Platten auf einmal
fertig machen wollten, setzten ihre Arbeiten aus vielen Stücken zusammen
und verhehlten die Fugen nicht, während der Marmor in den grössten
Blöcken bearbeitet wurde. Ausserdem konnten sie mit demselben
auch in der Schärfe der Behandlung nur mühsam wetteifern. Ihre
Arabesken sind daher bescheiden. Allein sie ersetzen, was abgeht,
durch Kraft und Tiefe der Modellirung, durch reichliche Anwendung
von Fruchtkränzen, welche Strenge und Fülle in hohem Grade ver-
einigen, hauptsächlich aber durch die drei oder vier Farben (gelb,
grün, blau, violett), welche lange Zeit und absichtlich ihre ganze Pa-
lette ausmachen. Das bloss Plastische, das farbige Plastische und das
bloss Gemalte wechseln in klarster und bewusstester Abstufung. Es
genügt einstweilen, auf ein Meisterwerk wie der Sacristeibrunnen in
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Die Fahnen- und Fackelhalter an einzelnen Palästen, durchgängig
von geschmiedetem und gefeiltem Eisen, mit herabhängenden Ringen,
beweisen in ihrer einfach schönen Behandlung ebenfalls die allgemeine
Kunsthöhe, welche jedem Stück sein besonderes Recht wiederfahren
liess. Da sie zu dem Ernst der Rusticabauart passen mussten, so ist
es leicht, sie an Pracht zu überbieten, aber für ihre Function bedurf-
ten sie der derben Form. An Pal. Strozzi sind auch noch die ge-
waltigen und dabei reichen Ecklaternen des Caparra (eig entlich Nic.
Grosso) erhalten; eine ähnliche auch an Pal. Guadagni. Es ist, als
ginge aus der Ecke des Gebäudes ein Strahl von Strebekraft in das
Eisenwerk hinein.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/259>, abgerufen am 05.12.2024.
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