Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule A. del Sarto's.
a(Wo sich sonst von A. nichts Bedeutendes als das Bild der vier Hei- bligen befindet.) -- Die beiden Geschichten Josephs (P. Pitti) geben in keiner Beziehung einen Begriff von dem Vermögen Andrea's.
c
Ausserhalb von Florenz enthält der Dom von Pisa, namentlich im Chor, eine Anzahl prächtig gemalter Einzelfiguren von Heiligen.
Von den Schülern und Nachfolgern ist das Beste schon genannt dworden. Von Franciabigio einige Historien (Breitbilder) mit kleinen Figuren in den Uffizien und im Pal. Pitti; gutes Porträt eines Man- enes im Hut (1517) im Pal. Capponi. -- Pontormo (1493--1558) ist füberhaupt nur um seiner Bildnisse willen hochgeschätzt (Pal. Pitti: gIppolito Medici; -- Uffizien: Cosimo der Alte, nach einem Profilbild des XV. Jahrh. trefflich neu redigirt); -- seine übrigen Arbeiten sind je früher, um so besser wenigstens gemalt (Uffizien: Leda mit den vier hKindern in einer Landschaft; -- Capella de' Pittori bei der Annunziata: Fresco einer Madonna mit Heiligen, noch ganz in der Art des Mei- isters; -- Pinacoteca zu Bologna: Madonna mit Kind, hinter einer Bank stehend); -- die spätern Werke erscheinen durch unberechtigten Aufwand wirklich oder vermeintlich schöner Formen schon manierirt k(S. Felicita in Florenz 1. Cap. rechts, Kreuzabnahme; -- Pal. Pitti: ldie 40 Märtyrer); -- die Breitbilder mit Historien (Uffizien) sehr zer- streut. -- Domenico Puligo verfing sich in die Farben- und Licht- wirkungen Andrea's; seine Formen wurden darob unbestimmt, sein mVortrag verblasen. (Pal. Pitti: heilige Familie, säugende Madonna; -- nPal. Corsini in Florenz: Mehreres.) Als einer der frühsten Porträt- maler von Profession möchte er vielleicht mehr als ein Bildniss in Anspruch nehmen können, das jetzt als Werk des Meisters gilt. -- Angelo Allori, genannt Bronzino (1499--1571), Schüler Pontormo's, wird als Historienmaler an keiner andern Stelle als bei den Manie- risten unterzubringen sein. Als Bildnissmaler aber steht er in der bedeutenden und freien Auffassung keinem Zeitgenossen nach, auch den Venezianern nicht, so weit sie ihn in der Farbe übertreffen mö- gen, die bei ihm immer etwas Kalkiges behält. (In seiner Art: Pal. oDoria in Rom: treffliches Porträt des Gianettino Doria; -- Museum pvon Neapel: die beiden Geometer; -- sodann sicher von ihm: Pal.
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule A. del Sarto’s.
a(Wo sich sonst von A. nichts Bedeutendes als das Bild der vier Hei- bligen befindet.) — Die beiden Geschichten Josephs (P. Pitti) geben in keiner Beziehung einen Begriff von dem Vermögen Andrea’s.
c
Ausserhalb von Florenz enthält der Dom von Pisa, namentlich im Chor, eine Anzahl prächtig gemalter Einzelfiguren von Heiligen.
Von den Schülern und Nachfolgern ist das Beste schon genannt dworden. Von Franciabigio einige Historien (Breitbilder) mit kleinen Figuren in den Uffizien und im Pal. Pitti; gutes Porträt eines Man- enes im Hut (1517) im Pal. Capponi. — Pontormo (1493—1558) ist füberhaupt nur um seiner Bildnisse willen hochgeschätzt (Pal. Pitti: gIppolito Medici; — Uffizien: Cosimo der Alte, nach einem Profilbild des XV. Jahrh. trefflich neu redigirt); — seine übrigen Arbeiten sind je früher, um so besser wenigstens gemalt (Uffizien: Leda mit den vier hKindern in einer Landschaft; — Capella de’ Pittori bei der Annunziata: Fresco einer Madonna mit Heiligen, noch ganz in der Art des Mei- isters; — Pinacoteca zu Bologna: Madonna mit Kind, hinter einer Bank stehend); — die spätern Werke erscheinen durch unberechtigten Aufwand wirklich oder vermeintlich schöner Formen schon manierirt k(S. Felicita in Florenz 1. Cap. rechts, Kreuzabnahme; — Pal. Pitti: ldie 40 Märtyrer); — die Breitbilder mit Historien (Uffizien) sehr zer- streut. — Domenico Puligo verfing sich in die Farben- und Licht- wirkungen Andrea’s; seine Formen wurden darob unbestimmt, sein mVortrag verblasen. (Pal. Pitti: heilige Familie, säugende Madonna; — nPal. Corsini in Florenz: Mehreres.) Als einer der frühsten Porträt- maler von Profession möchte er vielleicht mehr als ein Bildniss in Anspruch nehmen können, das jetzt als Werk des Meisters gilt. — Angelo Allori, genannt Bronzino (1499—1571), Schüler Pontormo’s, wird als Historienmaler an keiner andern Stelle als bei den Manie- risten unterzubringen sein. Als Bildnissmaler aber steht er in der bedeutenden und freien Auffassung keinem Zeitgenossen nach, auch den Venezianern nicht, so weit sie ihn in der Farbe übertreffen mö- gen, die bei ihm immer etwas Kalkiges behält. (In seiner Art: Pal. oDoria in Rom: treffliches Porträt des Gianettino Doria; — Museum pvon Neapel: die beiden Geometer; — sodann sicher von ihm: Pal.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0910"n="888"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule A. del Sarto’s.</hi></fw><lb/><noteplace="left">a</note>(Wo sich sonst von A. nichts Bedeutendes als das Bild der vier Hei-<lb/><noteplace="left">b</note>ligen befindet.) — Die beiden Geschichten Josephs (P. Pitti) geben<lb/>
in keiner Beziehung einen Begriff von dem Vermögen Andrea’s.</p><lb/><noteplace="left">c</note><p>Ausserhalb von Florenz enthält der Dom von Pisa, namentlich<lb/>
im Chor, eine Anzahl prächtig gemalter Einzelfiguren von Heiligen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Von den Schülern und Nachfolgern ist das Beste schon genannt<lb/><noteplace="left">d</note>worden. Von <hirendition="#g">Franciabigio</hi> einige Historien (Breitbilder) mit kleinen<lb/>
Figuren in den Uffizien und im Pal. Pitti; gutes Porträt eines Man-<lb/><noteplace="left">e</note>nes im Hut (1517) im Pal. Capponi. —<hirendition="#g">Pontormo</hi> (1493—1558) ist<lb/><noteplace="left">f</note>überhaupt nur um seiner Bildnisse willen hochgeschätzt (Pal. Pitti:<lb/><noteplace="left">g</note>Ippolito Medici; — Uffizien: Cosimo der Alte, nach einem Profilbild<lb/>
des XV. Jahrh. trefflich neu redigirt); — seine übrigen Arbeiten sind je<lb/>
früher, um so besser wenigstens gemalt (Uffizien: Leda mit den vier<lb/><noteplace="left">h</note>Kindern in einer Landschaft; — Capella de’ Pittori bei der Annunziata:<lb/>
Fresco einer Madonna mit Heiligen, noch ganz in der Art des Mei-<lb/><noteplace="left">i</note>sters; — Pinacoteca zu Bologna: Madonna mit Kind, hinter einer<lb/>
Bank stehend); — die spätern Werke erscheinen durch unberechtigten<lb/>
Aufwand wirklich oder vermeintlich schöner Formen schon manierirt<lb/><noteplace="left">k</note>(S. Felicita in Florenz 1. Cap. rechts, Kreuzabnahme; — Pal. Pitti:<lb/><noteplace="left">l</note>die 40 Märtyrer); — die Breitbilder mit Historien (Uffizien) sehr zer-<lb/>
streut. —<hirendition="#g">Domenico Puligo</hi> verfing sich in die Farben- und Licht-<lb/>
wirkungen Andrea’s; seine Formen wurden darob unbestimmt, sein<lb/><noteplace="left">m</note>Vortrag verblasen. (Pal. Pitti: heilige Familie, säugende Madonna; —<lb/><noteplace="left">n</note>Pal. Corsini in Florenz: Mehreres.) Als einer der frühsten Porträt-<lb/>
maler von Profession möchte er vielleicht mehr als ein Bildniss in<lb/>
Anspruch nehmen können, das jetzt als Werk des Meisters gilt. —<lb/>
Angelo Allori, genannt <hirendition="#g">Bronzino</hi> (1499—1571), Schüler Pontormo’s,<lb/>
wird als Historienmaler an keiner andern Stelle als bei den Manie-<lb/>
risten unterzubringen sein. Als Bildnissmaler aber steht er in der<lb/>
bedeutenden und freien Auffassung keinem Zeitgenossen nach, auch<lb/>
den Venezianern nicht, so weit sie ihn in der Farbe übertreffen mö-<lb/>
gen, die bei ihm immer etwas Kalkiges behält. (In seiner Art: Pal.<lb/><noteplace="left">o</note>Doria in Rom: treffliches Porträt des Gianettino Doria; — Museum<lb/><noteplace="left">p</note>von Neapel: die beiden Geometer; — sodann sicher von ihm: Pal.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[888/0910]
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule A. del Sarto’s.
(Wo sich sonst von A. nichts Bedeutendes als das Bild der vier Hei-
ligen befindet.) — Die beiden Geschichten Josephs (P. Pitti) geben
in keiner Beziehung einen Begriff von dem Vermögen Andrea’s.
a
b
Ausserhalb von Florenz enthält der Dom von Pisa, namentlich
im Chor, eine Anzahl prächtig gemalter Einzelfiguren von Heiligen.
Von den Schülern und Nachfolgern ist das Beste schon genannt
worden. Von Franciabigio einige Historien (Breitbilder) mit kleinen
Figuren in den Uffizien und im Pal. Pitti; gutes Porträt eines Man-
nes im Hut (1517) im Pal. Capponi. — Pontormo (1493—1558) ist
überhaupt nur um seiner Bildnisse willen hochgeschätzt (Pal. Pitti:
Ippolito Medici; — Uffizien: Cosimo der Alte, nach einem Profilbild
des XV. Jahrh. trefflich neu redigirt); — seine übrigen Arbeiten sind je
früher, um so besser wenigstens gemalt (Uffizien: Leda mit den vier
Kindern in einer Landschaft; — Capella de’ Pittori bei der Annunziata:
Fresco einer Madonna mit Heiligen, noch ganz in der Art des Mei-
sters; — Pinacoteca zu Bologna: Madonna mit Kind, hinter einer
Bank stehend); — die spätern Werke erscheinen durch unberechtigten
Aufwand wirklich oder vermeintlich schöner Formen schon manierirt
(S. Felicita in Florenz 1. Cap. rechts, Kreuzabnahme; — Pal. Pitti:
die 40 Märtyrer); — die Breitbilder mit Historien (Uffizien) sehr zer-
streut. — Domenico Puligo verfing sich in die Farben- und Licht-
wirkungen Andrea’s; seine Formen wurden darob unbestimmt, sein
Vortrag verblasen. (Pal. Pitti: heilige Familie, säugende Madonna; —
Pal. Corsini in Florenz: Mehreres.) Als einer der frühsten Porträt-
maler von Profession möchte er vielleicht mehr als ein Bildniss in
Anspruch nehmen können, das jetzt als Werk des Meisters gilt. —
Angelo Allori, genannt Bronzino (1499—1571), Schüler Pontormo’s,
wird als Historienmaler an keiner andern Stelle als bei den Manie-
risten unterzubringen sein. Als Bildnissmaler aber steht er in der
bedeutenden und freien Auffassung keinem Zeitgenossen nach, auch
den Venezianern nicht, so weit sie ihn in der Farbe übertreffen mö-
gen, die bei ihm immer etwas Kalkiges behält. (In seiner Art: Pal.
Doria in Rom: treffliches Porträt des Gianettino Doria; — Museum
von Neapel: die beiden Geometer; — sodann sicher von ihm: Pal.
d
e
f
g
h
i
k
l
m
n
o
p
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/910>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.